Yannicks Kampf gegen den Elitarismus
Tach auch, Yannick!
Vorab ein kleiner Zitatreigen:
...so eine elitäre scheiße!
ist wirklich nur zu bemittleiden, in seinem stumpfen nach statussymbolen streben
mit freundlichen grüßen, nochmalder mephisto der moderne
Also: Die Rolle des "Mephistos der Moderne" ist eine Anmaßung.
Sie ist für Dich entschieden zu groß. Um sie ausfüllen zu können,
müßtest Du noch eine Menge lernen - zum Beispiel Folgendes:
Mit Begriffen wie "elitäre Scheiße" und "Streben nach Statussymbolen"
zu arbeiten ist entweder ein Ausdruck von Hilflosigkeit -
oder aber rhetorisches Kalkül im Bestreben, eine Diskussion abzuwürgen.
Es ist ein Zeichen von Hilflosigkeit oder auch Überforderung,
wenn Du bei den von Dir Attakierten keinen anderen Beweggrund
für das Ablehnen dieser Musik feststellen kannst, als den, sich elitär abheben zu wollen.
Wenn Dir nicht mehr einfällt, als ein Streben nach Statussymbolen zu unterstellen,
sagst Du viel über Dich selbst aus, der offenbar in solchen Kategorien denkt,
und wenig über Deine Gegner.
Es muß einen anderen Grund geben, diese Musik z.B. als infantil zu bezeichnen,
den Du Dir offenbar nicht vorstellen kannst.
Niemand mißgönnt hier einem anderen das Glücksempfinden
anläßlich welcher Musik auch immer. Es wäre auch töricht, sich kleinen
New Age-Piano-Stückchen mit einem analytischen Begriffsinstrumentarium
zu nähern, das an Musik aus der sogenannten bürgerlichen Hochkultur geschult ist.
Es geht um ein objektives Kriterium, das ausgerechnet
Hanns Eisler formuliert hat, ein Komponist, der im bürgerlichen Konzertsaal
genauso zu Hause war wie auf der Straße - Du erinnerst Dich vielleicht?
Klassenkampf, "Vorwärts! und nicht vergessen" etc. Hat es vor langer Zeit einmal gegeben...
Eisler jedenfalls sagte: Es ist völlig egal, ob man eine
achttaktige Liedperiode komponiert oder ein ambitionierteres Musikstück -
der Zweck und die Mittel müssen in einer nachprüfbaren Relation zueinander
stehen. Volkstümlich formuliert: Die Musik muß auf dem Teppich bleiben,
sie darf nicht mehr sein wollen, als ihr dem verwendeten Material entsprechend
möglich ist. Es geht der Musik wie uns allen im Leben: Sie darf nicht lügen.
Sie sollte ehrlich sein.
Und genau dagegen verstößt der in dem You-Tube-Schnipsel zu sehende
Mann am Klavier: Er will mehr, als seiner Musik ihrem Material nach möglich ist.
Nicht seine harmlosen Einfälle sind das Ärgernis, sondern die Prätention,
mit der er sie aufbläht, aufdonnert, bis hin zum hochstaplerischen Bombast.
Vielleicht weißt Du das alles aber auch schon und gefällst Dir einfach nur
in der Pose des tapferen Kämpfers gegen den Elitarismus?
Dann ist der Gebrauch solcher Killerphrasen wie "elitär" und "Streben nach Statussymbol"
Kampf- bzw. Einschüchterungsrhetorik, um eine sachliche Diskussion zu hintertreiben.
Aber was versprichst Du Dir davon?
Mit freundlichen Grüßen,
Gomez de Riquet
(verarmter Adel)
P.S.: Zum Thema Meinungsäußerung bzw. Recht auf Werturteil
hier noch der schöne Gedankenaustausch von Statler und Waldorf:
"Also
mir hat die Show gefallen!" - "Naja, Dir hat ja auch der Krieg gefallen."