hallo andreas.krumm,
ich staune, dass dir Brahms erste Sonate so imponiert - ich staune deshalb, weil ich es nicht nachvollziehen kann (das liegt an mir, ich begreife das Stück vermutlich nicht, und ich muss auch gestehen, dass es mir beim anhören nicht viel sagt). Aber das ist ja gerade das schöne daran, dass man unterschiedliche Vorlieben und Ansichten hat!
--also keinesfalls will ich was "gegen" op.1 sagen!!
mir selber gefällt von Brahms in Sachen "mit Klavier" der erste Satz des Konzerts d-Moll am meisten (die anderen Sätze sing mir egal, sie wirken auf mich zu unpersönlich); das B-Dur Konzert ist für jeden, der die Terzenläufe üben muss, ein arger Brocken - ich mag es dennoch nicht sonderlich: der Grund ist, dass Brahms selbst geschrieben hat, ihm seie da ein schwerelos charmantes Scherzo geglückt ---- na das schwerelose Scherzo voller Charme und Leichtigkeit habe ich da lange gesucht, aber nicht gefunden... das Konzert in B-Dur: extrem schwierig zu spielen, grandios orchestriert, alles sehr sehr gekonnt, quasi sehr gebildet - aber irgendwie kommt es mir wie eine brave ordentliche Schularbeit vor, für die man ein Lob und einen Einser kriegt und das auch erwartet hat; für mich hat es den Spitznamen "das Gelehrtenkonzert".
mir selbst gefällt von Brahms in Sachen Klaviermusik ganz besonders das Scherzo aus der Sonate f-Moll! tremperamentvoll, virtous, aber dennoch von geradezu klassischer (besser: klassizistischer) Übersichtlichkeit. Ebenso der scherzoartige Satz aus der fis-Moll Sonate. Das sind "Jugendwerke" des Könners Brahms - danach finde ich, dass die Ballade op.10 Nr.1 "Edward" ein irgendwie paradigmatisches Stück ist: sowas vergisst man nie, tolle Musik! Danach kommen irgendwann die "späten" Klavierstücke, Intermezzi etc. - seltsam, wenn ich da ab und zu was höre, gefällt es mir durchaus, aber ich möchte das gar nicht spielen (Ausnahme: da gibts ein hübsches melodiöses Stück in Es-Dur, das mag ich sehr) -- die beiden op.79 Rhapsodien halte ich für "Nebenwerke", sicher von pädagogischem Wert. Dann die Variationen - sie sind nicht mein Fall, mit Ausnahme der Paganini-Variationen: in denen musste ich früher üben, was ich ungern getan hatte, mittlerweile verwende ich einzelne der Variationen als "Etüden/Fingerübungen"... das mag nicht sehr seriös sein, aber fürs Trainieren gelegentlich ok.
der war ein sehr guter Pianist, der Brahms - dennoch mag ich seine Kompositionen ohne Klavier (bzw. mit Klavier in einer "Nebenrolle") viel mehr, als seine Klaviermusik... das Violinkonzert halte ich für sein opus magnum, das deutsche Requiem ist immer wieder großartig, die vielen Lieder (darunter vor allem das schlichte "guten Abend, gut´ Nacht"!) und natürlich die Kammermusik. Und in dieser findet sich sein zweites opus magnum: das Klavierquintett f-Moll!!! Wow - das ist richtig klasse!! Das habe ich auch relativ oft gespielt, zusammen mit Schumanns Quintett.
schon merkwürdig: Brahms ist einer der großen Klavierkomponisten, aber ich finde kaum Zugang zu seinen Klaviersachen.
so weit mal meine persönliche Ansicht zu Brahms
(eins hab ich vergessen: seine Bearbeitung der Chopinetüde op.25 Nr.2 in Doppelgriffen, die hab ich gerne - enorm vertrackt, nicht wirklich schön im Klang, aber ein erstklassiges Übungsstück)
Gruß, Rolf