Man kann das nicht "trainieren".
Da muss ich dir zwar widersprechen, aber generalisieren will ich das nicht.
Ich sollte als Kind und Jugendlicher Dehnübungen machen, jahrelang. Das hat meine meine Hände deutlich
verändert. Die Grundgelenke meiner Finger sind zwischen 2 und 3 und zwischen 4 und 5 (hier extrem)
in die Breite gegangen; damit meine ich die Abstände zwischen den Grundgelenken. Und beide Hände sind gottlob geschmeidig geblieben, d.h. Sehnen etc. haben sich nicht verhärtet*)
Zusätzlich gab es weitere Veränderungen während meiner Kindheit/Jugend: der Daumen wurde immer weiter beweglich, bis eben Oktaven mit 1-2 spannungslos möglich wurden; und auf eine mir unerklärliche Weise richteten sich die Fingergelenke so aus, dass ich mit den vier Fingerkuppen (2-3-4-5) beim zugreifen senkrecht auf den Tastenboden komme (dass das anfangs noch nicht der Fall war, daran erinnere ich mich)
Glücklicherweise wurde mir früh (!) klargemacht, dass diese Dehnübungen
absolut ohne Muskelkraft gemacht werden müssen,
dass ein aktives spreizen der Hand durch Muskelkraft ein "no go" ist. weil ich das geschnallt hatte und mich daran hielt, kann ich heute "
die Hand einfach entspannt aufmachen" und dann mühelos Dezimenakkorde und auch gelegentliche Undezimenakkorde
nach innen greifen (sowas kommt gelegentlich bei Mussorgski, Rachmaninov und Liszt vor) - exotisch unbequeme Akkorde wie r.H. b-c-e-g-c kann ich freilich nicht ad hoc anschlagen (obwohl´s nur ein Nonenakkord ist)
@Rastaman du könntest jetzt einwenden, dass das, was ich erzählt habe, nichts anderes als das nicht nachholbare "wachsen (und verändern) in die Breite" sei - ich weiß es nicht. Bei mir dauerte der Prozess, dass sich die Hände an die Klavieranforderungen anpassten, wachstumsbedingt einige Jahre: Undezimen waren mir erst mit 16-17 möglich, vorher nicht (einige Chopinetüden allerdings hatte ich mit 14 mühelos hingekriegt, nachdem ich sie geübt hatte (z.B. op.10 E-Dur und cis-Moll)
Allerdings schützen dehnbare Hände (Dezimen- & Undezimenakkorde) und frei bewegliche Gelenke nicht vor technischen Problemen. Etliches in der Klavierliteratur
ist für alle sauschwierig, bösartig heikel und benötigt lange und akribische Übungszeit! Natürlich gibt es da individuelle Unterschiede: der eine lernt Chopins op.10,2 mühelos recht rasch, der andere laboriert monetelang daran herum. Aber jenseits dieser noch "normalen" Anforderung(en) türmen sich ganz andere Probleme auf (Petrouchka, Tannhäuser, Donauwalzer etc.) - und für sehr viele arrivierte Pianisten gibt es da Sachen, die selbst diesen begabten und trainierten Profis
zu schwierig sind.
Das kann man später nicht nachholen. Stand ja auch in dem verlinkten Artikel.
...ich weiß es nicht.
Aber das - Dehnbarkeit/Geschmeidigkeit - ist ja noch lange nicht alles, was man braucht (!!). Ohne ermüden blitzschnelle Akkorde, Oktaven, Tremoli, Triller, Terzen, Sexten - - - es gibt schon eine beachtliche Masse an bösartig schwierigen Anforderungen, egal wie "geeignet" die Hände sind...
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*) das ist ein seitens der Medizin/orthopädie nach meiner lückenhaften Kenntnis noch nicht erklärbares Phänomen, dass speziell die Hände von Männern ihre Geschmeidigkeit/Dehmbarkeit
verlieren können - bei Frauen soll das nicht so oft vorkommen. "weiche Hände" zu haben und zu behalten ist bzgl. des Klavierspiels ein (unverdientes, weil zufälliges) Glück. Ich weiß nicht, wem ich danken soll, dass das bei mir so ist.