Debussy Estampes

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Nachdem ich bis jetzt nur das 3. Stück aus den Estampes gespielt habe beschäftige ich mich z. Zt mit dem 1. Stück Pagodes.
Bin fasziniert davon, wie Debussy hier die Merkmale der Gamelanmusik aus Java und Bali aufs Klavier übertragen hat.
Kennt jemand noch andere Klaviernoten dieser Art oder Komponisten, die sich mit dieser Form der traditionellen Musik beschäftigt haben?
 
Bill Dobbins

Es gibt ein , wie ich finde, hinreißendes Stück von Bill Dobbins, welches auf der Pelogskala basiert. ( Bill Dobbins ist ein universeller Pianist und Komponist zwischen Jazz und Klassik, war eine zeitlang Chef der WDR-Bigband).
Aus dem 4. Heft der Preludes, die Nummer 21.
Im gleichen Heft gibt es ein von der japanischen Kotomusik inspiriertes Stück.
( bei advance music).

Viele Grüße
walsroderpianist
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Wasroderpianist,
als Jazzfan kenne ich natürlich Bill Dobbins und habe schon einige Arrangements von Standards aus seiner Feder in der Steinway Library Serie gespielt. Vielen Dank für den Tipp, in die Richtung zu suchen wäre ich nicht drauf gekommen, Noten werden umgehend bestellt!

Freundliche Grüße zurück
pianochris66
 
Hör dir mal den 2. Satz aus "Pour le piano" an und achte besonders aufs Ende.

Mit "traditioneller Musik" haben sich noch viele andere beschäftigt, z.B. Bartók (hat unmengen an Volksliedern aus Ungarn gesammelt und verkomponiert), Liszt (wobei der nur fälschlicherweise angenommen hat, die Zitate aus seinen ungarischen Rhapsodien stammten von Ungarns "Ureinwohnern"), Chopin (Walzer, Mazurken, Polonaisen).

Mit Debussy kann man auch Ravel in einem Atemzug erwähnen. Beide sind sogenannte Neoklassizisen, wobei der Begriff etwas unglücklich gewählt ist - sie befassen sich mit der vorhergegangenen Epoche des Barock (nicht Klassik), was man am einfachsten daran erkennt, dass öfter mal Barocke Satzbezeichnungen auftauchen. Die Kompositionen selbst beinhalten aber auch viele Elemente von Früher, die nun eine Renaissance erlebt haben.

Wo werden noch andere Instrumente nachgegahmt - auch im 2. Satz der Estampes (Gitarren) von Debussy. In den Préludes könntest du sicher auch fündig werden, die sind alle sehr individuell und einfallsreich, ich kann dir aber gerade kein einzelnes bestimmtes nennen.
 
Hallo Stilblüte,
danke für deine ausführlichen Erläuterungen. Mir geht es -wie von rolf richtig erkannt- speziell um diese Gamelanmusik.
Ein Pendant zu den Soirée dans Grenade aus den Estampes wären z.b. La Puerta del Vino aus dem 2. Band der Préludes von Debussy. Faszinierend sind auch einige Sonaten von Scarlatti bzgl. der Nachahmung von Gitarren.
Auch bzgl. des Hinweises von walsroderpianist auf die Kotomusik (gibt ein tolles Album vom Dave Brubeck Quartett diesbezüglich) sind wir auf der richtigen Spur was ich meine, habe mich vielleicht zu ungenau ausgedrückt.
Bin für weitere Vorschläge aus der sehr sachkundigen Claviogemeinde dankbar!
 
Kammermusik wie auch Klaviermusik von Peter Feuchtwanger verarbeitet ebenfalls Anregungen aus der klass. indische Musik
 
Hallo Pianochris,

meinst du die Brubeck-CD Jazz Impressions of Japan? Da gibt es ein Stück, Koto Song. Es ist offenbar das einzig wirklich "japanische" auf der Scheibe, das andere ist "normaler" Brubeck. Oder gibt es da noch andere Aufnahmen?

Viele Grüße
 
meinst du die Brubeck-CD Jazz Impressions of Japan? Da gibt es ein Stück, Koto Song. Es ist offenbar das einzig wirklich "japanische" auf der Scheibe, das andere ist "normaler" Brubeck. Oder gibt es da noch andere Aufnahmen?

Hallo walsroderpianist,
ja, dieses Album meine ich. Ich finde da klingen alle Stücke japanisch und was ist schon normaler Brubeck:-). Allein wie Joe Morello -ich glaube im 1. Stück Tokio Traffic- einen Gong einsetzt finde ich klasse. Das Album gefällt mir in Gänze gut, besser als z.B. Jazz from Eurasia.

Viele Grüße zurück
 
Nachdem ich bis jetzt nur das 3. Stück aus den Estampes gespielt habe beschäftige ich mich z. Zt mit dem 1. Stück Pagodes.
Bin fasziniert davon, wie Debussy hier die Merkmale der Gamelanmusik aus Java und Bali aufs Klavier übertragen hat.
Kennt jemand noch andere Klaviernoten dieser Art oder Komponisten, die sich mit dieser Form der traditionellen Musik beschäftigt haben?

Hallo Chris,

bei Ligeti wirst Du sicher fündig - er hat selbst explizit von den Gamelaneinflüssen (neben anderen, z.B. afrikanischen) auf sein Werk gesprochen.
Die Etüde "Galamb borong" z.B. spielt gleich im Titel darauf an, der ja schon irgendwie ganz indonesisch nach "Gamelan" klingt, aber anscheinend einfach ungarisch ist ("melancholischer Vogel" oder so?)..Keine Ahnung, ob das stimmt, ich habe das glaube ich mal in einem Programmheft gelesen. Anscheinend bezieht sich Ligeti in der Etüde sogar auf einen ganz bestimmten Substil in der Gamelanmusik, aber da kenne ich mich nicht weiter aus....

LG,
pianovirus

Edit: Gerade zufällig gefunden - hier steht ein bisschen was dazu.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hallo pianovirus,
mannomann hier bekommt ja echtes Fachwissen vermittelt, habe mich mit Ligeti noch nicht beschäftigt und muss den angehängten Artikel wohl noch 1-2X lesen um ihn zu verstehen, "schrägäquidistanziell", da muss man erst mal drauf kommen:-).
Vielen Dank dafür!

LG zurück
 
Edit: Gerade zufällig gefunden - hier steht ein bisschen was dazu.
daraus:
Zum Beispiel sind in der vierten Etüde "Fanfares" die Anforderungen an das Doppelgriffspiel (in einer Hand) auf eine neue Spitze getrieben, nach meiner Kenntnis auch erstmalig auf die linke Hand übertragen (Feux Follets von Liszt, Chopin's Terzenetüde oder das es-moll Prélude von Rachmaninoff quälen hier jeweils nur die rechte Hand).
die Doppelgriffpassagen der linken Hand in Liszts transzendental-Paganinietüden, in der Transkription der Fantastique und in Brahms Paganinivariationen falsifizieren das so´n bissel... :) ...man könnte auch mal für fiese Doppelgriffe der linken Hand bei Saint-Saens suchen und fündig werden :) ...und zuletzt: die Fanfares zählen nicht zu den besonders schwierigen Ligeti-Etüden
 
Ich bin auch erst ganz kürzlich drauf gestoßen:

die Java-Suite von Godowsky

(ich dachte, der hätte nur Chopin-Etüden verschlimmbessert :cool: )

Leopold Godowsky - Gamelan (1st movement from Java Suite) - YouTube

Hallo Haydnspaß,
vielen Dank, das ist wunderbar, genau so etwas habe ich gesucht! Andere Stücke dieser Java Suite sind auch bei yt zu hören, teilweise mit den entsprechenden Noten hinterlegt.

Dankbare Grüße
pianochris66

P.S.: Die Chopin/Godowsky Etüden habe ich in der Gesamtaufnahme von Hamelin, wenn man das hört traut man sich gar nicht mehr selbst an die Tasten um herumzustümpern:-)
 
P.S.: Die Chopin/Godowsky Etüden habe ich in der Gesamtaufnahme von Hamelin, wenn man das hört traut man sich gar nicht mehr selbst an die Tasten um herumzustümpern:-)
es gibt viel schlimmeres: der langsame Satz des Mozartkonzerts KV 488 ist technisch kinderleicht - aber wenn man das von Rubinstein hört, dann hat man noch viel mehr Grund zu verzagen ;) :D
 
es gibt viel schlimmeres: der langsame Satz des Mozartkonzerts KV 488 ist technisch kinderleicht - aber wenn man das von Rubinstein hört, dann hat man noch viel mehr Grund zu verzagen ;) :D

Da verzage ich nicht sondern genieße mit Tränen in den Augen. Wenn ich mich recht erinnere war es laut seiner Memoiren auch sein 1. Konzert mit Orchester im Kindesalter. Und wenn dann noch so 60 Jahre drauf gepackt werden dann bleibt kaum zu bezweifeln, dass er Mozart verstanden hat.
 

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