Konzertprogramm zusammenstellen

Ich glaube nicht, dass ich das jemals in ein Konzertprogramm platziert habe. (Beethoven, nehme ich an? Schumann ist auch schön, habe ich oft gespielt.) Wenn ich es aber jetzt machen würde, dann wahrscheinlich am Ende des Programms. Oder vielleicht, etwas gewagter, als einziges Stück einer kurzen "Hälfte", mit einem Pendant als andere Hälfte – Liszt 3. Pilgerjahr? etwas großformattiges von Bach (Goldberg ohne Wiederholungen, 6. Partita)? ein Ausflug in die Moderne? Einige würden sich da die Diabelli-Variationen vorstellen, aber auf so etwas hätte ich keine Lust.

Du?



Ich sehe kein Problem darin, eine weitere ungarische Rhapsodie als Zugabe anzubieten.
Die Sonette als Einstieg erscheinen mir etwas zu gewichtig. Ich finde, denen tut es gut, wenn alle bequem sitzen und die Konzentration am Höhepunkt ist.
Die Frage "Brahmssonate statt ungarischer Rhapsodie" verstehe ich nicht – die Werke sind in der Dauer total unterschiedlich.
Ich hätte dann zu der Rhapsodie noch mehr Stücke gemacht aber die Sonate ist ja komplett lang genug für Ben ganzen Konzertteil wenn ich mich nicht irre
 
Wie wäre es vielleicht wenn man ein Rachmaninov präludium an den Anfang setzt, dann was ruhigeres spielt so wie eine Liszt-Schubert Ständchen, Lebensräume und sowas und zum Schluss des ersten Teils die fis-moll Polonaise? Oder ist so ein Präludium auch so überladen? Ich kenne die nicht alle aber es gibt bestimmt welche dazwischen die den Zweck erfüllen
 
@kitium Ich finde die Frage wirklich nicht trivial. Ich habe ausprobiert: 1. Hälfte Mozartsonate + op. 111 (ja, Beethoven), 2. Hälfte Rachmaninov op. 23. Fand ich sehr anstrengend und ist auch wirklich lang, kam aber gut an.
Alternativ habe ich versucht 1. Hälfte Mozart + ein Teil aus op. 23, 2. Hälfte op. 111. Geht auch...

Demnächst probiere ich: 1. Hälfte ein Gemisch aus Chopin, Dutilleux und Ravel, 2. Hälfte op. 111.

Das "Problem" an der Sache ist für mich: Nach op. 111 kann eigentlich nichts anderes mehr kommen. Aber wenn man es in die zweite Hälfte legt, ist man u.U. nicht mehr ganz so wach und Leistungsfähig wie in der 1. Hälfte (habe mal Perahia erlebt mit einem Klavierabend - die 1. Hälfte war außergewöhnlich gut, mit das Beste, was ich je gehört habe; 2. Hälfte mit op. 111 auch gut, aber durchsetzt von kleinen Gedächtnislücken und Stress und ganz woanders als die 1. Hälfte, das hat mir wirklich leid getan).
Am Ende der 1. Hälfte ist natürlich möglich, dann entlässt man das Publikum sehr aufgewühlt in die Pause. Je nach Publikum ist das vielleicht auch besser, als wenn man sie in diesem Zustand nach Hause entlässt?!

Bei op. 111 in der zweiten Hälfte wird die Singularität des Werkes besser deutlich. Hier wäre aber auch noch die Frage, wie man mit einer Zugabe umgeht. Ich mag sowieso nicht besonders gern Zugaben, und hiernach eine zu spielen finde ich wirklich komisch... Aber wenn etwas verlangt wird, bieten sich finde ich sehr zarte, kleine Stücke an, ich habe mal "à la manière de Borodine" von Ravel genommen. Bach ginge sicher auch oder etwas frei- /a- / "fremd"tonales.

Das klingt für mich alles sehr überzeugend.
Als Zuhörer bin ich tendenziell wacher in der 2. Hälfte. Als Spieler merke ich persönlich keinen wirklichen Unterschied, aber es ist schon eine interessante Frage, ob einem Op.111 besser in hellwacher oder ruhiger Verfassung liegt.
 
Wie wäre es vielleicht wenn man ein Rachmaninov präludium an den Anfang setzt, dann was ruhigeres spielt so wie eine Liszt-Schubert Ständchen, Lebensräume und sowas und zum Schluss des ersten Teils die fis-moll Polonaise? Oder ist so ein Präludium auch so überladen? Ich kenne die nicht alle aber es gibt bestimmt welche dazwischen die den Zweck erfüllen
Ja, ich würde dann versuchen, einen stimmigen Liszt-Lieder-Block (als zentralen Teil der 1. Hälfte) zusammenzustellen. Bloß nicht Lebensräume mit Militärmärschen kombinieren.
 
Ja, ich würde dann versuchen, einen stimmigen Liszt-Lieder-Block (als zentralen Teil der 1. Hälfte) zusammenzustellen. Bloß nicht Lebensräume mit Militärmärschen kombinieren.
Dann vielleicht die Polonaise als Eröffnung des 2. Teils.
Wie wäre es damit:
1. Rachmaninov Präludium
2. Liebesträume o. Au bord d'une source
3. Petrarca Annette

-Pause-

4. Polonaise Nr. 5
5. ? (Vielleicht chopin nocturne als "ruhe vor dem Sturm")
6. Ungarische Rhapsodie 2 o. 9

7. Ungarische Rhapsodie 11

Dann eher ein kurzes Präludium und nur einen oder zwei aus den Liebesträumen. Sind die Petrarcas an 3. Stelle besser als an erster? Und ist das vielleicht ein bisschen zu Liszt-lastig?
 
Natürlich mache ich immer wieder Sachen die ich nicht zu Ende mache und es ist mit auch schon selber aufgefallen (z.B. Chr. Fantasie und Fuge), teilweise auch weil mir da so etwas wie das Ziel eines eigenen Konzertes als Motivation fehlt.
Such dir am besten Stücke (in deinem Schwierigkeitsgrad) aus, die du selber sehr schön findest und unbedingt können möchtest (ich weiß, dass das manchmal schwer ist).
 
Such dir am besten Stücke (in deinem Schwierigkeitsgrad) aus, die du selber sehr schön findest und unbedingt können möchtest (ich weiß, dass das manchmal schwer ist).
Das mach ich im Moment, ich habe über einige Stücke mit meinem Lehrer gesprochen (Von der Liste der Pester Karneval) und nutze auch mal die Henle Einstufungen als Orientierung. Wenn irgendein Stück da drüber ist könnt ihr mich gerne drauf Aufmerksam machen aber ich glaube alles davon hinzukriegen.

Ich hoffe das liest noch irgendjemand: Passt es zusammen, wenn man Mendelssohn (z.B. Sonate in E u./o. Rondo Cappricioso) und Liszt in ein Konzert packt (Dann nicht unbedingt Sachen wie etudes d'execution Transcendante) und welchen Komponisten würdet ihr noch als 3. Reinpacken? Vielleicht Brahms? Der ist zwar stilistisch eher in Richtung Mendelssohn als Liszt aber vielleicht lässt sich damit was machen? Vielleicht auch dann Liszt durch Chopin ersetzen oder so...
 

Genau.

Du hast offensichtlich noch nie ein abendfüllendes Konzertprogramm gespielt und kannst folglich nicht im Geringsten einschätzen, was das überhaupt bedeutet. Ich kann dir nur den guten Tipp geben: Lass es! Such dir zwei Mitstreiter (du bist wahrscheinlich nicht der einzige Schüler deines Lehrers) und teilt euch ein Programm zu dritt - jeder eine halbe Stunde. Dann wirst du feststellen, wie lang und anstrengend so eine halbe Stunde sein kann. Beim zweitenmal (und am besten auch beim dritten, vierten und fünften Mal!) kannst du dich daran versuchen, einen halben Konzertabend zu bestreiten. Und irgendwann reicht es dann vielleicht auch für einen ganzen.

Wer seinen ersten Triathlon bestreit, wird auch nicht mit der Ironman-Distanz anfangen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich lernt man zunächst einige Stücke, und baut dann einen sinnvollen Ablauf darum herum.
 
Wo in einem Programm plazierst du op. 111?

Möglichst am Ende der ersten Hälfte mit nicht zu viel 'Schweren' Sachen vorneweg.
Aber irgendwann werde ich mal mit op. 111 anfangen und direkt DANACH Scriabin op. 70 spielen! Das ist ein Traum.

Nach 111 in der 2. Hälfte nicht versuchen op. 111 zu übertreffen, also nicht Liszt Sonate oder Brahms op. 5 oder so. Eher eine Gruppe kürzerer Stücke. Warum nicht Rachmaninoff Préludes.
Lieber wären mir aber Chopin Mazurken oder Debussy Préludes.
Aber Programme bauen ist so individuell, da gibt es wenig allgemeine Regeln.
 
Nach op. 111 in der 2. Hälfte kann man doch nix mehr spielen... :008:
Vorher evtl. Fis-Dur Sonate von Beethoven?
Und 1. Hälfte Sonatine von Ravel + Miroirs? Hm... :005:
 

Ich spiele op. 111 bisher nicht, aber wenn ich sie spielen würde, würde ich vielleicht mal probieren, sie mit Isoldens Liebestod zu kombinieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei op. 111 in der zweiten Hälfte wird die Singularität des Werkes besser deutlich. Hier wäre aber auch noch die Frage, wie man mit einer Zugabe umgeht. Ich mag sowieso nicht besonders gern Zugaben, und hiernach eine zu spielen finde ich wirklich komisch... Aber wenn etwas verlangt wird, bieten sich finde ich sehr zarte, kleine Stücke an, ich habe mal "à la manière de Borodine" von Ravel genommen. Bach ginge sicher auch oder etwas frei- /a- / "fremd"tonales.
Die Nr. 1 aus Schumanns op. 133 könnte ich mir z. B. nach Beethovens op. 111 gut als Zugabe vorstellen. Auf jeden Fall nix Lärmiges oder Virtuoses, aber irgendwie auch kein Bach.
 
Mir behagt die Mystifizierung von op.111 nicht, dieses pseudotiefsinnige Getue a la "nach op.111 kann nur noch schweigen/Stille folgen" - das eine von vielen umfangreichen Sonaten (gewiß eine der faszinierendsten), nicht mehr und nicht weniger. Mit welchen Sachen man sie kombiniert, hängt freilich auch von der Aufführungsdauer ab (wählt man z.B. Ugorskis Tempogestaltung, verbraucht sie allein schon den halben Klavierabend und muss mit nichts mehr kombiniert werden)

Spielt man op.111 im ersten Teil eines Programms, passt sie gut vor die Pause: je nach Tempowahl in der Sonate vor 10-20min Bach oder Mozart, dann op.111 - und nach der Pause was fetzigeres (Mussorgski und Liszt)

op.111 im zweiten Teil eines Programms finde ich heikler (ausgenommen ein reines Beethovenprogramm a la op.13, 109 Pause 110, 111 oder ähnliches) mir gefällt sie als Abschluss nicht so sehr (leiser langsamer Schluß) - hingegen Kombinationen wie op.111 plus Skrjabin 5. oder 10.Sonate ist prima.
 
Das ist eine Charakterfrage. Ich glaube, viele Menschen sind mit Musik nach op.111 tendenziell überfordert. Andere nicht.
Ich würde fast sagen - je extrovertierter, desto eher kann man danach noch was anderes hören.
 
Du hast offensichtlich noch nie ein abendfüllendes Konzertprogramm gespielt und kannst folglich nicht im Geringsten einschätzen, was das überhaupt bedeutet. Ich kann dir nur den guten Tipp geben: Lass es!
Das ein wenig ratlose Fragen des Fadenerstellers nach geeigneten Stücken lässt eine weitere Komplikation erkennen: es sollen einige vermutlich gründlich studierte Beiträge für "Jugend musiziert" um bislang noch nicht einstudierte oder nur angefangene Werke ergänzt werden, um ein komplettes Programm zu füllen, das dann wahrscheinlich zum größten Teil Neuland ist. Ein Großprojekt mit besten Chancen, sich damit zu übernehmen. Was war die längste Zeitspanne, die Du bislang auf einem Podium zusammenhängend mit gut gespielter Literatur ausfüllen musstest? Ist es Dir gelungen, den Spannungsbogen durchzuhalten? Oder gab es Durststrecken beziehungsweise Schwachstellen? Ein komplettes Recital kann verdammt lang werden, wenn man einen hohen Qualitätsanspruch durchhalten will.

Andere Möglichkeit? Man sucht sich entweder pianistische Mitstreiter, mit denen man sich ein komplettes Programm teilt - oder man dehnt das Prinzip der Teilung auf die zu spielende Literatur aus, indem man beispielsweise Kammermusik macht. Ersteres hat @mick vorgeschlagen, letzteres empfehle ich: Nimm Dir meinetwegen einen guten Cellisten (m/w/d) dazu und Ihr kombiniert solistische Beiträge mit Duo-Literatur. Für jeden zwei gewichtige Solowerke (für das Cello vielleicht eine Bach-Suite und die Solo-Sonate op. 8 von Kodály) und zwei oder drei anspruchsvolle Sachen für Cello und Klavier, zum Beispiel ein Variationszyklus von Beethoven, aus dem 20. Jahrhundert die Drei Stücke op. 11 von Anton Webern und noch eine der Sonaten von Chopin, Brahms oder Debussy. Auch eine Kombination mit Rezitationen und Gesang ist interessant. Und auch bis dahin hast Du eine Riesenmenge Arbeit vor Dir.

Ich kenne aus eigener langjähriger Praxis die Anstrengungen, die mit Programmen verbunden sind, mit deren Umsetzung permanentes Agieren auf dem Podium erwartet wird, etwa bei Chorkonzerten: Du leitest Deinen eigenen Verein selbst vom Flügel aus, begleitest den eingeladenen Gastchor ebenfalls am Flügel, Gastsolisten (Sänger oder Instrumentalisten) sind mit von der Partie, die Du auch noch begleiten darfst, dann hast Du die Aufgabe, die Moderation teilweise selber zu übernehmen... . Und bitte alles auf hohem pianistischem Niveau, womit wir wieder beim eingangs erwähnten Spannungsbogen wären. Lieber die Herausforderungen sinnvoll dosieren und mit Bravour meistern als alles nur irgendwie bewältigen und nichts richtig gut machen.

LG von Rheinkultur
 
Hallo Ihr Programmzusammensteller,

im Forumsteil "Treffen" habe ich einen Faden "Benefizkonzert im Juli" eröffnet.
Im gleich darauf folgenden Beitrag breite ich die Überlegungen aus, die mich zur Auswahl der Programmstücke geführt haben.

Grüße!

Walter
 

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