Klavierunterricht - Kosten?

Das heißt, dass meine KL genau meinen Beitrag bekommt + max. 20%? Und wer bezahlt Ihre Tätigkeit als "Direktorin"? Klärung wäre prima! Danke!
 
Das heißt, dass meine KL genau meinen Beitrag bekommt + max. 20%? Und wer bezahlt Ihre Tätigkeit als "Direktorin"? Klärung wäre prima! Danke!

...das ist eine heikle Frage... Musikschulen können geleitet werden:
1. ehrenamtlich
2. halbtags
3. volle Stelle nach BAT

im Fall von vollen Stellen mus der Überschuss nach Abzug sämtlicher Kosten (z.B. Honorare, Vers., Steuern, Lohnnebenkosten usw) ausreichen, um das oder die Gehälter von Festanstellungen tragen zu können - WENN eine Musikschule freilich als "städtische" Musikschule fungiert, wir ein nich unerheblicher Teil ihrer Finanzierung vom Gemeindeetat mitgetragen.

angenommen Du zahlst 80.-Euro für 45min monatl., dann dürfte Deine KL davon ca. 50.- erhalten (wobei von diesen 50.- Euro 20% aus den Zuschüssen gezahlt werden) - daraus folgt, dass im Fall Deiner fiktiven Unterrichtseinheit a 45min der Überschuss 40.-Euro ausmacht (80 minus 50 plus 20% von 50 = 40) - - - wenn genügend Überschüsse angesammelt werden, dann sind die Mittel für Festanstellungen da; aber wer kann sich ohne Rücklagenbildung auf die Auftragslage verlassen? Die Fluktuation ist ziemlich hoch - und ich kann Eltern verstehen, die sich fragen, wo denn ihr Geld bleibt, wenn ihre Lehrkraft nur 50-60% der Gesamteinnahmen erhält (und das besonders dort, wo sich der Unterricht in kostenfreien Gemeinderäumen, z.B. Regelschulen etc, abspielt)

...heisses Eisen und Anlaß für viel Zorn...

Gruß, Rolf

(ich habe übrigens ehrenamtlich gerade mit der Sanierung einer solchen Einrichtung nebenher zu tun - was da alles zu Tage kam, spottet jeder Beschreibung... aber das ist mir hier "quasi öffentlich" zu heikel)
 
Mensch, das war doch ein SCHERZ und sollte nicht die Arbeit eines Therapeuten klein machen, hat man das nicht erkannt... also hiermit schreibe ich ein Schild dran: VORSICHT, SCHERZ!

(wäre mal gute Vorlage für einen Button-Smilie)

Hi Viola,

da hab ich dich wohl missverstanden. :o Aber aus deinem Beitrag war für mich nicht wirklich ersichtlich, dass du das als Scherz meinst. Naja, ich gehöre halt momentan zu dieser Berufsgruppe, deshalb musste ich da gleich vehement meine Stimme erheben. :D

Ein Ironie-Button wäre wirklich 'ne Idee. Wie könnte der aussehen, frag ich mich...? ;)

Grüße von
Fips
 
Danke Rolf, also das übliche kommunale Kuddelmuddel mit vielen Köchen .... Wird wohl Zeit, meiner KL wieder mal ein kleines Geschenk mitzubringen.
 
Sehr nette Idee für eine "Überraschung" ist im übrigen auch von Luise Reddemann: "Überlebenskunst". Sie beschäftigt sich in diesem Buch mit dem Schicksal von Johann Sebastian Bach und mögliche Strategien, sich mit Hilfe der Musik lebensfähig zu erhalten (tja, da staunste, Fips, ich kenne mich aus bei euch ;))
JSB war mit 10 Jahren Vollwaise, verlor seine erste geliebte Frau und etliche Kinder. (Wer jetzt mit den Achseln zuckt und sagt: na und, war damals eben so, die Leute steckten das "einfach" weg, der brauch das Buch nicht zu lesen - oder vielleicht gerade??).

@Stilblüte
Mach ruhig, das schadet nichts und niemanden, wenn Du Deine ersten pädagogischen Erfahrungen im unteren Preissegment machst. Solche Leute muss es auch geben!

zur Chirugengattin, die allen noch den letzten Cent aus der Tasche presst:
Dazu hätte ich einige Beispiele zu erzählen ;)
hauptsächlich zicken bei mir allerdings gut verheiratete Krankengymnastinnen und Lehrerehepaare herum (wobei letztere in den letzten 10 Jahren "vernünftiger" geworden sind). Bei diesen Berufsgruppen bin ich sehr wählerisch!
Noch weniger gerne nehme ich im übrigen Kinder von KollegInnen. Aber diese Haltung ist weit verbreitet. Die Kinder sind im übrigen immer super süß und unproblematisch!
Mit KollegInnen habe ich die ätzensten Dinge erlebt.
Muss wohl an mir liegen... ich will nämlich hauptsächlich den Spaß und die Freude an der Musik vermitteln, seufz.

Alles Liebe

Viola
____________
 

das muss ich (evtl aus dem Zusammenhang gerissen) einfach zu meiner eigenen Freude wörtlich zitieren: "Solche Leute muss es auch geben!"

..."Ha! Mir stockt das Herz" (Walküre, eine Spezies, die sonst recht mutig auftritt) - ist das Zynismus oder ein entgleister Scherz?

ich weiss natürlich, dass ich völlig daneben liege: mir sind meine Zähne doch recht wichtig, und wenn es da was zu tun gibt, konsultiere ich lieber den Zahnarzt als ein begeistertes Erstsemesterle - ja ärger gar, ich informiere mich über die Zahnärzte und lasse mich per PKV nur von sehr guten abschließend melken.

überhaupt - ich spüre da so einen sound heraus a la "um unteren Preissegment (mit wegwerfender Geste) ist eh alles erlaubt"... ... und im oberen? und wer darf letzteres frequentieren??

bevor es hagelt, wiederhole ich meine Praxis:
- Konzerte sind die mit weitem Abstand höchste Einnahmequelle
- Hochschulunterricht wird hoch bezahlt (was völlig ok ist)
- Musikschul/akademieunterricht ein Nachmittag zu den Musikschulkonditionen, hierin auch "Sozialtarife" (hab ich ja selber so eingerichtet)
- Privatunterricht selektiv und teuer (60min 100.-Euro, wer viermal im Monat kommt, ist um 400.- ärmer), ausgenommen z.Z. zwei begabte Mädle einer mittellosen Alleinerziehenden (die zahlen nix)

ich halte gerade für Anfänger einen möglichst fachlich qualifizierten Unterricht für sinnvoll, denn die Gefahr einer später nur schwer korrigierbaren Weichenstellung ist nicht unerheblich - vgl. P.P Werners Einleitung in die Klavierdidaktik. DASS hier Schwierigkeiten bestehen, den entsprechenden Unterricht zu finden und ggf bezahlen zu können, liegt weder an der Musik noch am Klavier :) sondern es ist eine Teilmenge der Unmut bewirkenden "Bildungspolitik" unserer ach so hehren "Leistungsgesellschaft" (der letzte Satz hätte einen "Achtung Ironie Button" verdient, welchen es hier leider nicht gibt, deshalb: ja, der letzte Satz war ein sarkastischer Scherz mit herb-bitterem Hintergrund)

...ein rundum brisantes Thema, wie mans auch anschaut...

besorgte Grüße, Rolf
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Rolf
Auch ich habe seinerzeit im unteren Preissegment angefangen, Du nicht? Ach ja, Du bist bestimmt Superstar... (IRONIE).
Ich ermuntere sogar meine älteren SchülerInnen, selbst (kostengünstig) Unterricht anzubieten! Daran sehe ich nicht Verwerfliches under Falsches. Einige Kunden können sich meine Preise nicht leisten, das ist eben so. Da sind sie dankbar, wenn einer meiner Schülerinnen mit mir im Hintergrund die Kinder auf ihren ersten Schritten begleiten. Für meine "Großen" ist das ein riesiger Schritt und tolle Erfahrung!

Ich bin sehr froh und dankbar, dass mir meine SchülerInnen die Stange halten, auch wenn ich mit Auftragskompositionen wochenlang ausfalle. Dann bin ich auch sehr kulant und komme den Leuten mit dem Preis entgegen, denn der nächste Auftrag kommt, aber wann...?!?! Mit so eine Auftragskomposition habe ich in 2 Monaten das drin, was ich sonst in 6 Monaten verdiene. Trotzdem sind mir die SchülerInnen ein wichtiges Standbein. Und Pausen in der Ausbildung haben einigen sogar schon sehr gut getan!
Natürlich ist es wünschenswert, wenn der Anfangsunterricht qualifiziert ist, aber wichtiger ist eigentlich, dass die Lehrkraft die Kinder für Musik begeistert, anstatt Musik zu einer Disziplinveranstaltung zu machen! Bleiben die Schüler (wie oft) 10-14 Jahre bei mir, haben sie IN mir sehr unterschiedliche KL! Und die Technik muss ich bei jedem Wachstumsschub wieder korrigieren (umlernen), wo gibt es das denn, das man schon ab der ersten Stunde ausschließlich "richtig" spielt... soviel zum qualifizierten Unterricht, derfolgendes verhindert: die Gefahr einer später nur schwer korrigierbaren Weichenstellung ist nicht unerheblich - vgl. P.P Werners Einleitung in die Klavierdidaktik.
Diese Gefahr sehe ich absolut nicht. Ich habe selbst meine Technik mehrmals umstellen müssen - durch Lehrerwechsel oder Eigenstudien. Bist Du von Beginn an nur mit "richtigen Weichenstellern" bedacht worden? Was für ein Glück!!! Ich nicht! Am Schlimmsten war für mich die junge Absolventin vom Moskauer Konservatorium, die es fast geschafft hätte, mich damaliges "Wunderkind" zu einer Musikverweigerin zu machen. Von wegen richtige "Weichenstellung"! Gewohnt, mit 9 Jahren schon Mozartsonaten in Konzerten zu spielen, konnte ich dieser Frau noch nicht einmal die Musette von Bach ordentlich genug spielen. Nichts konnte ich ihr recht genug machen, alles war nur schlecht, schlecht, schlecht! Mein Vater (selbst Pianist und viel unterwegs) hielt viel von dieser Frau und hat mich da aus der Nummer nicht raus gelassen... zum Glück ist sie dann mit ihrem Zahnarzt schwanger geworden! Puh, DAS war höchste Eisenbahn! Danach war ich bei einem richtigen modernen Komponisten, der mir sehr viel Liebe zur Musik vermitteln konnte, das totale Kontrastprogramm. Plötzlich war wieder jeder Ton von mir wertvoll (und wurde noch ein wenig wertvoller gemacht)! Wie habe ich diesen Mann bewundert!!! Und wie habe ich geübt!!! DAS sind die Big Points!
Das sind die "richtigen Weichen"!
(meine bescheidene Meinung...)

Alles Liebe

Viola
 
bevor es hagelt, wiederhole ich meine Praxis:
- Konzerte sind die mit weitem Abstand höchste Einnahmequelle
- Hochschulunterricht wird hoch bezahlt (was völlig ok ist)
- Musikschul/akademieunterricht ein Nachmittag zu den Musikschulkonditionen, hierin auch "Sozialtarife" (hab ich ja selber so eingerichtet)
- Privatunterricht selektiv und teuer (60min 100.-Euro, wer viermal im Monat kommt, ist um 400.- ärmer), ausgenommen z.Z. zwei begabte Mädle einer mittellosen Alleinerziehenden (die zahlen nix)
Leider kann Frau sich bestimmt nicht aussuchen, aus welchen oben genannten Einnahmequellen sie sich ihren nächsten Steinway finanziert, weil sie sich nämlich glücklich schätzen darf, wenn sie überhaupt irgendeine (Fest-)Anstellung bekommt.

Ich finde es übrigens auch wichtig, dass Anfänger qualifizierten Unterricht bekommen. Den kann natürlich ein Pianist mit entsprechender didaktischer Erfahrung bieten.
Aber wie wird er denn zu einem Pianisten mit didaktischer Erfahrung? Hat er sich die im Supermarkt gekauft? :confused:
Nein, die hat er an armen, unschuldigen, kleinen Schülern ausprobiert!
Wer sagt, dass Anfänger der Lehrtätigkeit nicht auch schon was zu sagen haben? :rolleyes:
Und einen konstruktiven, alternativen Vorschlag zu günstigem Unterricht von Pianisten in unteren Semestern (oder überhaupt im Studium) hab ich auch noch nicht erhalten.
 
ich finde nicht, dass man den Studenten hier den schwarzen Peter zuschieben sollte.
 
Halllo? Die letzten Beiträge haben doch ganz klar ein Votum für studentischen Unterricht abgegeben! Ich übrigens auch. Der Markt verlangt - der Markt bekommt, so lautet ein einfaches Gesetz in der freien Wirtschaft (im Gegensatz zur Planwirtschaft).
In der Summe passt dieses Konstrukt, wenngleich sich individuell regional kleine ungerechte Verzerrungen ergeben.
 

Mit so eine Auftragskomposition habe ich in 2 Monaten das drin, was ich sonst in 6 Monaten verdiene.
Ähm, ich will euch ja nicht in eure Diskussion erinquatschen, aber das hier interessiert mich dann doch.

Gehen wir mal von ganz grob 800€ Netto monatlich aus ( das, was man etwa an ner Musikschule bekommt, wurde mir gesagt)
Das heißt, du bekommst für ne Auftragskomposition 800€ * 6= 4.800€
?????????
Das kann ja nicht sein, oder?
Komponierst du die Musik für Daimler- Werbespots, oder was sind das für stinkreiche Kunden?

( Falls das mit den 800€ zu wenig ist, dann landen wir ja schon bei über 5000€ O_o)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hmm eher der (1) Konsument verlangt, der Markt richtet sich danach.
(2) Der Markt bietet an, der Konsument nutzt.

Ja, und vorwiegend ist es der Markt, der beim Konsumenten überhaupt erst die Begierden erschafft (wer braucht eigentlich ein iPhone?) – was in bezug auf die von mir ins Spiel gebrachten Discounter zum Glück weniger den Bereich des Instrumentalunterrichtes betrifft (es sei denn, ein Herr B. vermag ein „DSDS“ für Instrumentalisten zu vermarkten – spontan denke ich da an gute Chancen für die A….geige).

Irgendwie sind sich hier ja doch alle recht einig, daß keiner den Billigunterricht möchte (weder den guten Unterricht für Hungerlöhne, noch den schlechten Unterricht für Nachgeschmissen). Trotzdem ist das Verständnis der angemessenen Entlohnung noch etwas unscharf.


Angebot und Nachfrage bestimmen in nicht unerheblichem Maß in vielen Bereichen unserer Gesellschaft die Preise. Verschiedentlich wurden in diesem thread Psychotherapeuten mit vermeintlich üppigen Honoraren erwähnt. Leider gibt es in diesem Bereich keine „freie Marktwirtschaft“, wie vielleicht eher bei den Klavierlehrern.

Der Großteil der Psychotherapeuten (nämlich der, der Leistungen auf Kosten der Krankenkassen erbringt) ist rigiden Reglementierungen seitens der Kassenärztlichen Vereinigungen unterworfen und es bestehen ebenso für alle geltende Gebührensätze wie strenge Nieder-lassungsbeschränkungen – verglichen mit Klavierlehrern vielleicht mit der Bedingung, daß es in einer definierten Region nur eine bestimmte Anzahl davon unterrichten dürften. Wartezeiten für Patienten lassen sich oft in Quartalen beziffern. Von der Bezahlung, die die wenigen rein privat praktizierenden Psychotherapeuten verlangen und bekommen (die, die vorwiegend neurotische Chriurgenmuttis zu ihrem Klientel zählen) können die restlichen wirklich nur träumen (nein, ich bin kein Psychotherapeut, weder mit, noch ohne Chirurgenmutti …).


Um auf die Klavierlehrer zurückzukommen – hier herrschen weder Preisbindung noch Niederlassungsbeschränkung und irgendwie muß jeder sein Auskommen finden, egal, ob er 100€ oder 10€ die Stunde bekommt.
Der Knackepunkt ist der, ob er mit den 10€ das Auskommen auch wirklich hat. Ich gehe davon aus, daß die wenigsten Studenten, die Unterricht erteilen und dafür entlohnt werden, dieses Einkommen auch versteuern, Sozialabgaben davon entrichten, etc., etc., etc. (ich bitte um angemessenen Protest derer, die es doch tun – meine Hochachtung!).

Ich will damit beileibe nicht konstatieren, daß nur die bösen Studenten die Preise für die guten Klavierlehrer verhageln. In jeder Berufsgruppe gibt es Spezialisten der Einkommensoptimierung, die ihre Tarife durch Minimierung der Solidarabgaben gering halten können… .

Trotz aller Notwendigkeit des Geldverdienens im Studium muß man sich dessen bewußt sein, daß man durch relativ geringe Entlohnung das Einkommensgefüge seiner eigenen angestrebten Berufsgruppe beeinflußt – und das um so mehr in einer Zeit wo Geiz geil ist und trotzdem höchste Ansprüche an die Leistung erhoben werden.

Auch ich habe im Musikstudium Klavierunterricht gegen geringes Entgelt gegeben, wobei neben dem finanziellen auch ein erheblicher Spaß- und Erfolgsfaktor beim Unterrichten von interessierten Schülern zu verzeichnen war. Des weiteren halte ich das Unterrichten Anderer für äußerst förderlich für die eigenen Fähigkeiten – unabhängig vom Beruf.

In Bewertung der gesamten Umstände habe ich mich jedoch damals im Studium frühzeitig gegen einen Beruf in der Musikbranche entschieden. Noch im Nachhinein bin ich froh darüber, daß ich mit der Musik kein Geld verdienen muß – ich hätte ein wundervolles Hobby verloren - auch wenn ich damit jahrelang Pause eingelegt habe.
 
@stilblüte & viola

tja...
ich bleibe bei meiner Ansicht, dass es sinnvoller ist, wenn man von Anfang an hochqualifizierten Unterricht hat, und diesen nicht erst später erhält. Mir ist durchaus bewusst, dass sich dieser "Idealzustand" bei weitem nicht überall realisieren lässt - aber das ist kein Grund, die Gefahr der nur schwer und mühsam korrigierbaren Weichenstellung durch verfehlte Unterweisungen wegzureden... Und die Ursache dafür, dass es diese Möglichkeit nicht überall gibt, ist wohl eher gesellschaftlicher als fachlicher Natur (um es sehr sehr vorsichtig zu formulieren)

aus banaler Erfahrung, ja "roher Empirie" (Immermann), WEISS ich, wie es um missglückte Weichenstellungen (wiederum vorsichtig formuliert) bestellt ist - wer nicht früh genug die Tücken des Instruments zu berücksichtigen gelernt hat (Pedal, Klangverhalten der Lagen etc), wer nicht früh und gründlich genug die motorischen Automatismen angelegt hat, DER WIRD ES SCHWER HABEN, wirklich verlässlich auf Konzertniveau zu agieren!! Wer es TROTZDEM unter schlechteren oder gar falschen Bedingungen lernt -gottbefohlen: da war dann wohl ein riesiges Talent nebst etwas Glück tätig! "so etwas muss es auch geben" :)

ich plage meine Studenten/innen oft genug mit z.B. Oktaven, die nicht schnell und locker genug werden wollen - die Ursache des fast unüberwindlichen (d. h. nur selten beseitigbaren) Mangels ist immer die Internalisierung falscher Bewegungsmuster und falscher "innerer" Haltungen - und die sind nahezu immer durch "Unterricht" erworben... ... übel... ... und sie sind bei Gott nicht leicht zu beheben oder zu beseitigen!!!!!

freilich muss und will nicht jeder sich der Konkurrenz in der Konzertarena stellen - aber Sachen wie "La Campanella" (und die ist noch relativ harmlos!) bewundert man und würde sie gerne "Können" usw - ja woher denn? - wenn freilichvorab klar sein sollte, wohin die "Ambitionen" gehen, dann ist gegen "Unterricht im unteren Preissegment" nach gegenseiter Absprache nichts einzuwenden.

und ganz im Ernst: wer Bachs Menute in G nicht WIRKLICH kann, der wird auch La Campanella nicht wirklich können!!!!!!!! ------ WARUM???? ganz einfach: weil dazu mehr als "nur" Motorik nötig ist, und wo sollte man das lernen??? nur die wenigsten erwerben das aus sich selbst heraus!!!

"unteres Preissegment = ehemalige Klavierschüler/Studiumanfänger" - aus "Kostengründen" gewiss oft praktiziert, aber: cui bono???

und jeder, der unterrichtet oder unterrichten will, sollte sich ehrlich und selbstkritisch die Frage stellen: was kann ich wirklich und genügt das, sowohl mir selber als auch für die, die mehr lernen wollen...???

all das sind schwierige, unangenehme Fragen - zwar sind sie in der lieben Fachliteratur mehr als nur ausreichend erläutert und geklärt, aber das liebe Leben findet ja nicht in Büchern statt.

ich will mich nicht im Sinne einer "Kompetenzrangelei" in die Nesseln setzen und hier Unmut provozieren - wenn ich ein wenig zum nachdenken anregen kann, dann bin ich ja schon zufrieden...

liebe Grüße, Rolf
 
Ich finde es übrigens auch wichtig, dass Anfänger qualifizierten Unterricht bekommen. Den kann natürlich ein Pianist mit entsprechender didaktischer Erfahrung bieten.
Aber wie wird er denn zu einem Pianisten mit didaktischer Erfahrung? Hat er sich die im Supermarkt gekauft? :confused:
Nein, die hat er an armen, unschuldigen, kleinen Schülern ausprobiert!
Wer sagt, dass Anfänger der Lehrtätigkeit nicht auch schon was zu sagen haben? :rolleyes:
Und einen konstruktiven, alternativen Vorschlag zu günstigem Unterricht von Pianisten in unteren Semestern (oder überhaupt im Studium) hab ich auch noch nicht erhalten.

@stilblüte
...in der Hoffnung, dass meine "Zitierweise" nicht erneut korrigiert vulgo verschlimmbessert wird (ich hatte nur violas "solche Leute muss es auch geben" zitiert!) : bisher wurden und werden weder arme, noch unschuldige und kleine Schüler als Laborratten an Musikhochschulen verheizt... :) das kann ich aufgrund meiner unmaßgeblichen Tätigkeit an solchen Einrichtungen feststellen.

ebensowenig lässt sich, dito empirisch belegbar, didaktische Kenntnis im Supermarkt käuflich erwerben, da Supermärkte dergleichen nicht im Sortiment haben. der "Erwerb" (was für eine Vokabel...) didaktischer und pianistischer Fähigkeiten - ist das Gegenstand der ursprünglichen Frage nach den "Kosten" für Klavierunterricht???

was den günstigen (gar kostenfreien!) hochqualifizierten Unterricht betrifft: dergleichen kann vorkommen ... ... ... selten, aber immerhin (besser selten als nie)

...und wenn Anfänger der Lehrtätigkeit was zu sagen haben, dann ist das doch prima - wieso stellen die Idioten an mus. Einrichtungen eigentlich die prima Anfänger nicht sofort ein? rätselhaft... "da ist was faul im Staate Dänemark" (Shakespeare)

nächtlich-morgenlich amüsierten Grußes,
Rolf
 
Hi Rolf,

nur selbst mal so zum Nachdenken:
Wer stellte denn Bei Liszt und Chopin die "richtigen" Weichen? Soweit ich weiß sind seinerzeit alle Klavierlehrer im unisono zu der Aussage gelangt, dass diese Leute (und gewiss gibt es weitere Beispiele) schon "fertig" in den Anfangsunterricht kamen und besser und schneller spielten als ihre Lehrkräfte. Später dann haben diese Leute Werke geschaffen, die NIE jemand vor ihnen gespielt haben! Also haben die sich das wohl alles selbst beigebracht, denke ich mal. Noch einmal: mir ist es wichtig zu unterstreichen, dass es VERSCHIEDENE Techniken und somit VERSCHIEDENE Weichen gibt. Aus diesen unterschiedlichen Möglichkeiten muss dann - meist in Eigenarbeit - ein Paket geschnürt werden, was zur entsprechenden Biomaschine passt. Diese Art der Weichenstellung würde ich akzeptieren.

Aus diesem Grund behaupte ich: eine Lehrkraft sollte fördernd und unterstützend zur Seite stehen anstatt "Weichen" zu stellen, auf denen dann der Zug auf ewig in eine bestimmte und vielleicht falsche? Richtung fährt.

Man stelle sich vor, Chopin wäre an so einen Weichensteller geraten:
Eine Erfindung des ehemaligen Militärdirektors Johann Bernhard
Logier im Jahre 1805 machte den Klavierschüler selbst zu einer „mechanisierten
Körper-Maschine“ (Scherer 1989: 131). Der Chiroplast, eine Art Schraubzwinge
mit Handgelenk- und Fingerführern, fesselt die Gliedmaßen ans Instrument. Die
Apparatur sorgt für eine direkte Verlängerung der hammermechanischen
Vorrichtung in die Körper der Spieler. Damit wird die musikalische Äußerung
vollständig auf die Fingerarbeit reduziert, denn Hände und Arme können nicht
mehr bewegt werden. Das chiroplastische Gestell rationalisiert den Ablauf der
notwendigen Bewegung nach Maßgabe von Klaviatur und Hammermechanik
(vgl. Scherer 1989: 119). Das System Logier erfreute sich großer Beliebtheit –
auf Lehrerseite zumindest –, weil eine standardisierte Fingerhaltung mit
absoluter Kontrolle damit gewährleistet war; und zudem war es als Lehrmethode
staatlich anerkannt.
________________

Nette Methode, jemandem das Klavierspielen "beizubringen"... ich meine, es wäre eher eine Abgewöhnungsmaschine (so wie meine russische Knebelpeitschenweichenstellerin (die selbst im übrigen hervorragend spielte!), bei der ich stocksteif nur aus dem Finger spielen durfte, mit Pfennigen auf dem Handrücken... dass dann die Oktaven von einem neunjährigen linken Händchens in der D-Dur Musette von Bach nicht bewältigen können verstehe ich heute völlig - damals kam nur rüber, dass ich absolut unfähig wäre "richtig" Klavier zu spielen!)

So long

Viola
 
Hi Rolf,

nur selbst mal so zum Nachdenken:
Wer stellte denn Bei Liszt und Chopin die "richtigen" Weichen? Soweit ich weiß sind seinerzeit alle Klavierlehrer im unisono zu der Aussage gelangt, dass diese Leute (und gewiss gibt es weitere Beispiele) schon "fertig" in den Anfangsunterricht kamen und besser und schneller spielten als ihre Lehrkräfte. Später dann haben diese Leute Werke geschaffen, die NIE jemand vor ihnen gespielt haben! Also haben die sich das wohl alles selbst beigebracht, denke ich mal. Noch einmal: mir ist es wichtig zu unterstreichen, dass es VERSCHIEDENE Techniken und somit VERSCHIEDENE Weichen gibt. Aus diesen unterschiedlichen Möglichkeiten muss dann - meist in Eigenarbeit - ein Paket geschnürt werden, was zur entsprechenden Biomaschine passt. Diese Art der Weichenstellung würde ich akzeptieren.

hallo Viola,

Liszt und Chopin (also der Klavierolymp) - ich zitiere Dich nochmals: "solche Leute muss es auch geben" :) woher hätten wir sonst Terzen- und Glöckchenetüden - - - aber leider sind derartige Talente enorm rar (das öde Wort Talent reicht da kaum aus!).

dass man vieles schon allein "motorisch" ungeschickt machen kann, erlebt man oft - zu den Ursachen dafür kann ungenügender Unterricht gezählt werden, und "Angewohnheiten" wird man leider nicht leicht los... dass es nicht eine allein selig machende Technik gibt, ist nur zu wahr: sonst würde es ja vor lauter Horowitzen nur so wimmeln :)

übrigens sind "ruhige" Hände gar nicht so falsch, freilich können sie, vgl. Deine Erfahrungen, ungeschickt vermittelt werden (nebenbei: Liszt: "machen Sie keine Omelette" über Gefuchtel am Flügel) - schade, dass Deine KL wenig bis kein Interesse am unterrichten hatte!

liebe Grüße, Rolf
 
hallo Viola,

Liszt und Chopin (also der Klavierolymp) - ich zitiere Dich nochmals: "solche Leute muss es auch geben" :) woher hätten wir sonst Terzen- und Glöckchenetüden - - - aber leider sind derartige Talente enorm rar (das öde Wort Talent reicht da kaum aus!).

dass man vieles schon allein "motorisch" ungeschickt machen kann, erlebt man oft - zu den Ursachen dafür kann ungenügender Unterricht gezählt werden, und "Angewohnheiten" wird man leider nicht leicht los... dass es nicht eine allein selig machende Technik gibt, ist nur zu wahr: sonst würde es ja vor lauter Horowitzen nur so wimmeln :)

übrigens sind "ruhige" Hände gar nicht so falsch, freilich können sie, vgl. Deine Erfahrungen, ungeschickt vermittelt werden (nebenbei: Liszt: "machen Sie keine Omelette" über Gefuchtel am Flügel) - schade, dass Deine KL wenig bis kein Interesse am unterrichten hatte!

liebe Grüße, Rolf

Meine Frau Ken, die Russin, hatte sehr viel Interesse an ihren KlavierschülerInnen, später mussten diese herhalten um ihre schwangeschaftsverpfuschte (Ironie) Karriere an ihrer Statt zu starten.

Habe ich etwas gegen "ruhige" Hände gesagt? Ist mir nicht in den Sinn gekommen...

Schau mal bei Youtube, da findest Du haufenweise "solche Talente", sogar blinde 5-jährige Mädchen mit Fantasie-Impromptus von Chopin, da fällt Dir wirklich nichts mehr ein...

Wunderkinder gibt es in dieser Playliste:
HIER

Die Ursachen für "motorische Ungeschicktheiten" sehe ich nicht durch unqualifizierten (billigen - um beim Thema zu bleiben) Unterricht! Das hat völlig andere Ursachen. Diejenigen, die "zufällig" die "richtige" motorische Geschicktheit mitbringen, nennt man Talent.

Folgende Überlegung:

Nehme den besten Reitlehrer der Welt.
Nehme 10 Menschen, die NOCH NIE auf einem Pferd gesessen haben.

Lasse den Reitlehrer seine Arbeit tun und allen erklären, wie man "am besten" (seiner Meinung nach) auf einem Pferd sitzt!

Dann lasse die Leute aufsitzen, noch einmal durch den Reitlehrer korrigieren.

Jetzt schaue Dir die Leute an: Du blickst auf 10 verschiedene Körperhaltungen!!

Warum:
Jeder Mensch hat sofort eine ERSTE Idee, wie er eine bestimmte Sache machen sollte. Diese Idee kann richtig und gut sein. Muss es aber nicht.

Die Indianer hatten andere Ideen, wie man reitet. Keiner da, der ihnen die "richtigen Weichen" stellte. Sie haben trotzdem gute Reiter hervor gebracht...
Die Cowboys ritten auch nicht den englischen Stil...
Die deutschen Wanderreiter sitzen anders auf dem Pferd als ihre grönländischen Kumpels.

Es gibt keine "richtigen Weichen". Es gibt nur ein sich stetiges Annähern an diverse Möglichkeiten der Realisierung. Daher kann guter Unterricht "falsch" sein und "schlechter" Unterricht genau richtig.

"Erziehung ist Liebe" - Buchtitel von Suzuki, Namensgeber der Suzuki-Methode. Eine wunderbare Einstellung! Die wichtigste "Weiche" ist: Liebe!
Und diese ist sicherlich vor allem in den unteren Preisgruppen gut zu haben! In den oberen leistungsorientierten Preisgruppen wird die Luft dünner. Da geht es letztendlich nur noch um die Berechnung der richtigen Flugbahnen. Sehr öde.

Alles Liebe

Viola
 
hmmm, ich glaube, ich möchte lieber von Viola unterrichtet werden als von Rolf. :D Sorry, aber der Ansatz ist mir sympathischer und vor allem individueller. Auch beim Fliegenfischen kommen die globalen, neuen Impulse und praxisverbessernden Bewegungsabläufe von den Leuten, die das Vorhandene in Frage stellen (für Fachfremde: Das ist auch so eine Sache, wo man sein ganzes Leben lernen kann).
 
Es gibt keine "richtigen Weichen". Es gibt nur ein sich stetiges Annähern an diverse Möglichkeiten der Realisierung. Daher kann guter Unterricht "falsch" sein und "schlechter" Unterricht genau richtig.

Sehr provokant :)

Da bräuchten wir dann erstmal eine Definition, was "guter" und was "schlechter" Unterricht ist.

"Erziehung ist Liebe" - Buchtitel von Suzuki, Namensgeber der Suzuki-Methode. Eine wunderbare Einstellung!

Das war für Japan auch eine sehr revolutionäre Einstellung. Die Erziehungsmethoden in Japan waren früher ziemlich brutal, ich hoffe, sie sind es heute nicht mehr.


Was den Musikunterricht betrifft, braucht man vor allem Interesse, Begeisterung und Liebe für die Musik. Wenn das vorhanden ist, ist die "Methode" eigentlich ziemlich egal. Jedenfalls solange man dem Schüler keine Fehlhaltung anlernt. Als Fehlhaltung würde ich alles bezeichnen, was das Spielen unnötig erschwert und verkompliziert.
 

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