Fingersatz bei Vorschlagsnoten Rondo alla Turca

  • Ersteller des Themas IndiaPaleAle
  • Erstellungsdatum

I

IndiaPaleAle

Dabei seit
2. Dez. 2020
Beiträge
13
Reaktionen
3
Hallo zusammen.
Ich übe Rondo alla Turca, resp. habe gerade damit begonnen. Das Stück ist für mich noch gerade etwas weit weg, aber man darf träumen.
Meine Frage, wie ist der Fingersatz bei den Vorschlagsnoten? Beim ersten Satz ist er 1, 2, 3 (soweit ich das sehe). Beim zweiten Takt liegen die Finger dann bereit für 3,4,5.
Allerdings habe ich in einem Youtube-Video gesehen, dass der Klavierspieler auch im zweiten Takt wieder auf 1, 2, 3 gewechselt hat. Was ist eure Empfehlung, resp. was ist "richtiger" ?
Rondo.jpg
 
Mir liegt 1 2 3 besser, dann die Terzen 24 13 24, dann wieder 1 2 3.
Das zweite Mal den Fingersatz zu wechseln würde mich verwirren.
 
Diese Vorschläge sollten ja deutlich, schnell und charakteristisch gespielt werden und nicht lahm. Ich würde den Vorschlag von @rolf 135 oder auch immer 123 bevorzugen. Wer aber die hier immer wieder angesprochene op. 10,2 Etüde von Chopin deutlich und mühelos hinkriegt kann natürlich auch die Außenfinger 345 bemühen.
 
Da sieht man mal wieder, FS ist individuell. Ja, es ist für mich einfacher, die Artikulation Dynamik mit 345 ansprechend zu gestalten. 123 auch eine Alternative, die manche Schüler nutzen. Aberbei 135 hört es sich bei mir wie Kaugummi an.
 
Man könnte sich mal überlegen, was Mozart an der Stelle wohl gemeint hat. Meiner Meinung nach (und die Akzente sprechen dafür!) die Imitation eines türkischen Beckens. Mit anderen Worten: Lärm.

Solcher Lärm wurde im 18. Jahrhundert auf Tasteninstrumenten häufig mit Hilfe von Acciaccaturen erzeugt (die Scarlatti-Sonaten sind voll davon), und ich fasse diese Verzierung als solche auf. Sie ist dann so schnell wie möglich zu spielen und die erste Note (das g'') muss liegen bleiben. Letzteres ist auch harmonisch sinnvoll, denn sonst erhalten wir an der Stelle eine leere Quinte, was nicht besonders toll klingt.

Entscheidet man sich für eine Acciaccatura, kommt eigentlich nur der Fingersatz von @rolf in Frage. 345 geht auf keinen Fall, 123 oder 235 würden halbwegs passabel funktionieren. 135 hat aber den großen Vorteil, dass man eine kompakte Hand einfach auf die Tasten fallen lassen kann und man so einen Schlagwerkseffekt auch körperlich spürt. Man kann die Lautstärke allein durch die Fallhöhe kontrollieren, und das macht richtig Spaß und gelingt immer mühelos.
 
Da sieht man mal wieder, FS ist individuell
...jein...

Da 1-3-5 für die Verzierung für Verwunderung sorgt: diesen Fingersatz kann man sich von Terzen ableiten.
g-h mit 15
#f-a mit 24
e-g mit 13
Wenn man anstelle der Verzierung hier die Terz g-h stacc spielt, dann ist die genannte Fingerfolge die bequemste. Die Terzenfolge abwärts 15-24-13 ist völlig normal, sowohl in diatonischen als auch chromatischen Abfolgen. Die Verzierung g-a-h (das h natürlich betont) enthält die Terz g-h - also einfach diesen Terzenfingersatz nehmen.

Natürlich geht 1-2-3 und dann 24-13-24 genauso, aber da ist die Armbewegung etwas weiter als bei 1-3-5. Man kann ja die Terzen gh-#fa-eg-#fa-gh-#fa-eg-gh mal schnell hintereinander spielen und austesten, ob das mit 15-24-13-24-15 oder mit 13-24-13-24-13 runder läuft. Anstrengender ist 35-24-13-24-35, und für die Mozartstelle wäre 3-4-5 24-13-24 3-4-5 usw die unbequemste Wahl.

Ganz besonders "individuell" sind die Fingersätze von vielen schnellen Terzen nicht, da gibt es nur eine recht begrenzte Auswahl (kann man bei Chopin und den dazu hilfreichen Cortot-Übungen bzgl. op.25,6 sehen) - das hier ist natürlich kinderleicht im Vergleich mit Chopins blitzschnellen Terzen: aber warum soll man nicht von den bewährten Fingerfolgen profitieren?
 
345 geht auf keinen Fall, 123 oder 235 würden halbwegs passabel funktionieren.
Dann hat mir damals meine Klavierlehrerin das falsch beigebracht? Bringt mich jetzt zum Grübeln, denn bis heute ist es auch "geschultem Fachpersonal" (sozusagen) nicht aufgefallen, dass es falsch ist oder klingt. Und ich bin der Typ Mensch, der für jegliche Kritik offen ist. Es hängt also nicht damit zusammen, dass sie sich nicht "getraut" haben, etwas zu sagen.
Hm.

War zugegebenermaßen zu kurz geschrieben, da ich wenig Zeit hatte/habe. Fingersätze können natürlich nur bis zu einem bestimmten Grad individuell sein, klar, hängt von Artikulation, Charakter und Dynamik des Stückes ab.

Irritierend ist der Vorschlag unten "similar threads", jetzt habe ich gerade einen Beitrag von 2018 geliked :021:
 
Dann hat mir damals meine Klavierlehrerin das falsch beigebracht? Bringt mich jetzt zum Grübeln, denn bis heute ist es auch "geschultem Fachpersonal" (sozusagen) nicht aufgefallen, dass es falsch ist oder klingt. Und ich bin der Typ Mensch, der für jegliche Kritik offen ist. Es hängt also nicht damit zusammen, dass sie sich nicht "getraut" haben, etwas zu sagen.
Hm.
345 ist halt der ungünstigste Fingersatz dafür, wahrscheinlich nur gewählt, weil die Finger so den ganzen Takt über bei den fünf Tönen sind, die zu spielen sind, also der vordergründig risikofreieste Fingersatz, der aber dem musikalischen Sinn dieser Stelle widerspricht.
Diese Vorschläge sollen in der Tat Schlagwerk nachahmen, das galt damals als das türkische und auch kriegerische Kolorit, wie es in entsprechenden Orchesterstellen bei Mozart (Entführung oder sehr interessant in diesem Zusammenhang die einzelstehende Arie KV 539) oder Haydn (Militärsymphonie) vorkommt.

135 ist ein sehr schöner Fingersatz für diese Stelle, aber wahrscheinlich haben die meisten Schüler oder Amateure damit erstmal Schwierigkeiten und finden ihn zu riskant.

Die meisten werden 123 nehmen.
Eine Übung wäre, die drei Töne eine Zeitlang gleichzeitig anzuschlagen, es soll ja einen klirrenden Akzent geben, wir ein Triangel o.ä..
 

@rolf und @mick

So, ich habe jetzt fast zwei Stunden geübt und getestet, und was soll ich sagen:
3 4 5 ist wirklich, JETZT im Vergleich, die schlechteste Wahl. Ich danke Euch!
Dieser 3 4 5 war so verinnerlicht, dass ich mich heute früh unbewusst gegen die Alternativen gesperrt habe, und dann kann es nicht funktionieren.
Vorhin habe ich mich ans Klavier gesetzt mit dem Gedanken: "Vielleicht bin ich ja der Geisterfahrer, der sich über die Entgegenkommenden beschwert".
Und voilà - ein absolutes Aha-Erlebnis.
Zeigt mal wieder exemplarisch, dass man nie auslernt und immer offen sein sollte für anderes.

Nur dumm, dass da draußen Ex-Alla-Turca-Schüler rumlaufen, denen ich die "Erkenntnis" nicht mehr angedeihen lassen kann...

LG!!
 
Wau, ich danke allen für den Input, ich habe noch viel zu lernen. 135 fühlt sich ist für mich als relativer Anfänger doch schwierig an.... Ich mach dann automatisch 134 (Wurstfinger ;-) )
Wie muss sich denn die Verzierung anhören ? mick hat geschrieben, dass g müsse liegen bleiben, jps meint, es müsse sich wie ein Triangel anhören.
 
Mir liegt 234 24 13 24 234 24 13 24 234 24 13 12 1 am besten. Dabei lasse ich das g etwas liegen. Die Stelle gefällt mir am besten wenn sie etwas verwaschen klingt, also nehme ich sogar manchmal das Pedal dazu (die erste Note der linken Hand ist dann natürlich kein Staccato mehr, was mir persönlich besser gefällt). So kann ich den ganzen Arm für die Bewegung nutzen und bin nicht auf die Fingermuskeln beschränkt, wie beim Vorschlag von Rolf und Mick.

(ich muss anmerken, dass ich kein Pianist bin, sondern Gitarrist - ich habe sowieso andere Angewohnheiten und hatte nie Klavierunterricht)
 
Ich spiel die 2,3,4.
Muss aber sagen, 135 fühlt sich gut an. Aber das g da liegen lassen klappt bei mir nicht in dem Tempo.
 
Bei mir ebenfalls 234. Das g hab ich auch noch nie liegenlassen dabei. Glaube auch nicht, dass ich das hinkriegen würde. Den Fingersatz 234 behalte immer bei, da es mir zu umständlich wäre zu wechseln.
 
2-3-4 ?? Da wäre mir für die Betonung des Zieltons und eine knusprige Artikulation 2-3-5 schon deutlich lieber. Und dann sind wir ja auch schon wieder ganz nahe bei 1-3-5!
 
Mit 234 "kullert" man quasi da durch, während man bei 235 schon wieder aufpassen muss den Ringfinger auszulassen.
 
Ihr könnt auch mal die jazzige Adaption von Fazil Say probieren, bei dem man das g'' mit dem h'' noch einmal anschlagen muss (jedenfalls nach meiner Erinnerung). Dann fällt euch diese Version ganz leicht und von den genannten Fingersätze bleiben nur noch 135 und 123. :003:

Liebe Grüße

chiarina
 

Zurück
Top Bottom