Also zu der Dauerdebatte, warum man sich nun an Wettbewerben beteiligen oder nicht beteiligen mag oder soll, werde ich jetzt nichts weiter sagen; man kann es in mehreren Diskussionen nachlesen. Und wer nicht will, der lässt es eben.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz die Einstellung, die hier durchklingt, quasi ein "Recht" darauf zu haben, dass ein Veranstalter einen Wettbewerb so billig macht, wie es Euch passt. Für angehende professionelle Pianisten gibt es ja noch hunderte anderer Klavierwettbewerbe, also mehr als reichlich Alternativen.
Für Amateure sieht das anders aus; es gibt für uns, ich schätze mal 10 bis 15 bekanntere Veranstaltungen weltweit, manche davon nur alle zwei, vier, oder fünf (Van Cliburn) Jahre. Der Wille, selbst etwas zu organisieren, wäre sicher bei vielen da, aber die meisten schrecken dann wohl doch vor dem Organisations- und Finanzierungsaufwand zurück.
Der von einem herausragenden Amateurpianisten sehr gut organisierte Wettbewerb in Berlin (Anmeldegebühr für die Kategorie mit Klavierkonzert: 350 Euro) wurde nach drei Auflagen leider eingestellt; ich zitiere hier einmal aus der Absage vom November 2011:
"Dear friends,
three times we made it - 2006,2008,2010 - , three times it was for many of you and for us a thrilling experience. Moments of big emotions in the great hall of the Berlin Philharmonic in the Orchestra finals, extraordinary performances in the Solo finals and heartbreaking stories on the stage in all phases of the competitions.
I regret deeply that it is not possible to continue the piano amateur competition Berlin. Originally it was planned to organize the next competition in 2012, the Berlin Philharmonic was reserved for the period Sept, 17th to 23rd and the orchestra and the conductor have been booked for the orchestra finals on Sept. 23rd. Many organisations and people supported us, but finally we were not able to win enough sponsors to finance the whole event."
Da kann man schon herauslesen, wie schwer die Organisation eines solches Events ist, selbst für jemanden mit sehr guten persönlichen Verbindungen wie es für den Organisator in Berlin der Fall war.
Fazit: Wer über zu hohe Kosten jammert, möge es doch einfach besser machen, oder sich einmal überlegen, dass es für kleinere Vereinigungen, oder gar Einzelpersonen, die etwas organisieren möchten, eine frustrierende Erfahrung sein kann, Sponsorengelder zu sammeln, zumal wenn von diesen auch noch ein professionelles Orchester bezahlt werden sollen (und hoffentlich ist diese Bezahlung anständig, wie wir es auch für unsere eigene Arbeit erwarten).
In der Organisation solcher Veranstaltungen steckt dann trotz allem immer auch viel ehrenamtliche Arbeit; reich wird damit ganz sicher niemand. Und, nur zur Relation, nicht wenige Amateure zahlen für ihren Unterricht dreistellige Stundensätze (ich übrigens auch; wobei 'Stunde' von meinem Lehrer dann auch sehr flexibel, meist im Plural ausgelegt wird); wenn ich nicht vollkommen überzeugt wäre, dass es das wert ist, würde ich es auch nicht machen. Letztlich ist es immer die Frage, was es einem wert ist. Wie viele fliegen mal schnell für ein langes Wochenende irgendwohin; für den Jahresurlaub darf gerne eine vierstellige Summe fällig sein, das Auto fünfstellig - über das alles beschwert sich niemand...aber eine Veranstaltung, die mit Musik zu tun hat, möge bitte immer für unter hundert Euro zu haben sein.
Viele Grüße,
pianovirus