@Stephan Ich habe nochmal über diese schwer zu beantwortende Frage nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Möglicherweise ist es theoretisch immer möglich, dass jeder beliebige Mensch jedes beliebige Stück spielen lernen kann, was die motorische, kognitive, geistige, koordinative usw. Denkleistung angeht. Musikalität ist nur bedingt erlernbar, da sind wir uns vielleicht einig.
"Theoretisch" sage ich deshalb, weil ich jetzt einen Faktor einfüge, nämlich den der Lerngeschwindigkeit (LGS). Nehmen wir an, ich will 1000 Meter gehen, und bei 1000 Metern steht ein beliebiger Lernerfolg. Der Faktor LGS entspricht der vorgegebenen, weil nicht veränderbaren Schrittlänge. Um das Ziel zu erreichen, muss man eine gewisse Anzahl von (Lern-)Schritten machen. Je schneller man lernt, desto kleiner ist der Faktor. Bei LGS 1 macht man einen Schritt und ist am Ziel, das kann niemand. Vielleicht ist man ein Mensch und geht einen Meter pro Schritt, dann ist der Faktor bei 1000. Vielleicht ist man aber auch eine Giraffe, eine Ratte oder ein Glühwürmchen, dann braucht man entsprechend weniger oder mehr Schritte. (Der Vergleich funktioniert natürlich nur, wenn jeder Schritt gleich lange dauert.)
Wunderkinder können so viel Wissen anhäufen und Niveaustufen in einem einzigen Schritt überwinden, dass sie schon mit wenigen Schritten sehr weit kommen. So erkläre ich es mir, dass sie schon nach sehr kurzer Zeit sehr gut sind. Dennoch muss aber dieselbe Leistung erbracht worden sein (das ist natürlich alles sehr vereinfacht dargestellt).
Andere brauchen für dasselbe Wissen viel mehr Energie, mehr Zeit, also mehr Schritte, und kommen später am selben Punkt an. Theoretisch könnten sie noch bis zum Ziel kommen - bevor das aber je geschieht, bremst der körperliche oder geistive Verfall und sie sterben, oder sie geben auf.
Ein ganz anderes Thema ist für mich die musikalische Empfindung. Die muss natürlich entwickelt, gefördert, verfeinert und entdeckt werden, aber dennoch in der Anlage vorhanden sein. Man hört, wenn jemand mechanisch etwas ausführt, dessen Sinn er nicht, oder nicht in der nötigen Tiefe und Bedeutung, verstanden und gefühlsmäßig, innerlich angenommen und nachempfunden hat.