Klavierwettbewerbe für Amateure

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Es ist ganz einfach: solange Leute wettbewerbsgeil sind und ihnen Siege wichtiger sind als die Musik, wird man dafür Geld nehmen können. Würde ich als Veranstalter auch machen - und zwar soviel, wie man den Snobs aus der Tasche ziehen kann. Schmerzgrenze rules.

Sobald die Leute aufwachen und sich nur noch für lecker Musikgenuß interessieren, ist das Geschäft vorbei. Ich persönlich halte es für keinen Genuß, zehnmal hintereinander das gleiche Pflichtstück zu hören.

Manchmal ist es notwendig auch sich aufmerksam machen. Ivo Pogorelich und viele andere starteten mit einem Wettbewerb ihre Karriere. Oder sind es alle Snobs?
 
Was kann man denn gewinnen?
 
Was man gewinnen kann? Erfahrung, Erinnerungen, Freunde!
 
Also zu der Dauerdebatte, warum man sich nun an Wettbewerben beteiligen oder nicht beteiligen mag oder soll, werde ich jetzt nichts weiter sagen; man kann es in mehreren Diskussionen nachlesen. Und wer nicht will, der lässt es eben.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz die Einstellung, die hier durchklingt, quasi ein "Recht" darauf zu haben, dass ein Veranstalter einen Wettbewerb so billig macht, wie es Euch passt. Für angehende professionelle Pianisten gibt es ja noch hunderte anderer Klavierwettbewerbe, also mehr als reichlich Alternativen.

Für Amateure sieht das anders aus; es gibt für uns, ich schätze mal 10 bis 15 bekanntere Veranstaltungen weltweit, manche davon nur alle zwei, vier, oder fünf (Van Cliburn) Jahre. Der Wille, selbst etwas zu organisieren, wäre sicher bei vielen da, aber die meisten schrecken dann wohl doch vor dem Organisations- und Finanzierungsaufwand zurück.

Der von einem herausragenden Amateurpianisten sehr gut organisierte Wettbewerb in Berlin (Anmeldegebühr für die Kategorie mit Klavierkonzert: 350 Euro) wurde nach drei Auflagen leider eingestellt; ich zitiere hier einmal aus der Absage vom November 2011:

"Dear friends,

three times we made it - 2006,2008,2010 - , three times it was for many of you and for us a thrilling experience. Moments of big emotions in the great hall of the Berlin Philharmonic in the Orchestra finals, extraordinary performances in the Solo finals and heartbreaking stories on the stage in all phases of the competitions.

I regret deeply that it is not possible to continue the piano amateur competition Berlin. Originally it was planned to organize the next competition in 2012, the Berlin Philharmonic was reserved for the period Sept, 17th to 23rd and the orchestra and the conductor have been booked for the orchestra finals on Sept. 23rd. Many organisations and people supported us, but finally we were not able to win enough sponsors to finance the whole event."
Da kann man schon herauslesen, wie schwer die Organisation eines solches Events ist, selbst für jemanden mit sehr guten persönlichen Verbindungen wie es für den Organisator in Berlin der Fall war.

Fazit: Wer über zu hohe Kosten jammert, möge es doch einfach besser machen, oder sich einmal überlegen, dass es für kleinere Vereinigungen, oder gar Einzelpersonen, die etwas organisieren möchten, eine frustrierende Erfahrung sein kann, Sponsorengelder zu sammeln, zumal wenn von diesen auch noch ein professionelles Orchester bezahlt werden sollen (und hoffentlich ist diese Bezahlung anständig, wie wir es auch für unsere eigene Arbeit erwarten).

In der Organisation solcher Veranstaltungen steckt dann trotz allem immer auch viel ehrenamtliche Arbeit; reich wird damit ganz sicher niemand. Und, nur zur Relation, nicht wenige Amateure zahlen für ihren Unterricht dreistellige Stundensätze (ich übrigens auch; wobei 'Stunde' von meinem Lehrer dann auch sehr flexibel, meist im Plural ausgelegt wird); wenn ich nicht vollkommen überzeugt wäre, dass es das wert ist, würde ich es auch nicht machen. Letztlich ist es immer die Frage, was es einem wert ist. Wie viele fliegen mal schnell für ein langes Wochenende irgendwohin; für den Jahresurlaub darf gerne eine vierstellige Summe fällig sein, das Auto fünfstellig - über das alles beschwert sich niemand...aber eine Veranstaltung, die mit Musik zu tun hat, möge bitte immer für unter hundert Euro zu haben sein.

Viele Grüße,
pianovirus
 
Zuletzt bearbeitet:

Man wird davon ausgehen dürfen, dass Barbie ungefähr so gut Englisch spricht, wie sie/er Klavier - bzw. Plastikorgel - spielt.

...was mich schmerzlich daran erinnert, dass das Lieferdatum meiner bestellten zehn Kuckucks-Exemplare zweifelsohne auf den Sankt Nimmerleinstag fallen wird; hat sich doch Barbie, statt ihre pompösen Aussagen zur Editionspraxis auch nur ein wenig mit Fakten zu untermauern, vielmehr recht unpompös verkrümelt.

In Anbetracht der Eloquenz und Liebenswürdigkeit ihrer Wortbeiträge ist man dennoch geneigt, mit Sanftmut über diese Kleinigkeiten hinwegzusehen.
 
Pianovirus, ich verstehe deine Argumente, das bringt mich schon ins Grübeln.
Man muss aber dennoch sehen, dass ein Wettbewerb kein Konzert ist. Da kann man natürlich an Eintritt verlangen, was man will, und wer nicht hingehen will, geht halt nicht hin, da geht nicht viel verloren.
Ein Wettbewerbsgewinn ist aber etwas von Wert, das einem Profimusiker eventuell in der Karriere weiterbringt. Anschlusskonzerte, Kontakte, CD-Aufnahmen, höhere Chancen bei Bewerbungen, Zeitungsartikel nebste natürlich mehr oder weniger viel Preisgeld usw., es geht also nicht um irgend etwas.

Wenn ich zu einem Wettbewerb fahre und zufällig die Beste bin, weil zufällig keine starke Konkurrenz da ist, dann bin ich erstens gut und hab vor allem zweitens Glück.
Wenn ich aber die Teilnehmerzahl von vornherein eingrenze und "verfälsche" durch sehr hohe Anmeldegebühren, die sich nicht alle leisten können, finde ich das schon weniger fair. Dann bekommt eventuell am Ende jemand den 1. Preis, der ihn vielleicht nicht bekommen hätte, wenn sich alle angemeldet hätten, die wollten.

Ich weiß schon, dass ich ein bisschen Gespenster sehe. Was sind schon 130 Euro mehr, wenn man noch für drei- bis vierstellige Beträge Hotel, Flug / Zug und Verpflegung "dazubuchen" muss.
Aber ich finde diese Einstellung trotzdem nicht gut. Fast alle Wettbewerbsveranstalter schaffen es, mit geringerer Anmeldegebühr auszukommen. Warum nicht dieser? Das will mir nicht einleuchten. Letztes Mal wars im Übrigen auch günstiger...

Aber gut, wenn man als Veranstalter vor der Frage steht - teuer oder gar nicht, werden die meisten es erstmal mit "teuer" versuchen. Mir fällt da auch keine Lösung ein.
 
Stilblüte, ich habe das Gefühl, dass Amateurwettbewerbe und Wettbewerbe für angehende Konzertpianisten wie Du unterschiedliche Erwartungen mit sich bringen. Ich habe zwar nie bei den Amateurwettbewerben teilgenommen, aber mir kommt es vor, dass die dortigen Amateurteilnehmer teilweise zahlungsfähiger sind zumendst aus folgenden Gründen:

a) Höherer Alter: Minimale Altersgrenze bei vielen Amateurwettbewerben liegt bei 28, wobei bei für Dich relevanten Wettbewerben gibt es meistens maximale Altersgrenze von 30. Ich muss aber sagen, dass meine Zahlfähigkeit mit 27 vielleicht verdrei- oder sogar vervierfacht hat im Vergleich zu den Zeiten, wo ich anfang od. mitte 20er war.

b) Ich sehe immer Wieder, dass bei solchen Wettbewerben sehr erfolgreiche Akademiker wie Tobias, Jeremias, oder Ärzte oder Mathematiker von MIT etwas gewinnen. Also, solche Menschen haben schon einiges in ihrem Hauptberuf erreicht und sind besser finanziell abgesichert als Musikstudenen.

Daraus sehe ich, dass Eure Argumente sehr vernünftig sind. Allerdings für Stilblüte ist wohl ist z.B. Long Tibaud Wettbewerb in Paris mit 30 000 Eur Gewinnerlohn (bei nur 50 Eur Teilnahmegebühr !!) was besseres, weil alle normalen Musiker dadurch eine Chance bekommen, mal in Ruhe Musik zu Machen, teure Meisterkurse zu besuchen, ein Jahr in Julliard oder Northern College of Music zu studieren, ohne sich auf das Geldverdienen abzulenken. Für die musikbegeisterten Dilettanten ist aber Auftritt und gemeinsame Freude die anderen Begeisterten zu treffen in vielen Fällen bereits das Ziel des Wettbewerbes. Einige sind dann bereit höhere Teilnahmegebühren zu bezahlen, die Anderen einen transatlantischen Flug zu buchen, um ihre Leidenschaft für Musik jemandem mitzuteilen.

Viele Grüße,

Alex
 
Ja, genau das habe ich gemeint. Und schon drängt sich mir unwillkürlich der Gedanke auf - warum soll ich nach Paris, wo man so viel Geld gewinnen kann und fast nix zahlt - in Meiningen sind meine Chancen doch viel höher, bei dem geringen Preisgeld und so hoher Anmeldegebühr.
Zum Gewinnen gehört harte Spekulation dazu :-D
 
Meiningen ist einfach schöner. :-)
 
Liebe Stilblüte, wie gesagt: ich finde es ja auch schade um jede/n, der/die sich aus finanziellen Gründen an einer Teilnahme gehindert sieht. Mit dem letzten Beitrag wollte ich darüber hinaus nur ausdrücken, dass ich nicht glaube, dass sich hier ein Veranstalter, in diesem Falle im Namen des Andenkens von Hans von Bülow, bereichert. Ich deute das Anheben des Preises im Vergleich zu 2012 als Reaktion auf eine Finanzierungslücke, wobei das natürlich pure Vermutung ist und ihr mir gerne naive Gutgläubigkeit vorwerfen dürft... :-) Warum andere Veranstaltungen billiger sein können, darauf habe ich natürlich auch keine Antwort, aber ich vermute, dass die Kosten für Räumlichkeiten, Orchester, ..., eben einfach sehr stark variieren können, und es mancherorts auch einfacher ist, zahlungskräftige Sponsoren zu gewinnen.

Zum Thema "fair"...

Wenn ich aber die Teilnehmerzahl von vornherein eingrenze und "verfälsche" durch sehr hohe Anmeldegebühren, die sich nicht alle leisten können, finde ich das schon weniger fair. Dann bekommt eventuell am Ende jemand den 1. Preis, der ihn vielleicht nicht bekommen hätte, wenn sich alle angemeldet hätten, die wollten.

...sollten wir nicht vergessen, dass zunächst einmal die allermeisten Pianisten, die an Wettbewerben teilnehmen können, global gesehen aus einer unheimlich "eingegrenzten", privilegierten Schicht kommen. Wer weiß, wieviele unglaubliche Talente es gibt, die niemals Gelegenheit bekamen, sich zu entfalten. Insofern ist wahrscheinlich jeder 1. Preis unfair unter dem Gesichtspunkt, was wäre, wenn wirklich "alle" die Chance gehabt hätten, dabei zu sein. Deswegen würde ich jede finanzielle Grenzsetzung, also welcher Preis noch "angemessen" ist, als sehr subjektiv ansehen (was natürlich ausschließlich mein sehr subjektiver Standpunkt ist.... :blöd:)

Abgesehen davon gibt es ja im Profibereich eine Eigendynamik, die verhindert, dass Wettbewerbe das Ziel, in erster Linie gute Pianisten als Preisträger zu küren, aus den Augen verlieren. Denn ein Wettbewerb, dessen Preisträger mehrfach nicht überzeugen können (etwa weil sich nur zahlungsfähige, aber nicht so gute Leute anmelden), wird sehr schnell an Renommee verlieren, was wiederum dazu führt, dass sich die vielversprechendsten Nachwuchspianisten auf andere Wettbwerbe konzentrieren; eine Entwicklung, die man, wie ich denke, auf hohem Niveau beim Van Cliburn-Wettbewerb sehen kann.

Und schon drängt sich mir unwillkürlich der Gedanke auf - warum soll ich nach Paris, wo man so viel Geld gewinnen kann und fast nix zahlt - in Meiningen sind meine Chancen doch viel höher, bei dem geringen Preisgeld und so hoher Anmeldegebühr.

Siehst Du! Und abgesehen vom Gewinnen triffst Du dort nette clavios; man kann, wie gubu uns wissen ließ, auf den Spuren Max Regers wandeln, bzw. wanken, undundund... :-)

LG,
pianovirus
 
Hmpf ok bin still. Aber mir gefällt das trotzdem nicht, auch wenn man es vielleicht nicht ändern kann.
 
Hmpf ok bin still. Aber mir gefällt das trotzdem nicht, auch wenn man es vielleicht nicht ändern kann.

Oh, ich wollte aber gar nicht erreichen, dass Du still bist!
Vielleicht könnten wir ja eine clavio-Aktion starten, "Unser Star für Meiningen". :-)

Wenn jeder 5 oder 10 Euro in den Topf wirft, würde da schon was zusammen kommen.... Außer natürlich, Du möchtest aus Prinzip fernbleiben (was ich bedauern würde).
 

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