H.-G. Heumann- woher dieser "Hass"?

  • Ersteller des Themas Gast28962
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@Demien: Das Improvisieren auf schwarzen Tasten wende ich auch an, ebenfalls mit der von Dir genannten Akkordfolge, allerdings meist erst nach einer gewissen Zeit. Interessanter Ansatz, direkt damit zu beginnen, danke dafür!

Die Idee mit der Quinte e-h muss ich erstmal für mich komplett nachvollziehen, evtl. schreibe ich Dich, wenn das ok ist, nochmal privat darauf an. Auf jeden Fall sehr interessant!

@

cheval blanc:

Ja, ich weiß genau, was Du meinst. Aber das ist ja nicht nur eine Sache der Klavierschulen, finde ich, sondern das ist auch der Einstellung der Schüler und Eltern geschuldet. Ich denke, für unsereins ist/war der Instrumentalunterricht was Anderes als für viele andere Kinder unserer Zeit und erst recht gegenüber Kindern der heutigen Zeit.
Ich denke, man muss als aufgeschlossener Lehrer einfach mal akzeptieren, dass sich die Zeiten (und der Anspruch) einfach ändern.


@rolf: ...als wunderbarer Vater wirst du das deinem Nachwuchs gewiß ohne Heumann beibringen können :-D :-D :-D oder mit - ganz nach dem jeweiligen Belieben.


Sorry an Alle für dieses furchtbare offtopic:
Ich hoffe, er wird es sich selber beibringen und nicht MICH als Lehrer dafür benötigen!
FALLS ich ihn mal erwischen sollte (gottbehüte!) wäre es doch ganz nett, wenn währenddessen NICHT das Menuett ausm ersten Heumann- Band laufen würde....
 
die o.g. Frage brennt mir als Klavierlehrer schon seit längerer Zeit auf den Nägeln. Als Klavierlehrer "Heumann" zu unterrichten scheint ja mittlerweile das Gleiche zu sein, wie in einer Coverband zu spielen und zuzugeben, dass auch "Westernhagen" im Repertoire ist.
(...)
Und da ich mich gerne in meinem Unterricht weiterhin verbessern will, möchte ich die in der Überschrift gestellte Frage gerne mal an die Expertenrunde hier im Forum weitergeben.

Lieber Wakeman 3000,

herzlich willkommen im Forum! Mit deinem Fadentitel hast du einen Einstieg gewählt, der mich wundert und irritiert. Hass ist ein starkes Wort und mich interessiert, woher du diesen Eindruck hast! Hier aus dem Forum? Wenn du hier solches schon gelesen hast, - wobei Hass m.E. etwas ganz anderes ist -, müsstest du auch gelesen haben, wie nach der Meinung fast aller Klavierlehrer hier ein guter Anfangsunterricht aussieht. Und dann würdest du auch schon die Antwort kennen, warum Heumann nicht empfehlenswert ist. :003:

Lies dich mal durchs Forum, auch durch das Klavierlehrer-Forum - da steht sehr viel über guten Anfangsunterricht.

Mir stellt sich aber trotzdem die Frage, ob sowas wie "Piano Kids" oder "Der neue Weg zum Keyboardspiel" nicht doch ganz geeignet ist, Klavierschülern einfach mal nen groben Überblick über das zu geben, was so in der Musikwelt alles passiert ist. Und wenn man das dann vertiefen will, muss man sich halt um "ordentliche" Literatur kümmern (bzw. muss der Klavierlehrer einem dies vermitteln).

Du meinst, dass erst der grobe Überblick kommt und erst später "ordentliche" Literatur? Nein! Der erste Zugang zu Musik, das erste Anfassen der Tasten, das erste Hören ist entscheidend und dazu gehört unbedingt das Kennenlernen guter Musik! Der Anfangsunterricht muss der allerbeste Unterricht sein von den fähigsten Lehrern, denn das, was der Schüler als Erstes lernt, prägt sich ein. Ein Stein baut auf dem andern auf und man kann sich vorstellen, was geschieht, wenn die ersten Steine, das Fundament, von schlechter, nicht allerbester Qualität sind!

Das ist nicht nur meine Meinung, sondern es findet sich auch bei M. Varro, bei Anselm Ernst und vielen anderen.

Heumanns Bearbeitungen sind für meine Ohren unerträglich und ich möchte meinen Schülern keine schlechte Musik zumuten, wo wir als Klavierspieler doch so eine unglaubliche und unfassbare Auswahl an leichter Klaviermusik von höchster Qualität haben.

In Pianokids 1 findet sich z.B. die Barcarole von Offenbach in sehr leichter Bearbeitung, später auch die Musette von Bach, ebenso sehr leicht bearbeitet. Ich frage mich ehrlich, was der Autor damit bezweckt. Die Schule ist für Kinder ab 6 geschrieben und damit fällt auch das manchmal verwendete Argument flach, dass die Kinder (bearbeitete) Stücke spielen wollen, deren Melodie sie kennen und wodurch sie motiviert werden. Die Barcarole und die Musette kennen 6jährige Kinder nicht, warum diese Bearbeitung? Es gibt Kabalewski, Bartok, Gretschaninoff, es gibt sehr schöne, sehr einfache Originalliteratur, die Kinder motiviert, weil sie gut und interessant klingt.

Bei den vierhändigen Stücken der Schule finde ich die Begleitung sehr langweilig und einfallslos komponiert. Sehr schöne Begleitungen von Melodien finden sich z.B. im "Klavierspielen mit der Maus", Band 2. Es gibt viel vierhändige Literatur, die sehr schön ist und sehr einfach.

Zum dritten stören mich die riesigen Bilder. Das Visuelle wird sehr angesprochen, zu sehr, meine ich. Kinder mit 6 Jahren lernen erst gerade das Lesen und finden sich dort aus meiner Sicht schlecht zurecht. Das Hören sollte an erster Stelle stehen.

Ein weiterer Punkt ist der Aufbau, der in der Methodik von anderen Schulen deutlich klarer und übersichtlicher gestaltet ist.

Du schreibst, dass du es gut findest, dass legato-staccato etc. eingeführt wird. Es ist aber sehr wichtig, dass ein musikalischer Parameter auditiv eingeführt wird. Wie ich neulich mit großer Freude gehört habe: "Erlebnis vor Begriff"! Nicht "Begriff vor Erlebnis", wie es in dieser und zugegebenermaßen auch vielen anderen Schulen gehandhabt wird.

Insofern habe ich mir Piano-Kids Band 1 mal gekauft, um mir einen Einblick verschaffen zu können, unterrichte aber nicht danach.

Liebe Grüße

chiarina
 
Zuletzt bearbeitet:
FALLS ich ihn mal erwischen sollte (gottbehüte!) wäre es doch ganz nett, wenn währenddessen NICHT das Menuett ausm ersten Heumann- Band laufen würde....
...vielleicht findet er in deinem klavierpädagogischen Fundus einen Heumannbolero :lol: :lol: :lol:

Spaß beiseite: Du sagst, dass du längst weißt, dass es bessere "Klavierfibeln" gibt (was richtig ist) - warum fragst du dann überhaupt nach dem Heumannzeugs? Da ist doch der sinnvolle Beitrag von @chiarina völlig unnötig gewesen... oder hat deine sokratische Gesprächsbrillanz das hervorgekitzelt? ;-):drink:
 
Ich habe von Heumann ein Buch mit populären Pop Stücken, ist nett für zwischendurch, andere Noten zu den Stücken habe ich nicht.

Aber Klassik... Es gibt so unendlich viel gute und dennoch einfache originale Stücke, da muss man kein schwereres Stück vereinfachen und dabei zerstören. Es bricht mir das Musikerherz, wenn man bekannte Stücke hört, die vereinfacht nach nichts mehr klingen. Mein KL, der Komposition studiert hat, hat mal gesagt, Heumann hätte im Grunde keine Ahnung vom komponieren und wüsste nicht, was er da tut und vermurkst die Klassiker daher komplett. Aus Raffinesse wird Langeweile.
 
Dementsprechend kannst Du gerne auf Dein

"...wenn klein Fritzchen und seine Mami die Elise schön finden, könnten sie bei Onkel @Wakeman 3000 vorstellig werden. Dieser könnte dozieren, dass das Original noch viel zu schwierig sei, ABER der noch liebere Onkel Heumann hat da eine "kindgerechte" erleichterte Version. ...frustriert stellen Fritzchen und Mutti fest, dass trotz viel üben und alles richtig machen die Heumannelise einfach scheiße klingt...
Ein unschönes Dilemma..."

...zuhause onanieren....
Für diese Attacke gibt es hiermit eine öffentliche Verwarnung durch die Moderation mit dem Hinweis, dass bei weiteren Äußerungen dieser Art eine (temporäre) Sperre folgen wird.

oder Du liest einfach nochmal meinen Eingangspost und antwortest sachlich und fundiert darauf.
In diesem bezeichnest Du Dich als Klavierlehrer. Diese Berufsbezeichnung ist nicht gesetzlich geschützt, man kann sie führen, auch ohne eine Musikhochschule von innen gesehen zu haben. Ohne Abschluss selbst Unterricht anzubieten ist nicht verboten, das tun auch schon viele Musikstudenten. Die akademischen Grade sind allerdings durch erfolgreichen Abschluss einschlägiger Ausbildungen und Studien nachzuweisen und selbstverständlich geschützt. Ein wichtiger Bestandteil der akademischen Ausbildung zum Klavierpädagogen sind Fachmethodik und Fachdidaktik des Klavierunterrichts. Sowohl der Einsatz verschiedener Klavierschulen als auch die Musikvermittlung ohne Schulwerk am Instrument und darüber hinaus sind obligatorisch. Da kann man sich über einige Fragen und Äußerungen hier ein wenig wundern und das tun auch einige der hier mitlesenden erfahrenen Pädagogen. Gerade Anfängerunterricht ist eine besonders heikle Aufgabe und mitnichten die einfachste, weil die pianistischen Anforderungen vermeintlich so niedrig sind, dass das doch praktisch jeder kann.

Nach der Lektüre des Eingangsposts und der bislang vorliegenden Beiträge in diesem Faden stellt sich mir eine grundlegende Gegenfrage: Wie bist Du zum Unterrichten gekommen?

Einen ausgesprochenen Heumann-"Hass" kann ich hier nirgendwo erkennen. Es ist eher üblich, von vornherein zu besseren Alternativen zu greifen, die bereits hier benannt worden sind: "Russische Klavierschule", "Tastenzauberei", "Klavierspielen mit der Maus", ich ergänze noch "Tastenträume" - man nutzt sie einfach und hält sich nicht mit unerfreulichen Empfindungen wie "Hass" auf.

LG von Rheinkultur
 
Der Faden ist interessant, da Heumann leider auch von ausgebildeten Pädagogen häufig verwendet wird.
Zunächst zu den weißen Tasten:
Das Klavier ist in C gestimmt. Spielt man nur weiß, dann liegt eine Durtonleiter zu Füssen, ohne dass man verstehen muß, was das bedeutet, die Tasten sind alle auf einem Spielniveau, es ist zunächst leichter, sich auf ihnen wohlzufühlen.
Diese Herangehensweise ist eine von vielen und ich würde sie nicht als schlechter ansehen, sofern man die schwarzen Freunde nicht ausblendet - bei mir gehören sie von Anfang an mit zum Erfahrungsgebiet.
Als ich ein Kind war, hatte meine Oma ein Notenbuch mit allerlei Bearbeitungen von Operetten, gängigen Liedern, die ich neben meinen Hausaufgaben mit Vergnügen gespielt habe. Arrangieren von Orchesterwerken war früher gang und gäbe. Es gab keine CDs, so konnte man sich auch sinfonische Werke nahebringen.
So wäre gegen die Vereinfachungen von Heuman nix zu sagen, wenn es die jungen Musiker neugierig machte auf die wunderbare Welt der Klaviermusik.
Es wohnt diesem Denken allerdings ein Fehler inne:
Wenn man "Für Elise" einfach haben kann, warum soll man sich dann durch das Original beißen? Die Belohnung kommt doch viel einfacher mit Heumanns Arrangement... Der Schüler lernt nicht, dass man für Ziele echt ackern muß.
Viel schlimmer noch finde ich die abgrundtief schlechten Arrangements, die der gute Mann feilbietet. Der junge Lernende wird direkt am Anfang seines Lernens mit schlechter Qualität eingelullt. Woher, wenn nicht durch die Begegnung mit wirklich kunstvollem Tonsatz, soll das Ohr ein Gefühl für Güte entwickeln?
Jemand, der nur mit Hamburgern und Fritten groß wird, kann eine feine Estragonsauce nicht als solche wahrnehmen, geschweige denn schätzen.
Wie will man erwarten, dass ein Kind im Deutschunterricht einen Aufsatz mit reichhaltigem Vokabular verfasst, wenn es nur Facebookkommentare liest und keine guten Bücher?
Deshalb lehne ich H. strikt ab.
 

Da steht nirgendwo die Erklärung oder Antwort auf meine Frage, warum es ungünstig sein soll, "mit wenigen Tönen um das c1 herum zu beginnen und dann allmählich zu erweitern". Aber vielleicht bin ich ja mal wieder begriffsstutzig.
:dizzy: :konfus:
Das c1 liegt auf einer Hilfslinie. Mit diesem Sonderfall zu beginnen ist genauso problematisch wie der Beginn der RKS mit Violinschlüssel in der linken Hand (ebenfalls ein Sonderfall).
Sinnvoller als mit c1 zu beginnen, erscheint die Einführung des e1, nämlich auf der ersten Linie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Demian, ich finde das F als Startton wesentlich besser, da das F bei Nutzung der Stammtöne auch Grundton "normaler" Dur-Melodien sein kann.
 
Da steht nirgendwo die Erklärung oder Antwort auf meine Frage, warum es ungünstig sein soll, "mit wenigen Tönen um das c1 herum zu beginnen und dann allmählich zu erweitern". Aber vielleicht bin ich ja mal wieder begriffsstutzig.
:dizzy: :konfus:
Es gibt dafür viele Gründe, ich zähle mal ein paar auf:

  • C-Dur ist für die allermeisten Kinder zu tief zum mitsingen
  • "Nur" C-Dur ist harmonisch, melodisch, klanglich und überhaupt musikalisch sehr begrenzt und beschränkt. Weder hohe, noch tiefe Töne kommen vor, keine spannenden "Zauberklänge", keine Dissonanzen etc. etc.
  • Der Anfänger erhält kein Gefühl für die Tastatur, wenn er Monate, gar Jahre immer nur eine Taste rechts und links dazunimmt.
  • Besonders bei Kindern ist ein Beginn auf schwarzen Tasten für die Handhaltung sinnvoller.
  • Beschränkung auf den Tasten zieht auch eine Beschränkung im Kopf nach sich, die völlig unnötig ist.
Ich will damit nicht sagen, dass man überhaupt kein C-Dur spielen soll und dieser Ansatz total zu verteufeln ist. Natürlich kann man so spielen lernen, auch ich habe die Tasten als Kind so gelernt. Aber man sollte unbedingt auch gänzlich andere Ideen dabei haben: Spiel auf schwarzen Tasten, Spiel auf allen Lagen, Spiel nach Gehör, Spiel völlig ohne Noten und auch losgelöst von Kompositionen etc. etc.
Das ist sonst, wie wenn ich Malen lernen will und im ersten Jahr nur die Farbe rot verwenden darf, im zweiten Jahr dann grün, im dritten blau...
 
Zuletzt bearbeitet:
@Wakeman 3000 , ich find Heumann einfach langweilig - ist eher etwas für Minderbegabte :030:
 
Wer zuhören kann, wird erkennen, wie stark eine solche Bearbeitung vom Original abweicht und wie schlecht sie klingt.
...und genau das ist das Problem. Wer noch so in den Anfängen steckt, dass er Heumannlise spielen muss, muss sein Gehör noch schulen und bekommt Schlechtes vorgesetzt. Woher soll der Anfänger wissen, was gut ist, wenn er es nicht kennenlernt? Ein Sechsjähriger wird sich wahrscheinlich nicht bei youtube die echte Elise anhören...
 
Nannerl's, AMB's, Album für die Jugend etc. enthalten doch so schöne Musik. Warum zu Müll verstümmelte Meisterwerke spielen?
 

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