@schliedueker:
Naja, so wie ich das beobachtet habe, wird genau das mit dem Gerät gemacht. Bei drei Saiten jeweils 2 abgedämpft und die schwingende angezogen/nachgelassen, bis die Balken auf den Anzeige nicht mehr wandern und die Prozedur dann jeweils mal 3. Was soll man da per Gehör noch groß anders machen?
Technisch gesehen ist es so, das selbst bei einer sauber klingenden Saite die Frequenz ganz leicht wandert. D.h. wenn man die Saite anschlägt, klingt sie für einen kurzen Augenblick zu hoch, dann pendelt sich der Ton auf einem Niveau ein, um kurz darauf in der der Ausklingphase noch minimal tiefer zu werden. Diesen Effekt kann man auch auf Stimmgeräten mit Stroboskop-Anzeige nachvollziehen, nicht jedoch auch Messgeräten mit Zeigern, da geht der Effekt unter. Im Idealfall hat man drei sauber ausschwingende Saiten, ohne Imperfektionen. Diese muss man dann auf exakt gleiche Frequenz stimmen. Obwohl das einfach erscheinen mag, ist es das nicht, wenn man ein Messgerät zu Hilfe nimmt. Denn man hat bei einem sehr genau anzeigenden Messgerät (Stroboskop) immer das Problem, dass die Anzeige nie still steht, sondern immer um die Sollfrequenz wandert. Aus diesem Grund stimmt man Chore am besten nach Gehör. Dann merkt man am ehesten, ob eine Schwebung auf dem Saitenpaar ist. Bzw. ist es nicht die Frage ob eine Schwebung vorhanden ist, sondern nur, wie lange die Saiten klingen, bis die Schwebung kommt. Im Idealfall ist die Schwebung in den Bereich nach dem Ausklingen verlagert.
Nimmt man jetzt noch den realistischeren Fall, dass die Saiten leichte Imperfektionen haben (das ist sehr häufig), so muss man sich entscheiden, wie man die Imperfektion "verpackt", also auf welche Weise sie am wenigsten stört. Ein Messgerät kann da nicht helfen. Denn das, was eigentlich hilfreich ist, nämlich eine genaue Anzeige, ist bei etwas "lebendigen" Tönen dann gleichzeitig das Problem. Man hat dann in der Frequenz des Tones größere Ausschläge nach oben und unten und weiß nicht, wie der Ton richtig gestimmt ist, da die Anzeige nie ruhig steht.
Aus diesem Grund ist eine Chorreinstimmung immer nur nach Gehör wirklich sauber möglich.
@Styx:
gegen jaulende Saiten und Inharmonizität sind auch diese Geräte machtlos
Zumindest die Inharmonizität stellt für speziell für Klavier und Flügel konzipierte Geräte oder Software kein Problem dar. Zu erkennen sind diese Geräte daran, dass man ein paar Töne aufnehmen muss, mit denen die Stimmkurve berechnet wird, bzw. dass die Stimmkurve beim Stimmen angepasst wird (wie z.B. beim Verituner).
Schlechtere Ergebisse erzielt man mit Geräten, die nur Standardstimmkurven berücksichtigen, und nicht das vorhandenen Instrument konkret "vermessen". Die schlechtesten Ergebnisse erzielt man mit chromatischen Standard-Stimmgeräten, denn da finden die instrumentenspezifischen Besonderheiten keine Berücksichtigung. In der Folge wird es ab dem Tenor zu hoch klingen, im Bass viel zu hoch, im Diskant viel zu tief und die höchsten Töne zeigen viele Stimmgeräte nicht mehr an.
Solche Stimmgeräte sind für Klaviere und Flügel ungeeignet.