Ich kann. Habe eine Ahnung zu allen Vorbesitzern, deren Name ich habe.
Reverend Stubbs, 1878-1910. Einst Boss im Priesterseminar zu Liverpool. Wo das Piano den Orgelersatz mimte.
Dann Lady Helen Vincent, einst mit ihrer Schwester eine DER Partien in viktorianischen London. Wunderschöne Frau von hoher Kultur. Die einen jungen erfolgverspechenden Banker heiratete, der dann am Sultanshof in Konstantinopel für Abdul Hamid II., letzter großer Sultan des Osmanischen Reiches und Kalif, Staatsbankier wurde. In ihrem Londoner Salon wurde dann - das Piano als "Ohrenzeuge" - die Balfour-Deklaration konzipiert.
Mr. Gibbs, Musikalienhändler in Schottland. Mehr weiß ich nicht, 90 Jahre Lücke, 1920 bis 2009.
Ich kann sie alle imaginieren, wenn auch nicht spüren. Interessanteste Gestalt ist wohl Lady Helen Vincent d'Abernon, die ihre "Impfe" zum Klavier (was man kauft, oder wovon man die Finger lässt...) von einem echten Kenner und Privatexperten erhalten haben dürfte. Die einzige mir schlüssige Erklärung, warum Mylady 1910 nicht einen nagelneuen D kaufte, sondern gezielt einen "alten", ist mir, dass der Sultan, der einst 1876 mehrere der New Yorker Drachen erwarb, ihr Tips gegeben haben dürfte. A la "Mylady, wenn Sie wissen wollen, wie Sie ein so richtig gutes Instrument erkennen können... Na da kommse mal mit, junge Frau... " <krinz>
Der Klavierbauer, auch Schotte, der von einem Kollegen einen Tip bekam, wo ein abgeranzter Konzerter stehe, und der das Teilchen restaurierte und mir dann verkaufte. Ich habe da noch eine schottische Telefonnummer...
Sie alle hinterließen im nunmehr 137 Jahre alten Drachen ihre Fingerabdrücke.
...Neuklavier? Irgendwie Langweilig. Alte Kisten haben viel mehr zu erzählen. Mein Klavier ist in Wahrheit auch ein angefangenes Buch.