Warum haben dann bei aller "nationalen" Symbolik aber z.B. die lieblichen protagonistischen deutschen Maiden und Mannen jüdische Namen??,
ganz im Gegensatz dazu wählte Wagner bewußt und freiwillig diese Namen.
Man sollte sich hüten, vor lauter Beflissenheit in die bekannte Etymologiefalle zu tappen. Die Meistersinger haben als einziges der Musikdramen Wagners den Charakter eines "Satyrspiels" (zum Tristan, wie er selber irgendwo sagt). Dessen Basis ist die humorvolle Charakterisierung einer städtischen bürgerlichen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts, deren Mitglieder nun mal nicht GunterGernotGiselher heißen, sondern biblische Namen tragen, deren jüdische Herkunft keinerlei Rolle spielt, weil sie schon seit mehr als tausend Jahren als genuin christlich empfunden werden; nicht anders als etwa die "jüdischen" Seraphim in der byzantinischen Theologie als himmlisches Ab- und Vorbild der byzantinischen Beamtenhierarchie begrifffen werden. Wagner selbst parodiert jene kulturelle Aneignung, wenn er Sachsens Gesellen singen lässt:
»Am Jordan Sankt Johannes stand,
all' Volk der Welt zu taufen;
kam auch ein Weib aus fernem Land,
von Nürnberg gar gelaufen;
sein Söhnlein trug's zum Uferrand,
empfing da Tauf' und Namen;
doch als sie dann sich heimgewandt,
nach Nürnberg wieder kamen,
in deutschem Land gar bald sich fand's,
daß wer am Ufer des Jordans
Johannes war genannt,
an der Pegnitz hieß der Hans.«
"Johannes" ist hier eindeutig als christlicher Heiliger begriffen, ebenso die Taufe als christlicher Akt ("empfing ... Namen"); die jüdischen Wurzeln von Name und Taufritual spielen keine Rolle. Zur Anwendung schulmeisterlichen Tiefsinns zur "besonderen" Onomastik der Meistersinger besteht somit kein Anlass.