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hallo,
des öfteren haben sich ja hitzige und amüsante Diskussionen über die Frage ergeben, wie man am Klavier Töne differenziert. Hierbei wurde auch die Physik (prinzipiell die klassische Mechanik) als Hilfsmittel verwendet.
gerade bzgl. der physikalischen Umstände, möchte ich ein interessantes Zitat aus Rudolf Kratzert Technik des Klavierspiels. Ein Handbuch für Pianisten (S.37 ff) zur Diskussion stellen - die meiner Ansicht nach interessanten Aspekte markiere ich:
Zitat:
"Beginnen wir mit einem seltsamen Phänomen. Es wird in fast allen Büchern, die sich mit der Klangerzeugung auf dem Klavier beschäftigen, behauptet, dass die Stärke eines Klaviertons ausschließlich von der Geschwindigkeit des Anschlags abhänge, d.h. je rascher ein Spieler eine Taste anschlage, desto lauter sei der jeweilige Ton.
Dies ist nur zum Teil richtig, wird doch bei dieser Definition der Faktor Masse überhaupt nicht berücksichtigt. Denn wie auch immer man die Newtonsche Gleichung: Kraft = Masse x Beschleunigung hier deuten mag, an der Tatsache, dass die Masse ein Faktor derjenigen Kraft ist, die beim Anschlag zur Wirkung kommt, führt kein Weg vorbei. Dies bedeutet prinzipiell: Je mehr Masse ("Armgewicht") bei einem Anschlag eingesetzt wird, desto weniger schnell muss die Anschlagsbewegung sein, um einen Ton gleicher Stärke zu erzeugen, wie er bei geringerem Massen-Einsatz, aber schnellerer Bewegung erreicht wird. Ich kann also, was die Tonstärke betrifft, Geschwindigkeit durch Masse ersetzen - und umgekehrt. Aber das Klang-Ergebnis ist dennoch nicht dasselbe. Vielmehr wird der masse-arme, schnell angeschlagene Ton obertonreicher und "dünner" sein als der "schwer" und langsamer angeschlagene Ton: dieser ist grundtöniger, "wärmer" und "voller" - bei gleicher Lautstärke.
Es ist erstaunlich, dass diese Tatsache, die jeder hören kann, einfach als unwissenschaftliches Wunschdenken von Pianisten abgetan wird. Mir scheint eher, dass die sogenannten Wissenschaftler, die sich mit dieser Frage auseinandergestzt haben, gar nicht alle wichtigen Faktoren bei der pianistischen Klangerzeugung kennen. Was ich aber bei einem Experiment als Faktor nicht eingebe, kann am Ende auch nicht herauskommen.
So sollten wir als Pianisten uns angewöhnen, bei Phänomenen des Klavierklangs unseren Ohren zu vertrauen - und nicht dem, was irgend jemand behauptet. (...)
Zitat Ende
ich war in Physik nie ein guter Schüler und wählte dieses Fach dann auch ab... was mich an Kratzerts Überlegungen erstaunt, ist seine mutige Ablehnung physikalischer naturwissenschaftlicher Erklärungen. Beurteilen kann ich das nicht.
wenn, wie Kratzert es als Tatsache erklärt, die Tastengeschwindigkeit nicht das ausschließliche Kriterium für die Tonstärke ist, dann hat das nach meiner naiven Einschätzung auch Folgen für die Bewegungsweisen beim Klavierspielen.
hat man irgendwo mal gemessen, wie schnell Tasten bewegt werden, evtl auch vergleichend einen "massen-armen" und einen "Masse-einsetzenden" Anschlag im Vergleich? - ich weiss es nicht.
wie auch immer: falls sich der zitierte Text als nicht haltbar erweisen sollte, ansonsten steht sehr viel sehr gutes über das Klavierspielen in diesem Buch (das sollte erwähnt sein)
ach ja: der Titel dieses Themas ist in Anführungszeichen, weil er die Überschrift in dem erwähnten Buch ist (ich habe nur einen kleinen Teil dieser gesamten Textstelle zitiert)
Gruß, Rolf
des öfteren haben sich ja hitzige und amüsante Diskussionen über die Frage ergeben, wie man am Klavier Töne differenziert. Hierbei wurde auch die Physik (prinzipiell die klassische Mechanik) als Hilfsmittel verwendet.
gerade bzgl. der physikalischen Umstände, möchte ich ein interessantes Zitat aus Rudolf Kratzert Technik des Klavierspiels. Ein Handbuch für Pianisten (S.37 ff) zur Diskussion stellen - die meiner Ansicht nach interessanten Aspekte markiere ich:
Zitat:
"Beginnen wir mit einem seltsamen Phänomen. Es wird in fast allen Büchern, die sich mit der Klangerzeugung auf dem Klavier beschäftigen, behauptet, dass die Stärke eines Klaviertons ausschließlich von der Geschwindigkeit des Anschlags abhänge, d.h. je rascher ein Spieler eine Taste anschlage, desto lauter sei der jeweilige Ton.
Dies ist nur zum Teil richtig, wird doch bei dieser Definition der Faktor Masse überhaupt nicht berücksichtigt. Denn wie auch immer man die Newtonsche Gleichung: Kraft = Masse x Beschleunigung hier deuten mag, an der Tatsache, dass die Masse ein Faktor derjenigen Kraft ist, die beim Anschlag zur Wirkung kommt, führt kein Weg vorbei. Dies bedeutet prinzipiell: Je mehr Masse ("Armgewicht") bei einem Anschlag eingesetzt wird, desto weniger schnell muss die Anschlagsbewegung sein, um einen Ton gleicher Stärke zu erzeugen, wie er bei geringerem Massen-Einsatz, aber schnellerer Bewegung erreicht wird. Ich kann also, was die Tonstärke betrifft, Geschwindigkeit durch Masse ersetzen - und umgekehrt. Aber das Klang-Ergebnis ist dennoch nicht dasselbe. Vielmehr wird der masse-arme, schnell angeschlagene Ton obertonreicher und "dünner" sein als der "schwer" und langsamer angeschlagene Ton: dieser ist grundtöniger, "wärmer" und "voller" - bei gleicher Lautstärke.
Es ist erstaunlich, dass diese Tatsache, die jeder hören kann, einfach als unwissenschaftliches Wunschdenken von Pianisten abgetan wird. Mir scheint eher, dass die sogenannten Wissenschaftler, die sich mit dieser Frage auseinandergestzt haben, gar nicht alle wichtigen Faktoren bei der pianistischen Klangerzeugung kennen. Was ich aber bei einem Experiment als Faktor nicht eingebe, kann am Ende auch nicht herauskommen.
So sollten wir als Pianisten uns angewöhnen, bei Phänomenen des Klavierklangs unseren Ohren zu vertrauen - und nicht dem, was irgend jemand behauptet. (...)
Zitat Ende
ich war in Physik nie ein guter Schüler und wählte dieses Fach dann auch ab... was mich an Kratzerts Überlegungen erstaunt, ist seine mutige Ablehnung physikalischer naturwissenschaftlicher Erklärungen. Beurteilen kann ich das nicht.
wenn, wie Kratzert es als Tatsache erklärt, die Tastengeschwindigkeit nicht das ausschließliche Kriterium für die Tonstärke ist, dann hat das nach meiner naiven Einschätzung auch Folgen für die Bewegungsweisen beim Klavierspielen.
hat man irgendwo mal gemessen, wie schnell Tasten bewegt werden, evtl auch vergleichend einen "massen-armen" und einen "Masse-einsetzenden" Anschlag im Vergleich? - ich weiss es nicht.
wie auch immer: falls sich der zitierte Text als nicht haltbar erweisen sollte, ansonsten steht sehr viel sehr gutes über das Klavierspielen in diesem Buch (das sollte erwähnt sein)
ach ja: der Titel dieses Themas ist in Anführungszeichen, weil er die Überschrift in dem erwähnten Buch ist (ich habe nur einen kleinen Teil dieser gesamten Textstelle zitiert)
Gruß, Rolf