Wie war denn dein Vorspiel?
Jetzt bist Du mir zuvorgekommen, wollte sowieso gerade ein paar Zeilen schreiben...
Den äußerem Rahmen kannte ich ja nun schon und diesmal auch die meisten der sehr netten Leute (Klavierschüler nebst Anhängen). Das lief genauso ab, wie Du es auch beschreibst. Erst spielen alle und dann gibt's Sekt, Saft, Fingerfood, Plätzchen und fröhliches Beisammensein. Völlig ungezwungene Atmosphäre.
Wie erwartet war ich tierisch aufgeregt und zwar wegen meiner "Hauptangst" beim Auswenigspielen einen Filmriss zu erleiden. Mit Noten hätte ich mir wahrscheinlich Vieles davon erspart, denn ich war sehr gut vorbereitet, (dachte ich zumindest). Interessant war, wie sich die Aufregung nach den ersten paar Takten in (relative) Ruhe verwandelt hat und ich nichts mehr um mich herum mitbekommen habe. Bin quasi in meine "Spielblase" abgetaucht.
Der Mozart lief problemlos und fehlerfrei. Klanglich war vielleicht nicht alles optimal, denn Pedal und Anschlag waren mir nicht mehr vom letzten Mal präsent und deutlich anders als zuhause. Ob ich wirklich schön musiziert habe weiß ich nicht. Alles an was ich mich erinnern kann war der Gedanke beim Schlussakkord, dass das eigentlich recht OK war. Details ? keine Ahnung. Ist wie ausgelöscht. (Hatte ich übrigens beim ersten Vorspiel auch).
Dann habe ich ein paar Sätze zum Skrjabin gesagt und gespielt. Im ersten Drittel befiel mich plötzlich der Gedanke nicht mehr weiter zu wissen (obwohl ich das Stück seit 4 Wochen nur noch auswendig am Stück gespielt habe). Dann dauerte es genau noch 2 Sekunden und ich war raus, Ende Gelände... Also schnell die, auf dem Klavierdeckel bereitgelegten, Noten runtergezogen, überlegt "Von vorne oder weiter". Gut, "Von vorne"... und das war gut so, denn ich habe dann eine (glaube ich) wirklich schöne fehlerfreie Fassung tadellos abgeliefert. Die Noten waren überwiegend Alibi, denn eigentlich habe ich trotzdem wieder auswendig gespielt. Also alles nur die verdammte Psychologie.
Lustig fand ich, dass meine Frau danach meinte: "War doch gut, dass Du ausgestiegen bist. Erst dadurch haben die anderen bemerkt, dass Du auswendig spielst.". (Ich nämlich war der Einzige). Naja, auch eine Betrachtungsweise.
Hinter "fehlerfrei" mache ich - den Schmiss ignorierend - mal 'nen Haken, hinter "auswendig" einen halben und musikalisch war es glaub' ich OK. Mal sehen was der KL in der nächsten Stunde noch dazu sagt...
Was lerne ich daraus: Nächstes Mal werde ich noch intensiver Stilblüte's "Übeexperiment" beachten und konsequent Sollbruchstellen "üben".
Keine 10 Minuten "Text" und nicht mal die laufen sicher, trotz guter Vorbereitung ... irgendwie frustrierend. Umso mehr steigt meine Bewunderung für Profi-Pianisten, die ein 2-Stunden-Programm auf Top-Niveau abliefern können. Ich glaube, dass der Ortho-Normal-Konzertbesucher überhaupt nicht annähernd weiß was die da leisten !!!
So das wars für dieses Mal. Nach dem Motto: "Nach dem Vorspiel ist vor dem Vorspiel" geh' ich jetzt üben
Dann bis in 6 Monaten und liebe Grüße
Christian