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Hey, das wird ja eine richtig interessante Diskussion. Hätt ich so garnicht erwartet.
Unbewußt ist für mich kein negativer Begriff. Und mein Lehrer an der Musikhochschule hat dieses unbewußte Spiel auch bewußt ;) gefördert.
Ob jemand weiß, was er tut, oder ob er es nicht weiß, ist im Endeffekt nicht so wichtig. Es ist eben nur wichtig in Hinsicht auf die Beurteilung anderer Musiker und aufs Unterrichten. Man sollte eben im Detail erklären können, wie jeder Ton, jede Phrase, jede Entwicklung gespielt wird - ohne daß man ins Nebulöse flüchten muß - oder ins Mechanistische *duck*
Nein, natürlich nicht jeder ;)
Darum gehts mir ja: daß man erkennt, wie sehr man selbst von seinen eigenen, subjektiven Vorlieben beeinflußt wird. Und daß man das auch anderen viel leichter zugestehen kann, nachdem man das erkannt hat.
Geht ja garnicht. Sehe ich auch so. Und zwar nicht nur bei "espressivo", sondern auch bei der Stelle im Großen Tor wo es heißt "senza espressione" :D Bei der Stelle krieg ich immer Gänsehaut
Die Grenzen sind genau so eng gesetzt, wie man sie sich selber setzt.
95% der Ausdrucksmittel, die der Pianist hat, sind im Notentext nicht notiert.
alles???
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich dieses Buch noch nicht gelesen habe. Ich bin aber ein großer Fan von Harnoncourt.
Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß in dem Buch nicht steht, wie man konkrete Stellen im Wohltemperierten Clavier artikulieren, phrasieren muss. Also die Einzelentscheidungen kann einem niemand abnehmen.
Pizzabäcker sollte er nicht spielen.
Aber er muß sich in die Rolle des Komponisten hineinversetzen und die Musik so lebendig werden lassen, wie der Komponist es gewollt hat. Das geht aber himmelweit über das Notierte hinaus.
was Du als "unbewußte" Komponente der Interpretation bezeichnest, könnte man doch auch das "erlernte" verstehen - man lernt allerlei und befindet sich da in "Tradition(en)", von denen man mehr oder weniger individuell abweicht. Also "unbewußt" klingt mir etwas zu negativ, fast als wüssten die nicht, was sie tun...
Unbewußt ist für mich kein negativer Begriff. Und mein Lehrer an der Musikhochschule hat dieses unbewußte Spiel auch bewußt ;) gefördert.
Ob jemand weiß, was er tut, oder ob er es nicht weiß, ist im Endeffekt nicht so wichtig. Es ist eben nur wichtig in Hinsicht auf die Beurteilung anderer Musiker und aufs Unterrichten. Man sollte eben im Detail erklären können, wie jeder Ton, jede Phrase, jede Entwicklung gespielt wird - ohne daß man ins Nebulöse flüchten muß - oder ins Mechanistische *duck*
die Differenz zwischen Theorie und Praxis - hat wirklich jeder irgendwelche dogmatischen Theorien?
Nein, natürlich nicht jeder ;)
sagen wir mal so: ich stimme Dir in vielen wirklich zu, aber es ist wie beim Pizza belegen - der eine will Peperoni drauftun, der andere lieber Salami :) - - Pizza isses aber trotzdem, egal was draufgelegt wird (fast egal: essbar sollte es schon sein, gerne auch wohlschmeckend)
Darum gehts mir ja: daß man erkennt, wie sehr man selbst von seinen eigenen, subjektiven Vorlieben beeinflußt wird. Und daß man das auch anderen viel leichter zugestehen kann, nachdem man das erkannt hat.
Neulich war im englisch/amerikanischen Klavierforum die Frage, was "espressivo" eigentlich bedeutet. Klar, es kam sofort die Antwort: "mit Ausdruck". Aber was BEDEUTET das? Wessen Ausdruck, was für ein Ausdruck, schneller, langsamer, lauter, leiser, mehr oder weniger rubato?
...
Insofern meine Gegenfrage an Haydnspaß: Wie kann da von "interpretationsfrei" überhaupt die Rede sein?
Ciao,
Mark
Geht ja garnicht. Sehe ich auch so. Und zwar nicht nur bei "espressivo", sondern auch bei der Stelle im Großen Tor wo es heißt "senza espressione" :D Bei der Stelle krieg ich immer Gänsehaut
Im Allgemeinen sind der Interpretationsfreiheit ja mehr oder weniger enge Grenzen gesetzt.
Die Grenzen sind genau so eng gesetzt, wie man sie sich selber setzt.
95% der Ausdrucksmittel, die der Pianist hat, sind im Notentext nicht notiert.
Bei Beethoven z.B. steht ja, bis auf die seltenen Pedalanweisungen, schon alles exakt in den Noten.
alles???
Bei Bach ist auch klar wie artikuliert/phrasiert werden muss (siehe z.B. Harnoncourt: Musik als Klangrede - Bärenreiter; auch wenn ich nicht grundsätzlich ein Harnoncourt-Fan bin, das Werk ist beachtlich).
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich dieses Buch noch nicht gelesen habe. Ich bin aber ein großer Fan von Harnoncourt.
Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß in dem Buch nicht steht, wie man konkrete Stellen im Wohltemperierten Clavier artikulieren, phrasieren muss. Also die Einzelentscheidungen kann einem niemand abnehmen.
Letztlich ist Spielen immer Interpretation - ist ja 'ne Binsenweisheit.
Aber man sollte als Zuhörer den Eindruck haben, dass der Interpret sich auch als solcher versteht und nicht versucht die Rolle des Komponisten oder Pizzabäckers einzunehmen - das steht ihm nun wirklich nicht zu.
Pizzabäcker sollte er nicht spielen.
Aber er muß sich in die Rolle des Komponisten hineinversetzen und die Musik so lebendig werden lassen, wie der Komponist es gewollt hat. Das geht aber himmelweit über das Notierte hinaus.
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