Ja, das sehe ich ähnlich. Meine Klavierlehrerin lässt in Ausnahmefällen meinen Fingersatz auch mal gelten, ist aber streng, wenn's ihrer Meinung nach keinen guten Grund gibt, von den notierten (oder den von ihr notierten) Hinweisen abzuweichen. Das finde ich fast immer nachvollziehbar. Die Dame verblüfft mich auch immer wieder (gut, es sind ja erst ein paar Stunden), sie schreibt mir bei stockenden Passagen brauchbare Fingersätze hin in einem Tempo wie ich diesen Text hier, als müsste sie gar nicht überlegen, mitunter sieht sie gar nicht hin und hört doch, dass ich den "falschen" Finger nahm - und wenn ich mal eigene Noten mitbringe, dann spielt sie die prima vista kein bisschen langsamer oder schwächer als es auf den beigelegten CDs zu hören ist, und sagt mir dann, ob das schon etwas für mich wäre oder nicht - und warum das so sei.
Sie meint aber, das zu können wäre für Musikhochschulstudenten normal, und die Stücke, die sie vom Blatt hätte spielen müssen, als sie (vor Jahrzehnten) ihren Abschluss machte, die seien natürlich auch viel, viel schwieriger gewesen als zB die ihr unbekannten Vandall Preluden, die ich letztens mit hatte.
Mächtig beeindruckend finde ich das und dieser meilenweite Unterschied in Können und Erfahrung zwischen ihr und mir lässt mich nur recht selten mal ernsthaft an einem ihrer Vorgaben und Ratschläge zweifeln. Bloß als sie mal in der Eile bei einer Fingersatz-Vorgabe bis zur "6" kam, da war das Gelächter groß. Da brauchten wir beide eine Pause.