Ernsthaftes Erraten von Klavierwerken

Es gibt aus der Zeit eine vierstimmige Fuge für linke Hand allein. Ich hatte die Noten mal in der Hand, erinnere mich aber nicht mehr genau, ob diese Fuge wirklich in G-Dur steht - es könnte auch D-Dur gewesen sein. Dummerweise erinnere ich mich auch nicht an den Komponisten. Vielleicht Thalberg, evt. auch Hummel. Weil ich noch in Chile unterwegs bin, kann ich leider nicht nachsehen. Bin ich wenigstens auf der richtigen Spur?
Rückmeldung an den Sonderflug nach Chile, frei nach Udo Lindenzwerg: Wahrscheinlich meinst Du das richtige Stück. G-Dur: Richtig! Fuge: Richtig! Vierstimmig: Richtig!

Jetzt ist es ganz leicht - der Komponist befand sich mit Thalberg und Hummel in allerbester Gesellschaft. Noten und ein YouTube-Video gibt's im Netz!

LG von Rheinkultur
 
@Rheinkultur:

Du und die ortsansässige Bestatterclique, lebt ihr eigentlich in Symbiose?
Nicht ganz, aber offensichtlich greift man hier in der Region gerne auf Rheinkultur zurück, wenn es darum geht, mal wieder jemanden unter die Erde zu orgeln. Bei vielen meiner Chöre werde ich mit der Frage begrüßt, ob ich heute schon georgelt hätte. Wenn ich mit Ja antworte, folgt die Gegenfrage, ob in meiner Umgebung überhaupt noch Leute leben oder ich schon alles leergeorgelt hätte. Warum das so ist?



Kann man kapitalistisch deuten: Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn... - der Lieblingschoral aller, die bei ihrer Arbeit Tausende von Leuten unter sich haben: Bestatter, Pfarrer, Trauerredner, Sargträger, Friedhofsgärtner und eben auch Organisten.

LG von Rheinkultur
 
Genau!:



@cwtoons: Eine Gewissensfrage oder auch eine gewisse Frage sei mir erlaubt. Wusstest Du die Lösung vor oder nach micks zielführenden Fragen?

@mick: Im Video steht fälschlich die Tonartangabe D-Dur, natürlich ist G-Dur richtig.

Jetzt stehe ich ein wenig auf dem Schlauch: Wer von Euch beiden möchte weitermachen?

LG von Rheinkultur
 
Die Lösung habe ich mir erst nach seinen, von Dir zu Recht als "zielführend" bezeichneten Fragen, auf die Schnelle zusammengegoogelt. Ich kenne Thalbach, Hummel und Kalkbrenner erst seit zwanzig Minuten. Insofern war es am Ende nur noch ein Wettgoogeln.

Und ebenfalls insofern bin ich auch der Ansicht, die Ehre des nächsten Abschlages - Golferausdruck - liegt nicht bei mir, sondern bei Mick. Er war am nächsten dran.

CW
 
Bei vielen meiner Chöre werde ich mit der Frage begrüßt, ob ich heute schon georgelt hätte.

Ist Dir noch nie, in Anlehnung an Hochhuts Filbinger-Zitat, widerfahren, daß man Dich einen "furchtbaren Organisten" nannte? Aber halt ein - Du verurteilst ja nicht, Du bist sozusagen nur im Vollzug tätig ;).

Ach ja, zu meinen Dorforganistenzeiten war ich auch immer erfreut, wenn die Leute fleißig geboren wurden, heirateten und starben. Derlei nährt seinen Mann.
 
Ist Dir noch nie, in Anlehnung an Hochhuts Filbinger-Zitat, widerfahren, daß man Dich einen "furchtbaren Organisten" nannte? Aber halt ein - Du verurteilst ja nicht, Du bist sozusagen nur im Vollzug tätig ;).
Äh, nein. Ich bin nur ständig davon bedroht, an allen Orten, wo sich von mir geleitete Chöre befinden, zur unerwünschten Person erklärt zu werden. Denn wo ich bin, ist der Tod nicht fern. Wenn wirklich mal ein paar Tage keine Beerdigung ansteht, pflege ich bei den Bestattungshäusern schon mal die Frage zu stellen, ob man nicht mal wieder den hauseigenen Taliban losschicken könnte. Bei auswärtigen Verpflichtungen meinerseits erwähne ich beiläufig, dass in dem von mir vorgegebenen Zeitrahmen gefälligst nicht gestorben wird. Wer sich nicht daran hält, kriegt Ärger.

Mein Lieblingslied ist deshalb dieses:



Man kann alles auch positiv deuten: Ein von mir geleiteter Männerchor enthält in seinem Flyer für die Mitgliederwerbung auch Aussagen der Sänger zur Frage, warum sie gerne dabei sind und mitsingen. Eine Aussage hätte sein können: "Unser Chorleiter orgelt etwa zweihundert Beerdigungen im Jahr und hat potenziellen Vereinsmitgliedern in Aussicht gestellt, bei Ausfüllen der Beitrittserklärung ausnahmsweise am Leben gelassen zu werden. Sterben oder Mitsingen? Ich habe mich für letzteres entschieden".

Deshalb zählt dieser Chor zu den mitgliederstärksten Chören der gesamten Region...!

LG von Rheinkultur alias "DJ Grufti", da in den hiesigen Friedhofskapellen der CD-Player fast immer neben dem Orgelspieltisch steht und deshalb vom Organisten mitbedient wird.
 
Gut, dann mache ich mal weiter! Aus gegebenem Anlass wird diesmal ein Klavierzyklus eines chilenischen Komponisten gesucht. Dieser lebte und studierte etliche Jahre in Europa (vorwiegend in Paris), und die gesuchte Musik ist erkennbar von Debussy und Ravel beeinflusst. Der Titel des Klavierzyklus' deutet auf eine Landschaft in der Heimat des Komponisten hin.

Überwältigende Eindrücke dieser Landschaft bekam ich gestern bei einem Rundflug in einer Cessna Skyhawk. Ich durfte den Flieger sogar eine Stunde lang selber steuern - ein Wahnsinnserlebnis für mich!

LG, Mick
 
Gut, dann mache ich mal weiter! Aus gegebenem Anlass wird diesmal ein Klavierzyklus eines chilenischen Komponisten gesucht. Dieser lebte und studierte etliche Jahre in Europa (vorwiegend in Paris), und die gesuchte Musik ist erkennbar von Debussy und Ravel beeinflusst. Der Titel des Klavierzyklus' deutet auf eine Landschaft in der Heimat des Komponisten hin.

Carlos Lavín, Suite Andina?
 

Denkbar wären noch die Araukaner gewesen.

LG, Olli
 
Tja Friedrich - jetzt darfst du dir ein neues Rätsel ausdenken!

Also, weil ihr ja alle wegen Fußballguckens keine Zeit habt, was Schnelles für die Halbzeitpause:

Der gesuchte Komponist ist nicht in erster Linie für seine Klavierwerke bekannt; wir kennen ihn vielmehr als Autor von Opern-, Schauspiel- und Orchestermusik. Dennoch hat er zwei Klavierwerke (nun ja, streng genommen ist eines davon kein "Werk", sondern eher eine Art Appendix) mit Bezug auf zwei berühmte Vorgänger verfaßt (übrigens auch ein Orchesterwerk mit Bezug auf einen der beiden), und eines der beiden sollte als Lösung genannt werden.

Zweitweise war er ein armer Teufel, der sein Leben als Klavierlehrer fristen mußte, und der durch die äußeren Umstände, in denen er lebte, schwer krank wurde. Die restaurative Adenauerrepublik hat versucht, ihn, wie viele andere seines Geistes, der damnatio memoriae anheimzugeben, aber sein Werk hat es überstanden. Ich gebe im übrigen gerne zu, daß neben den Werken, die ich nicht missen möchte, auch solche stehen, die ihm für meinen Geschmack nicht nur ein bisserl zu ostentativ und zu bombastisch geraten sind.

Viel Spaß!

Friedrich

(der sich jetzt zum 2. Mal auf den Weg in die nürnberger Walküre macht und deswegen erst morgen nachschauen kann, was ihr meint).
 
Zuletzt bearbeitet:
(der sich jetzt zum 2. Mal auf den Weg in die nürnberger Walküre macht und deswegen erst morgen nachschauen kann, was ihr meint).

Nachtrag aus diesem Anlaß : der Gesuchte mußte auf seiner ersten Stelle als Korepetitor in Hamburg überraschend die Walküre einstudieren, kam aber, wie es heißt, nach einer durchübten Nacht nur bis zu Wotans ersten Auftritt ...
 
Paul Dessau?

Von ihm gibt es eine Kadenz zum Klavierkonzert KV 467 von Mozart und ein Klavierstück über B-A-C-H.
Das erwähnte Orchesterwerk könnten dann die Bach-Variationen von 1963 sein.

Hier ist eine Einspielung des Klavierstücks über B-A-C-H:



LG, Mick
 
Paul Dessau?

Von ihm gibt es eine Kadenz zum Klavierkonzert KV 467 von Mozart und ein Klavierstück über B-A-C-H.
Das erwähnte Orchesterwerk könnten dann die Bach-Variationen von 1963 sein.

Hier ist eine Einspielung des Klavierstücks über B-A-C-H:



LG, Mick


Treffer! Und danke für den Link. Jeder von uns, der in der Schule schon mal in eine Mutter-Courage-Aufführuing geschickt wurde, muß Dessau ja kennen. Eigentlich hatte ich zum Stichwort Orchesterwerk die reizenden "Symphonischen Mozart-Adaptionen" im Sinn, denn die Bach-Variationen habe ich noch nie gehört. Was mir weniger behagt ist die bombastisch-devote "Lenin"-Orchestermusik von 1969. Dessaus letzte Frau Ruth Berghaus hat ja bekanntlich dem Berliner Ensemble eine letzte Blüte verschafft, bevor es in klassizistischer Heroenverehrung erstarrte. Ich hab mal als Student in den frühen 70er eine von ihr verantwortete Courage-Produktion am Schifferbauerdamm gesehen (zum Eintrittspreis von 2 Mark, wenn ich mich recht erinnere). Also Mick, mach Du bitte weiter.

Grüße,

Friedrich
 
Gesucht wird diesmal kein Klavierstück, sondern ein Kammermusikwerk (genauer: ein Quintett), in dem ein Klavier maßgeblich beteiligt ist.

Das gesuchte Werk ist eine Hommage an den Lehrer des Komponisten - gleich zu Beginn des Quintetts werden die Initialen des Lehrers sozusagen mit Tonbuchstaben "geschrieben". Ein bemerkenswerter Zufall will es, dass eben diese Tonbuchstaben auch für einen Ort in Böhmen stehen: Gut 100 Jahre zuvor hat ein anderer Komponist diesen Ort mit derselben Tonfolge quasi unsterblich gemacht.

  1. Wie heißt das gesuchte Werk?
  2. Wer ist der gesuchte Komponist, und wer war sein berühmter Lehrer?
  3. Welches frühere Werk verwendet dieselbe Tonfolge als "Widmung"?

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich hatte ich zum Stichwort Orchesterwerk die reizenden "Symphonischen Mozart-Adaptionen" im Sinn, denn die Bach-Variationen habe ich noch nie gehört. Was mir weniger behagt ist die bombastisch-devote "Lenin"-Orchestermusik von 1969.
Noch nie gehört? Gerade das Stück gehört zu den bekanntesten Sachen aus seiner Feder:



Für diese Komposition wurde er ausgezeichnet und ich erinnere mich an eine Filmsequenz, in der der Komponist feierlich sein Manuskript übergibt. Leider kenne ich dazu keinen Video-Link mehr.

Eigentlich hatte ich zum Stichwort Orchesterwerk die reizenden "Symphonischen Mozart-Adaptionen" im Sinn, denn die Bach-Variationen habe ich noch nie gehört. Was mir weniger behagt ist die bombastisch-devote "Lenin"-Orchestermusik von 1969.
Solche kompositorischen "Kniefälle" gibt es in seinem Lebenswerk gleich mehrere. Besonders fragwürdig ist eine 1976 uraufgeführte Jubelkantate "Gruß an die Partei" für Bass-Solo, Chor und Orchester, in der er Ausschnitte einer Honecker-Rede vertont hat. Besonders regen Gebrauch macht er vom Drei-Ton-Motiv Es - E - D, das trotz der frei dodekaphonischen Satzstruktur stets sehr präsent ist. Übrigens hat Heiner Müller das "Libretto" zusammengestellt, in dem so plastische Formulierungen vorkommen wie: "Der Imperialismus ist in der Defensive,
Der Fortschritt ist auf dem Vormarsch
Mit der Kraft des ganzen Volkes".

Wenn man sich überlegt, was an den Grenzen und im Land selbst vierzig Jahre wirklich los war, bleibt einem das Lachen über das Lächerliche im Hals stecken.

LG von Rheinkultur
 

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