Johann Sebastian Bach - TV-Film Serie

[Marlene]

Manches ist eher banal, "heutig", aufgesetzt.

"Heutig" ist auch der Ausdruck, mit dem die ARD den Film ankündigt. Nämlich als Event-Familienfilm. Das Weihnachtsoratorium ist in der Tat ein besonderes Ereignis, etwas Großes und Außergewöhnliches. Aber das so häufige überflüssige Denglisch geht mir ziemlich auf den Keks. Vermutlich jeder Mensch weiß, wer Bach ist, "Familienfilm" hätte somit völlig gereicht.

 

[nispi]

Vermutlich jeder Mensch weiß, wer Bach ist.

Leider ist das bei weitem nicht so. Ich kenne so viele Familien, in denen es überhaupt keine Musik gibt, außer den aktuellen Charts. Dort wissen auch die Erwachsenen nicht wer Bach ist…

 

[Johnny1900]

Dort wissen auch die Erwachsenen nicht wer Bach ist…

Und schon gar nicht kennen die meisten das Weihnachtsoratorium. Wahrscheinlich ist das sogar die größere Zielgruppe.

 

[Marlene]

Leider ist das bei weitem nicht so.

Das kann ich mir nicht vorstellen.

Ich kenne so viele Familien, in denen es überhaupt keine Musik gibt, außer den aktuellen Charts. Dort wissen auch die Erwachsenen nicht wer Bach ist…

Mein Vater hatte absolut keine Ahnung von Musik. Klassische und Klaviermusik waren ihm fremd, er mochte sie nicht, Opern waren für ihn Geschrei. Er hätte sich nie ein Konzert angehört oder gar BWV 244 oder 248. Aber er wusste, dass Johann Sebastian Bach einer der größten Komponisten unseres Planeten ist. Das zu wissen gehört meiner Ansicht nach zwingend zur Allgemeinbildung.

 

[nispi]

Geh mal raus aus deiner Bubble und guck dich mal ein einem (wie sagt man das korrekt: sozial schwachen?) Stadtteil im Ruhrgebiet um. Da gibt's so viel, was man sich nicht vorstellen kann. Und vieles davon möchte man eigentlich gar nicht wissen weil man das selbst als so schlimm empfindet.

 

[méchant village]

@nispi
Da muß man noch nicht einmal ins Ruhrgebiet und auch nicht in den Dortmunder Nordent. Es reicht ein Dorf irgendwo in Deutschland, die Familien reisen nach Dubai und sonstwohin, Wintersport in den Alpen ist selbstverständlich. Aber bei der "Allgemeinbildung" und der Kenntnis von "klassischer" Musik/ Komponisten hapert es dann vor allem bei den Jüngeren doch gewaltigst.

 

[Klafina]

Meine Begeisterung hielt sich in sehr engen Grenzen.
Mich hat gewaltig gestört, dass es komplett a-historisch war (diese Auseinandersetzung hat es anscheinend nie gegeben). Ich hatte mich ja im Vorfeld schon gewundert, weil ich wusste, dass man nicht gerade übermäßig viel über Bachs Leben weiß.
Insgesamt wirkte es auf mich dramatisierend, einzelne Momente waren kitschig.
Das Zugeständnis an die Modernität (Elisabeth wollte auch gerne mitsingen) empfand ich eher als forciert.

 

[Marlene]

... und der arme Devid Striesow (...) muss sich auf Geheiß Produktion, Regisseur etc. eine Menge Pfunde angefuttert haben

20 kg waren es, 17 kg sind schon weg, ganz ohne Sport, nur durch Ernährungsumstellung. Er hat das aber nicht zum ersten Mal gemacht. 2010 hat er für Tom Tykwers Film „Drei“ in sieben Wochen 21 kg abgenommen.

 

[Marlene]

Ich hatte mich ja im Vorfeld schon gewundert, weil ich wusste, dass man nicht gerade übermäßig viel über Bachs Leben weiß.

Darauf wurde in der Ankündigung des Film hingewiesen und darauf, dass es sich daher um eine fiktive Geschichte handelt.

Begeistert hat mich der Film auch nicht, aber es waren (meist) unterhaltsame 90 Minuten.

 

[mick]

Mich hat gewaltig gestört, dass es komplett a-historisch war (diese Auseinandersetzung hat es anscheinend nie gegeben).

Ich habe nur ausschnittsweise durchgezappt - noch a-historischer ist die ulkige Art, wie Bach da komponiert hat. Als ob der sich seine Melodien und Harmonien mühsam am Cembalo zusammenklimpern musste.

 

[Ambros_Langleb]

Meine Begeisterung hielt sich in sehr engen Grenzen.
Mich hat gewaltig gestört, dass es komplett a-historisch war (diese Auseinandersetzung hat es anscheinend nie gegeben). Ich hatte mich ja im Vorfeld schon gewundert, weil ich wusste, dass man nicht gerade übermäßig viel über Bachs Leben weiß.
Insgesamt wirkte es auf mich dramatisierend, einzelne Momente waren kitschig.
Das Zugeständnis an die Modernität (Elisabeth wollte auch gerne mitsingen) empfand ich eher als forciert.

Da kann ich es nur halten wie der Hinterbänkler im Kreistag: Ich schließe mich den Ausführungen meiner Vorrednerin vollinhaltlich an!

 

[pianochris66]

Interessante Rückmeldungen zu diesem Film, den ich als Spielfilm zur Weihnachtszeit und nicht als Dokumentation gesehen habe. Bleiben wir also besser bei den üblichen Verdächtigen Sissi, Bares für Rares und Helene Fischer, neben der Schwemme an Tatorten und sonstigen Krimis, zu Weihnachten. Der Vollständigkeit halber hier noch der Verriss der FAZ:

„Bach - Ein Weihnachtswunder“ in der ARD: Schämt man sich für Bach?

Im Film „Bach – Ein Weihnachtswunder“ spielt Devid Striesow einen Johann Sebastian Bach, der groß genug ist, sich vor seinem Sohn klein zu machen. Das ist aber auch die einzige Größe. Schämt man sich bei der ARD für Bach?

www.faz.net

 

[Stefan379]

Ich habe nur ausschnittsweise durchgezappt - noch a-historischer ist die ulkige Art, wie Bach da komponiert hat. Als ob der sich seine Melodien und Harmonien mühsam am Cembalo zusammenklimpern musste.

Wobei das zu hörende Cembalo auch noch grauenhaft verstimmt war.
Dazu die Ladegast-Orgel von 1855 im Merseburger Dom; wobei immerhin das Gehäuse um 1700 entstanden ist.

 

[dussek]

Als Erstes das "unzeitige". Soweit ich das weiß, ist die Sitte oder Unsitte mit Weihnachtsbäumen neueren Datums, aber längst noch nicht in Bachs Zeiten.

Keineswegs: https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsbaum#Popularisierung_des_Brauchs_ab_dem_18._Jahrhundert

 

[Ambros_Langleb]

Der Vollständigkeit halber hier noch der Verriss der FAZ:

"Hält man den Mehrteiler „Johann Sebastian Bach“ von Lothar Bellag aus dem Jahr 1985 dagegen, muss man sagen, dass im Respekt vor der historischen Diversität einer versunkenen Welt das Fernsehen der DDR in den Achtzigerjahren geistig freier war als der Umerziehungsfunk unserer Tage."

 

[mick]

Bleiben wir also besser bei den üblichen Verdächtigen Sissi, Bares für Rares und Helene Fischer, neben der Schwemme an Tatorten und sonstigen Krimis, zu Weihnachten.

Es gibt nur einen adäquaten Weihnachtsfilm - das ist "Stirb langsam". Peng, aus.

 

[pianochris66]

Apropos a-historisch: Ich finde, dass Ben Hur von 1959 die 11 Oscars bei den ganzen Fehlern aberkannt werden sollten, in einer Szene ist sogar ein Statist mit ner Armbanduhr zu sehen. Ist ein grandioser Unterhaltungsfilm, aber so was geht ja gar nicht.