Der KL-Wunschzettel: welche Stücke spielt ihr mit Euren Schülern am liebsten? | Seite 7 | Clavio Klavierforum

Der KL-Wunschzettel: welche Stücke spielt ihr mit Euren Schülern am liebsten?

Gibt es nicht bei PVP. Ok, in Ligen organisiert, ist evtl. die nächste Liga das Ziel.
Die Spiele haben viele Belohnungssysteme, die auch von Anfang an funktionieren.

Mag sein, dass in Fortnite sowas für blutige Anfänger eingebaut wurde. Bei CS oder Minecraft/PVP oder anderen PVP-Spielen definitiv nicht.
Gaming ist keine magische Parallelwelt, wo die Frustrationstoleranz von Kindern und Jugendlichen plötzlich ins Gegenteil verkehrt ist (Stichwort rage quit und so).
Genau! Und trotz der hohen erforderlichen Frusttoleranz bleiben viele am Ball, zumindest für einige Jahre. Alleine bei CS sind das 16 Mio jeden Tag. Ein "Ragequit" ist ja fast nie ein Ende, sondern meist ne temporäre Pause von wenigen Stunden.

Fakt ist: Kids können sich intrinsisch sehr gut motivieren. Dass das unser Schulsystem nicht schafft, steht außer Frage. Aber so weit, zu sagen, dass sie durch das Belohnungs-Schulsystem "verdorben" sind, würde ich nicht gehen.
 
Wie kann man intrinsische Motivation fördern?
Wenn man die Antwort kennt: Was passiert in der Schule?
Und wenn das Falsche in der schule passiert: Warum?

Der Gegenentwurf wäre: wer keine intrinsische Motivation hat, hat halt Pech gehabt.

Grüße
Häretiker
 
Fakt ist: Kids können sich intrinsisch sehr gut motivieren. Dass das unser Schulsystem nicht schafft, steht außer Frage. Aber so weit, zu sagen, dass sie durch das Belohnungs-Schulsystem "verdorben" sind, würde ich nicht gehen.
Ich bin einfach skeptisch, wenn man aufs Gaming verweist und meint, da sei ja so viel Frustration zu ertragen und warum das nicht auch in anderen Zusammenhängen geht. Das entspricht überhaupt nicht meiner Erfahrung.
Ich habe in den letzten Jahren einige tausend Stunden in Games verbracht. Games sind häufig eine Art safe space, in dem die normalen anstrengenden Leistungsanforderungen der Gesellschaft außer Kraft gesetzt sind. Man hat unendlich viele Versuche (weitestgehend ohne negative Konsequenzen), man spielt häufig nicht allein (gerade auch bei PvP, Discord lässt grüßen), man vertieft sich in eine Art Parallelwelt, die häufig so komplex ist, dass Uneingeweihte davon nichts verstehen. Das ist alles attraktiv, und ich habe noch kein Wort über Charaktere (Marvel Rivals Overwatch), Storys, Grafik, achievements etcpp gesagt. Ich finde es darum vollkommen nachvollziehbar, warum viele Kinder und Jugendliche da gerne eintauchen und vom Alltag abschalten. Dass das Ganze dann theoretisch auch noch einen Karrierepfad ergeben KÖNNTE, also auf Twitch, TikTok oder sonstwo sogar ein bisschen Geld zu machen (die entsprechenden Vollzeit-Streamer haben die Gamer idR auf dem Schirm) ist auch nicht verkehrt. Skill im Game führt außerdem zu Anerkennung unter Gleichaltrigen und das ist ein Bedürfnis von sehr sehr vielen.

Lg marcus
 
Entscheidend ist doch, was in der Peergroup passiert, an der sich ein Kind/Jugendlicher orientiert. Diese Peergroups sind nicht die Eltern oder die Schule, sondern die Gleichaltrigen oder die "etwas Älteren". Von diesem Zeitpunkt an verkörpern Elternhaus und Schule eher die Gegenentwürfe dessen, was die Kids für erstrebenswert halten. "Leider" spielen die wenigsten Meinungsmacher solcher Peergroups Klavier oder Geige. Bleibt zu hoffen, daß die Peergroups keine schädlichen Einflüsse ausüben und daß die Kids sich irgendwann emanzipieren. Dann haben auch Klavier und Geige wieder eine Chance.
 
Übermäßiger Individualismus und Vereinzelung haben gravierende Nachteile und sind eigentlich nicht "in der DNA" des Menschen. Nicht umsonst sind die Depressionsraten auf einem Rekordhoch und tun sich die Menschen immer schwerer, Beziehungen und Freundschaften einzugehen und zu führen.

Gleichzeitig aber ist das oben Beschriebene - der "Peer-Druck", aber auch allgemein der gesellschaftliche Anpassungsdruck, Moden etc. - etwas richtig Beschissenes, weil in den allermeisten Fällen das, woran sich angepasst werden soll, eben nicht das Richtige, Gute, Schöne ist, sondern irgendwas Dämliches, Dummes, Triviales, Kommerzielles oder den eigenen Interessen in Wirklichkeit Widersprechendes. Deswegen ist es wichtig, sich dem zu entziehen, also individualistisch zu sein.

Eine echte Zwickmühle!
 
Übermäßiger Individualismus und Vereinzelung haben gravierende Nachteile und sind eigentlich nicht "in der DNA" des Menschen. Nicht umsonst sind die Depressionsraten auf einem Rekordhoch und tun sich die Menschen immer schwerer, Beziehungen und Freundschaften einzugehen und zu führen.

Gleichzeitig aber ist das oben Beschriebene - der "Peer-Druck", aber auch allgemein der gesellschaftliche Anpassungsdruck, Moden etc. - etwas richtig Beschissenes, weil in den allermeisten Fällen das, woran sich angepasst werden soll, eben nicht das Richtige, Gute, Schöne ist, sondern irgendwas Dämliches, Dummes, Triviales, Kommerzielles oder den eigenen Interessen in Wirklichkeit Widersprechendes. Deswegen ist es wichtig, sich dem zu entziehen, also individualistisch zu sein.

Eine echte Zwickmühle!

Dem ersten Absatz stimme ich vollumfänglich zu, das ist ein Thema, das mich lange schon umtreibt. Es ist nicht nur das übermäßige Individialisieren in einem - wie du schreibst - besorgniserregenden Ausmaß, es sind auch persönliche Empfindlichkeiten, die inzwischen allerorten in einer Intensität geäußert werden, die unserer Gesellschaft (sofern man von einer solchen überhaupt noch reden kann), schon lange nicht mehr gut tut. Noch nie war es so opportun wie heute, die eigene Sensibilität und Verletzlichkeit öffentlich zu zeigen.

Diese an sich positive Entwicklung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass sie die Gesellschaft eher spaltet als verbindet. Moden kommen und gehen, das sehe ich nicht als ein Problem, dass es kaum mehr Werte gibt, hingegen schon, weil ja alles gleich als übergriffig empfunden wird. Was wird denn gesellschaftlich noch "erwartet"? Das überträgt sich natürlich auf persönliche Beziehungen und führt zu deinem ersten Absatz. Die Depressionen nehmen zu, es gibt immer mehr Einsame, Frustrierte und Verbitterte, wahre Freundschaften und stabile Beziehungen sind zu Raritäten geworden.
 
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Gibt es nicht bei PVP. Ok, in Ligen organisiert, ist evtl. die nächste Liga das Ziel.



Mag sein, dass in Fortnite sowas für blutige Anfänger eingebaut wurde. Bei CS oder Minecraft/PVP oder anderen PVP-Spielen definitiv nicht.

Genau! Und trotz der hohen erforderlichen Frusttoleranz bleiben viele am Ball, zumindest für einige Jahre. Alleine bei CS sind das 16 Mio jeden Tag. Ein "Ragequit" ist ja fast nie ein Ende, sondern meist ne temporäre Pause von wenigen Stunden.

Fakt ist: Kids können sich intrinsisch sehr gut motivieren. Dass das unser Schulsystem nicht schafft, steht außer Frage. Aber so weit, zu sagen, dass sie durch das Belohnungs-Schulsystem "verdorben" sind, würde ich nicht gehen.
Das nenne ich Sucht...Spielsucht.
Unter intrinsischer Motivation verstehe ich etwas anderes.
 
Ohne nun selber Lehrer (Klavierlehrer) zu sein, gebe ich mal ein mir am Herzen liegendes putzmunteres Lernstück herein:

die "Schwäb'sche Eisebahne" - für totale Anfänger.

Ich lauere da immer auf eine Situ, dass andere meinem Klavierspiel zuhören, und dann irgendwelche Sprüche kommen wie "toll, aber das könnte ich nie, so klavier zu spielen ..."

Dann sind se reif ... für die Schwäb'sche Eisebahne.

Grinsend bitte ich dann den bekennend Klavierbegeisterten auf meinen Beifahrerplatz an den flügel, mir nach strophenweiser Einweisung den Diskant "einfingrig" zu bespielen... Ich begleite dann, Wechselbass.
Methodik: das gibt es gar nicht, dass einer nicht Klavier spielen könne, und nun der Beweis...

Mehrere Strophen einzutrainieren, mit EINEM einzigen Finger zu spielen auf den schwarzen Tasten, rauf-runter, und zuletzt in der Strophe in allen Strophen gleich, die Strophenendtöne cis-d-dis-f-fis.

Die zweite Strophe besteht aus dreimaligem Abrollen der geballten Faust und Einzelanschlag eines weiteren Tones, rauf, runter, rauf, und wieder die End-Tonfolge.

Die dritte Strophe dengelt auf den Halbtönen b-a-as-a-b-a-as herum, dann unten auf es-d-des-d-es-d-des, nochmal die Tour oben, und die Endfolge.

Erst in der letzten Strophe kommt die "Auflösung", mit der der neue Klavier-Aficionado (im Idealfall) das Erkennen erlangt: cis-cis-cis-cis-cis-cis-fis, dis-dis-dis-dis-dis-dis-gis, usw. Da merkt er freudig, AAAAHA, wir machen hier die Eisenbahn des Schwabenlandes, im Einfinger-Suchen.

Der Klavierlehrer macht derweilen unten im Bass mit dem Wechselbass herum.

Manchmal ist es keine halbe Stunde, und munter erklingt das gesamte vierstrophige Stück. So stolz war mal der hochintelligente Neunjährige einer Nachbarin (OK, ihr Mann Doktor der Theologie, sie Dottoressa und Professoressa der Biochemie, kleine, voll taffe Norditalienerin aus Genua, hoch akademische Eltern...)

Das macht soviel Laune und Motivation - dies Progrämmchen hat von mir sogar eine Konzertpianistin und Klavierlehrerin übernommen.

Das gemeinste ist, ich weiß heute, 40++ Jahre später, gar nicht mehr, von wem ich damals dieses Stück "bekam".
Irgendwo aber habe ich mir mal die Noten aufgeschrieben ....

...dabei bin ich doch zwar oft Lehrer gewesen (Fotografie, CNC-Programmieren, SAP, IT), aber fast nie war ich Klavierlehrer...
 

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