Allgemeines
Ich habe inzwischen viel gelesen und es scheint, daß Oktav- und Quintparallelen wirklich immer vermieden werden sollten, vor allem erstere. Das bezieht sich aber nicht auf alle vier Stimmen. Wie auch in den Anmerkungen zu Bachs WTK erwähnt wird, geht es um Nachbarstimmen, die ja logischerweise viel leichter verschmelzen als entferntere Stimmen. Gezählt werden aber nur die Stimmen, die tatsächlich aktiv sind. Wenn Zwischen Sopran und Bass eine Parallele ist und Tenor und Alt Pause haben, ist das falsch, kann aber dadurch berichtigt werden, daß man Tenor oder Alt eben doch spielen läßt. Wirklich genaue Aussagen dazu habe ich allerdings noch nicht gefunden. Man sollte wohl einfach immer im Hinterkopf haben, daß man vierstimmig schreibt und daß es auch vierstimmig klingen soll, wenn alle Stimmen aktiv sind. Ein besonderes Augenmerk verdienen hier wohl auch die Außenstimmen und die Stimme, die gerade das Thema spielt.
Einen gute Hinweis noch zum Aufspüren von Parallelen: Wann immer zwei benachbarte Stimmen in die gleiche Richtung laufen, ist Aufmerksamkeit geboten. Und um die Parallele dann aufzulösen, kann man halt am einfachsten an geeigneter Stelle eine Gegenbewegung einleiten.
Bezüglich der Dissonanzen hatte J.Gedan ja einiges beigetragen, wobei ich vermute, daß man sich mehr oder weniger automatisch daran hält, wenn man mit Harmonien jongliert. Diese korrekt aufzulösen ist natürlich eine interessante Aufgabe aber meiner Meinung nach auch Geschmacksache. Wichtig ist allerdings, daß Dissonanzen gelegentlich auch charakteristische Akkorde bilden können, die dann wieder für den Harmonieverlauf wichtig sind, da ja zum Beispiel die kleine Septime dem aktuellen Akkord eine Dominantfunktion verleiht. Das genauer zu studieren führt sicherlich zu einem immer besseren Verständnis dafür, warum einige Wendungen funktionieren und andere nicht.