Krise in Braunschweig: Schimmel seit März in Kurzarbeit, Grotrian-Steinweg zahlt keine Löhne mehr

haha nein, Ich besitze lediglich einen Grotrian und bin sehr an der Zukunft dieses großartigen Unternehmens interessiert. Leider bin ich mir auch der wirtschaftlichen Bedingungen und Marketingfehler bewusst, die Grotrian dorthin geführt haben, wo es jetzt steht.
Wenn es eine Zukunft geben wird, dann nur für die Marke Grotrian, um in Indonesien hergestellte Parsons-Klaviere einen Möchtegern-Premium-Anstrich zu geben.

Das eigentliche Unternehmen in Braunschweig hat keine Zukunft und dürfte abgewickelt werden.
 
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Da kommt mit Sicherheit bald ne heiße Scheibe aufn Markt. The Allan Parsons Piano Project !

duckundweg....:005:

Hach, ja, wirklich schade mit Grotrian-Steinweg, bin ja sehr froh daß ich einen tollen Nachkriegs 185er habe BJ 1956. Aber das ist nunmal der Lauf der Dinge. Den Japanern nun den schwarzen Peter zuzuschieben, nur weil sie via Lidl und Aldi billige Epianos bzw. eher gesagt Keyboards vertickert haben, ist mir doch zu platt. Den Shigeru Kawai 188 fand ich unfassbar schön und gelungen im Nov.24 in Madrid, sollte um die 50.000 kosten. In Krakau spielte ich Sommer 2023 einen Steinway B für viermal soviel Geld (mit Spirio-System), der mich mit seiner Kühle aber nicht abgeholt hat. Die YUS6 Serie kenne ich nicht, scheint aber die Premium Klavierserie zu sein für zwanizig Riesen. Beim Autokauf sind solche Preise Peanuts, nur beim Klavierkauf wird gemault.
Bei Steinway geht es leider schon lange nicht mehr um Qualität. Heute stehen Quantität und Kosten ganz klar im Vordergrund. Kein Wunder, wenn in der Fabrik immer weniger Menschen tatsächlich noch etwas vom Instrumentenbau verstehen – und das auf allen Ebenen, bis ins Management. Der Lieblingsspruch dort: „Der Kunde wird das nie sehen.“ – das sagt eigentlich alles.

Leider passt der Preis längst nicht mehr zur Qualität dieses Produkts. Die Firma musste ihre Produktion bereits um 50 % reduzieren. In Hamburg wird nur noch 3–4 Tage die Woche gearbeitet, es herrscht Kurzarbeit, und ein großer Teil der Belegschaft wurde entlassen.

Die Instrumente werden inzwischen teilweise von ungelernten Kräften in Remscheid zusammengebaut – und dann mit einem stolzen Preisschild von 50.000 Euro verkauft. Die Lager sind voll, die Nachfrage sinkt, und die Qualität kann mit echten, handgefertigten Instrumenten längst nicht mehr mithalten.

Man darf gespannt sein, wann John Paulson die Firma weiterverkauft – höchstwahrscheinlich nach Asien.
 
Die Instrumente werden inzwischen teilweise von ungelernten Kräften in Remscheid zusammengebaut – und dann mit einem stolzen Preisschild von 50.000 Euro verkauft.
Aha. Und was genau bauen die da zusammen in einer Klaviaturenfabrik? Die übrigens seit 1999 zu Steinway gehört?
Die Lager sind voll, die Nachfrage sinkt, und die Qualität kann mit echten, handgefertigten Instrumenten längst nicht mehr mithalten.
Und was genau wurde in der Produktion geändert, dass du nicht mehr von "handgefertigten Instrumenten" ausgehst? Dass die Lager voll sind, hat übrigens nichts mit der Qualität zu tun. Sondern mit den gleichen Gründen, warum auch Bechstein und Renner Kurzarbeit haben, Seiler Leute entlassen hat, Grotrian insolvent ist (und ich meinen Laden zu gemacht habe).

@pianomann bist du Klavierbauer oder sonst irgendwie in der Branche beruflich involviert?
 
Ja, ich bin Klavierbauer und seit knapp 30 Jahren im Beruf – von Shanghai bis San Francisco unterwegs gewesen. Es tut mir leid zu hören, dass du deinen Laden schließen musstest. Ich weiß, wie hart das sein kann.

Was die Produktionsänderungen betrifft: Ich spreche aus Erfahrung und nicht vom Hörensagen. Wenn ich sage, dass ich nicht mehr von handgefertigten Instrumenten ausgehe, dann hat das seine Gründe – technische, konstruktive und qualitative.
 
Ja, ich bin Klavierbauer und seit knapp 30 Jahren im Beruf – von Shanghai bis San Francisco unterwegs gewesen. Es tut mir leid zu hören, dass du deinen Laden schließen musstest. Ich weiß, wie hart das sein kann.

Was die Produktionsänderungen betrifft: Ich spreche aus Erfahrung und nicht vom Hörensagen. Wenn ich sage, dass ich nicht mehr von handgefertigten Instrumenten ausgehe, dann hat das seine Gründe – technische, konstruktive und qualitative.

Ganz genau. Handarbeit bedeutet heute nichts mehr. Viele Dinge sind handgefertigt, zum Beispiel Lüftungsschlitze in Autos. Handgemacht bedeutet keine Wiederholbarkeit, unterschiedliche Qualität, keine Wiederholbarkeit. Was Steinway sagt: Jedes Klavier, das wir herstellen, ist anders, ist eigentlich ein Zeugnis für schlechte Qualität und mangelnde Einheitlichkeit in der Produktion.
 
... bahh nee, ist das wieder mal schlecht hier, heute.

"Anders" kann von Naturmaterialien kommen, hm?
Das wurde ix-fach schon diskutiert und erklärt.
Betreffs Steinway, it's a feature, not a bug - das mit dem unterschiedlichen Ausfallen der Flügel. Die Segnungen der Auswahlsäle.

Kleiner Unterschied - ob man in Holz arbeitet, oder in Metall...

... der Unterschied zwischen einem Beamten, und Holz? Holz arbeitet ... ROF LOL

Lüftungsschlitze werden in Präge- und Stanzwerkzeugen passgenau in der Serie gefertigt, z.B. Käfer seit 1946, Hauben und Kotflügel, Horn-Öffnungen ...
... oder aber als "louvers" beim Tuning von Hand positioniert.
Ist jeweils doch ein bisschen was anderes.

Da gehen putz & munter die Begrifflichkeiten zu Qualität durcheinander, man weiß nichtmal, wo man würde anfangen können, dem naseweisen Gerede mal die Mausezähnchen zu ziehen. Ich halte es für entbehrlich.
 
Lieber Kollege, Sie müssen etwas mehr über die Produktion lernen. Klaviere sind genauso „handmade“ und nicht „handame“ wie Auto-Luftausströmer, die nach dem Spritzguss von Hand aus Dutzenden von Teilen zusammengesetzt werden. Audi, BMW, VW, Opel, Renault, es wird überall gleich gemacht.

Was Steinway betrifft - hier liegt das Problem. Sie haben einen Fehler durch Marketing in einen Vorteil verwandelt, einfach weil sie eine schlechte Kontrolle haben. Das Problem ist, dass, wenn man in einen Steinway-Ausstellungsraum geht, ausnahmslos jedes Klavier völlig anders klingt, manchmal so, als würde man auf mehreren verschiedenen Firmen spielen. Ja, es ist bekannt, dass das Holz usw. einen Einfluss hat, aber im Fall von Steinway ist es ein unkontrollierbarer Zufall.

Shigeru und CFX sind in dieser Hinsicht viel besser, einer ist dem anderen ähnlich (im Sinne von shiget zu shiget und cfx zu cfx), im Falle von Steinway kann man am Ende 2 völlig unterschiedliche Instrumente haben. Bei der Auswahl sind sie wahrscheinlich ziemlich ähnlich, aber in ihren Ausstellungsräumen ist das nichts Positives.
 
Das Problem ist, dass, wenn man in einen Steinway-Ausstellungsraum geht, ausnahmslos jedes Klavier völlig anders klingt, manchmal so, als würde man auf mehreren verschiedenen Firmen spielen.
Das ist jetzt nicht von vornherein etwas Schlechtes, finde ich. "Anders" sagt noch nichts über die Qualität aus. Wenn die Auswahl groß genug ist, kann ich in dem Ausstellungsraum ein Instrument finden, das mir gefällt - und muss dann genau dieses Instrument kaufen und nicht nur ein baugleiches.
Von 10 identischen Instrumenten habe ich (als Privatkunde) hingegen nichts.

Wenn du mit "anders" auch unterschiedliche Qualität meinst, ist das natürlich etwas anderes. Und wenn das Ziel ist, dass in jedem Konzertsaal und in jedem Studio ein identischer Steinway D steht, dann stört die Variabilität auch. Aber ist das das Ziel? Instrumente verändern sich über die Zeit, Hammerköpfe werden intoniert und/oder ausgetauscht, ...
Von einem Topinstrument erwarte ich, dass die einzelnen Bauteile langlebig sind, dass es die Stimmung hält, dass es in sich gleichmäßig reguliert ist, dass die Verarbeitung hochwertig ist, etc.
Das Instrument muss in sich stimmig sein. Aber es darf schon Unterschiede zu anderen Instrumenten geben.
 
Das ist jetzt nicht von vornherein etwas Schlechtes, finde ich. "Anders" sagt noch nichts über die Qualität aus. Wenn die Auswahl groß genug ist, kann ich in dem Ausstellungsraum ein Instrument finden, das mir gefällt - und muss dann genau dieses Instrument kaufen und nicht nur ein baugleiches.
Von 10 identischen Instrumenten habe ich (als Privatkunde) hingegen nichts.
So isses!
 

Eine große Serienstreuung finde ich jetzt auch nicht unbedingt so schlimm. Jedenfalls würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass man das Gefühl hat, auf Instrumenten von unterschiedlichen Herstellern zu spielen.

Über die aktuelle Qualität von Steinway kann ich nichts sagen, dafür sehe ich zu selten neue Instrumente von denen. Die werden ja anfangs meist vom Steinway Händler gewartet. Aber dass in Hamburg immer weniger Leute Ahnung vom Klavierbau haben, kommt mir dann doch arg übertrieben vor. Bei den Managern hingegen kann ich mir das sehr gut vorstellen, denen geht es halt um Kostenminimierung und Gewinnmaximierung.

Aber wie gesagt: das ist nicht der Grund für die aktuelle Krise (u.a.) im deutschen Klavierbau. Man muss unterscheiden zwischen heimischem Markt und Export. Der größte Teil geht in den Export. In China herrscht u.a. Immobilienkrise und fällt daher als Absatzmarkt größtenteils weg. Hinzu kommt, dass es in China Bildungsreformen gab, die den Klaviermarkt unmittelbar betrafen:

Russland fällt seit dem Ukrainekrieg ebenfalls als Markt weg. Und jetzt mit dem Zollgehampel von Trump ist für die USA auch nichts positives zu erwarten.

Der heimische Markt hingegen leidet unter anderen Sorgen. Die Wirtschaftspolitik der Ampel hat stark für Verunsicherung gesorgt, die Energiepreise sind seit dem Ukrainekrieg gestiegen, somit auch die Inflation und in der Coronazeit wurden viele Klaviere verkauft, so dass es eine gewisse Sättigung gibt usw.

Fazit: sowohl Export als auch heimischer Markt sehen schlecht aus. Daher Kurzarbeit und Schließungen. Und wir sind noch nicht am Ende. Qualitätsprobleme sehe ich aktuell eigentlich nicht. Und wenn, dann bestimmt nicht in dem Ausmaß, dass es eine Absatzkrise bewirken würde.
 
Ja, aber bedenken Sie auch etwas anderes: Deutsche Instrumente sind eigentlich etwas für sehr reiche Leute. Abgesehen von der Verarbeitungsqualität und den klanglichen Möglichkeiten, wer kann sich schon ein 112cm-Instrument leisten, das 20tys eur kostet, und ein 130cm-Instrument kostet 40-50. Und die chinesischen Versionen bekannter europäischer Marken sind auch entweder teuer oder haben schreckliche Kritiken (z.B. Irmler).

Bechstein hat mit dem Zimmermann eine tolle Sache gemacht - ich habe sie gespielt und für das Geld sind es wirklich tolle Instrumente. Genauso wie das Feurich 122 oder das Kayserburg, deren Klaviere Spitzenklasse sind, oder das Feurich Vienna 123.

Die Leute können sie sich einfach nicht leisten, vor allem, wenn die meisten von ihnen in Wohnblöcken leben, und da ist ein digitales Instrument viel besser, denn es wird immer besser, es unterhält die ganze Familie, es stört die Nachbarn nicht, man kann die Kopfhörer einstecken und spielen, es muss nicht gestimmt und reguliert werden, man muss sich nicht um die Feuchtigkeit und die Positionierung im Haus kümmern usw. Ich hätte gerne einen Grotrian.

Ich würde gerne eine Grotrian 124 haben - aber der Preis von 27.000 € - wer kann sich das schon leisten?
 
Ich sehe das genau so. Der Markt schrumpft und die viele Handarbeit ist durch die geringe automatisierte Fertigungstiefe in Europa einfach sehr teuer. Und es gibt recht gute bezahlbare Alternativen.
 
Shigeru und CFX sind in dieser Hinsicht viel besser, einer ist dem anderen ähnlich (im Sinne von shiget zu shiget und cfx zu cfx), im Falle von Steinway kann man am Ende 2 völlig unterschiedliche Instrumente haben. Bei der Auswahl sind sie wahrscheinlich ziemlich ähnlich, aber in ihren Ausstellungsräumen ist das nichts Positives.
Das hat sicher für viele Jahre so gegolten, aber in den letzten Jahren hat Steinway die Streuung (für mich leider) merklich reduziert. Ich habe neulich 4 oder 5 B-211 in einem Steinway-Store angespielt - sowohl bei Klangfarbe als auch Spielgefühl konnte ich nur sehr geringe Unterschiede festmachen und das ist beileibe kein Einzelfall mehr. Und dabei klangen (für mich) alle gleich langweilig.
Eine Reduzierung der Handarbeit würde das zumindest erklären. Aber ob mehr oder weniger Handarbeit: dadurch definiert sich Qualität gar nicht.
Materialunterschiede im Holz aber bleiben und die hat quasi jeder Hersteller, wobei die Unterschiede in den hohen Qualitätsstufen der einzelnen Hölzer, gerade beim Fichtenholz des Resonanzbodens, geringer sind als bei niedrigeren Holzqualitäten.

Ich würde gerne eine Grotrian 124 haben - aber der Preis von 27.000 € - wer kann sich das schon leisten?
Ja, das stimmt, aber dieser Umstand ist doch schon lange Zeit so und nichts Neues. Warum der jetzige Absatzmarkt aber unter Druck kommt, hat mit einigen Änderungen der jüngeren Zeit zu tun, die @Tastenscherge gut zusammengefasst hat.
 
sowohl bei Klangfarbe als auch Spielgefühl konnte ich nur sehr geringe Unterschiede festmachen und das ist beileibe kein Einzelfall mehr. Und dabei klangen (für mich) alle gleich langweilig.
Eine Reduzierung der Handarbeit würde das zumindest erklären. Aber ob mehr oder weniger Handarbeit: dadurch definiert sich Qualität gar nicht.
Ich rate jetzt einmal ins Blaue: Es gibt Materialunterschiede im Holz. Die muss man entweder in Handarbeit ausgleichen bzw. damit arbeiten, um das Beste aus dem Resonanzboden herauszuholen. Oder man standardisiert das, macht es maschinell und alle sind möglichst gleich - aber dann wird eben nicht das gesamte Potenzial ausgeschöpft.
 
Das ist einer der Gründe, warum Steinway heute im Grunde nur noch eine Marke ist.

Ein befreundeter Händler sagte mir mal: „Das ist ein gutes Marketingprodukt.“

Die Resonanzböden werden inzwischen von Bodenlegern zusammengefügt – nicht mehr nach Jahresringen, sondern so, dass es ein hübsches Muster ergibt. Und es wird jeder Holzrest verarbeitet, um Kosten zu sparen. Das hat mit echter Klavierbau-Philosophie kaum noch etwas zu tun.
 
Das hat sicher für viele Jahre so gegolten, aber in den letzten Jahren hat Steinway die Streuung (für mich leider) merklich reduziert. Ich habe neulich 4 oder 5 B-211 in einem Steinway-Store angespielt - sowohl bei Klangfarbe als auch Spielgefühl konnte ich nur sehr geringe Unterschiede festmachen und das ist beileibe kein Einzelfall mehr. Und dabei klangen (für mich) alle gleich langweilig.
Das erinnert mich an die Auswahl der Konzertflügel für die Elbphilharmonie.

Frau Uchida hat damals drei Anläufe gebraucht, um ein Instrument auszuwählen. Nach dem ersten und zweiten Mal war sie regelrecht erschrocken über die Qualität der angebotenen Flügels.

Das sagt eigentlich schon alles.
 
Die Arbeit der Intoneure ist so, dass einer die D macht. Ob der auch andere macht, ist ungewiss. Sicherlich hat jede Fabrik mehrere, die intonieren können. Einer aber ist " head of" und macht die D.

Ist nicht nur bei Steinway so. Der von allen noch verehrte Klaviermacher Michi tat das eine Zeitlang auch beim Bösendorfer.
 

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