Hörgewohnheiten
Hallo Walter,
da hast Du ein spannendes Thema eröffnet!
Ich behaupte jetzt einfach einmal, die meisten Leute gehen nicht wegen der Musik in ein Konzert
Ich behaupte mal, dass früher auch nicht alle der Musik wegen ins Konzert gingen. Aber da war es eine gesellschaftliche Konvention, dorthin zu gehen und sich sehen zu lassen (vor allem auch in der Oper). Das hat sich inzwischen weitgehend geändert. (Weitgehend will heißen: Beim Premierenpublikum in der Oper sitzen doch auch etliche, die da halt in der ersten Reihe sitzen müssen, weil es wichtig ist für ...).
Hinzu kommt, dass wir nicht mehr ins Konzert gehen müssen, um gute Musik zu hören. Wie ja von Haydnspaß schon angemerkt wurde, können wir doch die größten Pianisten auf YouTube bewundern. Ich kann mir von nahezu jedem Stück eine hochwertige CD-Einspielung kaufen. Das führt vielleicht dazu, dass selbst die Leute, die mit dem klassischen Klavierkonzert noch etwas anfangen können, es seltener aufsuchen.
Ja, und dann gibt es natürlich die Hörgewohnheiten.
Das einzige was ich mir vielleicht auch anhören würde von einem Konzert, wären die vier Jahreszeiten oder Mussorgsky, aber weil ich die aus der Schulzeit kenne und mir beide sehr gut gefallen haben.
Ich denke bei der Klassik gibt es einfach sehr viele Dinge die einem auch nicht gefallen können, z.Bsp. alles was mit Moll zu tun hat oder sonst irgendwelchen traurig seltsamen Melodien sind absolut garnix für mich.
Zudem kenne ich einfach zuwenig diesbezüglich, Filmmusik ist einem da wesentlich eher ein Begriff, da sie vorallem überall zu hören ist.
Da bist Du ganz sicher nicht alleine, Pflaume!
In der Regel gefällt das, was man/frau kennt. (Das meine ich jetzt gar nicht abschätzig! Mir geht es auch oft so.)
Das lese ich doch auch immer wieder von unseren Klavierlehrern: Klavierschüler kommen in den Unterricht, und sie (oder die Eltern) haben ganz klare Vorstellungen, was sie spielen wollen: Eben jene Stücke, die alle kennen und spielen. (Nee - ich zähl die jetzt nicht wieder auf. :D)
Daher mein Appell: Schon die Klavierschüler möglichst früh mit möglichst unterschiedlicher Musik konfrontieren - das weckt Appetit darauf, auch mal was anderes zu hören.
Das Problem dabei: Es verlangt zunächst einmal eine gewisse Portion Anschubsenergie - auf gut deutsch "Anstrengung", um dahin zu kommen: Man muß bereit sein, hinzuhören, sich zu konzentrieren und sich einzulassen. Derartige Anstrengungen sind in dieser Gesellschaft mittlerweile verpönt. Alles muß in gut portionierten Häppchen verabreicht werden, damit bloß ja keiner zu beißen und zu kauen braucht.
Das ist dann eben Musik, der man zuhören muss, und die nicht einfach so dahindudelt ... und genau das kann man live doch am besten erfahren.
P.S. Die zündende Idee für eine neue Konzertform habe ich allerdings auch nicht, aber es gibt - wie hier von anderen schon genannt - eine ganze Menge Ansätze dazu.
lg vom Ibächlein