Klavierwettbewerbe für Amateure

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Ich finde das nicht so wahnsinnig schlimm. Denn wenn die ausgeschlossen würden, gäbe es weiterhin so eine "Oberelite" - nämlich die, die jahrelang teuren Privatunterricht bei Professoren genommen haben. Das wäre sogar noch ein bisschen schlimmer, weil dann die bevorteilt würden, die sich sowas leisten könnten.
Es ist schwer, da eine Grenze zu ziehen...
 
Dafür differenzieren die bei einigen Wettbewerben auch, z.B. St. Petersburg oder Seattle, es gibt da zwei Kategorien, mit und ohne Abschluss. Juroren sagten mir aber auch, dass sie dies ebenfalls mit in ihre Bewertung einfließen lassen würden.
 
Ich hatte das ja ironisch gemeint, mit dem "schlimm".
Ich habe weiß gott schon genug ausgebildete Pianisten gehört, die bei weitem nicht das Niveau der Amateur-Finalisten aus Paris hatten.
Zum gut spielen braucht man folgende Dinge: Begabung, Ausdauer / Fleiß; Erfahrung, und gute Lehrer. Alle 4 Dinge sind nicht von einer staatlichen Schule, einem akademischen Grad oder anderem Papier abhängig.
 
Im Gegenzug muss ich aber auch sagen, dass ich in Paris im Finale schon Darbietungen gehört habe aus denen ersichtlich wurde, warum es gerade KEINE Profis sind....
 
Ach du denkst einfach zu sehr in Schubladen. Es gibt gute und schlechte Profis und gute und schlechte Amateure
 
Da hast du recht aber ich hab einmal eine Darbietung in Paris im Finale gehört, glaube das wäre einem Berufsmusiker nicht passiert...
 
Der Unterschied mag sein, dass mehr Berufsmusiker vielleicht mehr (als manche Amateure) gelernt haben, sich selbst einzuschätzen und zu reflektieren, und Stücke nur ab einem gewissen, ertragbaren Level auf die Bühne bringen. Bzw. eben vorher schon wissen, dass es nicht im totalen Desaster endet.
 
ich habe von Berufsmusiker schon fast alle Schweinereien gehört, glaube mir.
Und das mit dem Einschätzen ist bei einigen auch so eine Sache...
 
Ich denke aber auch, wir lernen mit der Zeit und vorzubereiten, Programme klug zusammen zu stellen und unsere Stärken auszuspielen
 

Leider unterscheiden sich viele Laien von Profis negativ durch mangelndes Pulsgefuehl (Rhythmik, Tempo, "Timing", "Atmen", "Stabilitaet trotz Rubato") und durch eine gewisse Gleichfoermigkeit in der Darbietung (lange Strecken nur forte oder Piano, wenig "Faerbung" der Akkorde, Missachtung schwerer und leichter Taktzeiten, "Kurzatmigkeit der Phrasierung"). Dies gibt es auch bei Berufsmusikern, aber weniger stark ausgepraegt. Es gibt genug Laien, die schwere Sachen spielen, aber trotzdem bis zu einem gewissen Grade genau unter den genannten Problemen leiden. Auszerdem fehlt bei schwierigen Passagen dann doch manchmal die Eleganz und Leichtigkeit der Ausfuehrung. Die meisten Berufsmusiker (jedenfalls die, welche auftreten) moegen zwar in katastrophale Gedaechtnisluecken tappen oder offenbar wenig vorbereitet spielen, aber diese Probleme treten weniger prominent in den Vordergrund.
Jannis
 
Ja genau, @jannis, damit hat man als Laie sehr zu kämpfen, Du hast das sehr gut zusammen gefasst.
Es sind so die Hauptdinge, die einen täglich beim Üben beschäftigen und die wohl, wenn die frühkindliche Prägung fehlt, nie ganz überzeugend werden.
- traurig bin :cry:

Nun, man muss eben diesen Gedanken verlassen, dass man professionell spielen könnte - die (spät begonnene oder unterbrochene) pädagogische Klaviergeschichte hört man einem eben für immer an, das ist so meine Erfahrung.

Ich frage mich oft, warum das so ist - gerade vor dem Hintergrund, dass man doch als Erwachsener noch eine Menge lernen kann. Aber gerade Bewegungen und Klänge werden nicht mehr so fein und geschmeidig, oder es ist zumindest sehr schwierig (ich suche immer noch die Schlüssel dahin ...). Ich habe bisher nur sehr wenige Amateure gehört, denen ich ihren Amateurstatus nicht anhören konnte. Und die waren einfach schon in ihrer Kindheit und Jugend herausragend. Gehört habe ich aus dieser Kategorie z. B. Loic Lafontaine, der ist dafür ein gutes Beispiel - was nun nicht heißt, dass man immer von seinem Spiel hingerissen ist, aber er spielt eben absolut professionell, locker, flüssig, gestalterisch makellos.

Für tiefgreifendes Lernen und Üben braucht es wahrscheinlich die Ruhe und Zeitlosigkeit der Kindheit. Ist das Leben erst einmal "effektivisiert", "getaktet", kann man es nicht mehr dem Rhythmus des Lernens anpassen. Alles Gelernte bleibt dann irgendwie oberflächlich, es kann nicht mehr vertieft werden. Wenn ich Klavierlehrer frage (ich habe in dem Sinne keinen Kontakt zu "echten", regelmäßig solistisch auftretenden Pianisten), sagen die auch, dass sie nach Ende des Studiums, nachdem der ganze Kram mit dem Geldverdienen begonnen hat, nicht oder kaum neues Repertoire gelernt haben, weil eben den meisten schlicht die Kraft fehlt.
 
Leider unterscheiden sich viele Laien von Profis negativ durch mangelndes Pulsgefuehl (Rhythmik, Tempo, "Timing", "Atmen", "Stabilitaet trotz Rubato") und durch eine gewisse Gleichfoermigkeit in der Darbietung (lange Strecken nur forte oder Piano, wenig "Faerbung" der Akkorde, Missachtung schwerer und leichter Taktzeiten, "Kurzatmigkeit der Phrasierung").
Ich glaube nicht, dass das nur mit "fühkindlicher Prägung" zu tun hat, es ist auch zu einem gewissen Grad erlernbar. Dazu gehören Zeit, Erfahrung, Selbstkritik und gute Ohren am eigenen Kopf sowie an denen eines oft genug anwesenden Lehrers. Sicher auch, leider oder zum Glück, eine gewisse Veranlagung (mancher nennt es Musikalität...Begabung...).
 
AAAHHHHH....wie geil: es gab sogar mal einen Liberace-Wettbewerb, wie ich grad sehe ( und deshalb dazwischenrufe ), ich hatte erst diese Liste gefunden:

http://www.piano-net.com/links.htm

dann aber festgestellt, dass auf der Liberace-Competition-Seite nicht viel los war, und dann extern gesucht:

http://www.lasvegassun.com/news/2008/aug/13/serious-music-now-fun/

Es ist ein älterer Artikel, wo auch auf die Competitionpage verlinkt wird - leider ist dort wie gesagt nicht mehr viel los, das Liberace Museum z.B. ist ja glaub ich auch geschlossen.

Schade, sehr schade.
 
Ich glaube nicht, dass das nur mit "fühkindlicher Prägung" zu tun hat, es ist auch zu einem gewissen Grad erlernbar. Dazu gehören Zeit, Erfahrung, Selbstkritik und gute Ohren am eigenen Kopf sowie an denen eines oft genug anwesenden Lehrers. Sicher auch, leider oder zum Glück, eine gewisse Veranlagung (mancher nennt es Musikalität...Begabung...).

Ich glaube auch nicht an die fruehkindliche Praegung. Vielmehr an die Gabe sich selbst wirklich kritisch zuzuhoeren, d.h. mit einer genauen inneren Klangvorstellung das Produzierte vergleichen zu koennen. Das oben beschriebene Phaenomen ist nicht nur bei Pianisten, sondern auch bei anderen Instrumentalisten, Saengern, ja sogar Ballettaenzern beobachtbar. Die Gestik stimmt dann einfach nicht mit der Musik und der Rolle zusammen. Ueben hilft, aber nur wenn es zielgerichtet stattfindet (Lehrer mit Ohren noetig).
Genau wie Herzton kaempfe ich auch staendig mit diesen Problemen. Selbst wenn ich nur Tonleitern uebe, ist mein Fokus auf Rhythmik und Aussage gerichtet, nicht darauf, die Toene zu treffen. Ich will schlieszlich schoen und nicht nur richtig spielen.
Jannis
 
Ich glaube, dass eine "motorische Prägung", die Eigenwahrnehmung und die Reifung zusammenspielen. Ganz ähnlich dem Erlernen des Vogelgesangs (bei einem Vogel).
Normal aufgewachsener Vogel erlernt seinen arttypischen Gesang wunderbar.
Schallisoliert aufgewachsener Vogel zeigt bestimmte Muster seines arttypischen Gesangs, kann einen eigenen Gesang entwickeln, dieser klingt aber nie so, wie der seiner in freier Wildbahn aufgewachsenen Artgenossen. Das Muster ist aber angeboren.
Entfernt man Vögeln ihr Innenohr, so kann man zunächst das angeborene Muster erkennen, irgendwann kann ihr Gesang aber auch damit nur mehr wenig Ähnlichkeit haben. Andere Vögel erkennen ihren Artgenossen nicht.

Motorik: Grundzüge angeboren
Umwelt: Feinjustierung
Gehör: Reifung und Perfektion
Für Erfolg beim Fortpflanzungspartner muss auch noch eine gewisse physische Komponente erfüllt sein und der Gesang z.B. besonders kräftig oder spielerisch sein und auch sehr ausdauernd vorgetragen werden.
Es spielen also viele Faktoren zusammen; da hakt es schnell an einer Ecke.

Wobei jetzt sicherlich nicht nur das Gehör das oft genannte "Talent" ausmacht. Die Art der Verarbeitung von Informationen und der Umgang mit seinem Können und und und --- je länger man schreibt, desto mehr fällt einem auf, was man alles mitbringen muss. :-) Jannis hat das ja auch schon schön ausgeführt, worin dann letztendlich die Unterschiede auszumachen sind.
Zum Glück bleiben uns andere Kommunikationskanäle und unsere Fortpflanzungspartner müssen wir auch nicht mit dem Klavier anlocken.
 
Auch, wenn es momentan eher unwahrscheinlich ist, dass ich am Wettbewerb in Meiningen teilnehme (ich habe momentan einfach zu viel anderes zu lernen), will ich trotzdem ein Programm vorbereiten, um im März dann endgültig über meine Anmeldung zu entscheiden.

In meiner Altersgruppe (14-15) wird in der Vorrunde 15 Minuten Programm erwartet, und zwar eine Etüde und ein Werk/Satz aus der Klassik. Hier habe ich mich schon mehr oder weniger entschieden für Skrjabin (op. 42/5) und die 32 Variationen c-Moll von Beethoven. In erster Linie deshalb, weil ich die Stücke schon gespielt habe.

In der zweiten Runde (20 Minuten) wird ein Werk aus der Romantik und freies Repertoire verlangt. Da weiß ich leider noch nicht so recht, was ich machen soll. In der engeren Wahl stehen diese Varianten:

Ravel: Sonatine + Chopin: 2. Ballade
Die Sonatine kann ich, die Ballade ist neu für mich.

Liszt: Bénédiction de Dieu dans la solitude
Ich mag das Stück sehr, meine Lehrerin hält es aber für nicht wettbewerbsgeeignet. Warum eigentlich nicht?

Schubert/Liszt: Gretchen am Spinnrade, Auf dem Wasser zu singen, Ständchen (Schwanengesang) + Schumann/Liszt: Widmung (Liebeslied)
Das wäre das unaufwendigste Programm für mich, weil ich alles nur aufwärmen müsste. Vielleicht sollte ich die Widmung durch den Erlkönig austauschen, aber das wird dann sehr heikel.

Brahms Klavierstücke op. 119 + Berio Luftklavier
Die Brahms-Stücke wären neu für mich. Berio kann ich aber schon. Vielleicht fehlt da was spektakulär Virtuoses? Ansonsten wäre das Programm mein Favorit.

Was meint ihr? Welches Programm ist am besten für den Wettbewerb geeignet? Oder habt ihr noch bessere Ideen?

LG, Mick
 
Liszt: Bénédiction de Dieu dans la solitude
Ich mag das Stück sehr, meine Lehrerin hält es aber für nicht wettbewerbsgeeignet. Warum eigentlich nicht?

Für mich ist das eines der schönsten Stücke, die Liszt je geschrieben hat und ich liebe es sehr. Leider gehört es zu den Stücken, die gerne (für mich unverständlich) in die Edelkitschecke gestellt werden. Wirklich häufig (besonders im Vergleich zu Funérailles) ist es im Konzert auch nicht zu hören. Vielleicht gehen die Bedenken ja in diese Richtung...

Mir fehlt leider die Erfahrung um sagen zu können, was bei Wettbewerben gut ankommt und was nicht. Ich finde deine Programme alle super!

Viele Grüße!
 

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