Frédéric Chopin, Etüde C-dur, op. 10 Nr. 1

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Zum Thema r.H. Arpeggios gibt es auch die Czerny Etüde op. 740 Nr. 50. Die hat zumindest technisch ähnliche erscheinende Anforderungen.
Wie schätzt ihr die vom Schwierigkeitsgrad her ein, wäre die als Vorübung geeignet ?
 
Schon wiiiieder die rechte Hand. Chopin als Vorübung für Czerny oder Czerny als Vorübung für Chopin? ;-)
 
Wie schätzt ihr die vom Schwierigkeitsgrad her ein, wäre die als Vorübung geeignet ?
Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass die Chopin-Etüde auf etwas anderes abzielt als die Czerny-Etüde.
D.h., ich würde den Czerny lassen und gleich den Chopin spielen :-). Allerdings lange langsam üben, damit die Hand nicht kaputt geht.

Man könnte die Chopin-Etüde auch mit vertauschten Händen spielen: Die rechte Hand spielt die Oktaven im Bass, während die linke Hand auf- und abläuft.
Eine andere, sehr schön klingende Übung für die linke Hand ist die Etüde Op. 42 Nr. 5 von Scriabin.
 
Ich habe jetzt noch Chopin 25 12 angefangen. Mein Ziel ist übrigens nicht mich überschätzend etwas vorspielreif im Tempo hinzubekommen, sondern mehr der gymnastische Effekt - also durchwalken ist gut.
 
Ich liebe die Harmonie in dem Stück, irgendwie begeistern mich die Akkordfolgen sehr, leider kann ich es nur in langsam .-. Bin gespannt ob ich das Stück mal mit der halben Geschwindigkeit hinbekomme xD
 
Jetzt habe ich mir die Op. 10 Nr. 1 nach etlichen Monaten Pause wieder vorgeknöpft. Zu meinem Erstaunen bleibt jetzt die rechte Hand weitestgehend locker.

Wie kriege ich diese Etüde jetzt so richtig auf Tempo? - Rhythmisch üben? Tempo einfach hochziehen mit dem Metronom? Mehrfach langsam, dann schnell, dann wieder langsam, dann schnell? Oder doch lieber einige Wochen nur langsam üben? - Wie macht man das, ohne das Stück zu verschlampen und gleichzeitig die Lockerheit in Hand/Arm beizubehalten?
 

Vielen Dank @mick für die Tipps. Besonders der Tipp mit dem Lehrer ... mittlerweile fühle ich mich reif genug, der Lehrerin diese Etüde zu zeigen. Sie ist ein großer Fan von Chopin-Etüden und empfahl, täglich mindestens eine zu üben, für die Fitness.

Mir hilft sehr, in der rechten Hand in Untergruppen zu denken, weil sich zwischen jeder Untergruppe die Hand entspannt.

Wie ist das denn mit den Metronom-Angaben. In meiner Ausgabe (Peters von 1948) steht "Allegro" und "Viertelnote = 104".
Das bedeutet doch "vier Sechzehntel = 1 Metronomschlag"?
Ist das nicht ein bisschen zu langsam?

Bei Aufnahmen (z.B. auf youtube) rasen die Pianisten in einem Affentempo durch diese Etüde durch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das da so steht, ist es ein Druckfehler. Richtig ist Viertel = 176.
Das ist die Ausgabe von Bronislaw v. Pozniak, in der mehrere Etüden deutlich langsamere Tempoangaben haben. Ich hatte schon einmal darauf hingewiesen, daraufhin hat @Alter Tastendrücker dies geschrieben:

NEIN!!!
Das ist die GROßE polnische Chopin-Tradition!! Nachzulesen bei den Etüden!


Aber ich kenne auch die Angaben von Henle als originale Tempovorgaben.
 
Aber ich kenne auch die Angaben von Henle als originale Tempovorgaben.
Die Viertel = 176 stehen auch so im Erstdruck, der von Chopin selbst sehr genau revidiert wurde. Das muss man dann schon irgendwie als Willen des Komponisten anerkennen.

Es ist völlig ok, auf modernen Instrumenten in großen Sälen ein wenig langsamer zu spielen, aber Viertel = 104 ist ganz sicher nicht mehr im Rahmen des Angemessenen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wage anzumerken, dass Metronomzahlen immer wieder als zu hoch (oder auch zu niedrig) angesetzt erscheinen und trotzdem als unverrückbar angesehen werden. Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist:
Als Orientierung und Einordnung können sie dienen. Es muss einem aber bewusst sein, dass es gar nicht so leicht ist, als Komponist eine Metronomzahl festzulegen und anzugeben, die sinnvoll ist und dem entspricht, was man sich wirklich vorstellt. Diese Erfahrung habe ich bei eigenen Kompositionen schon häufig gemacht (und meistens war die Zahl zu hoch angesetzt). Außerdem verleitet eine Metronomzahl zu der Annahme, die Musik dürfe nicht mehr atmen und man müsse dem Schlag ständig folgen. Dabei gibt es selbst bei Mozart während des Durchspielens eines Stückes teils erhebliche Schwankungen im Tempo, die sich ganz natürlich ergeben und die weder als solche überhaupt wahrgenommen werden, noch stilistisch verkehrt sind.

Bitte knechtet euch also nicht allzusehr mit Metronomzahlen - sofern ihr die dahinterliegende Intention, also den grundsätzlichen Gestus des Stückes, verstanden habt! Die Wahrnehmung eines Tempos hängt nämlich nicht nur vom Tempo an sich ab...
 
Eine kurze Recherche zeigte, dass bezüglich der historischen Tempoangaben (nicht nur) bei Chopin anscheinend Kontroverse besteht, z. B. gibt es dazu sogar ein Forschungsprojekt: https://www.bernhardruchti.com/category/a-tempo/

Vom gleichen Pianisten hier eine ganz langsame Einspielung von Chopin 10, 1, die auf mich sehr bachartig und beruhigend wirkt:


Beim Chopinwettbewerb hat Seong-Jing Cho die Chopin-Etüde 10, 1 mit ca. Viertel = 160 gespielt, sofern ich einigermaßen richtig mitgezählt habe.

Diese Etüde spannt vor meinem geistigen Auge durch die verschiedenen Harmonien große Räume mit hohen Kuppeln (oder auch weite Landschaften oder riesige Gemälde) auf, die man nach und nach durchschreitet. Durchschreitet, nicht durchrennt. Wenn die Etüde etwas langsamer gespielt wird (nicht zu langsam), dann wirken die Harmonien besonders groß.

Vielleicht muss auch jeder Pianist sein eigenes Tempo finden, mit dem die Etüde bei ihm oder ihr, auch angepasst an Raum und Instrument (und bei Amateuren an die Spielfähigkeit) besonders gut wirkt und die musikalische Message am besten rüberbringt?
 
Eine kurze Recherche zeigte, dass bezüglich der historischen Tempoangaben (nicht nur) bei Chopin anscheinend Kontroverse besteht
Ne, da besteht eigentlich keine Kontroverse. Diese "Tempo giusto"-Sekte ist eine absolute Randerscheinung; und da es überlieferte Aufführungsdauern, Spieldauern von Orgeluhren, Aufnahmen von Schülern/Enkelschülern der großen Meister des 19. Jahrhunderts gibt, ist das auch ziemlich dünnes Eis.

Und alle Aufnahmen finden kurioserweise in leeren Sälen statt - ganz offensichtlich gibt es gar kein Publikum, das mit einer 90 Minuten dauernden Hammerklaviersonate beglückt werden will. Oder mit einer 2stündigen großen C-Dur-Sinfonie…

Einziger und unbestreibarer Vorteil des Projektes: Chopins Etüden sind nun für jeden mittelbegabten und mittelfleißigen Amateur aufführbar. Und Profis können sich das leidige Üben fortan ganz sparen und die gewonnene Freizeit in andere Hobbies oder mehr Bunga Bunga investieren. Sofern die einschlägige Begleitmusik nicht auch in halbem Tempo läuft. :lol:
 

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