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@Haydnspaß:
Ich versuche mal alle Kleinigkeiten aufzuzählen, die mir aufgefallen sind. Was ich schreibe klingt schlimmer, als es tatsächlich ist. Aber bei einer Interpretation dieser Qualität ist eben nur noch Jammern auf hohem Niveau möglich, weil die Grundlagen wunderbar ausgearbeitet sind. Und natürlich handelt es sich so gut wie ausschließlich um persönliche interpretatorische Dinge. Wirkliche Fehler im klassischen Sinn konnte ich nämlich keine mehr finden.
Im ersten Teil stört mich irgendwie das unregelmäßige Verhältnis im Anschlag von linker und rechter Hand auf Schlag 1. Oft kommen beide Hände wie notiert zusammen, immer wieder schlägt aber die rechte Hand deutlich vor der linken an, gegen Ende des ersten Teils schließlich dann auch mal die linke Hand vor der rechten. Mir verschließt sich irgendwie die dahintersteckende Logik, welche Spielart wann kommt und dadurch wirkt das ganze recht zufällig und stellenweise dadurch etwas unrund. Aber dieses Nachklappern ist ja hier im Forum (und auch sonst) ein gern kritisiertes Thema.
Das Nachschlagen der Melodie in der Rechten nach dem Basston in der Linken finde ich in diesem Stück dosiert durchaus passend. Das Nachschlagen des Basstons nach der Melodie allerdings nicht, weil es irgendwie einfach "stolperig" klingt in meinen Ohren.
Manchmal wirkt die Bassfigur für mich etwas ungleichmäßig, insbesondere die Zweiunddreisigstelnoten kommen oftmals zu früh (werden von dir fast wie Sechzehntel gespielt), wenn man voll nach Notentext geht. Aber diese interpretatorische Freiheit lasse ich dir gern (ich selbst machs ja auch nicht anders, aber den Hinweis, dass es eigentlich anders notiert ist gebe ich dir trotzdem der Vollständigkeit halber...).
Störender ist für mich, dass manchmal die Melodie etwas unter den Bassnoten untergeht. Aber du wolltest ja einen starken Bass haben. Ich bin da einfach von meiner eigenen Spielweise mit starker Melodie und zurückhaltendem Bass vorbelastet.
Vom Tempo und der allgemeinen Artikulation und Gestaltung her finde ich den ersten Teil ansonsten aber sehr gelungen! Alles was mir gefällt so ausführlich hervorzuheben, wie das was mir nicht gefällt würde einen seitenlangen Aufsatz geben, drum lass ichs sein (selbiges gilt übrigens dann auch für Mittel- und Schlussteil).
Zum Mittelteil:
Die Sache mit dem Fis-E-D-Cis, die Guendola schon angesprochen hat empfinde ich als ganz schön und nicht als misslungen, denn du hast in der Tonfolge ja ein Decrescendo eingebaut, und dadurch wird das Cis ja auch innerhalb der Linie erreicht und die Tonfolge ist vollständig.
Welche Stimme an diesen Stellen jeweils hervorgehoben wird, und welche nicht, ist persönliche Geschmackssache. Ich denke man kann fast jede Stimme hier stellenweise sinnvoll hervorheben, solange die Hauptmelodie in sich über die längeren Bögen hinweg dominant bleibt, selbst wenn sie zwischendrin mal von einer interessanten Nebenstimme übertönt wird.
Beim triolischen Teil sind mir deine Triolen zu aufdringlich, insbesondere immer die ersten drei Triolen nach der triolischen Pause. Die letzen beiden Triolen nimmst du ja dann meist zurück. An sich würde ich die ganzen Triolen allgemein stärker zurücknehmen, weil ich sie selbst eher als ruhigen Klangteppich empfinde, der sich sauber unter die Melodie legen sollte, anstatt sich über sie zu werfen.
Zum rhytmischen Problem mit den punktierten Noten gegen die Triolen, was Guendola auch schon angesprochen hat, ist natürlich auch so eine Sache für sich. Ich denke hier sollte man nicht christlicher sein als der Papst. Lieber man schlägt die Töne entegegen der Notation zusammen an und bekommt das dann rund hin, als dass man streng nach rhythmischer Notation spielt und die Melodienote erst hinter den Triolen anschlägt, dabei aber dann alles holperig wird, weil die Melodienote gehetzt, oder zu laut klingt, oder sich die gleichmäßigen Triolen irgendwie dämlich verzögern (damit kämpfe ich selbst noch...)
Der Teil zwischen den beiden triolischen Stellen gefällt mir an deiner Interpretation am besten. Da habe ich absolut gar nichts zu motzen. Auch deine Rhythmusschwankungen in diesem Teil finde ich absolut perfekt passend.
Für den dann folgenden Triolenteil gilt eigentlich das gleiche, wie bereits für den ersten Triolenteil.
Das diminuendo im Takt vor der Generalpause zum Abschluss dieses Teils dürftest du ruhig machen, eventuell in Verbindung mit einem ritardando. So wie du spielst, quasi auf die Generalpause zu ohne großartige Änderung in Tempo und/oder Dynamik kommt mir das Ende irgendwie zu abrupt. Der Teil davor wirkt nicht ganz abgeschlossen.
Dann kommt der dritte Teil:
Die Sachen, die mir im ersten Teil auffielen, sind in diesem Teil viel viel weniger vorhanden. Sie fallen aber auch nicht so ins Gewicht, da der dritten Teil einfach an sich nicht ganz so durchsichtig und zerbrechlich angelegt ist, wie der erste Teil.
Das dosierte Nachklappern klingt im Zusammenhang mit den drei "Staccato"-Sechzehnteln davor im Bass gar nicht mal schlecht.
Ganz am Ende des Stücks würde ich persönlich stärker zurückgehen. Diesen Teil stelle ich mir irgendwie so vor, als müsse er "morendo" gespielt werden. Totaler Rückgang ins ppp und ein sehr langsames Tempo auf den Schluss hin. Aber das ist wohl geschmackssache (und von "morendo" steht ja auch nichts in den Noten).
Die Pedalisierung finde ich gut gelungen.
Ebenso ist das Tempo durchgehend sehr schön gewählt. Es klingt alles in sich schlüssig, nie gehetzt, aber es tritt auch nicht auf der Stelle. Sehr schön.
Jetzt übers Wochenende komme ich endlich mal wieder an mein Klavier ran, da werde ich dann auch mal wieder eine Aufnahme von mir machen und einstellen (wollte ich ja schon vor zwei Wochen machen...).
Gruß
Ich versuche mal alle Kleinigkeiten aufzuzählen, die mir aufgefallen sind. Was ich schreibe klingt schlimmer, als es tatsächlich ist. Aber bei einer Interpretation dieser Qualität ist eben nur noch Jammern auf hohem Niveau möglich, weil die Grundlagen wunderbar ausgearbeitet sind. Und natürlich handelt es sich so gut wie ausschließlich um persönliche interpretatorische Dinge. Wirkliche Fehler im klassischen Sinn konnte ich nämlich keine mehr finden.
Im ersten Teil stört mich irgendwie das unregelmäßige Verhältnis im Anschlag von linker und rechter Hand auf Schlag 1. Oft kommen beide Hände wie notiert zusammen, immer wieder schlägt aber die rechte Hand deutlich vor der linken an, gegen Ende des ersten Teils schließlich dann auch mal die linke Hand vor der rechten. Mir verschließt sich irgendwie die dahintersteckende Logik, welche Spielart wann kommt und dadurch wirkt das ganze recht zufällig und stellenweise dadurch etwas unrund. Aber dieses Nachklappern ist ja hier im Forum (und auch sonst) ein gern kritisiertes Thema.
Das Nachschlagen der Melodie in der Rechten nach dem Basston in der Linken finde ich in diesem Stück dosiert durchaus passend. Das Nachschlagen des Basstons nach der Melodie allerdings nicht, weil es irgendwie einfach "stolperig" klingt in meinen Ohren.
Manchmal wirkt die Bassfigur für mich etwas ungleichmäßig, insbesondere die Zweiunddreisigstelnoten kommen oftmals zu früh (werden von dir fast wie Sechzehntel gespielt), wenn man voll nach Notentext geht. Aber diese interpretatorische Freiheit lasse ich dir gern (ich selbst machs ja auch nicht anders, aber den Hinweis, dass es eigentlich anders notiert ist gebe ich dir trotzdem der Vollständigkeit halber...).
Störender ist für mich, dass manchmal die Melodie etwas unter den Bassnoten untergeht. Aber du wolltest ja einen starken Bass haben. Ich bin da einfach von meiner eigenen Spielweise mit starker Melodie und zurückhaltendem Bass vorbelastet.
Vom Tempo und der allgemeinen Artikulation und Gestaltung her finde ich den ersten Teil ansonsten aber sehr gelungen! Alles was mir gefällt so ausführlich hervorzuheben, wie das was mir nicht gefällt würde einen seitenlangen Aufsatz geben, drum lass ichs sein (selbiges gilt übrigens dann auch für Mittel- und Schlussteil).
Zum Mittelteil:
Die Sache mit dem Fis-E-D-Cis, die Guendola schon angesprochen hat empfinde ich als ganz schön und nicht als misslungen, denn du hast in der Tonfolge ja ein Decrescendo eingebaut, und dadurch wird das Cis ja auch innerhalb der Linie erreicht und die Tonfolge ist vollständig.
Welche Stimme an diesen Stellen jeweils hervorgehoben wird, und welche nicht, ist persönliche Geschmackssache. Ich denke man kann fast jede Stimme hier stellenweise sinnvoll hervorheben, solange die Hauptmelodie in sich über die längeren Bögen hinweg dominant bleibt, selbst wenn sie zwischendrin mal von einer interessanten Nebenstimme übertönt wird.
Beim triolischen Teil sind mir deine Triolen zu aufdringlich, insbesondere immer die ersten drei Triolen nach der triolischen Pause. Die letzen beiden Triolen nimmst du ja dann meist zurück. An sich würde ich die ganzen Triolen allgemein stärker zurücknehmen, weil ich sie selbst eher als ruhigen Klangteppich empfinde, der sich sauber unter die Melodie legen sollte, anstatt sich über sie zu werfen.
Zum rhytmischen Problem mit den punktierten Noten gegen die Triolen, was Guendola auch schon angesprochen hat, ist natürlich auch so eine Sache für sich. Ich denke hier sollte man nicht christlicher sein als der Papst. Lieber man schlägt die Töne entegegen der Notation zusammen an und bekommt das dann rund hin, als dass man streng nach rhythmischer Notation spielt und die Melodienote erst hinter den Triolen anschlägt, dabei aber dann alles holperig wird, weil die Melodienote gehetzt, oder zu laut klingt, oder sich die gleichmäßigen Triolen irgendwie dämlich verzögern (damit kämpfe ich selbst noch...)
Der Teil zwischen den beiden triolischen Stellen gefällt mir an deiner Interpretation am besten. Da habe ich absolut gar nichts zu motzen. Auch deine Rhythmusschwankungen in diesem Teil finde ich absolut perfekt passend.
Für den dann folgenden Triolenteil gilt eigentlich das gleiche, wie bereits für den ersten Triolenteil.
Das diminuendo im Takt vor der Generalpause zum Abschluss dieses Teils dürftest du ruhig machen, eventuell in Verbindung mit einem ritardando. So wie du spielst, quasi auf die Generalpause zu ohne großartige Änderung in Tempo und/oder Dynamik kommt mir das Ende irgendwie zu abrupt. Der Teil davor wirkt nicht ganz abgeschlossen.
Dann kommt der dritte Teil:
Die Sachen, die mir im ersten Teil auffielen, sind in diesem Teil viel viel weniger vorhanden. Sie fallen aber auch nicht so ins Gewicht, da der dritten Teil einfach an sich nicht ganz so durchsichtig und zerbrechlich angelegt ist, wie der erste Teil.
Das dosierte Nachklappern klingt im Zusammenhang mit den drei "Staccato"-Sechzehnteln davor im Bass gar nicht mal schlecht.
Ganz am Ende des Stücks würde ich persönlich stärker zurückgehen. Diesen Teil stelle ich mir irgendwie so vor, als müsse er "morendo" gespielt werden. Totaler Rückgang ins ppp und ein sehr langsames Tempo auf den Schluss hin. Aber das ist wohl geschmackssache (und von "morendo" steht ja auch nichts in den Noten).
Die Pedalisierung finde ich gut gelungen.
Ebenso ist das Tempo durchgehend sehr schön gewählt. Es klingt alles in sich schlüssig, nie gehetzt, aber es tritt auch nicht auf der Stelle. Sehr schön.
Jetzt übers Wochenende komme ich endlich mal wieder an mein Klavier ran, da werde ich dann auch mal wieder eine Aufnahme von mir machen und einstellen (wollte ich ja schon vor zwei Wochen machen...).
Gruß