Das Budget ist, ich sage mal, zweitrangig, wollte aber eigentlich nicht über 30.000 Euro.
Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.
Alsdann Deine Wohnsituation. Gewaltiger Unterschied, ob Du ein freistehendes EFH in Eigentum bewohnst oder im 3. Stock eines Wohnblocks zur Miete lebst. Du wirst darüber vermutlich schon nachgedacht haben. Auch, ob Deine Erwerbsbiographie an einem Punkt angekommen ist, wo die Phase "viele Umzüge" überwunden ist.
Die Frage die sich mir am meisten aufdrängt ist, kaufe ich einen Flügel für mein ganzes Leben?
Auch wenn ein Flügel theoretisch jederzeit wieder abgestoßen/ersetzt werden kann, ist er bei den meisten Menschen, die durchdacht und mit guter Beratung an die Sache herangehen, ein Kauf fürs Leben.
Wie hoch ist hier der Wertverlust? Ich habe so ein wenig das Gefühl, es hat Ähnlichkeiten mit dem Autokauf, 10 Jahre alte Instrumente für ich sage mal 60% des Neupreises. (wobei ich wenig so junge Instrumente auf dem Gebrauchtmarkt entdeckt habe)
Der Wertverlust beim Kauf eines fabrikneuen Instruments ist hoch, darüber sollte man sich nix vormachen. Wenn Du einen geringen Wertverlust erzielen möchtest, musst Du einen alten Steinway kaufen. Die pendeln sich ab einem gewissen Alter irgendwo ein.
Oder steige ich ein mit einem Flügel aus einer "Zweitmarke", den ich nach einigen Jahren, wenn ich besser spielen kann wieder verkaufe?
Zweitmarke ist nicht gleich Zweitmarke.
Falls Du Deinen Erstflügel wirklich nur als ephemeres Arbeitstier siehst – das wäre eine unübliche Haltung, denn wenn er erst mal da ist, wird er Familienmitglied – ist es eher angebracht, einen kleinen gebrauchten Yamaha/Kawai für kleines Geld zu kaufen.
Wenn ich raten darf: Lieber gleich einen kaufen, an dem Du dauerhaft Freude hast. Bei Deinem Budget sollte das absolut kein Problem darstellen.
Hier kämen für mich vor allem der Hoffmann oder einer von Essex in Frage.
Ich hoffe, ich werde nicht gesteinigt, wenn ich behaupte, dass zwischen einem W. Hoffmann (P oder T) und einem Essex eine kleine WELT liegt.
Essex ist nicht die Zweit- sondern die Drittmarke von Steinway. Klar kannst Du das Essex-Instrument anrechnen lassen.
Wenn Du dann einen neuen "richtigen" Steinway für richtig Asche kaufst. Dann ... ehrlich gesagt ... lieber gleich den Steinway, den richtigen.
Was ich nicht möchte ist ein Instrument von Kawai oder Yamaha. Ich habe viel positives über beide gelesen, möchte aber beide aus meinem Bauchgefühl heraus nicht. ( Ich habe beide schon gespielt und finde den Klang auch nicht schön).
Falls Du nicht Instrumente aus der Klein-und-billig-Klasse angespielt hast: Jedes höherwertige Instrument ist ein Individuum. Gerade diese beiden Marken verfügen über enorme Binnendifferenzierungen. Dahinter steht eine andere Philosophie als die deutschen Hersteller verfolgen, die die qualitativen Binnendifferenzen mittels anderem "Label" ad oculos demonstrieren. Bei den Asiaten pappt unterschiedslos überall das gleiche Logo drauf. Die (enormen) Unterschiede erschließen sich aus kryptischen Serienkürzeln. Eine Ausnahme stellt die Premiummarke "Shigeru" von Kawai dar, von der man noch nie etwas Negatives gehört hat.
Ich hoffe, es hat jemand vielleicht eine gute Idee oder einen Tipp für mich.
Viel Clavio lesen, fragen, rumreisen, anspielen und Meinung bilden.
Ich habe Angst einen gebrauchten Flügel zu kaufen, da ich davon absolut nichts verstehe.
Das kenne ich nur zu gut.
Wir reden aber nicht von Gebrauchtwagen. Bei den Nicht-Neuinstrumenten gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Von Privat.
Anschaffungspreis in aller Regel deutlich niedriger, dafür braucht man aber Rat von Leuten, die zumindest feststellen können, wie es um evtl. Reparaturkosten steht.
2. Vom Händler.
Hat eine Menge Vorteile, gewerblich zu kaufen. Dies schlägt sich preislich nieder (was, nota bene, in den allermeisten Fällen auch fair ist).
a) Das Instrument ist bereits aufbereitet. Man kauft wie gesehen und ist auf der sicheren Seite.
b) Das Instrument ist noch nicht aufbereitet.
Der Händler sollte eine Meisterwerkstatt haben oder wenigstens mit einer zusammenarbeiten. Du solltest dort am besten in Anwesenheit des Klavierbauers ehrlich beraten werden, was gemacht werden muss oder gemacht werden sollte/könnte und was das kostet. Du kannst selbst bestimmen, was vordringlich ist und was Zeit bis "irgendwann mal" hat.
Du scheinst in der Ecke F/WI ansässig zu sein. Gute Voraussetzungen.