Flügel Besichtigung

Ich würde noch hinzufügen, dass jede Taste und jeder Ton einwandfrei sein müssen. Es bringt nichts, wenn 87 der 88 Tasten in Ordnung sind aber die 88. irgendwo scheppert oder schellt.

Ich halte das für eine absurde Forderung, es sei denn Du bist derart tief in der Materie drin, dass Du genau weißt, dass sich dieser eine Ton nicht mehr mit normalem Aufwand fixen läßt.

Ich weiß übrigens genau, von was ich rede:


Genau ein Ton, der mich in den Wahnsinn getrieben hat und vermutlich nach Deiner Aussage ein Grund, den Flügel in Richtung Mülldeponie zu schicken. Dafür waren die anderen 84 Töne (Ja, so alt ist die Kiste) derart schön, dass ich dann nach allen fehlgeschlagenen Versuchen die eigentlich nie geplante Reparatur habe durchführen lassen. Mit dem Ergebnis, dass das wirklich ein unfassbar schöner Flügel geworden ist, wenn man nicht auf die äußerlichen Vergewaltigungen schaut, sondern die inneren Werte, also den Klang und die Spielart der Mechanik, als Maßstab heranzieht.

Und gerade habe ich einen anderen Flügel gekauft, der von Ton zu Ton eine andere Decay Rate und anderen Sustain hat. Wäre für Dich wohl auch Ausschlußkriterium. Ich höre aber vor allem, dass der Flügel nicht gut gestimmt ist, also nicht im Sinne von Intervallen der gleichschwebenden Stimmung und sauberen Chören, sondern im Sinne von Spannungsverteilung über alle Teile der gesamten Akustikanlage hinweg. Der muß halt jetzt ein paar Mal "richtig" gestimmt werden und dann werden auch Decay Rate und Sustain gleichmäßig sein. Und dann kann man den Flügel auch mal intonieren.

Im Zweifelsfall immer einen Techniker mitnehmen, der schon einmal einen Konzertflügel vorbereitet hat.
 
Genau ein Ton, der mich in den Wahnsinn getrieben hat und vermutlich nach Deiner Aussage ein Grund, den Flügel in Richtung Mülldeponie zu schicken. (...) Und gerade habe ich einen anderen Flügel gekauft, der von Ton zu Ton eine andere Decay Rate und anderen Sustain hat. Wäre für Dich wohl auch Ausschlußkriterium.
Wäre es nicht, solange ich jemanden kenne oder finde, der das richten kann. Wenn ich als Laie beim Klavierbauer kaufe, muss der mir halt versichern, dass er das hinbekommt. Aber wenn er das nicht tut, ist das tatsächlich ein Ausschlusskriterium.
Im Zweifelsfall immer einen Techniker mitnehmen, der schon einmal einen Konzertflügel vorbereitet hat.
Eben. Mein Rat bezog sich auf den erzielbaren Endzustand des Instruments, nicht auf den Zustand bei der ersten Besichtigung.
 
Genau ein Ton, der mich in den Wahnsinn getrieben hat
Damit stimmst du doch @SternimMeer zu. Solange ein Ton/Taste nicht in Ordnung ist, bringt es wenig, dass die anderen gut funktionieren.
Dass Reparaturen nicht brauchbar wären, lese ich nicht heraus. Der Kaufpreis entspricht dann halt nicht den Gesamtkosten und es dauert länger, bis man das fertige Instrument hat.
 
Ein weit verbreiteter Irrtum der Laien.

Hängende oder klemmende Tasten sind für einen Klavierbauer das geringste Problem.

Auch wenn sich @altermann und @agraffentoni jetzt wieder darüber lustig machen - eine gebrochene Gußplatte oder lose Wirbel bzw. starke Stimmstockschäden, kann der Laie nicht erkennen und hier liegen die graviersensten Probleme, selbst wenn sich das Instrument spielen läßt.
Krawehl, Gauf, oder so :009:
 
Damit stimmst du doch @SternimMeer zu. Solange ein Ton/Taste nicht in Ordnung ist, bringt es wenig, dass die anderen gut funktionieren.
Dass Reparaturen nicht brauchbar wären, lese ich nicht heraus. Der Kaufpreis entspricht dann halt nicht den Gesamtkosten und es dauert länger, bis man das fertige Instrument hat.

Es ist grundsätzlich immer richtig, einen Fachmann vor Ort zu haben, welcher das Instrument einschätzen kann und auch die bevorstehenden Kosten.

Eine klirrende, scheppernde Saite, ist meist ein sehr geringes Problem - so man es findet.

Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz - häufig wird die Ursache des Problemes nicht gleich gefunden und der Klavierbauer verbringt unter Umständen Stunden damit, daß Geräusch zu suchen.

Entsprechenden "Spaß" hab ich auch schon des öfteren erlebt.

Die Ursachen waren verschiedener Natur.

Bei einem Flügel war mal ein winziges Metallstück auf den Resonanzboden unter der Gußplatte gelegen, welches ein klirrendes Geräusch machte.

Kleine Ursache - große Wirkung....man muß dann halt den Fremdkörper irgendwie entfernt kriegen, was sich auch ned immer als so leicht erweist.
 

Genau davon war eben nicht die Rede, daher überhaupt mein Beitrag.
Der Threadersteller ist aber in genau der Situation, als Laie beim Händler oder Klavierbauer zu kaufen. Und für ihn war mein Rat gedacht, eben nicht nur 87 Tasten auszuprobieren, sondern alle 88.

Dass man in einer anderen Situation, nämlich als sachkundiger Käufer bei der Besichtigung eines unfertigen Instruments, anders vorgehen kann, habe ich ja nicht ausgeschlossen.

Würdest Du einen Kaufvertrag unterschreiben, bevor das Instrument in genau dem Zustand ist, den Du als Käufer erreichen willst? Würdest Du sogar die Rechnung zahlen? Meiner persönlichen Erfahrung nach sollte man gerade als Laie nur das kaufen, was sich bereits in dem Zustand befindet, den man erwartet. Sonst läuft man später endlos dem Verkäufer hinterher und diskutiert über Nachbesserungen.
 
Stimmt so nicht ganz, in meiner über 40ig Jährigen Berufspraxis kann ich von etwa 20 % finaler Plattenschäden ausgehen.

Und das sind nicht unbedingt wenige.
Dann wohnst du entweder in der falschen Gegend oder machst die Instrumente selber kaputt oder aber du hast fiese Kollegen, die ihre hoffnungslosesten Fälle aus purer Gehässigkeit zu dir schicken. Ich habe mal überschlagen, dass ich bald annähernd 10.000 Stimmungen gemacht habe. Natürlich sind darunter auch Instrumente, die ich immer wieder gestimmt habe. Aber selbst wenn ich davon ausgehe, dass es nur 5.000 verschiedene Instrumente waren: Plattenrisse habe ich vielleicht bei zwei oder maximal 3 Dutzend gesehen.
 
Stimmt so nicht ganz, in meiner über 40ig Jährigen Berufspraxis kann ich von etwa 20 % finaler Plattenschäden ausgehen.

Und das sind nicht unbedingt wenige.
Ruft man Dich erst dann, wenn es schon zu spät ist, oder entdeckst Du diese Plattenschäden bei regulär im Einsatz befindlichen Instrumenten? Würdest Du vermuten, jedes fünfte in den Haushalten herumstehende Instrument hat einen Plattenriss?
 
Ich habe mir gedacht Henry meint unter denen mit Schäden an der Platte sind 20% zu entsorgen. Aber so eine Zahl ist auch aus der Nase (oder sonstwoher) gezogen.
 
20 % mit Plattenschäden sind hoffnungslose Entsorgungsfälle.

Risse unterm Stimmstock in der Platte kommen häufiger bei älteren Instrumenten mit gefensterter Platte vor.

Auch wenn diese durchaus stimmbar sind, ist der Wert solcher Instrumente gleich 0.

Die häufigsten Plattenrisse hab ich bei alten Bechseinn B und C mit gefensterter Platte.

Hier "wandert" einfach mal der Stimmstock, kriegt man aber mittels Guss T Bügeln zwischen Stimmstock und Raste stabilisiert.

@Tastenscherge , Deine Vermutung das es an der Gegend liegen könnte, wäre möglich - bin ja vorwiegend in Städten tätig.

Würde ich nur in Kleinkleckersdorf oder ähnlichen Dörfen tätig sein, wären die Plattenschäden wohl auch eher übersichtlich.

In wie weit boshafte Kollegen mich damit zu tratzen versuchen, kann ich nicht nachvollziehen.

Auch wenn ich auf eine "Leiche" stoße , kost ja trotzdem was, auch wenn ich unterrichteter Dinge wieder gehen muß.

Aber klar, hat es wohl auch schon Kollegen gegeben die zum Kunden gesagt haben sollen "rufen s mal Hall oder Held an, wir haben dafür keine Zeit"

Nur ging es dabei um Oberdämpfer (weiss ja ned ob Dir solche schon mal unter die Finger kamen?).

Da hatte ich auch bereits finale Plattenschäden drunter.

Wie viel Klaviere ich bereits stimmte , weiss ich nicht - bei Piano Fischer waren es 8 pro Tag....an die Knochenmühle kann ich mich noch genau erinnern.
 
Wieviele lachende Smilies braucht es denn, damit ein Witz als solcher erkannt wird? Zwei waren ja anscheinend nicht genug.
Ich probiere es beim nächsten Mal mit 5 und schreiben noch "Spass" in rot dahinter. :007: :007: :007: :007: :007:
Ich hab Deine Ironie schon verstanden, aber leider kann man nicht oft genug darauf hinweisen, daß es nicht darum geht, daß alle Tasten gehen und das Ding Geräusche von sich gibt ;-)
 
, dass ich bald annähernd 10.000 Stimmungen gemacht habe.

Ich hab des jetzt mal bei mir versucht nachzurechnen - ich komme auf mindestens 12.000 Instrumente.

Da machst scho die eine oder andere Erfahrung.

Aber Du bist noch jung und wirst auch noch die eine oder andere Erfahrung machen können, aber ich mit meinen 61 Lenzen, meine schon alles erlebt zu haben - und trotzdem gibt es noch in meinem hohen Alter hin und wieder mal die eine oder andere böse Überraschung ;-)
 

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