Ich finde "Ueberoutine" ein gefaehrliches Wort, denn es setzt sich aus "Ueben" und "Routine" zusammen. Routine impliziert aber, eingefahrene Dinge zu wiederholen.
@jannis
Da muss ich dir vehement widersprechen!
Zur "Routine" gekonnten Spielens zählen etliche Tugenden, z.B. a priori klangdifferenziertes spielen, korrekter Pedaleinsatz, cantabile usw usw. Ich möchte das alles nicht jedesmal neu beginnen müssen...
Üben ist lästig, denn es bedeutet, dass man akkurat und penibel zu arbeiten hat: so lange, bis eine unangenehme Stelle rund läuft. Das kann manchmal ziemlich lange dauern. Je größer die eigene Spieltechnik (Routine!) ist, umso kürzer kann das üben werden. Abhängig vom jeweiligen Spielvermögen ist dann, wie lange man "üben" muss, bis man ein neues Stück ordentlich kann.
Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt des Übens: das polieren. Das beste Auto verdreckt und ruckelt mit der Zeit, wenn man es nicht wartet (Waschstrasse, Ölwechsel usw.) - nicht anders ist es mit der erworbenen Spieltechnik. Sie muss gepflegt werden, wenigstens hin und wieder.
Meine Übestrategien sind banal pragmatisch:
1. Ab und zu Technikpflege, also diverse Etüden und Übungen rekapitulieren (nach paar Minuten stellt sich dann wieder alles ein)
2. Ab und zu Repertoirepflege
3. Neue Sachen: da übe ich akkurat die fiesen Stellen so, wie ich es zu üben gelernt habe; alles andere Spiele ich erst reduziert und dann mit allen Noten vom Blatt ( so lange, bis ich die Noten nicht mehr brauche; meist reicht es mir, 3-5 mal durchspielen und ich brauche die Noten nicht mehr)
4. Der interessanteste und schönste Teil des Übens ist dann nach solcher Vorarbeit das proben und austeilen, das mag ich am liebsten
Es ist übrigens sinnlos, das üben sehr heikler Passagen zu beschreiben, denn diese setzen sehr viel manuelles können voraus (technische "Routine") - die Verfahrensweisen (wie z.B. in kleinen Abschnitten zu schnell, gezielt einzeln, Stationen usw) sind in der Literatur ausführlich deskribiert. Je nach Schwierigkeitsgrad müssen sogar die Horowitze wochen- und monatelang an fiesen Stücken arbeiten: Horowitze teilte mit, dass er für Skrjabins 5. Sonate ein halbes Jahr gebraucht hatte (!!) und der hatte gewiss die richtigen Übestrategien und die besten manuellen Voraussetzungen ;)
Eines kann ich verraten: ich werde ärgerlich, wenn mich eine fiese Stelle länger als 7 Tage plagt...Das fieseste was ich zu üben hatte war eine Seite Schönberg: volle 2 Wochen musste ich ackern, bis ich die " Kreuze" drauf hatte... (mit fieser Stelle meine ich einzelne Passagen, nicht komplette Werke)