Die Meinung der Russen

Danke für den Link....
wegen Russische Seele.....
Wenn die russische Seele in gesungener Form hörbar wird, dann vermutlich so: Chesnokov Op. 40-5 "Do not cast me off" (Concerto for bass profondo and choir) - YouTube
Bei den von mir geleiteten Chören sind immer wieder namhafte Solisten und Chöre zu Gast, darunter mehrmals die Don Kosaken Serge Jaroff (geleitet von seinem langjährigen Assistenten Wanja Hlibka). Nicht nur, wenn man beim Konzertfinale selbst den legendären Chor dirigiert, ist das ein Gänsehaut-Gefühl, das alle Sinne erfasst und niemals wieder in Vergessenheit gerät: Don Kosaken Chor - Serge Jaroff - Eintonig Klingt Hell Das Glocklein - YouTube
Da die personelle Zusammensetzung des Ensembles heute anders ist als damals, orientiert sich der aktuelle Chorklang stärker am Ideal des "klassischen" Chores - mittlerweile wirken überwiegend Solisten großer russischer Opernhäuser auf vertraglich befristeter Basis mit. Nach wie vor ist das Qualitätsniveau sehr hoch - natürlich auch ein Ansporn für den eigenen (gastgebenden) Chor, alles verfügbare Können abzurufen. Wenn der Besitz der russischen Seele für Musiker bedeutet, eine ganz tiefe Liebe zur Musik zu entdecken und in einer diszipliniert durchgeführten Ausbildung zu kultivieren, verdient das ganz große Bewunderung. Freilich sollte das Musizieren mit nachhaltigem Empfinden und künstlerischer Ernsthaftigkeit nicht nur für russische Musiker eine zentrale Lebensaufgabe sein...
 
Das ist ja das traurige. Aus Allem wird ein Einheitsbrei gemacht, denkt sich Rudl.
In Verbindung mit dem berühmten russischen Chor ist in der Tat ein stilbildendes Merkmal verloren gegangen: Der virtuose Gebrauch extremer Lagen der menschlichen Singstimme. Einst gab es Sopranisten-Soli in höchsten Registern, heute bleibt es bei dem, was jeder Countertenor ausgiebiger praktiziert. Das abgrundtiefe "Strohbass"-Register ist auf den Aktionsbereich des "schwarzen" Opernbassisten eingegrenzt, während man auf älteren Aufnahmen noch einen Basso Profundo vernehmen kann, bei dessen Kontra-Es beinahe der Fußboden unter den Schuhsohlen zu vibrieren beginnt. In anderen Bereichen des Musikmachens und auch -hörens ergeben sich ähnliche Eindrücke: Auf Tonträgern des Digitalzeitalters mag alles rauschfrei, vollkommen steril und akustisch keimfrei sein - der satte, warme und farbige Instrumentalklang des Analogzeitalters wird von vielen schmerzlich vermisst. Im Idealfall dürfte das Musizieren mit russischer Seele auf satten, warmen und farbigen Klang ausgerichtet sein - wo dies fehlt, bleibt vielleicht wirklich nur Einheitsbrei zurück, empfindet auch

Rheinkultur
 
...schade, dass die Diskussion sich von den grimmen reussischen und moskowitischen Menschenfressern zur sentimentalen wodkagesättigten russischen Seele verlagert hat ;):D

ich hätte gerne einen wutschnaubenden Klaviermoskowiter gesehen, welcher seinen Wodka aus den Schädeln seiner geschlachteten Studenten trinkt, deren geschundene Gebeine unter seinem Flügel bleichen - aber ach, die Russen und Exilrussen, auch Polanen und Magyaren, bei denen ich lernen durfte, hatten sich weder anthropophagisch noch serienkillermäßig verhalten... so schön wäre es, wenn wir mit friedliebend abendländischem Abscheu auf ameisenhaften asiatischen und brutal hunnisch-moskovitischen Drill aus unserer moralischen Höhe hinabschauen dürften :D:D
...ist eigentlich das Wort "Schulstress" slawischen oder asiatischen Ursprungs?
 
Ich war übrigens heute auf dem Konzert einer St. Petersburger Kindermusikschule, und es war ein sehr eindrückliches Erlebnis. Die Musikschule sieht aus wie ein Konservatorium oder vergleichbares, inklusive Garderobe, Cafeteria, Notenshop - und vor allem einem echten, großen Konzertsaal, der geschätzt ca. 500 Leute fasst und auf dessen Bühne zwei Konzertflügel stehen. Es soll wohl eine der besseren Musikschulen hier sein bzw. die Lehrer sollen sehr gut sein - trotzdem ist es "nur" eine Musikschule.
Ausnahmslos alle Beiträge waren von hervorragender Qualität. Das hat schon damit angefangen, dass alles auswendig vorgetragen wurde bis auf Orchesterstücke, also auch Kammermusik.
Die Beiträge selbst waren so gut gespielt, dass ich jedes Mal die Musik genossen hab und niemals das Gefühl hatte, dass das halt kleine, süße Kinder sind, die es später noch lernen werden (oder auch nicht) - nein, nichts von Stümperei, aber auch nichts von motoischem Roboterspiel, sondern schön gestaltet und musikalisch!
Weiterhin war auch noch das Niveau im Verhältnis zum Alter der Kinder sehr hoch.

Die Korrepetitoren - "Konzertmeister" haben hier, wie sorell bereits an anderer Stelle berichtet, tatsächlich eine angesehenere Stellung: Genau wie jedes Kind wurden sie namentlich angekündigt, haben sich mit verbeugt, kamen in Konzertkleidung und erhielten nach dem Vortrag ein Präsent.

Die Musikschulen kommen mir hier vor wie ein Schulinstitut, nur dass der Besuch keine Pflicht ist - aber es ist ein zusätzliches "Bildungsangebot", das wie selbstverständlich finanziell kaum von den Eltern getragen werden muss.
Wie schade, dass das in Deutschland nicht so ist.
 
Liebe Stilblüte,

vielen Dank für diese schöne Beschreibung einer St. Petersburger Musikschule. Ich darf mich selbst zitieren:

Zitat von Sesam:
Die frühe Förderung von Talenten, überhaupt die Talentsichtung gepaart mit einer sehr flächendeckenden Verbreitung guter Musikschulen und guter Pädagogen (ist das heute noch so?) sorgt bestimmt für einen Vorsprung gegenüber bspw. deutschen Studenten, die ja ohne Initiative der Eltern nur in Ausnahmefällen und eher zufällig frühzeitig guten Unterricht erhalten. Ich weiß ja nicht, wie das bei dir lief, aber wäre aus dir etwas geworden, wenn nicht deine Eltern einen Bezug zur Musik hätten? Von Staates Seite her kamen vermutlich wenige Impulse. Oder halt erst jetzt bzw. mit Beginn des Studiums. Also eine Art Förderprogramm, das in Russland (aber nicht nur dort) schon ca. 15 Jahre früher ansetzt. Insofern leuchtet mir schon ein, dass Professoren ein höheres Niveau voraussetzen, als es so mach Nicht-Russe mitbringt, das ganze hat System.

Aber ist es, um noch mal auf dein Eingangsbeitrag zurückzukommen, ist es denn wirklich so unmöglich deine Professorin mal selbst auf das Thema anzusprechen? Ich kann deine Scheu schon nachvollziehen, allerdings könnte eine Antwort aus erster Hand sehr aufschlussreich sein. Vor allem in Hinsicht auf eine mögliche Erklärung, warum denn russische Pianisten/Musiker -wenn dem so ist- besser und überhaupt die besten sind. Wenn du erfährst, was den Unterschied macht, könntest du daraus lernen :p

LG, Sesam
 
Ich glaube, dass man trotz Schliff und Unterrichtsterror ein guter Musiker werden kann so wie es auch Menschen gibt, die trotz schlimmer Kindheitserfahrungen keine verkorksten Persönlichkeiten werden.

Ich bin aber ganz deiner Meinung, dass regelmäßiger Unterrichtsterror, wie unterschiedlich er nun auch aussehen mag (manchmal reichen auch klitzekleine Bemerkungen - letztlich geht es um die Haltung, die der Lehrer dem Schüler gegenüber hat), die so wichtige Selbstwahrnehmung und das Selbst-Bewusstsein des Schülers behindert oder sogar zunichte macht. Der Schüler ist nur noch bestrebt, die Erwartungen des Lehrers zu erfüllen, er schaut überall hin, nur nicht auf sich selbst. Die Leistung steht im Mittelpunkt, nicht das Spiel selbst.



Belohnungen und Strafen sind dazu sehr eindrückliche Mittel.

Ich glaube auch, dass ein totalitäres System so etwas fördert. Und doch hat in diesem System ein Heinrich Neuhaus gelebt, der sehr hohe Erwartungen an seine Schüler hatte, aber mit einer großen Wertschätzung von ihnen spricht! Der an sie glaubte und ihnen das Beste abverlangte, was sie zu geben hatten. Ich glaube nicht, dass ihm jemals "Du faule Kuh" über die Lippen gekommen ist. Aus seinem ganzen Buch "Die Kunst des Klavierspiels" spricht eine solche Liebe zur Musik - Musik in all ihrer Tiefe, Lebendigkeit und Schönheit wiederzugeben, war sein Bestreben und deshalb forderte er. Im Mittelpunkt stand aber immer die Musik und nicht die Leistung seiner Schüler. Schüler merken diesen Unterschied! Er begegnte ihnen mit höchstem Interesse an ihren Meinungen, Ansichten und Gedanken. Er forderte sie heraus, sich selbst mit allem auseinanderzusetzen, er sagte ihnen nicht ständig, was sie tun sollen (leider ein häufiger Fehler autoritärer Lehrer). Er fragte, er diskutierte ..... . Er forderte sozusagen den Schüler in seiner Gesamtheit und - wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, rief er dazu auf, sich nicht nur mit Musik, sondern auch mit Malerei, Kunst, Literatur .... zu beschäftigen.

So stelle ich mir einen wahren Lehrer vor und das erinnert mich wieder an das Zitat von Stephan Hermlin (Anatol hat es damals gepostet):



Liebe Grüße

chiarina

Chiarina, ich zitiere dich bewusst vollständig, da dieser Beitrag für mich der beste, zutreffendste und in der Thematik "Klaviererziehung" der eindrucksvollste ist, den ich bei clavio lesen konnte.

Aljechin
 

Ich war übrigens heute auf dem Konzert einer St. Petersburger Kindermusikschule, und es war ein sehr eindrückliches Erlebnis. Die Musikschule sieht aus wie ein Konservatorium oder vergleichbares, inklusive Garderobe, Cafeteria, Notenshop - und vor allem einem echten, großen Konzertsaal, der geschätzt ca. 500 Leute fasst und auf dessen Bühne zwei Konzertflügel stehen. Es soll wohl eine der besseren Musikschulen hier sein bzw. die Lehrer sollen sehr gut sein - trotzdem ist es "nur" eine Musikschule.
Ausnahmslos alle Beiträge waren von hervorragender Qualität. Das hat schon damit angefangen, dass alles auswendig vorgetragen wurde bis auf Orchesterstücke, also auch Kammermusik.
Die Beiträge selbst waren so gut gespielt, dass ich jedes Mal die Musik genossen hab und niemals das Gefühl hatte, dass das halt kleine, süße Kinder sind, die es später noch lernen werden (oder auch nicht) - nein, nichts von Stümperei, aber auch nichts von motoischem Roboterspiel, sondern schön gestaltet und musikalisch!
Weiterhin war auch noch das Niveau im Verhältnis zum Alter der Kinder sehr hoch.

Die Korrepetitoren - "Konzertmeister" haben hier, wie sorell bereits an anderer Stelle berichtet, tatsächlich eine angesehenere Stellung: Genau wie jedes Kind wurden sie namentlich angekündigt, haben sich mit verbeugt, kamen in Konzertkleidung und erhielten nach dem Vortrag ein Präsent.

Die Musikschulen kommen mir hier vor wie ein Schulinstitut, nur dass der Besuch keine Pflicht ist - aber es ist ein zusätzliches "Bildungsangebot", das wie selbstverständlich finanziell kaum von den Eltern getragen werden muss.
Wie schade, dass das in Deutschland nicht so ist.

Liebe Stilblüte,

bist Du zur Zeit in Russland? Das ist ja super, dass Du das alles selbst gesehen hast! Es ist alles genauso wie Du erzählst. Ich habe 7 jahre in so einer Musikschule unterrichtet. Wenn man reingeht, ist eine große Halle oder Lobby. Da sieht man sofort die Türe in den Konzertsaal. Der ist in der Mitte, und den kann man rundumgehen. An den Aussenseiten des Gebäudes sind Übungsräume, mal kleinere mal großere für Gruppenunterricht wie Gehörtbildung, Theorie, Chor usw.
Jeder Bezirk hat eine solche Musikschule. Es ist nicht teuer, und die Familien aus armen Verhältnissen können es sich leisten. Die Musikschule hat ein Programm, welches die Schüler halten sollten. Es gibt festgelegte Schwierigkeitsstufen für 1,2,3 .... und so bis 7-te Klasse. Jedes halbes Jahr gibt es Prüfung, wo die Schüler vor eine Prüfungkommission (Klavierlehrer, Musikschulleiter usw.) vorspielen. Das wird in diesem Konzertsaal vorgetragen. Dort gibt es verschiedene Feier, Jubiläen, Konzerte zu Widmung der Komponisten, Konzerte von Gastmusiker usw. Das ist ein Musiktempel, solchen in jedem Bezirk gibr. Die Privatlehrer können mit einer Musikschule dort nicht mithalten.
Hier ist leider anders. Wo ich unterrichte, wurde vor 2 Jahre Musikschule Overath/Rösrath wegen Geld geschlossen. Stellt es Euch vor! Einfach geschlossen. Das Musikangebot geht jetzt unter dem Dach von VHS. Die VHS mietet die Räumlichkeiten bei den Grundschulen, wo die Lehrer Klavierunterricht anbieten. Über welchen Tempel könnte man da reden! Wie kann man unter solchen Bedingungen die Liebe zum Klavierspiel erzeugen?!
Ich sehne immer noch nach solche Musikschule, die da in Russland gibt oder gab. Übrigens, eine Studentin (studierte an Musikhochschule Köln) (Flöte) aus Spanien hat mir auch erzählt, dass da auch solches Musikangebot gibt (2 Mal die Woche Instrumentalunterricht und alles theoretische Fächer). Übrigens, die 7 Jahre, die das Knd die Musikschule besucht und mit dem Program mithält, ist keine Voraussetzung, weiter ins Konservatorium oder in die Musikhochschule zu gehen. Dazwischen liegen noch 4 Jahre in einem College.
Manchmal fühle ich mich hilflos, dass ich den Schülern, die eine Begabung haben, nicht viel anbieten kann. 2 Mal die Woche? Dann können sie nicht bezahlen... Ein Schüler kommt jetzt zu mir 2 Mal die Woche, weil 1 Mal für ihm echt zu wenig ist. Ich habe aber sehr gutes Angebot gemacht. Natürlich, verliere ich mein Geld, aber es ist mir schwierig zu zuschauen, dass sein talent so untergefordert wird. Ich will auch die Theorie und Gehörbildung anbieten.... natürlich, in Rahmen meinen Möglichkeiten. Vielleicht, ein Mal im Monat Gruppenunterricht am Samstag. Ich muss aber mir ein packendes Programm für 12 Mal Unterrichtstunden (vielleicht, jede 90 Minuten) im Jahr vorbereiten, dass wir grob die Sachen da berühren (über ein tiefes Erlernen will ich hier nicht sprechen), die mir die Zeit in der Unterrichtstunde rauben, welche ich nur Klavierspielen widmen will. Über dieses Programm werde ich mich noch hier beraten lassen, weil ich Theorie und Gehörbildung nie unterrichtet habe. Es ist mir ganz wach in Erinnerung geblieben, wie ich alles bekommen habe.... aber das war leider, sehr über die Jahre verteilt, viel öfter (nicht 1 Mal im Monat) und tiefgreifender.

@ sesam:
"Die frühe Förderung von Talenten, überhaupt die Talentsichtung gepaart mit einer sehr flächendeckenden Verbreitung guter Musikschulen und guter Pädagogen (ist das heute noch so?) sorgt bestimmt für einen Vorsprung gegenüber bspw. deutschen Studenten, die ja ohne Initiative der Eltern nur in Ausnahmefällen und eher zufällig frühzeitig guten Unterricht erhalten. Ich weiß ja nicht, wie das bei dir lief, aber wäre aus dir etwas geworden, wenn nicht deine Eltern einen Bezug zur Musik hätten? Von Staates Seite her kamen vermutlich wenige Impulse. Oder halt erst jetzt bzw. mit Beginn des Studiums. Also eine Art Förderprogramm, das in Russland (aber nicht nur dort) schon ca. 15 Jahre früher ansetzt. Insofern leuchtet mir schon ein, dass Professoren ein höheres Niveau voraussetzen, als es so mach Nicht-Russe mitbringt, das ganze hat System."

Deine Meinung ist auch meine..... Impulse von dem Staat? Es geht in ganz andere Richtung - die Musikschulen werden geschlossen
 
"Ich will auch die Theorie und Gehörbildung anbieten.... natürlich, in Rahmen meinen Möglichkeiten. Vielleicht, ein Mal im Monat Gruppenunterricht am Samstag. Ich muss aber mir ein packendes Programm für 12 Mal Unterrichtstunden (vielleicht, jede 90 Minuten) im Jahr vorbereiten, dass wir grob die Sachen da berühren (über ein tiefes Erlernen will ich hier nicht sprechen), die mir die Zeit in der Unterrichtstunde rauben, welche ich nur Klavierspielen widmen will. Über dieses Programm werde ich mich noch hier beraten lassen, weil ich Theorie und Gehörbildung nie unterrichtet habe. Es ist mir ganz wach in Erinnerung geblieben, wie ich alles bekommen habe.... aber das war leider, sehr über die Jahre verteilt, viel öfter (nicht 1 Mal im Monat) und tiefgreifender.
Liebe sorell,

dann lasse Dich doch mal inspirieren von Musiktheorie im Musikunterricht - Grundlagen einfach und klar lernen | Erklärung und Ratgeber - dort sind die erforderlichen Kenntnisse so auf den Punkt gebracht, wie man sie als Instrumentalist für die Vermittlung über den Instrumentalunterricht hinaus gebrauchen kann. Denn nicht jeder ausgebildete Komponist resp. Musiktheoretiker ist auch der optimale Vermittler für "trockene" Theorie, die mancher nicht allzu praxisnah aufgreift und "rüberbringt".

Engagement für Kunst und Kultur hört sich in den Sonntagsreden unserer Politiker immer gut an - aber dieselben, die die örtliche Musikschule immer als beste und effektivste Form der Sozialarbeit loben, heben als erstes wieder die Hand, wenn es um die Umverteilung der ohnehin schon lächerlich geringen Investitionsmittel für Kulturinstitutionen in den bereits jetzt schon überproportional dimensionierten Sozialetat geht. Nicht nur ostdeutsche, sondern auch zunehmend westdeutsche Kommunen und ihre verantwortlichen Personen lassen verlauten, dass man hier nur noch in die Pilze oder zum Pils gehen kann.

"Manchmal fühle ich mich hilflos, dass ich den Schülern, die eine Begabung haben, nicht viel anbieten kann. 2 Mal die Woche? Dann können sie nicht bezahlen... Ein Schüler kommt jetzt zu mir 2 Mal die Woche, weil 1 Mal für ihm echt zu wenig ist. Ich habe aber sehr gutes Angebot gemacht. Natürlich, verliere ich mein Geld, aber es ist mir schwierig zu zuschauen, dass sein talent so untergefordert wird."
Würde ein Privatmusikerzieher in einer Größenordnung wie die Träger der sog. "Event"-Kultur oder auch nur wie ein Opernhaus mittlerer Größenordnung subventioniert werden, könnte er seinen Schüler(inne)n entsprechende Angebote machen. Aaaaaber...
 
Liebe sorell,

dann lasse Dich doch mal inspirieren von Musiktheorie im Musikunterricht - Grundlagen einfach und klar lernen | Erklärung und Ratgeber - dort sind die erforderlichen Kenntnisse so auf den Punkt gebracht, wie man sie als Instrumentalist für die Vermittlung über den Instrumentalunterricht hinaus gebrauchen kann. Denn nicht jeder ausgebildete Komponist resp. Musiktheoretiker ist auch der optimale Vermittler für "trockene" Theorie, die mancher nicht allzu praxisnah aufgreift und "rüberbringt".

Lieber rheinkultur,

erstmal, danke für Deine Aufmerksamkeit zu meine Postings und alles Deine Antworten. Ich kenne Dich seit kurzem (Orgel) und bin von Deiner Tiefe und übergreifende Musikkenntnisse begeistert.

Dieser "Musiker-Kompass".... ich habe es mir kurz angeschaut. Geht es um diese Uhr, um diese Zeitscheibe, um den Quintenzirkel? Wenn es nur das, ist das mir zu wenig. Vor paar Jahren kam mir diese Idee, die Uhr mit Quintenzirkel produzieren lassen.... aber eine Frau war schon vor mir, als ich es im Internet recherchiert habe.
Leider, die Akkorden oder Intervalen sofort zu erkennen ist eine Folge der langen Praxis, die selber zu bauen - sowohl auf dem Notenbild als auch auf der Tastatur. Sofort die Quinte z.B. zu erkennen von einem beliebigen Ton, sofort im Kopf die Leitung von einer Note zu anderer zu hören - das benötigt eine längere Übung. Das brauche ich, damit die Schüler besser vom Blatt lesen können. Auch zu dei drei Hauptharmonien zu erkennen T-S-D und die zu klassifizieren - Anfang, Ende... oder eine Modulation in eine andere Tonleiter. Einige meiner Schüler, die vorher 2-4 Jahre Klavierunterricht bei anderen Pädagogen hatten, haben nie was über Harmonien, Tonleitern, ihrer Zusammenhalt oder sogar über Intervale gehört. Das will ich ändern. Ich spreche alle diese Themen in der Unterrichstunde an, aber es ist mir Zeit zu schade, weil wir eigentlich spielen lernen sollen.... Ohne Theorie geht es mit dem Spielen auch schlecht.... Teufelskreis!
 
"Dieser "Musiker-Kompass".... ich habe es mir kurz angeschaut. Geht es um diese Uhr, um diese Zeitscheibe, um den Quintenzirkel? Wenn es nur das, ist das mir zu wenig. Vor paar Jahren kam mir diese Idee, die Uhr mit Quintenzirkel produzieren lassen.... aber eine Frau war schon vor mir, als ich es im Internet recherchiert habe.
Leider, die Akkorden oder Intervalen sofort zu erkennen ist eine Folge der langen Praxis, die selber zu bauen - sowohl auf dem Notenbild als auch auf der Tastatur. Sofort die Quinte z.B. zu erkennen von einem beliebigen Ton, sofort im Kopf die Leitung von einer Note zu anderer zu hören - das benötigt eine längere Übung. Das brauche ich, damit die Schüler besser vom Blatt lesen können. Auch zu dei drei Hauptharmonien zu erkennen T-S-D und die zu klassifizieren - Anfang, Ende... oder eine Modulation in eine andere Tonleiter. Einige meiner Schüler, die vorher 2-4 Jahre Klavierunterricht bei anderen Pädagogen hatten, haben nie was über Harmonien, Tonleitern, ihrer Zusammenhalt oder sogar über Intervale gehört. Das will ich ändern. Ich spreche alle diese Themen in der Unterrichstunde an, aber es ist mir Zeit zu schade, weil wir eigentlich spielen lernen sollen.... Ohne Theorie geht es mit dem Spielen auch schlecht.... Teufelskreis!"
Liebe sorell,

um ehrlich zu sein: Natürlich ging es mir um die theoretischen Gesetzmäßigkeiten, die einem mit der Zeit aus der Praxis vertraut sind. Mitgelieferte Hilfskonstrukte wie den Kompass mit Zifferblatt sind mir eher zuwider - so etwas schiebe ich allzu gerne schnell auf die Seite.

Nicht auf die Seite schieben sollte man das Begreifen theoretischer Aspekte am gespielten Stück: Wer z.B. bei einem in gis-moll stehenden Stück die mit dieser Tonart verbundene Skalenstruktur und das hieraus herzuleitende Akkordmaterial ohne langes Überlegen abrufen kann, kommt auch mit dem Spielen schneller vorwärts. Ich halte es für mitunter sinnvoller, die Zusammenhänge beim Einstudieren bereits erkannt zu haben - und im Gegenzug anschließend viel weniger Fehlversuche und kräftezehrendes Wiederholen mit äußerst langsamen und geringen qualitativen Verbesserungen zu benötigen. Teufelskreis? Schon möglich: wer das Gespielte nicht versteht, kommt auch in spielpraktischer Hinsicht schlecht weiter.

LG von Rheinkultur
 
Nicht auf die Seite schieben sollte man das Begreifen theoretischer Aspekte am gespielten Stück: Wer z.B. bei einem in gis-moll stehenden Stück die mit dieser Tonart verbundene Skalenstruktur und das hieraus herzuleitende Akkordmaterial ohne langes Überlegen abrufen kann, kommt auch mit dem Spielen schneller vorwärts.
genau das!

es gibt allerlei Formen von Legosteinen, und dazu in allerlei Farben - will man nur und ausschließlich mit gelben Vierersteinen bauen? Genauso ist es mit den Skalen, Akkorden, Arpeggien und Kadenzen.

es schadet niemandem, nach und nach parallel zum Klavierunterricht die Tonleitern etc. kennen lernen und spielen zu dürfen, ebenso die Akkorde und Kadenzen - warum sollte sich das nicht integrieren lassen?
 

Zurück
Top Bottom