Der KL-Wunschzettel: welche Stücke spielt ihr mit Euren Schülern am liebsten?

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Viva la musica

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Nachdem es in einem anderen Faden gerade wieder Beschwerden über Schüler gab, die nur langweilige Stücke spielen wollen, würde mich interessieren:

Liebe Klavierlehrer, welche Stücke macht Ihr mit Euren Schülern denn richtig gerne? Habt ihr da besondere Lieblingsstücke? Und welche würdet Ihr am liebsten nicht mehr unterrichten?
 
:super:
Wie alt sind deine Schüler dann so? Bzw. ab wie viel Jahren Unterricht (oder welchen Vorgängerstücken) machst du mit deinen Schülern z.B. die Sonata facile? Fängst du mit der an?
 
Variationen machen als KL ganz grundsätzlich Spaß, oder Gruppen von kürzeren gegensätzlichen Stücken (etwa 3 Lieder ohne Worte oder vier Lyrische Stücke,
.... ). Warum muss ich wohl nicht erklären!
 
Meine Schüler sind überwiegend Erwachsen. Die Sonata Facile unterrichte ich nicht so gerne. Nicht wegen des Stücks, sondern wegen des Niveaus, auf dem sie quasi immer gespielt wird.
 
Ich habe keine Präferenzen. An unterschiedlichen Kompositionen kann man unterschiedliche Dinge üben.
Auch ich mag Variationen, weil sie kurz und knackig ein bestimmtes Thema behandeln.
Ich mag auch Mozart, weil man bei niemandem besser pianistische Choreographie erklären und direkt erfahren kann.
Es ist eher so, dass ich bestimmte Arten von Stücken extrem ungern unterrichte:
Wenn ein Schülerlein mit irgendwelchen Pop- oder Filmmusik - oder Musicalarrangements daher kommt, die in der linken Hand grundsätzlich gebrochene Powerchords anbieten. Da stellt sich bei mir sehr schnell ein Würgereiz ein. Ein Beispiel erarbeite ich dann gerne mit ihnen und alsdann überlasse ich es ihnen, in ihrer Heimübezeit sich mit solcher Musik zu beschäftigen. :008:
 
Kann ich nachvollziehen. Warum erarbeitest Du sowas überhaupt? Umschreiben oder alternative Arrangements raussuchen […]
Warum sich die Mühe machen, drittklassige Musik aufzuhübschen? Schon das Unterrichten von solcher Musik halte ich für vergeudete Lebenszeit. Und dann noch umschreiben, arrangieren und das Ganze in ein lesbares Notenbild zu bringen? Es ist die Lebenszeit nicht wert! Jeder Rechtsanwalt, jeder Steuerberater läßt sich derartige Tätigkeiten nach Zeitaufwand bezahlen (und das nicht zu knapp).
 
Schon das Unterrichten von solcher Musik halte ich für vergeudete Lebenszeit.
Da ist er wieder, der verengte Bildungsbegriff. Solche Musik nach Noten zu spielen, ist natürlich vergeudete Lebenszeit. Aber es ist sehr sinnvoll, solche Stücke nach Leadsheet zu spielen und daran Harmonielehre und Entwicklung von Begleitpatterns zu erlernen. Dieser kreative Umgang damit öffnet viele Türen und befähigt zur eigenständigen Erstellung von Arrangement.
 

Was habe ich für ein Glück, dass mein Klavierlehrer mit großer Geduld alles mit mir spielt, was ich gerne lernen will (soweit von der Schwierigkeit her machbar).
Er besteht nur darauf, dass es am Ende ordentlich, sauber und richtig gespielt wird.
Ich liebe es wirklich sehr :herz:
Und wenn er dann mal etwas anschleppt, ist das auch immer was Gutes.
Und eigentlich findet er auch immer etwas, was an dem Stück besonders ist und besonderer Sorgfalt bedarf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider steht heutzutage immer mehr die "Breitenbildung" bzw. "Inklusion" im Vordergrund.

Das heißt, es soll primär darum gehen, dass möglichst jeder IRGENDWIE musikalisch tätig wird (richtiger: irgendwie Töne erzeugt, was dann den Anschein musikalischer Tätigkeit erwecken soll).

Dann gibt es Lob und vor allem Kohle von der Politik. Die alte Qualitäts- und Bildungsvorstellung in der Musikpädagogik, wie sie sich noch in älteren Didaktik- und Methodikschriften zeigt, ist mehr und mehr out.

Viele Menschen sind halt zu uninteressiert, unengagiert oder auch zu unmusikalisch oder unintelligent, um auf halbwegs brauchbarem Niveau wirklich Musik zu machen oder Musik zu verstehen. Aber die wie früher einfach nach gewisser Probezeit rauszuwerfen ist immer verpönter, bzw. die Musikschullehrkräfte trauen sich nicht mehr, weil sie nicht als schlechte oder zu harte Lehrer dastehen wollen. Daher werden diese Schüler weiter unterrichtet (typischerweise mit einem resignierten "naja, er ist ja nett, und außerdem ist es ja wenig Arbeit, wenn man den einfach so dahindümpeln lässt, denn die ahnungslosen Eltern beschweren sich ja eh nicht"). Und da werden halt dann viele solche "doofengerechten" Arrangements gespielt.

Jetzt werden wieder einige aufheulen, wie ich so was schreiben kann, aber ich schildere nur die nackte Realität.

Ich habe auch keinerlei "Hass" oder so gegen derartige Schüler in mir, die meisten sind sympathische Menschen. Ich meine nur nicht, dass man denen allen Instrumentalunterricht bei hochqualifizierten Kräften angedeihen lassen sollte und dafür Staats- und Privatknete verballern sollte.
 
Aber die wie früher einfach nach gewisser Probezeit rauszuwerfen ist immer verpönter, bzw. die Musikschullehrkräfte trauen sich nicht mehr, weil sie nicht als schlechte oder zu harte Lehrer dastehen wollen.
Das ist in der Tat gruselig. Früher war eher derjenige ein guter Lehrer, der Schüler rausgeschmissen hat, die nicht ordentlich mitgearbeitet haben und heute ist derjenige ein guter Lehrer, bei dem alle durchgezogen werden, egal, ob Ergebnisse kommen oder nicht.
Leistung ist ja eigentlich schon ein Unwort und sollte man nicht mehr benutzen.:013:
 
Ich bin kein Klavierlehrer. Ich bringe aber seit mehr als 10 Jahren selbst ausgewählte Stücke in den Klavierunterricht und meine Beobachtung ist: Stücke, die mein KL noch nicht kannte oder noch nie unterrichtet hat, findet er klasse (zB bei mir Leighton, Messiaen). Anspruchsvolle Stücke sind ebenfalls gerne gesehen, solange eine reale Chance besteht, das Werk zu bewältigen.

Und für meinen Lehrer ganz speziell: dass wir mal ein paar Stücke aus Musica ricercata von Ligeti gemacht haben und ja eigentlich den Rest auch noch machen könnten, hat er NIE vergessen. Es ist mittlerweile zum running gag geworden. Nächstes Stück? - Musica ricercata vielleicht????

Lg .marcus.
 

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