luner reparatur
habe nur die fehlende Bewertung dieser sehr informative Dokumentation der Oberdämpferklavierrrestaurierung nachgeholt...
hallo ,
oberdämpfer klaviere wurden speziell von blüthner und auch ibach relativ lange gemacht , u.a. weil damals das Vertrauen in die Stabilität der Federn noch
nicht sehr gross war , insbesondere wenn die klaviere nach Übersee
gegangen sind . ( Feuchtigkeit - Rost etz. ) . Und vielleicht auch aus einem gewissen Beharrungswillen , ähnlich wie man in Wien vielzulange die Wiener-
Mechanik eingebaut hat .
Eine Verschiebung habe ich erst einmal gesehen - bei einem Schwechten -,
man sollte jedoch ganz klar bedenken , daß Pianinos zu 90 % nicht von
Pianisten oder hervorragenden Klavierspielern benützt werden , diese haben einen Flügel , diese Debatte daher rein theoretisierend ist , da die meisten Klavierspieler das Pianopedal nicht benötigen und auch nicht wirklich benützen . Ein abrupter Übergang beim Dämpferende ist beim Spielen auch bei
einer Unterdämpfung nicht wirklich hörbar , ausser man würde das Dämpferende sehr weit unten ansetzen .
Ob die Oberdämpfung damals teurer war , kann ich nicht beurteilen , wenn ja ,
dann sicher nicht weil diese "besser " ist , sondern ev. in der Herstellung
teurer .
Dass manche heutigen Klaviere sehr "kurz" klingen , liegt sicher nicht an der
Dämpfung sondern an einer miesen Konstruktion , an die sich die Mehrzahl der
"User" jedoch bereits gewöhnt haben bzw. manche sogar ein Klavier , dass nach Fortissimo Spiel noch nachhallt ,als nicht wünschenswert erachten !
Die meisten Oberdämpfer - Klaviere erzeugen jedoch einen "schwimmenden"
Ton , der eigentlich nicht angenehm ist .
Zur Besaitung mit 13,5 t Zug : Lt. Opusnummer ist dieses Klavier aus etwa
1898/99 , damals verwendete man als bestes Fabrikat PÖHLMANN -Saiten , die in Bezug auf Zerreissgrenze den damaligen Röslau überlegen waren , also eine sehr hohe Auslastung und Zug vertrugen .
"Handgezogenen " Stahl von einer Reihe von Saitenerzeugern , der sehr unterschiedlich war , gab es damals fast nicht mehr , das ist bloss in Klavieren
aus der " vorindustriellen" Periode zu finden .
Im übrigen habe ich leichte Zweifel , ob es sich bei dem Klavier überhaupt um ein " Original LUNER" handelt : ich kenne eigentlich nur 2 Pianinomodelle von dieser Firma , die auch zu tausenden erzeugt wurden :
geradeseitig - Oberdämpfung , Halbpanzer - Oberrahmen meist mit Mozart oder
Schubertkopf . Vollpanzer - Unterdämpfung .
Nach der Mechanikaufschrift ( Deutsches Reich gesetzl. gesch. Muster ) wäre ein deutsches Fabrikat oder eines aus dem Sudetenland durchaus wahrscheinlich .
Hozverlauf - Boden -Rippen : Boden waagrecht , Rippen im rechten Winkel dazu ( senkrecht ) kommt aus der Zeit der geradesaitigen Instrumente und wurde auch noch einige Zeit danach von einigen Fabrikaten beibehalten .
Das ist keine Klangphilosophie , denn eine solche Anordnung passt durchaus nicht optimal zu einer kreuzsaitigen Bespannung . Die Herstellung eines solchen Bodens hat triviale Gründe : billiger ! -- weniger Holzverbrauch , einfachere Konstruktion , kürzere Arbeit !
Mir ist der Unterschied zwischen Restauration und Modernisierung sehr wohl bewusst , da es sich bei diesem Klavier jedoch keinesfalls um ein museales und
wertvolles Stück handelt , sondern um ein Gebrauchsklavier , dass benützt werden soll , wäre der Umbau auf eine klar bessere Unterdämpfungsmechanik
sehr überlegenswert gewesen . ( Immer unter der Prämisse , daß sich derart
umfangreiche und teure Arbeiten für dieses Klavier überhaupt ökonomisch
vertreten lassen ) . m.f.g. klaviermacherwien