Kann ich das lernen? Gibt es den Unterricht für mich?

JensK

JensK

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11. Dez. 2017
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Moin!

Mittlerweile bin ich knapp über 40, mach seit meiner Jugend Musik (Lange Jahre Schlagzeug, spiele E-Gitarre und Bass und versuche am Rechner mit Synthesizern und Samplern kreativ zu sein), und ärger mich seit vielen vielen Jahren, dass ich nie Klavier gelernt habe.

Nun stellt sich mir die Frage: Macht das für mich sinn? In der Hoffnung, dass hier vielleicht der ein oder andere Klavier-Lehrer rumläuft, möchte ich gerne den Grund erklären, wieso ich mich derzeit nie dazu überwinden konnte. Das sind maßgeblich 2 Gründe:

1. Ich kann mich nicht lange auf Dinge konzentrieren, die mir keinen Spaß machen. Ich kann mir denken, dass man so etwas ständig hört, und habe auch immer wieder das Argument gehört: Da muss man sich halt einfach durchbeißen. Genau das funktioniert halt aber einfach nicht. Ich habe mehrfach in den Jahren versucht Instrumenten-Unterricht zu nehmen. Jedes mal führte das sofort zu technischen, langatmigen Aufgaben, auf die sich ausschließlich konzentriert wurde, die überhaupt keinen Spaß gemacht haben. Nicht, weil sie frustrierend waren, oder ich nicht vorangekommen bin, sondern weil sie keine Musik enthielten. Es mag sein, dass das bei vielen Menschen funktioniert, mich hat es jedes mal auch nach Gesprächen mit den Lehrern vom Unterricht abgebracht. Ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass man die sicherlich wichtige Technik auch beim Spielen bestimmter Stücke anstatt beim ausüben sturer Technikübungen erlernen kann.

2. Auch wenn ich gern mal ein klassisches Klavierstück höre, so mag ich vor allem den Einsatz eines Klaviers in Pop/Rock etc. Ich habe die Angst, dass sich Klavier-Unterricht neben den befürchteten Fingerübungen ausschließlich auf klassische Stücke bezieht. Ich habe gelesen, dass sich klassische Musik vor allem daher so gut für den Unterricht eignet, weil sie das Spielen mit beiden Händen fordert. Das versteh ich vollkommen und möchte mich dem auch gar nicht verschließen. Ich würde halt trotzdem auch lernen, wie man einen Sänger mit Blues oder sonstigem "Bar-Piano" begleitet. Wie man Akkorde einfach aufbricht usw.

Gibt es Hoffnung für mich? Macht es für mich Sinn, den ewigen Wunsch nach Klavier Spielen endlich in die Tat umzusetzen, oder bin ich mir meiner Vorraussetzung einfach auf verlorenen Ast?

Danke schon einmal,

Jens
 
Willkommen.
Ich erkenne mich in Vielem wieder, was Du schreibst, auch hinsichtlich des Musikgeschmacks.
Ich übe fast nie (höchstens mal 10-15 min) sondern spiele nur. Das Niveau ist nach 40 Jahren entsprechend schlecht, aber Sinn und vor Allem Spaß macht es auf jeden Fall! Mit 35 hatte ich erstmals Klavierunterricht und nach einem Jahr eingesehen, dass das für mich in dieser Form (1x wöchentlich) keinen Sinn macht. Aber trotzdem würde ich an Deiner Stelle in jedem Fall Unterricht nehmen, gerade am Anfang. Auf musikalische Wünsche gehen KLs in der Regel ein und Pop/Rock haben längst Einzug in den Klavierunterricht geschafft. Wenn sich für Dich nach einem Jahr herausstellt, dass Dir das nicht liegt, kann man über Einzelstunden nachdenken (selbst wenn es nur alle 2 Monate eine Stunde ist, kann die sehr viel bringen) und macht den Rest autodidaktisch.

Nein :lol:

Ja!
 
Oh, ich bekomm es schon hin zu üben. Ich muss nur einfach die richtige Übung dafür haben. Auf der Gitarre hab ich nie länger als 5 Minuten Fingerübungen (auch mit Abwechslung) geschafft, kann mich sehr wohl aber (wenn Zeit vorhanden ist) Stundenlang mit dem Üben eines Stückes oder Solos beschäftigen. Der Unterschied ist wohl, dass Chromatische Fingerübungen einfach deutlich ätzender klingen, als jeder Übungsdurchlauf der einzelnen Passagen eines Songs/Solos. Ich habe gerade am Wochenende wieder 3h an einem Basslauf gesessen, den ich total spannend fande und hätte fluchen können, wegen einiger Dead-Notes. Am Ende konnte ich ihn in einer mich zufriedenstellenden Geschwindigkeit so spielen, dass mir auch eine Aufnahme davon noch gefallen hat. Hätte ich eine "stumpfe" Übung zu der Deadnote gehabt, hätte ich wohl nach spätestens 10 Minuten aufgegeben :(
 
Ich hab so einen Klavierlehrer.
Technik anhand richtiger Stücke und eine Mischung aus Klassik/Pop/etc.

Ich äussere meine Wünsche und er guckt ob es passt oder evtl. vershcoben werden muss/ein anderes Stück vorgezogen werden muss, pädagogische/didaktische/wasauchimmer Gründe halt.
 
Die Antwort auf deine Frage lese ich in deinen Beiträgen. Du spielst mehrere Instrumente seit vielen Jahren, kannst dich stundenlang im Bassspiel verlieren, findest das total spannend, und was herauskommt ist ein dich zufriedenstellendes Ergebnis.

Warum sollte das beim Klavierspielen anders sein? :denken:

Nur zu, hör auf dich zu ärgern, setz dich ans Klavier, irgendwo steht immer eins rum, wenn du erstmal nicht investieren möchtest in ein Abenteuer mit unklarem Ausgang und probier es aus!

Viel Freude mit einem wunderbaren Instrument!

Marion
 
Das sind maßgeblich 2 Gründe:

1. Ich kann mich nicht lange auf Dinge konzentrieren, die mir keinen Spaß machen. Ich kann mir denken, dass man so etwas ständig hört, und habe auch immer wieder das Argument gehört: Da muss man sich halt einfach durchbeißen. Genau das funktioniert halt aber einfach nicht. Ich habe mehrfach in den Jahren versucht Instrumenten-Unterricht zu nehmen. Jedes mal führte das sofort zu technischen, langatmigen Aufgaben, auf die sich ausschließlich konzentriert wurde, die überhaupt keinen Spaß gemacht haben. Nicht, weil sie frustrierend waren, oder ich nicht vorangekommen bin, sondern weil sie keine Musik enthielten. Es mag sein, dass das bei vielen Menschen funktioniert, mich hat es jedes mal auch nach Gesprächen mit den Lehrern vom Unterricht abgebracht. Ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass man die sicherlich wichtige Technik auch beim Spielen bestimmter Stücke anstatt beim ausüben sturer Technikübungen erlernen kann.
Bin kein KL, sondern immer noch relativ neuer Wiedereinsteiger und hoffe, Du fühlst Dich jetzt nicht auf den Schlips getreten oder siehst meinen Beitrag gar als persönlichen Angriff an.
Aber da ich selber in manchen Dingen ein faule Socke sein kann, beschleicht mich der Verdacht, dass Du den von Dir als für Dich unzulänglich oder unpassend empfundenen Unterricht als Ausrede für deine Faulheit vorschiebst.
Es kann doch nicht sein, dass man jahrelang Intrumentalunterricht nimmt und in dieser langen Zeit nicht einmal Musik macht, sondern nur technische Übungen.
Hast Du im Unterricht, den du bisher (offensichtlich nicht) genossen (genießen im wörtlichen Sinne) hast, denn jahrelang außer bspw. Tonleitern und irgendwelchen Geläufigkeitsübungen nichts anderes gelernt?
Selbst wenn man an den miesesten KL gelangt, scheint es mir unwahrscheinlich, dass man selbst von diesem keine Klavierstücke vermittelt bekommt, die den Namen "Musik" durchaus verdienen.

Wenn du schon seit Jahrzehnten Musik machst, wirst Du doch eine gewisse Musikalität entwickelt haben.
Was spricht dagegen, es einfach mal ohne groß darüber nachzudenken, anzufangen?
Aufgrund deiner musikalischen Vorerfahrung wist du ja nicht gleich wie der totale Ochs vor'm Berg stehen, wenn du dich an ein neues Instrument wagst.
Zur Not vielleicht auch erst mal im Selbstunterricht. Sicherlich nicht ideal, aber es gibt doch mittlerweile so viele Klavierschulen für Erwachsene (auch fürs Selbststudium), es gibt Youtube mit einem schier unerschöpflichen Fundus an guter, aber auch schlechter Anleitungen und zuguterletzt dieses kleine (naja, nicht so ganz klein ;-)) und feine Klavierforum, wo man sicher sein kann, dass einem regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite gestanden wird.

Wenn du also fragst, ob es wg. des Alters noch Sinn ergibt, beim Klavierspiel einzusteigen, wirst du hier unisono ein "ja" erhalten.
Wenn du aber fragst, ob es aufgrund deines mangelnden Durchhaltevermögens sinnvoll ist, wirst Du möglicherweise von dem einen oder anderen besonders Klartext redenden Forumsmitglied ein "nein" ernten....
 
Ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass man die sicherlich wichtige Technik auch beim Spielen bestimmter Stücke anstatt beim ausüben sturer Technikübungen erlernen kann.
Bei guten Lehrern werden keine "sturen Technikübungen" durchgepaukt, sondern es wird selbstverständlich "am Werk" gearbeitet. Und erwachsene Schüler speist man nicht einfach mit Klavierschulen für Kinder im Grundschulalter ab und lässt alle altersunabhängig die gleichen Sachen spielen. Gute Lehrkräfte muss man zwar ein wenig suchen, aber es gibt sie durchaus, die mit lebenserfahrenen Schülern etwas anfangen können, die mit klaren Vorstellungen und Zielen Unterricht nehmen wollen.

Aber da ich selber in manchen Dingen ein faule Socke sein kann, beschleicht mich der Verdacht, dass Du den von Dir als für Dich unzulänglich oder unpassend empfundenen Unterricht als Ausrede für deine Faulheit vorschiebst.
(...)
Wenn du aber fragst, ob es aufgrund deines mangelnden Durchhaltevermögens sinnvoll ist, wirst Du möglicherweise von dem einen oder anderen besonders Klartext redenden Forumsmitglied ein "nein" ernten....
Das muss allerdings auch klar sein: Hat man sich auf bestimmte Ziele geeinigt, sollte man allerdings auch am Ball bleiben. Denn
kann es auch machen, wenn man eine Herausforderung mit Beharrlichkeit meistert. Ganz ohne geht es natürlich nicht... .

LG von Rheinkultur
 
Moin!

Mittlerweile bin ich knapp über 40, mach seit meiner Jugend Musik (Lange Jahre Schlagzeug, spiele E-Gitarre und Bass und versuche am Rechner mit Synthesizern und Samplern kreativ zu sein), und ärger mich seit vielen vielen Jahren, dass ich nie Klavier gelernt habe.

Nun stellt sich mir die Frage: Macht das für mich sinn? In der Hoffnung, dass hier vielleicht der ein oder andere Klavier-Lehrer rumläuft, möchte ich gerne den Grund erklären, wieso ich mich derzeit nie dazu überwinden konnte. Das sind maßgeblich 2 Gründe:

1. Ich kann mich nicht lange auf Dinge konzentrieren, die mir keinen Spaß machen. Ich kann mir denken, dass man so etwas ständig hört, und habe auch immer wieder das Argument gehört: Da muss man sich halt einfach durchbeißen. Genau das funktioniert halt aber einfach nicht. Ich habe mehrfach in den Jahren versucht Instrumenten-Unterricht zu nehmen. Jedes mal führte das sofort zu technischen, langatmigen Aufgaben, auf die sich ausschließlich konzentriert wurde, die überhaupt keinen Spaß gemacht haben. Nicht, weil sie frustrierend waren, oder ich nicht vorangekommen bin, sondern weil sie keine Musik enthielten. Es mag sein, dass das bei vielen Menschen funktioniert, mich hat es jedes mal auch nach Gesprächen mit den Lehrern vom Unterricht abgebracht. Ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass man die sicherlich wichtige Technik auch beim Spielen bestimmter Stücke anstatt beim ausüben sturer Technikübungen erlernen kann.

2. Auch wenn ich gern mal ein klassisches Klavierstück höre, so mag ich vor allem den Einsatz eines Klaviers in Pop/Rock etc. Ich habe die Angst, dass sich Klavier-Unterricht neben den befürchteten Fingerübungen ausschließlich auf klassische Stücke bezieht. Ich habe gelesen, dass sich klassische Musik vor allem daher so gut für den Unterricht eignet, weil sie das Spielen mit beiden Händen fordert. Das versteh ich vollkommen und möchte mich dem auch gar nicht verschließen. Ich würde halt trotzdem auch lernen, wie man einen Sänger mit Blues oder sonstigem "Bar-Piano" begleitet. Wie man Akkorde einfach aufbricht usw.

Gibt es Hoffnung für mich? Macht es für mich Sinn, den ewigen Wunsch nach Klavier Spielen endlich in die Tat umzusetzen, oder bin ich mir meiner Vorraussetzung einfach auf verlorenen Ast?

Danke schon einmal,

Jens

Ich finde mich da auch wieder. :geheim:

Ich mache es so:
Meine Spielzeit splitte ich auf 3-4 Abschnitte pro Tag auf. Ca. 1,5h tgl. Zu 75% spiele ich derzeit meine Lieblingsstücke auswendig - für den Lernprozess sicherlich unwichtig aber macht Spass. Die restlichen 25% nutze ich für Notenspielübungen nach Anleitungsbuch (ohne KL - muss aber nicht so bleiben) immer mal so zwischendurch - das ist schon gut - angefangen habe ich mit ca. 5%. Tendenz weiter steigend.

Klassik ist auch nicht so mein Ding. Gibt nur eine Hand voll die mir gefallen.

"führte das sofort zu technischen, langatmigen Aufgaben, auf die sich ausschließlich konzentriert wurde, die überhaupt keinen Spaß gemacht haben. Nicht, weil sie frustrierend waren, oder ich nicht vorangekommen bin, sondern weil sie keine Musik enthielten"

Ja, das könnte ich auch nicht. Ist auch der Grund welcher mich noch von KL fernhält.

Aber nach 1,5 Jahren habe ich mir doch glatt ein Klavier-Notenbuch zu Weihnachten gewünscht - wer hätte das gedacht...:-D:geschenk:;-)
 
Hallo @JensK ,
ruf doch verschiedene Klavierlehrer in Deiner Umgebung an, ob sie bereit sind auf Deine Wünsche einzugehen. Auch ich wollte weder sture Etüden oder Tonleiterübungen machen, sondern lieber im Rock-, Pop-und Boogiebereich Anleitungen bekommen. Ich habe mich anfangs im 14-tägigen Intervall mit meiner Klavierlehrerin getroffen und die Stücke, die ich lernen wollte mit ihr erarbeitet. Es hat wunderbar geklappt. Selbstverständlich wurden auch kleine Fingerübungsstücke und etwas Theorie dazwischen geschoben, aber immer so wie es für mein aktuelles Stück hilfreich war.

Margret Feils hat auch eine Klavierschule für Rock und Pop (Play Piano) geschrieben, ist natürlich evtl für Dich als Musiker zu leicht.

Viel Erfolg und Spaß beim Klavierspiel

Viele Grüße
Boogieoma
 

und hoffe, Du fühlst Dich jetzt nicht auf den Schlips getreten
Alles gut, wenn ich keine Antwort hätte hören wollen, hätte ich nicht gefragt ;)

Ich glaube aber, hier liegt ein Missverständnis vor, der direkt am Anfang auftritt, und auf dem dein Post basiert:

Aber da ich selber in manchen Dingen ein faule Socke sein kann, beschleicht mich der Verdacht, dass Du den von Dir als für Dich unzulänglich oder unpassend empfundenen Unterricht als Ausrede für deine Faulheit vorschiebst.
Es kann doch nicht sein, dass man jahrelang Intrumentalunterricht nimmt und in dieser langen Zeit nicht einmal Musik macht, sondern nur technische Übungen.
Ich habe nicht jahrelangen Unterricht gehabt. Ich hab in den Jahren einige Male versucht, mit Unterricht anzufangen und habe ihn meist nach 2-8 Wochen wieder abgebrochen, aus den oben genannten Gründen.

Ob man das Ganze Faulheit nennen kann, weiss ich nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Faul bin, was das erarbeiten im Musikalischen Kontext angeht, sonst hätte ich nicht all die Jahre mit 3 unterschiedlichen Instrumenten in Bands spielen können, die qualitativ hochwertigere Musik als Punk gemacht haben ;)

Ich habe einfach ein unglaublich großes Problem, mich auf Dinge zu konzentrieren, in denen ich mich nicht verlieren kann. Macht mir eine Sache Spaß, finde ich sie faszinierend etc, kann ich stundenlang "hochkonzentriert" daran arbeiten. Macht mir etwas keinen Spaß, hab ich eine Aufmerksamkeits-Spanne von wenigen Sekunden. Das ist ziemlich nerfig und betrifft letztendlich alle Lebenslagen. Unspannende Aufgaben in meinem Beruf (die zum Glück sehr wenige sind) erfordern eine unglaubliche Kraftaufwendung, um erledigt zu werden, während komplexe aber spannende Aufgaben nur so aus dem Finger flutschen. Spannenden Gesprächen kann ich stundenlang folgen, interessiert es mich nicht so wirklich, verlier ich schon nach wenigen Sätzen den Faden.

Aus der modernen ADS Forschung weiss man, dass man diese Probleme mit Medikamenten angehen kann. Da ich mein Leben aber auch ohne in den Griff bekommen habe, möchte ich lieber einen anderen Weg finden, Dinge anzugehen (in dem man sie so gestaltet, daß sie mir Spaß machen), anstatt mich mit Nebenwirkungen und Persönlichkeitsverändernden Chemikalien rumzuschlagen.

Hoffe, ich konnte das ein wenig auflösen.



Ansonsten: Vielen dank allerseits für die vielen Antworten. Ich habe bereits angefangen mir Lehrer in meinem Umfeld rauszusuchen, mit denen ich mal Sprechen kann um zu schauen, ob wir da zusammenpassen.
 
Ob man das Ganze Faulheit nennen kann, weiss ich nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Faul bin, was das erarbeiten im Musikalischen Kontext angeht, sonst hätte ich nicht all die Jahre mit 3 unterschiedlichen Instrumenten in Bands spielen können, die qualitativ hochwertigere Musik als Punk gemacht haben ;)

Ich habe einfach ein unglaublich großes Problem, mich auf Dinge zu konzentrieren, in denen ich mich nicht verlieren kann. Macht mir eine Sache Spaß, finde ich sie faszinierend etc, kann ich stundenlang "hochkonzentriert" daran arbeiten.

Vielleicht eine Frage der Einstellung? Man kann eigentlich ALLES so faszinierend finden, dass man sich darin verlieren kann - falls es einem gelingt, sich ganz dem "Augenblick" zuzuwenden. Hat etwas Meditatives. :-)


Egal. Jeder ist anders. Du musst keine stundenlangen Technikübungen machen, wenn Du nicht möchtest. Die sind für Klavierlehrende auch nicht wirklich spannend. Nimm Dir ein schönes Stück und lern mit dem Stück. Solltest Du dafür irgendwelche technischen Raffinessen brauchen, übst Du diese eben gezielt. ;-)
 
Das ist wohl genauso eine Frage der Einstellung, wie eine Depression :)
Es ist immer sehr leicht als gesunder Mensch, die Ursache in fehlender Motivation zu suchen.
 
Vielleicht eine Frage der Einstellung? Man kann eigentlich ALLES so faszinierend finden, dass man sich darin verlieren kann - falls es einem gelingt, sich ganz dem "Augenblick" zuzuwenden. Hat etwas Meditatives. :-)

Ja, das kann man sich auch einreden - aber so richtig helfen wird das dann auf Dauer auch nicht.:denken:

@JensK: Du musst wohl deinen eigenen Weg finden. Grundsätzlich halte ich es für machbar auch dich in die Welt der Klavierspielerei zu integrieren. Einfach anfangen und abchecken was dir gut tut. Mit der Zeit wird sich das "wie lerne ich" ändern.;-)
 
@JensK
natürlich kann jemand, der keine Depressionen hat, nicht nachvollziehen, wie sich ein Mensch mit echten Depressionen fühlt.
Falls Du tatsächlich den Verdacht hast, depressiv oder auf dem Weg dorthin zu sein, solltest du ernsthaft den Gang zum Spezialisten erwägen.
Bin zwar nicht selber betroffen, aber aus Erfahrung im Bekanntenkreis und dem, was ich als universell interessierter Mensch so mitkriege, ist es ein Trugschluss, anzunehmen, dass man sich am eigenen Schopf aus echten Depressionen herausziehen kann.
Zudem scheint wohl aktuell gängige Lehrmeinung zu sein, dass vor allem Medikamente bei der Behandlung an vorderster Stelle stehen.
Wie bei der Schmerztherapie: wo es früher hieß, man solle erst mal die Zähne zusammenbeißen, um nicht Zuviel Chemie zu schlucken, wird heute der Schmerz schon im Frühstadium mit Medikamenten unterdrückt, um die Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses zu verhindern.
 
Wie ich in meinem Beitrag anklingen ließ, wage ich stark anzunehmen, dass auch die weniger guten und sogar schlechten Lehrer nicht ausschließlich und vor allem Jahre lang nur stur Technikübungen pauken
Das ist schon klar. Grundsätzlich sind "Technik" und "Literatur" aber so vermittelbar, dass der Sinn entsprechender Übungen erkennbar ist - nämlich die Bewältigung der jeweiligen Stücke. "Motorik" an abstrakten Vorgaben wie in den berüchtigten Hanon-Übungen ausgiebig trainieren wollen ist unzweckmäßig - aber entsprechende Vorstellungen über den Klavierunterricht aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert sind nun mal noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten. Ein weiterer Bereich ist bislang kaum zur Sprache gekommen, nämlich das, was im weitesten Sinne mit Improvisation und Elementen zu tun hat, die nicht minutiös auf dem Notenblatt ausgeschrieben sind. Da gibt es eine Menge zu entdecken - und kompetente Lehrkräfte haben da auch einiges auf Lager.

Aus der modernen ADS Forschung weiss man, dass man diese Probleme mit Medikamenten angehen kann. Da ich mein Leben aber auch ohne in den Griff bekommen habe, möchte ich lieber einen anderen Weg finden, Dinge anzugehen (in dem man sie so gestaltet, daß sie mir Spaß machen), anstatt mich mit Nebenwirkungen und Persönlichkeitsverändernden Chemikalien rumzuschlagen.
Sofern tatsächlich ein Krankheitsbild vorliegen sollte, kann das allerdings nur ein Arzt abklären. Musizieren und Musikunterricht können eine Therapie (soweit erforderlich) nicht ersetzen. Allerdings kann Musik einen gewaltigen Zugewinn an Lebensqualität mit sich bringen, der dem Gesundwerden und Gesundbleiben förderlich sein kann. Als einzigen Ersatz für eine Ferndiagnose kann ich sagen, ran ans Instrument und Lehrkräften mit freien Kapazitäten und der entsprechenden Fachkompetenz die Sachlage schildern und die Dinge sich dann entwickeln lassen.

LG von Rheinkultur
 
Moin,

das ist so Clavio - da fragt jemand nach Unterricht, und wird gleich therapiert ...

Die Keyboard-Spuren von Rock / Popsongs sind oft sehr einfach. Wenn Du sowieso Multitracking machst, dann kannst Du tolle Ergebnisse erzielen auch mit einfachen Mitteln.

Wenn ich Dein Lehrer wäre, würde ich an solchen Sachen arbeiten (also geeignete Stücke mit Dir raussuchen, die Key-Stimme raushören oder so arrangieren, dass Du es spielen kannst, anschließend kannst Du dann den Song mit Deinen Instrumenten einspielen und dabe Klavier lernen).

Mit Bar-Piano hingegen ist es deutlich schwieriger ;) Das würde ich dann im zweiten Schritt angehen.
 
Hallo Jens,

wenn Du bei mir ankämst und mir das so erzähltest - ich würde Dich natürlich als Schüler annehmen.

Aber ich würde Dich ganz klar informieren, dass, egal welchen Stil man spielt, man nicht darum herumkommt, auch in kognitiv-"technischer" Weise (natürlich stets so musikalisch-ausdrucksorientiert wie möglich) an etwas zu arbeiten.

Und ich würde Dich ganz klar informieren, dass, wer immer nur das Gefühl haben will "Boah, macht das gerade Bock!" und, wenn das mal nicht ist, nicht übt, beim Instrument-Lernen einfach falsch ist.

Vergleich es mit einer Beziehung mit einer Frau: Du schmeißt die doch auch nicht hin, bloß weil gerade mal nicht die große Leidenschaft herrscht! Sondern Du weißt als vernünftiger Mensch, dass eine normale Beziehung nun mal nach der ersten Verliebtheit auch oft routiniert, "trocken" und unleidenschaftlich ist und die leidenschaftlichen Momente punktuell sind. Aber weil Dir die Beziehung wichtig ist und Du die Frau liebst, ist das OK so, zumal es völlig normal ist.

Leider haben immer wieder Schüler die Erwartung, dass Klavierspielen sein soll wie jahrelanges Frischverliebtsein. Gewissermaßen sind sie so wie einer, der mit einer Frau zusammen ist, und wenn sie ihn nicht ständig mit Blowjobs, Überraschungen, sexy Klamotten etc. verwöhnt, wird er uninteressiert, lässt sich gehen und denkt an andere Frauen.

"Beliebt" ist auch, bei der Stückauswahl "picky" zu sein: Ist das Stück, das einem der Lehrer vorschlägt, nicht so, dass es ein "Yeah! Voooll cooles Stück!" hervorruft, sagt man zwar vielleicht, OK, machen wir, aber geübt wird es dann nur sehr halbherzig. Dies treibt den Lehrer dann so manches Mal in eine milde Verzweiflung, weil ihm bald kein Stück mehr einfällt, das er dem Schüler aufgeben könnte, um ihn bei der Stange zu halten. Ein umso schlimmeres Problem bei Erwachsenen, die noch kaum was können, bei denen man also ausgesprochen einfache Stücke nehmen muss, die naturgemäß meist nicht so aufregend sind.

Wenn ich so gucke, was bei denjenigen meiner Schüler so rausgekommen ist, die ähnliche Anfangsvoraussetzungen hatten wie Du und ähnlich drauf waren, dann muss ich ganz ehrlich sagen, dass die möglichen Ergebnisse sehr begrenzt sind. Allenfalls die Rentner unter den Schülern machen hin und wieder erstaunliche Fortschritte, weil sie viel Zeit zum Üben haben - aber im arbeitsfähigen und arbeitsreichen Alter von 40? Da sieht man die ständigen Erklärungen zu Unterrichtsbeginn schon sehr plastisch vor sich ("Bin diese Woche wieder zu nichts gekommen, es war unheimlich viel Stress mit Arbeit / Kindern / Haus-Umbau / hastenichgesehn...")

Daher würde ich, sofern Du nicht bewusst damit einverstanden bist, sehr kleine Brötchen zu backen, vom Unterricht eher abraten.

LG,
Hasenbein
 
Hey!

Danke für die vielen Antworten. Ihr habt mich darin bekräftigt, mich auf die Suche nach einem Lehrer zu machen. Der erste Kontakt ist hergestellt und ich bin freudig zuversichtlich.

Teilweise habt ihr mir aber auch deutlich gemacht, wie schwer es ist, seine Situation zu erklären. Leider wird das, was man sagt oder schreibt immer wieder nicht ernst genommen, oder versucht in etwas eigenes um zu definieren. Keiner würde einem Einbeinigen, der nach einer Lösung sucht den Besuch des oberen Stockwerk des eigenen Hauses zu erleichtern erzählen: "Wenn man da hoch will, muss man sich halt anstrengen. Du brauchst da keine Hilfe, sondern einfach nur den Willen dir ein zweites Bein wachsen zu lassen".
Es ist sehr schade, weil es schon im Vorfeld nicht einfach ist, seine eigenen Schwächen zu kommunizieren. Die Einschränkungen, die man mit sich rumtragen muss, dann als Faulheit oder kein Bock ausgelegt zu bekommen, ist sehr verletzend! Keiner würde auf einen Rollstuhlfahrer zugehen und ihm vorwerfen, er sei nur zu Faul zum laufen.

Um einen Irrtum aufzulösen: Ich bin nicht depressiv, ich habe das Beispiel nur genannt, weil es ein leider verbreitetes Phänomen von nicht-depressiven ist, depressiven mit "Reiss dich doch zusammen, wir sind alle mal schlecht drauf" zu kommen. Ebenso hören ADS-Betroffene (womit ich in einer der unendlich vorkommenden Formen "gesegnet" bin) gerne, dass man sich halt nur bemühen muss, weil wir sind ja alle mal unkonzentriert. Ich kann das keinem verübeln, immerhin ist es schon schwer sich das Leben im Rollstuhl vorzustellen, man kann es aber sehen und greifen. Dinge, die sich rein im Kopf abspielen sind halt noch schwerer zu greifen und ebenso schwer zu erklären.

Ich möchte das Thema aber damit auch wieder begraben, denn immerhin geht es hier ums Klavierspielen und nicht um die Bürden, die wir alle mit uns rumtragen müssen.

Danke, dass ihr mich so toll aufgenommen und beraten habt. Ich empfinde die Stimmung hier als deutlich angenehmer, als in manch anderen Kommunikationszentren des Internets ;)

LG, Jens
 

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