hallo,
ausgehend von den Kosten für Klavierunterricht und der Frage, wie sich diese zur Qualität bzw. Qualifikation verhalten, ist man hier teils in philosophische (ja beinahe "esoterische") Gefilde gelangt, teils in kontrovers kaufmännische.
mir fällt es schwer, all das auseinander zu halten - falls ich im folgenden mit etwas Humor schwadroniere, bitte ich vorab um Verzeihung.
liebe Viola,
Deine Reiteranalogie ließe sich noch um Hunnen und Awaren ergänzen (welche eine zweifelhafte Sympathie genossen, obleich sie gute Reiter waren und sogar den Reflexbogen erfanden), auch um Ungarn (welche einen gewissen Ferenc Liszt für sich in Anspruch nehmen, wobei Raiding 1811 nicht eindeutig in Ungarn lag...) und sogar um die unter Steppeneinfluss "verreiterten" Visigoten und Ostrogoten :) - - nachweislich haben alle diese Reiterhorden, sogar die mythisch-esoterisch überhöhten Hopi-Indianer eher wenig zur Klavierpädagogik beigetragen... aber da kann man trotzdem die Friedenspfeife rauchen.
letztlich ist es wurscht, ob man von einem Studenten, einer Schülerin, einem Klavierprofessor, einem Hobbyspieler, einem Autodidakten, einem musikbegeisterten Esoteriker, einem arrivierten Konzertpianisten, einem Musikschullehrer oder von sich selbst lernt oder beigebracht bekommt, WIE man ZUM BEISPIEL lockere schnelle Oktaven ohne Mühe aber mit Präzision spielt ((nur ein Exempel)) - es setzt voraus, dass der/die "Beibringende" weiss wie es geht, es erklären und es selber ausführen kann!!!!! Letzteres einfach nur, um es ggf zu demonstrieren, falls es nötig ist. Ob man die natürlichste und einfachste Bewegungsweise für besagte Oktaven aus dieser oder jener pädagogischen Perspektive betrachtet, ist gleichgültig - wer schaut denn schon so streng auf die Verpackung, wenn der Inhalt stimmt? Was ist denn unterm Chrsitbaum schöner: das Geschenkpapier oder das Geschenk??
lieber kölnklavier,
dass nicht alle "normalen durchschnittlichen Klaviersschüler" in die Verlegenheit geraten, etwa Petrouchka zu trommeln, weiss ich! Großes ungebarscheltes Indianderehrenwort :) - - manche Probleme lassen sich gerade dort, wo sie kulminiert auftauchen, recht gut erklären: aus diesem Grund habe ich manche "hochvirtuosen" Exempel angeführt, welche ja sehr wohl spielbar sind, sonst würden wir sie nicht in Konzertsälen anhören können. Lustig ist immer wieder, und hier spreche ich aus Erfahrung (!!!), wenn Klavierschüler/innen irgendwas (z.B. eine Verzierung) nicht hinkriegen - ich lasse sie dann eine angeblich "sauschwierige" Passage aus irgendwas angeblich viel zu schwierigem gekonnt spielen, indem ich ihnen die Aufgabe ohne Noten, ohne Angst, ohne Langsamkeit (sic!) einfach auf den Tasten zeige und sie es machen lasse (natürliche Bewegungen in Zielgriffe hinein) - erst danach, wenn sie es locker nach 15min SPIELEN KÖNNEN ohne nachzudenken, zeige ich ihnen die Noten und das Stück, denen sie entnommen sind: manche begreifen, dass das Problem also im eigenen Kopf gelagert war und können ihre Verzierung dann, manchen gelingt die Übertragung nicht.
übrigens habe ich im Lauf der Jahre etliche Musikschulschüler bei Jugend musiziert allerlei a la Danse russe, Terzenetüde, La Campanella etc spielen hören und sehen - evtl spielen die gerne Klavier und vermutlich haben sie guten Unterricht gehabt: auch das gibt es, was aber freilich nicht dem statistischen Durchschnitt entspricht (aber entre nous: Minoritäten dürfen doch auch auf dieser Welt leben) :)
prinzipiell macht es keinen Unterschied, ob man das "Album für die Jugend" oder die "Douze Grande Etudes op.10" spielt bzw. zu spielen lernt - scheitern kann man prinzipiell an beiden (was aber nicht sein muss). Der zuständige Klavierpädagoge sollte vorbereitet sein, es kann ja immer passieren, dass er einen Schüler so weit bringt, dass dieser in der "Wolters´schen Stufe 14-15" seine Grenzen antestet und erweitert - freilich bedarf ein "armes Waisenkind" wie eine "op.10 Nr.2"-Etüde dieselben spielerischen/musikalischen Qualitäten. Und die sind vermittelbar - aber dazu braucht es mindestens zweierlei: den entsprechenden Schüler UND den entsprechenden Lehrer. Was letzteren betrifft: solche gibt es nicht immer und überall, und leider ist nicht bei jedem gesagt, dass er das, was er kann, auch zu vermitteln gewillt oder in der Lage ist.
aber das alles ist schwieriges Terrain, vorbelastet zum Teil - ich hoffe, ich habe hier in keinem Wespennest gestochert. ich freue mich, wenn ein Schüler ein kleines Nocturne musikalisch und gelungen spielen kann, ebenso freue ich mich, wenn ein Student eine Paganini-Etüde hörenswert bewältigt: in beiden Fällen ist mehr als nur mechanisches gelernt und erworben worden!
liebe Grüße, Rolf