Kurzfassung: Es ist gut gelaufen und ich bin sehr zufrieden. Mein Ziel, auswendig (das war mir ganz wichtig) und einigermaßen präsentabel ohne Schmiss durchzukommen habe ich erreicht.
Langfassung:
Tatsächlich konnte ich das 25 J. alte Yamaha vorher nicht anspielen. Es saßen schon zuviele Zuhörer und Spieler herum und keiner hat das Klavier angefasst... Insofern ist die Strategie zu Anfang etwas Langsames zu spielen, wo man etwas auf den Klang achten muss und dabei das Klavier kennenzulernen, aufgegangen. Außerdem hatte ich den Vorteil, dass ich als letzter Schüler gespielt habe und sehen/hören konnte wie das Klavier bei den anderen reagiert und klingt.
Zunächst haben die Kinder gespielt. Ich war echt fasziniert wie unproblematisch die Kleinen da rangehen. Die hatten sogar ihre Noten vergessen, egal, "spiel ich hat auswendig". Wirklich toll ! Je älter sie wurden um so angespannter waren sie auch, auch sehr interessant. Es sind also keineswegs nur die Erwachsenen, die da "Nerven-Probleme" haben.
Von Euren Empfehlungen haben mir in der Situation besonders geholfen:
- Vor dem Vorspiel mehrmals tief in den Bauch ein- und wieder ausatmen.
- Achte darauf, dass du richtig sitzt beim Konzert (Zeit nehmen!)
- akzeptieren, dass mit viel Glück alles so klappt, wie du es dir vorstellst, dass es aber wahrscheinlich ist, dass es nicht so klappt - macht nichts, das Ziel ist "halbwegs durchkommen"!
Ansonsten hilft ... sich auch schon zu Hause einzuspielen.
Interessant war für mich auch, dass ich mit den ersten Tönen in eine Art "Blase" abgetaucht bin und ich mich nach dem Vorspiel bereits auf meinem Platz zurück gefragt habe: Hast Du eigentlich an der Stelle X wo es anders weitergeht richtig weitergespielt ? Hast Du im Mittelteil die Melodietöne ausreichend gezeigt ? Wie war eigentlich die Coda ? Ich konnte mich irgendwie nicht so recht erinnern was ich da vorne gemacht habe. Es war aber wohl vom formalen Ablauf alles korrekt. Strange !
Lustig war auch, dass mitten im Prelude die oben auf dem Klavier liegende Brille der Gastgeberin über die Notenablage, über die Tastatur auf den Boden gefallen ist mit entsprechenden Poltergeräuschen. Das war der Härtetest... in Bezug auf "sich nicht rausbringen lassen".
Das Klavier war extrem leichtgängig und hat einen "Druckpunkt" wo der Ton sehr plötzlich losgeht. Völlig anders als mein Kawai. Der Vorteil war, dass ich keinerlei Konditionsprobleme auf dem Instrument bekommen habe, aber dass bei ungenauem "Treffen" die ein oder andere Nebentaste Töne von sich gegeben hat, wo mein Kawai noch lange nichts von sich gibt. Leichtgängigere Tastaturen scheinen mir präziseres Spielen zu fördern ?
Zum Glück habe ich es geschafft zumindest am Anfang das Tempo einigermaßen im Griff zu behalten. Um mit dem Bild des KL zu sprechen: "Du stellst Dir vor der Pitbull zieht ununterbrochen an Deiner Leine, aber Du darfst ihn nicht auslassen.". Nach dem B-Teil hätte ich die "Tempo"-Leine schon noch besser festhalten müssen
Ganz schlimme Fehlgriffe waren nicht drin, aber halt viele Unsauberkeiten. Würde sagen leicht besser als meine letzte Aufnahme, was sicher der leichtgängigeren Tastatur geschuldet ist.
Alle waren glücklich gespielt zu haben. Danach gab's von der Gastgeberin vorbereitetes Fingerfood, Sekt und Wein auf der Terrasse. Wir haben bis 23h zusammengesessen und so war es ein toller Freitagabend.
Summa summarum: War aufregend, hat Spaß gemacht, war eine Gelegenheit das Letzte (was halt persönlich möglich ist) herauszuholen und ein guter Abschluss um mich jetzt wieder anderen (leichteren, spielbareren ?) Stücken zu widmen.
Danke für Eure vielen Tipps und Anteilnahme !
Christian