Gottesdienste in Zeiten vom Coronavirus

Kleiner Exkurs ins Reich der Theologie:

des ist so etwas wie in der ev. Kirche das Abendmahl

Nein, mein Liaba, ganz falsch. Die Bedeutung der "heiligen" Communion ist im Reich der Vatikanisten glasklar definiert: Transsubstantiation.

Beim kath. Gottesdienst gehört es aber einfach mit da zu

Ja, die Communio ist sein Kernelement.

"Die" evangelische Kirche (welche genau? - ist aber in diesem Zusammenhang ohnehin egal) sieht im Abendmahl ein Erinnerungsfest, keine Realpräsenz Christi, und schon gar nicht hat es irgendwas mit Sündenvergebungsgarantie o.ä. zu tun. Wie stark die Erinnerung an Jesus mit der stofflichen Repräsentation empfunden wird, dazu gibt es keine dogmatisch-einheitliche Meinung. Schon zu Zeiten der Reformation gingen die Auffassungen auseinander (zu Recht).

daß Protestanten nun nicht unbedingt die fleißigsten Kirchgänger sind - ich hab Verwandtschaft in Berlin welche streng gläubig in evangelischer Hinsicht sind - aber keine Ahnung wann die letzte mal in der Kirche waren....

So ist es. Gottesdienste bzw. der Besuch derselben dienen ausschließlich der gemeinsamen Anbetung und der Bibelauslegung. Jeder kann aber selbst die Bibel auslegen, im Gottesdienst gibt es Anregungen dazu von jemandem, der sich günstigenfalls besser auskennt als Andere.

Aber wie Martin Luther schon feststellte, muss man nicht in die Kirche gehen, um an Gott zu glauben

... denn das hat auch Jesus nicht "verlangt" (der hat ohnehin nicht allzu kompliziertes Zeugs verlangt = Gott lieben über alles und den Nächsten wie sich selbst – was von ihm halbwegs gesichert überliefert ist, sind Handlungen oder Erzählungen, die das Zentralgebot runterbrechen auf den menschlichen Alltag).

"Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" usw (Matthäus 18,20). Nirgends ist da die Rede von der notwendigen Anwesenheit von ganz normalen Menschen, die durch spezielle Rituale der apostolischen Sukzession zu speziell "geweihten" Obergläubigen ("Priestern") mit seinem angeblichen Spezialdraht zum Allmächtigen ausstaffiert wurden. Kein einziges Wort!

Glaube ist für evangelische Christen eine Sache des ehrlichen Herzens und nicht magischer Rituale an einem magischen Ort. Der Besuch von Gottesdiensten oder gar deren Frequenz hat keinen Bezug zur göttlichen Gnade (die sowieso weder erbettelt noch durch spezielle dogmatisch festgelegte Taten "erzwungen" werden kann). Folglich ist Gottesdienstbesuch für die Christen der Reformation soteriologisch unerheblich.

Es ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt, dass man sich wegen solcher Glaubensunterschiede nicht mehr gegenseitig umbringt (vernünftig, denn wirklich wissen tut´s ja eh niemand). :super:

Andere Glaubenssysteme, deren Unterkonfessionen in theologischen Grundsatzfragen weitaus geringere Diskrepanzen aufweisen als die christlichen Konfessionen, hassen einander von Herzen, immer noch, im 21. Jh. :schweigen:
 
"Die" evangelische Kirche (welche genau? - ist aber in diesem Zusammenhang ohnehin egal) sieht im Abendmahl ein Erinnerungsfest, keine Realpräsenz Christi

Hihi, da ist dir wohl für einen Moment die reformierte Brille auf der Nase festgeklemmt. ;)

Natürlich lehren auch die Lutheraner die Realpräsenz, wenn auch mit einem anderen, salopp gesagt, spätscholastischen Trick, nämlich dem der Konsubstantiation. Es hat schon seinen guten Grund, dass man die Gedächtnismahl-Propagandeure vom Augsburger Reichs- und Religionsfrieden ausgenommen hat. ;) Wie stand im Gesangbuch meiner Oma "für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern links und rechts des Rheins", im Appendix noch zu lesen:

"Die Reformierten sind mit uns vom Papst geschieden /
Und dennoch leben wir mit ihnen nicht in Frieden. /
Zum einen lehren sie die Gnadenwahl nicht recht /
Zum andern feiern sie das Abendmahl nur schlecht."

Zu singen auf die Melodie von "Nun danket alle Gott". Ohne diese versifizierte Kurzdogmatik hätte ich viel zu spät im Leben erfahren, wie sehr ich mich vor euch in Acht nehmen muss. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie stand im Gesangbuch meiner Oma "für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern links und rechts des Rheins", im Appendix noch zu lesen:

"Die Reformierten sind mit uns vom Papst geschieden /
Und dennoch leben wir mit ihnen nicht in Frieden. /
Zum einen lehren sie die Gnadenwahl nicht recht /
Zum andern feiern sie das Abendmahl nur schlecht."
Den gab es gedruckt?
 
Heute waren bei uns etwa 25-30 Leute im Gottesdienst. Das durfte wohl mehr oder weniger normal für eine Gemeinde unserer Größe sein.
 

Ja, allerdings wie gesagt als Appendix - ein kleines in den Umschlag eingestecktes Geheft mit ca 50 apokryphen Liedern, die im offiziellen Gesangbuch nicht standen. Darunter, das weiß ich noch ganz genau, auch die "Stille Nacht", die offiziell als erzkatholisch verpönt, in der Gemeinde aber überaus beliebt war.

An das anticalvinistische Gstanzl erinnere ich mich nur noch deswegen, weil ich bei der Erstlektüre keine Ahnung hatte, was "Gnadenwahl" ist und es unter den damaligen internetlosen Verhältnissen auch nicht ad hoc klären konnte.
 

Der Herr Doctor Luther war halt ein temperamentvoller Mann, der vor deftigen Spontanurteilen nicht zurückschreckte, sobald jemand anderer Auffassung war als er. :005:

Die unterschiedlichen christlichen Konfessionen der Reformation haben in Konsubstanziation mit der europäischen Aufklärung die bedeutende zivilisatorische Leistung erbracht, ihre theologischen Differenzen zu akzeptieren und sich nicht mehr gegenseitig zu bekämpfen. Der antiemanzipatorische und gewaltsame Druck durch die Katholiken (Gegenreformation) trug dazu wahrscheinlich mehr bei als die diplomatischen Bemühungen einzelner Reformatoren.

Die Differenzen zwischen den zahlreichen Konfessionen der Reformation sind ohnehin nicht so gravierend, da sie sich untereinander nur durch geringfügig unterschiedliche Interpretationen der Evangelientexte unterscheiden und nichts dazudichten, was un-evangelisch ist. Hinsichtlich der Gnadenwahl muss man sich nicht streiten, da ihre unterschiedliche Interpretation keine Auswirkungen auf das christliche Leben hat. So what. :022: Sowohl für die lutherische als auch die reformierte Sichtweise ergeben sich aus dem Text in etwa gleich gute Gründe. Jesus hat sich hierzu nicht eindeutig geäußert, also sollte man solchen theoretischen Ex-post-Konstrukten auch keine übermäßige Bedeutung beimessen.

Dass Luthers Auslegung in Deutschland eine scheinbar wichtigere Bedeutung bekommen hat als in der restlichen evangelischen Welt, hatte vor allem regionalpolitische Gründe. :001:
 
Gerade gehört, dass es bei uns Orgeldienste, die auf Honorarbasis Gottesdienste für März bis April übernommen haben, trotzdem bezahlt werden (unter noch ein paar Bedingungen). Das werde ich zwar nicht machen, da ich das nicht nötig haben, aber einigen Kollegen kann das sicherlich helfen.
 

Gerade gehört, dass es bei uns Orgeldienste, die auf Honorarbasis Gottesdienste für März bis April übernommen haben, trotzdem bezahlt werden (unter noch ein paar Bedingungen). Das werde ich zwar nicht machen, da ich das nicht nötig haben, aber einigen Kollegen kann das sicherlich helfen.

Dann zahle wenigstens einen Beitrag für die Orgelnutzung für den genannten Zeitraum. Den Kirchen fehlen zunehmend die Kollekten.
 
Dann zahle wenigstens einen Beitrag für die Orgelnutzung für den genannten Zeitraum.
Warum? Ich verzichte doch freiwillig auf über 100€, welche dem Kirchenkreis dann für andere Dinge zur Verfügung steht.
Den Kirchen fehlen zunehmend die Kollekten.
Dumm nur, das Kirchen meistens keine Kollekten für sich selbst sammeln.
 
Nachtrag: Warum sollte ich die Kirche dafür bezahlen, dass ich mich auf die Gottesdienste bei ihnen vorbereite (ich übe in dieser Kirche meist nur etwa 1-2 Stunden die Woche). Das sollte eigentlich schon bei der Bezahlung verrechnet sein. Außerdem werden sämtliche hauptamtliche (Pastoren und Kantoren) doch auch voll weiter bezahlt. Da ist das bisschen Geld nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
 
Nun aber mal aufgepasst, dass wir nicht wieder eine Diskussion starten, die es so schon mehrfach gab.
Gauf :017:
 
Die Orgel in St.Florian Riem ist scho recht greisslich - und doch bin ich froh, wenn die mal gespielt wird.
Sieht nicht so dolle aus, Kaps durfte ja nur aufstellen... Trotzdem, oft ist mehr möglich, als de facto gemacht wird, ich würde mich auch da anstrengen. Für München übrigens bemerkenswert ist die, 2 Register weniger, der Klänge aber deutlich mehr:
https://organindex.de/index.php?title=München/Neuperlach,_Evangelisch_Reformierte_Kirche
(geplant übrigens von H. Vogel, für München defintiv was besonderes)
 
Haben die da sonst keine gescheiten Orgeln?
Also mittlerweile durchaus, besagter Kaps bei Neubauten zB, dann auch gute Restaurierungen (auch) romantischer Orgeln. Aber bestimmtes "Orgel-Klientel" ist doch eher mau, man hat sich aber wohl arrangiert. Ott-Orgeln dort (Oberschleißheim, Markus (Karl Richter)) stechen dort m.E. auch positiv heraus. Steinmeyerinnen werden (wiederholt) rückgeführt (St. Lukas) etc.. Kenne mich da aber nicht wirklich aus..
 

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