Diese Therapeuten-Leute ziehen glatt ein Stundenhonorar von locher 120 bis 240 Euronen.
So viel ich weiß, liegt der von den Verbänden vorgegebene Höchstsatz bei 132.- EUR pro Stunde (inzwischen vielleicht ein bißchen höher). Aber es gibt ja überall schwarze Schafe. 240.- EUR sind jedenfalls jenseits von Gut und Böse. Ich finde auch alles, was über 90.- EUR ist, schon grenzwertig. Egal für welche Tätigkeit.
Dafür müssen sie dann interessiert zuhören (kann ich auch) und die richtigen Fragen stellen (Fragen stellen kann ich auch noch, obs die heilenden Fragen sind weiß ich nicht, könnte ich mir aber gut vorstellen ;)).
Das ist aber schon eine starke Vereinfachung. Es geht in einer Therapie um wesentlich mehr als nur ums zuhören und Fragen stellen. Es gibt durchaus ein therapeutisches Handwerk, das mühsam zu lernen ist. Man sitzt als Therapeut nicht nur herum, hört zu und fragt ab und zu was. Sondern man stellt sich selbst als Mensch "zur Verfügung" und muss das zugleich sehr bewusst und reflektiert tun. Es braucht auch Verständnis für das, was in der Kommunikation zwischen Therapeut und Patient geschieht. Da passieren oft inadäquate Dinge, die schwer einzuordnen sind. Damit umzugehen, ist für beide Seiten harte Arbeit.
Aber natürlich hat nicht jede Therapie von vornherein einen Sinn. Jahrzehntelang zum Psychoanalytiker zu gehen, kommt mir auch unsinnig vor. Da wird viel Geld zum Fenster rausgeworfen. Und hier sehe ich auch eine gewisse Aufgabe bei den Therapeuten. Nur nach dem Motto vorzugehen "Wer Therapie machen will, kann das so lange tun wie er will; alles andere geht mich nichts an" ist verantwortungslos. Es gibt da diesen schönen Spruch, der glaube ich auch in der Bibel steht: "Nimm deine Couch und geh!" Dazu gehört auch, dass man sich mal eingestehen muss, einem Patienten eben
nicht helfen zu können. (Für Klavierlehrer gilt eventuell ähnliches: "Nimm dein Klavier und geh!")
ich glaube, vielen menschen fehlt einfach eine enge bezugs/vertrauensperson, und diese "kümmerung" kaufen sie sich dann eben für teuer geld beim therapeuten.
Das gibt's sicher. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es wirklich schwere psychische Leidenszustände gibt. Da kommt man mit normalen Mitteln nicht weiter. Oft kommt man sogar mit Psychotherapie nicht weiter, denn ein Wundermittel für alles ist die ja auch nicht. Und Therapeuten sind auch keine Zauberer.
Um nochmal den Bogen zum Klavierunterricht zu schlagen. Im Grunde ist das bei Psychotherapie und bei Klavierunterricht sehr ähnlich. Als Schüler bzw. Patient bezahlt man für eine Dienstleistung, aber man bezahlt nicht für einen garantierten Erfolg. Klavierlehrer und Therapeuten stellen ihre Zeit und ihr Fachwissen zur Verfügung und
dafür wird bezahlt. Nicht für den Erfolg. Der Erfolg stellt sich idealerweise ein, wenn der Schüler/Patient sich gut aufgehoben, gut wahrgenommen, gut abgeholt, gut motiviert etc. fühlt. Aber das hat ebensoviel
mit ihm selbst wie mit dem Lehrer/Therapeuten zu tun.
Wenn man da menschlich nicht zusammen kommt, ist alles für die Katz. Die gute Beziehung ist mindestens genauso wichtig wie das Fachwissen, wenn man jemandem zu gutem Klavierspiel bzw. zu guter psychischer Gesundheit verhelfen will. Ohne Zuwendung und Interesse von Lehrer-/Therapeutenseite kann der Schüler/Patient nur schwer zum Erfolg kommen. So selbstverständlich es scheint (und so sehr man sich deshalb scheut, Geld dafür zu nehmen), - es ist eben
nicht selbstverständlich und darf daher etwas kosten. Die Bezahlung der Stunde bezieht sich nicht nur auf das fachliche, sondern zu einem großen Teil auch auf dieses menschliche Verfügbarsein (wobei sich beides beim Therpeuten stärker überschneidet als beim Klavierlehrer).
Grüße von
Fips