Ideen zur Programmergänzung gefragt

Stilblüte

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Hallo!

Ich bin auf der Suche nach einer Ergänzung zu einem Konzertprogramm, vielleicht habt ihr Ideen (z.B. @Rheinkultur @Alter Tastendrücker @rolf @alibiphysiker @mick @Gomez de Riquet @chiarina @Musikanna ?). Das Programm sieht im Moment so aus:

1. Sonatine von Ravel
2. Au gré des ondes von Dutilleux
3. Gargoyles von Lowell Liebermann

--- Pause ---

Sonate op. 111 von Beethoven (brauch ich nicht verlinken)

Ich suche nach einer Ergänzung der ersten Hälfte um ca. 10 Minuten. Idee dahinter ist: Die 1. Hälfte enthält bisher drei kurze Zyklen von je grob 10 Minuten Dauer, insgesamt ungefähr 33 Minuten. Alle drei Zyklen befassen sich auf interssante Weise mit dem Umgang der Tonalität und entfernen sich von ihr im Verlauf ein bisschen weiter, ohne sie zu verlassen.

Möglich wären drei Ideen:
1. Ein Stück vor Ravel, was noch traditioneller ist (z.B. Debussy, aber da ist mir keine gut Idee gekommen, was passen könnte - am liebsten hätte ich nämlich noch einen kurzen Zyklus).
2. Ein Stück zwischen Dutilleux und Liebermann (der hat nämlich eine tolle Schlusswirkung)
2. Ein Stück nach Liebermann, was sich noch weiter von der Tonalität entfernt - z.B. etwas ruhigeres, klangflächiges (oder auch nicht...)
3. Etwas stilistisch völlig anderes, was ich zwischen (vor / nach) den Zyklen spielen kann, z.B. von Bach oder einer ähnlich anderen "geordneten" Musik.

Das Konzert wird dann meine Abschlussprüfung, hoffentlich, so Corona will, im kommenden Semester...

Viele Grüße und Danke für eure Ideen
Anne
 
Dutilleux! Wie wunderbar! Meine Schwärmtiraden scheinen Früchte getragen zu haben :-).

Wie wäre es z.B. mit der "Little Suite for Christmas" von Crumb? Im nächsten Semester ist ja auch Weihnachten nicht mehr so fern...


View: https://www.youtube.com/watch?v=kFUXHHImv8s


Als Suite wäre es ja auch dem Grundgedanken der ersten Hälfte relativ nah... . Ich persönlich mag diese Suite wirklich sehr gern! (Ich weiß...sie ist "eigentlich" 5 min zu lang. Aber was sind schon 5 min!)

Man könnte auch der Sonatine von Ravel eine Sonatine von Koechlin gegenüberstellen:


View: https://www.youtube.com/watch?v=nNoxWCy9LWQ


Oder die Sonate von Francaix:


View: https://www.youtube.com/watch?v=fNAHRPWKDEA

Auch sehr schön sind diese drei Stücke von Poulenc (den ich für einen absolut genialen Komponisten halte!!):


View: https://www.youtube.com/watch?v=ZyvAqD8ZhfI


Ich denke mal noch weiter nach!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich suche nach einer Ergänzung der ersten Hälfte um ca. 10 Minuten. Idee dahinter ist: Die 1. Hälfte enthält bisher drei kurze Zyklen von je grob 10 Minuten Dauer, insgesamt ungefähr 33 Minuten. Alle drei Zyklen befassen sich auf interssante Weise mit dem Umgang der Tonalität und entfernen sich von ihr im Verlauf ein bisschen weiter, ohne sie zu verlassen.
du könntest Liszts Unstern! (5-6min) in den ersten Teil integrieren (zwar kein Zyklus, aber herb am Rand der "Tonalität", wie so manches aus seinem Spätwerk) zeitlich genügt das dicke (!)
...im zweiten "nur" die Sonate... ich finde nicht, dass die lang genug für eine Konzerthälfte ist.
 
Ganz witzig ist die Sonatina Canonica su Capricci di Niccolò Paganini von Dallapiccola - aber vielleicht etwas zu leichtgewichtig, vor allem, weil der erste Teil noch kein echtes musikalisches Schwergewicht enthält:

View: https://www.youtube.com/watch?v=UKXJqlQj1vM


Wesentlich mehr Tiefgang hätte die Sonate von Alban Berg:

View: https://www.youtube.com/watch?v=aqE5By_69OY


oder auch die Drei Klavierstücke op. 11 von Schönberg:

View: https://www.youtube.com/watch?v=VeTFxbsVGrI


Wenn du die Tonalität ganz verlassen willst, sind auch 12 Notations von Boulez sehr lohnend und bis auf die Nr. 6 nicht übermäßig schwierig:

View: https://www.youtube.com/watch?v=cD2SwVZBI80
 
Im zweiten Teil könnte man Weberns op. 27 der Beethoven-Sonate voranstellen. Dann hätte man zwei Werke nebeneinander, die auf unterschiedliche Weise den Rahmen des bis dato Konventionellen weit überschritten haben.
 
(Ich finde op. 111 als zweite Hälfte sehr gut. Dauert 30 Minuten. Liszt ist auch meist nicht länger.)
 

Spontane Idee: nimm einen anderen Liebermann dazu! Rolf Liebermann hat eine Klaviersonate geschrieben, die er in einer Oper ausgiebig zitiert - Idee fürs "Ernsthafte Werke erraten" inklusive (oder hatten wir das schon?). Passt von der Zeitdauer und groovt stellenweise spürbar - kurz darauf hat der Komponist für die Donaueschinger Musiktage sein Concerto für Jazzband und Sinfonieorchester geschrieben (mit einem Zwölfton-Boogie als Klaviersolo, ab 11'08''):



Zwölftöniger Personalstil in überraschend wohlklingender Harmonik, macht einfach Spaß.

LG von Rheinkultur
 
Wenn man den Grundcharakter einer gewissen feinen Unterhältlichkeit im ersten Teil nicht verlassen will, dann würde sowohl der reizvolle 10 Minuten Zyklus Éloge de la Danse von Francaix als auch die netten Cathy Variationen von MA Hamelin passen.
Etwas esoterischer wäre - vor Ravel!! - die schöne e-Moll Sonatine aus op. 89 von Reger.
 
Zunächst mal wie das bisherige Programm auf mich gewirkt hat: die ersten beiden Komponisten bauen für mich eine französische, elegante, leichte Atmosphäre auf. Dutilleux war für mich eine echte Entdeckung! Liebermann zerstört diese Atmosphäre leider auf brutale Art, zumindest im ersten und vierten Satz (typisch unsensibler Amerikaner eben), im zweiten und dritten kann er daran anknüpfen. Vielleicht denke ich zu sehr in nationalen Klischees, aber ein deutscher oder österreichischer Komponist würde für mich hier wie ein Fremdkörper wirken. Hier mal ein paar Ideen, die man verschieden einordnen kann:


View: https://www.youtube.com/watch?v=UWR7_Z7YThA



View: https://www.youtube.com/watch?v=plxaDV8GoaI



View: https://www.youtube.com/watch?v=LC_LDpUvk4E
 
Ich finde op. 111, auch wenn man nicht extremistisch langsame Tempi nimmt nach einer opulenten ersten Hälfte durchaus ausreichend für die zweite.
Wenn es keinen besonderen Grund für ein anderes Verhältnis gibt gefällt mir ein Ungleichgewicht zwischen den Teilen eines Klavier-Abends (etwa 45 zu 30-35 Minuten) gut.
Wenn das Werk der zweiten Hälfte emotional oder intellektuell sehr anspruchsvoll ist (op. 111) dann kann der zweite Teil auch noch kürzer sein.
Ich könnte mir aber auch vorstellen vor UND nach op. 111 ein kurzes anspruchsvolles Stück in einer ganz anderen musikalischen Sprache zu spielen:

Webern op. 27 111 Webern op. 27
 
Also für mich ist im Moment ausgeschlossen, nach op. 111 noch etwas anderes zu spielen. Es mag sein, dass sich das in einigen Jahren wieder anders anfühlt, im Moment geht es nicht.

Einzige Ausnahmen bzw. Programmideen wären zum einen, op. 111 vor der Pause zu spielen, dann käme ja danach quasi auch noch etwas, nämlich in der zweiten Hälfte. Das habe ich auch schon so gemacht.
Oder aber ein ca. einstündiges Programm ohne Pause, bei dem das zweite Werk nicht sinnvoll vor op. 111 stehen kann; ein Werk, das eine völlig andere Klangsprache hat, aber ähnlich großformatig und mit sehr guter Klangsprache ist - z.B. op. 111, Miroirs. Die flirrenden Klänge der Noctuelles können es vielleicht vermögen, einen nach einer op. 111 und einigen Minuten Stille noch weiterzutragen.

Vielen Dank für eure ganzen Vorschläge, das ist sehr spannend und hilfreich! Ich werde mir in Ruhe alles anhören und euch zu gegebener Zeit informieren, für welche Version ich mich entschieden habe.
 

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