nicht ganz aneinander vorbei
Die Qualitäten von immer lauter, schneller und vertrackter sind im Focus der Kritiker und des Publikums. Pianisten wie Hamelin, Horovitz, Kissin, Berezovsky und andere gelten als der neue Maßstab, an dem sich alle anderen messen lassen müssen.
hallo,
meiner Ansicht nach spricht es nicht gegen Horowitz, Hamelin & Co., dass diese in der Lage sind, gute Musik (die mit manuellen Schwierigkeiten gespickt ist) technisch wie musikalisch überzeugend zu spielen.
notwendigerweise hindert diese Fähigkeit nicht, Mozart oder Scarlatti überzeugend zu interpretieren, wie es Horowitz mehrmals gezeigt hat.
Man muss nicht Rachmaninov spielen, um Mozart später zu können oder umgekehrt - vielmehr muss man dafür Klavier spielen können, und das im Rahmen der als relativ angemessen angesehenen manuellen, stilistischen und "interpretatorischen" Übereinkünfte (mal ganz naiv gesagt: bei KV 330 keine ausufernden Riesenrubati und Riesenpedalflächen, bei der Liebestod-Transkription kein stur eingehaltenes Metronom vom ersten zum letzten Takt).
na ja, und zweitrangige bis missratene "Werke" gibt sowohl im Bereich der "Virtuosenstücke" als auch im "frühklassischen" & "klassischen" Bereich (ich nenne jetzt keine, weise nur darauf hin, dass die berühmten großen Komponisten nur einen recht geringen Prozentsatz der Musik ihrer Zeit geschaffen hatten)
"immer lauter, schneller und vertrackter" - steckt hier nicht doch eine Wertung, und zwar im Sinne einer ablehnenden Haltung? gerade dann, wenn diese doch etwas tendenziöse Formulierung den nun indirekt als "seriöser" erscheinenden Mozart- und Beethoveninterpretationen gegenübergestellt wird?
"Virtuosität", "extreme technische Schwierigkeiten" sind keine allein auf die Klaviermusik begrenzten Qualitäten oder Quantitäten - dergleichen gibt in allerlei musikalischen Sparten! Mozarts "Königin der Nacht" ist quasi eine "Godowski-Chopin Etüde für Koloratursopran" und gelingt nur den "Horowitzinnen & Hamelininnen" unter den Koloratursopranen :D
liebe Grüße, Rolf
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"für mich gibt es nur zwei Sorten Musik: gute und schlechte" Guiseppe Verdi