@chiarina:
ich kenne allerdings nur ziemlich schlimme Geschichten aus den Highschools der USA und zwar, was das Niveau betrifft. Auch das Lernen dort soll anders sein und eher ein Auswendiglernen beeinhalten als Transferdenken und lösungsorientierte Ansätze.
Zunächst mal: Auch an den staatlichen HS ist das Niveau nicht so niedrig, wie man in D. immer glaubt. Dort hängt alles noch in stärkerem Maße vom Bundesstaat (liberal/konservativ), von der Lage der Schule (Stadt/Land) und nicht zuletzt von der Ausrichtung (musisch/sportlich) ab. Auch die Größe ist nicht unwesentlich. Ich hatte nun zwei Töchter dort, einmal "rechts oben" und einmal "links unten" - einmal an einer STAATLICHEN Schule in einer Kleinstadt mit musischer Ausrichtung (600 Schüler) , einmal in einer rel. großen Stadt mit extremer sportlicher Ausrichtung (3.000). Beide waren - verglichen mit deutschen Regelschulen, verdammt gut - die kleinere Schule allerdings DEUTLICH besser. Das Engagement der Lehrer ist mit D. überhaupt nicht zu vergleichen - die Lehrer sind meist 24h mit Lust und Liebe dabei! Wieviele ausländische Austauschschüler kehren aus D. heim und haben einen Sack voller höchst persönlicher Referenzschreiben im Koffer? Wir reden hier nicht von Standardschreiben, sondern von bis zu 6 Seiten langen Elaboraten! Unsere Lehrer jaulen auf, wenn sie statt einer Note zwei vorgefertigte Sätze aus dem Computer quetschen sollen!
Und gelernt wird genau so, wie es in deutschen REFORM(!!!)schulen ist (haha): Man erarbeitet sich das Wissen selbst - unterstützt von Lehrern und Schulfreunden. Meine große Tochter war in Physik z.B. eine Null. In den USA wurde sie auf eine 1 gebracht. Und DIESER Stoff sitzt immer noch bombenfest - Jahre danach! Von Auswendiglernen keine Spur! DAS findet hier, in D statt! Auch das Prüfungssystem ist besser: Da permanent geprüft und benotet wird, lernt man nicht einmal kurz vor der Schulaufgabe (es soll, habe ich erfahren, in D. Bundesländer geben, wo man keine "Exen" - unangekündigte Prüfungen kennt...), sondern permanent. Und wenn man einen schwachen Tag hatte, dann ist dieser nicht so bedeutsam wie eine versaute Schulaufgabe. Das wirkt sich sehr positiv auf Angstvermeidung und Selbstbewusstsein aus.
Aaaaaber:
Da die Schüler sich Ihre Kurse (teils absonderliches Zeug) selbst zusammenstellen, ist es in den USA durchaus möglich, eine gute HS zu absolvieren und als Doofie ins Leben zu treten. Vielleicht rührt daher der negative Ruf? Ich könnte mir gut vorstellen, dass vor allem Austauschschüler das nutzen, um ein geiles Jahr zu haben. (Ich habs meinen Töchtern sogar nahegelegt und weiß bis heute nicht, wieso sie es mir "zeigen" wollten, indem sie sich die schwierigsten Fächer ausgesucht haben. Wenn Kinder lernen WOLLEN (und das wollen am Anfang eigentlich alle), dann sind sie an US-HS (außerhalb sozialer Brennpunkte) besser aufgehoben als hier. Davon bin ich mittlerweile fest überzeugt. Genauso, wie ich glaube, dass unser Bildungssystem kurz vor dem Abgrund steht und mit Sicherheit auch abstürzen wird.