Das eigene Kind selbst unterrichten?

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Sanipiano

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Hallo!
Bei uns stellt sich so langsam die Frage nach Musikunterricht für unseren Jüngsten. Unsere beiden großen Kinder haben Geige und Cello gelernt (mein Traum vom hâuslichen Klaviertrio...), auch beide in Orchestern mäßig gut mitgesägt, aber am Ende keine rechte Begeisterung entwickelt und als ältere Teenager mit der Musik aufgehört, zu meinem großen Bedauern.

Unser Jüngster ist jetzt fünf und von den dreien am musikalischsten. Er singt gut, hört Dur und Moll heraus und hat Spaß an dem musikalischen Früherziehungskurs in der Musikschule, der jetzt zu Ende geht. Nach dem Misserfolg mit den Streichinstrumenten haben mein Mann und ich überlegt, dass es schön wäre, wenn er Klavier lernt. Selbst hat er noch keine klaren Vorlieben geäußert. Auf jeden Fall wollen wir ihn im ersten Schuljahr in einem Chor anmelden.

Jetzt habe ich mir überlegt, dass ich ihn auch erstmal selbst unterrichten könnte, statt dass er mit großem Aufwand ein "Instrumentenkarrussel" an der Musikschule belegt. Ich könnte ihm auch mal die Geige ein paar Wochen zeigen, Grundzüge beherrsche ich da auch. Aber vor allem könnten wir gemeinsam Klavier spielen.

Als Jugendliche hatte ich drei Klavierschüler, die haben bei mir sehr gern Unterricht gehabt und ich habe sie, soweit ich mich erinnere, dann auf einem angemessenen Stand nach drei Jahren an die Musikschule abgegeben. Aber natürlich bin ich keine Profipädagogin, spiele aber gut Klavier.

Was meint ihr? Kann es schaden, wenn ich unserm Kleinen einige Monate oder länger Unterricht gebe, um auszuprobieren, ob das Instrument ihm liegt und Freude macht? Ich stelle mir das als eine schöne gemeinsame Aktivität vor. Andererseits gibt es natürlich Sachen, die Kinder viel besser bei einem Fremden lernen als bei den eigenen Eltern (Schwimmen zB). Auf die Dauer würde ich ihm auch sicher einen Lehrer suchen. ich denke eher so ans erste Jahr.

Über eure Meinungen und Tipps würde ich mich freuen.

Herzlich Sanipiano
 
Ich hatte als fünfjährige von meinen Eltern Klavierunterricht. Allerdings nicht so lang, da ich immer alles besser wusste :D Mit bräveren Kindern mag das aber besser klappen. Verpacke es doch unbedingt so, dass niemals die Worte "Unterricht", "Lehrer", "Lernen", "Klavierstunde" usw. fallen, sondern stell ihm ein neues Spiel vor, dass du schon kennst und ihm nun ein bisschen zeigen willst. Lass ihn vielleicht nicht gleich üben, sondern spielt immer zusammen, so dass er Spaß daran findet (pentatonische oder auch diatonische Spielchen usw.)
Chor ist auf jeden Fall eine gute Sache, besonders, wenn er gut hört. Aber tu dich doch schonmal nach einem Klavierlehrer um; es ist nicht leicht, überhaupt welche zu finden, die so kleine Kinder unterrichten, noch dazu gut...
Instrumentenkarussell würde sicher trotzdem nicht schaden, das tangiert ja das Klavier-Spielen nicht unbedingt ;)
 
Warum nicht?
Wenn du dir das zutraust und dein Kind kooperiert und auch gerne von dir lernt, dann los. Falls es irgendwann nicht mehr klappen sollte kannst du ja immer noch einen externen Lehrer bemühen.


(Mein Kind hat übrigens Schwimmen mit ihrem Papa gelernt...)
 
Hallo Sanipiano,

ich schließe mich den Vorrednern an. Und wichtig ist sicher auch, im rechten Moment loszulassen und einen Klavierlehrer hinzuzuziehen, also dann, wenn du das Gefühl hast, ihm nichts mehr beibringen zu können.... ;)

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Ich schreibe aus eigener Erfahrung (übe mit unserem Sohn).: Eigentlich ist der Klavierunterricht eine Zielvorgabe (was müssen wir üben, wie spielt man das -phrasierung) und natürlich eine Korrekturmöglichkeit des Gelernten durch den Lehrer - das passiert alles im Klavierunterricht. Das eigentliche "Lernen " an sich aber passiert sowieso zuhause zusammen mit der Person mit der auch geübt wird -also Eltern, etc.. (gilt besonders für jüngere Kinder).
Deshalb keine Scheu davor selbst Unterricht zu geben. Zu bedenken ist aber m.E Folgendes.
1. es sollte auch eine "Lehrer-Schüler" Ebene zum eigenen Kind geben, wenn Eltern unterrichten - d.h. das Kind muß gerne von Dir lernen wollen und Dich als Lehrer akzeptieren. Du selbst aber mußt überstarke elterliche Erwartung, Frust etc. zurückstellen- Gelassenheit ist hier Trumpf - und Dein Kind aus professioneller Distanz unterrichten :-; , sonst wird das nichts - nur Tränen und Schrecken
2.Du solltest ein pädagogisches Konzept verwenden (Lehrbuch, Noten etc- es sei denn, Du hast ein Eigenes entwickelt.)
3. Die Sache endet sobald Dein Kind besser ist als Du oder schon früher, dann nämlich, wenn Dein eigenes Können nicht mehr ausreicht dem Unterrichtbedürfnissen wirklich gerecht zu werden.

Dann ist der KL dringend nötig und wir sind wieder am Anfang : du hast einen KL und mußt doch wieder mitmachen und Üben :-))

Viel Freude! geniesse die Zeit mit Deinen Kindern - stresslos und ohne viel Erwartung - dann kommt das Meiste dabei heraus.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
(...)1. es sollte auch eine "Lehrer-Schüler" Ebene zum eigenen Kind geben, wenn Eltern unterrichten - d.h. das Kind muß gerne von Dir lernen wollen und Dich als Lehrer akzeptieren. Du selbst aber mußt überstarke elterliche Erwartung, Frust etc. zurückstellen- Gelassenheit ist hier Trumpf - und Dein Kind aus professioneller Distanz unterrichten :-; , sonst wird das nichts - nur Tränen und Schrecken.(..)
Ich glaube das Zitierte ist für den Erfolg entscheidend. Als Elternteil ist es sehr schwierig die "professionelle Distanz" zu wahren. Bei Kollegenkindern beobachte ich leider zwei Extreme: sehr leistungsstarke Instrumentalisten mit extrem ehrgeizigen fast gnadenlosen Eltern im Hintergrund und Kinder, die zwar bei ihren Eltern Unterricht haben, aber immer nach den anderen Schülern kommen. Das erste führt zu Tränen usw., das zweite führt zu sehr leistungsschwachen Kindern. Beides ist nicht optimal. Ganz selten gibt es allerdings auch Musiker, die es schaffen ihrem Kind erfolgreich selber Unterricht zu geben, ohne dass dabei der Hausfrieden gestört wird. Als Lehrer und Mutter kann ich nicht einfach sagen "Herr X hat gesagt..." Viele Eltern sind regelrecht dankbar für klare Aussagen von Lehrerseite, da es das Üben mit dem Kind erleichtert.

Ich würde mein Kind niemals selber unterrichten, würde dem Unterricht allerdings beiwohnen und das tägliche Üben und auch den Unterricht mit Argusaugen überwachen...
 
Hi,
ich hatte sehr lange bei einem Elternteil Unterricht, der allerdings Profi war. Für mich war das sehr gut, weil ich eigentlich jeden Tag "Unterricht" hatte, und gerade im Kleinkindalter braucht man, glaube ich, einfach jemanden dabei. Vielleicht kannst du dich mit der Zeit langsam zwischendurch lösen, zum Beispiel in die Küche gehen und etwas kochen, sodass dein Sohnemann das Gefühl bekommt, er kann auch selbst mal... ;)
Probier's doch aus! Wird sich schon zeigen, wie ihr damit klarkommt.
 
Natürlich muss das jeder für sich beantworten.

Ich für meinen Teil würde oder werde es nicht machen. Ich habe/hätte allerdings auch gute Alternativen.

Für mich wird/wäre es zudem auch spannend, den Unterricht anderer mitzuerleben. Nicht nur fragmentarisch, sondern über einen längeren Zeitraum. Ich denke, dass man da als Lehrer davon profitieren kann. Ist ja nicht so, dass sich manche Muster im eigenen Unterricht über die Jahre wiederholen.

Aber zum Ausgangspunkt zurück: Für mich ist "der Lehrer" jemand außerhalb des Familienkreises. Das habe ich eigentlich fast ausnahmslos bei Kollegen auch so erlebt.

Klavierix
 
Was mir noch dazu eingefallen ist (für den Klavierpädagogen) : Ich finde ja Vortragsabende (oder wie immer man das nennt) sehr wichtig. Das kann zu Konflikten führen, etwa wenn dein Kind recht gut ist und sich andere Kinder/Eltern benachteiligt fühlen. Wie kann man damit umgehen.

Gut, das betrifft dich vielleicht nicht (weil du schreibst, du bist kein Klavierpädagoge), aber ohne Musik"schule" wohl auch keine öffentlichen Auftritte.


Klavierix
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nachtrag vier Jahre später: Unser Jüngster wollte dann doch lieber Klarinette als Klavier lernen. Weil er dafür aber noch zu klein war, habe ich ihm zwei Jahre Blockflötenspielen beigebracht (klappte gut), jetzt lernt er seit 10 Monaten bei einem Lehrer Klarinette, und er spielt sehr schön.

Am Klavier sucht er sich schon lange Melodien zusammen. Kürzlich habe ich ihm Flohwalzer beigebracht, und nun hat er mir vor zwei Wochen erklärt: Na klar will ich auch Klavierspielen lernen. Und jetzt fange ich an ihn doch am Klavier zu unterrichten. Er ist jetzt neuneinhalb und hat durch Chorsingen und Blasen natürlich schon musikalisches Gehör und Notenkenntnisse. Am Klavier muss er v.a. Technik und Notenlesen (Bassschlüssel) lernen. Nach zwei Wochen spielt er jetzt die fortgeschritteneren Stücke aus Bd. 2 der Klavierschule mit der Maus, die hatten wir im Haus. Wenn ich sehe, dass die Motivation hält, sollte er dann in ein paar Monaten ordentlichen Klavierunterricht bekommen, denke ich.

Sanipiano
 

Nachtrag vier Jahre später: Unser Jüngster wollte dann doch lieber Klarinette als Klavier lernen. Weil er dafür aber noch zu klein war, habe ich ihm zwei Jahre Blockflötenspielen beigebracht (klappte gut), jetzt lernt er seit 10 Monaten bei einem Lehrer Klarinette, und er spielt sehr schön.

Am Klavier sucht er sich schon lange Melodien zusammen. Kürzlich habe ich ihm Flohwalzer beigebracht, und nun hat er mir vor zwei Wochen erklärt: Na klar will ich auch Klavierspielen lernen. Und jetzt fange ich an ihn doch am Klavier zu unterrichten. Er ist jetzt neuneinhalb und hat durch Chorsingen und Blasen natürlich schon musikalisches Gehör und Notenkenntnisse. Am Klavier muss er v.a. Technik und Notenlesen (Bassschlüssel) lernen. Nach zwei Wochen spielt er jetzt die fortgeschritteneren Stücke aus Bd. 2 der Klavierschule mit der Maus, die hatten wir im Haus. Wenn ich sehe, dass die Motivation hält, sollte er dann in ein paar Monaten ordentlichen Klavierunterricht bekommen, denke ich.

Sanipiano

Ha, genau diese Abfolge wollte ich dir empfehlen - bis ich gecheckt hatte, dass der thread 4 Jahre alt ist...;-)

Grundsätzlich halte ich nichts davon, so kleine Kinder - also 5 jährige unbedingt gleich mit Klavier starten zu lassen - insbesondere, wenn der Wunsch gar nicht vehement schon vorgetragen wird.
Immer ist ein Melodieinstrument viel leichter, um in Noten, Griffzuordnung, Gehör und Tonerzeugung (!) einzuführen. Ich habe meine beiden Töchter selbst unterrichtet - weniger aus Überzeugung, sondern mehr aus der örtlichen Lage heraus - wobei die ältere erst mit acht an ernsthaftes Instrumentlernen heranzuführen war und mit Versprechen nach einigen Monaten Flöte Klavier anfangen zu dürfen (wir hatten noch kein Tasteninstrument....), Klavier habe ich dann eigentlich nur ein paar Monate unterrichtet u. sie dann zu einer Lehrerin gegeben. Die 2. war mit 6 soweit, war wesentlich engagierter hat in einem Jahr ein anspruchsvolleres 2 teiliges Flötenlehrwerk mit mir durchgearbeitet , übrigens tägliches "Unterrichten" zu festen Zeiten, ist dann auf Violine gewechselt, wo dann eben die Disziplin und das Gehör gebildet war und 2 Jahre später noch Klavier dazu - alles komplett selbst unterrichtet - denn die Klavierlehrerin war nicht mehr zu Verfügung. Aber wie immer, sobald man die 14 ansteuert, ist die Übedisziplin weg und dann langsam die Begeisterung überhaupt - und ehrlich gesagt denke ich auch, in dem Alter zündet man entweder und startet richtig durch beim Instrumentlernen, oder die Begeisterung ist eben zu gering um das Pubertätpflegma zu überwinden -als Eltern ficht man da nur don Quichotte - Kämpfe...:blöd:
 
Grundsätzlich würde ich eher dazu neigen, einen prof. Klavierlehrer den Anfangsunterricht erteilen zu lassen, weil gerade da außerordentlich viel zu beachten ist, und besonders viel falsch gemacht werden kann, was sich dann leider bei den Kindern besonders schnell und tief festsetzt.
Wenn Du als Mutter selbst prima Klavier spielst, kannst Du den Unterricht fördern und begleiten. Aber aus meiner Erfahrung als KL heraus, bin ich äußerst vorsichtig bei Autodidakten und Laien-Lehrern. Das kann gut gehen. Das kann aber auch mächtig schief laufen.Und solche Spieler sind dann in gewisser Hinsicht "versaut", und lassen sich ungern etwas sagen. Beispiele: Phrasierungen sind fremde Welten, Anschlagstechniken kennt man nur im Singular, Übemethodik wird intuitiv "beherrscht", Körper-und Armhaltung sind nie oder falsch korrigiert worden, eine systematische Didaktik hat es nie gegeben, mit dem rechten Pedal wird ordentlich "Gas gegeben"..., bis alles so schwimmt, das man besser in einer Badeanstalt unterrichtet hätte, man fängt beim "Floh-Walzer" an, dem Werk, das jeder, der nicht Klavier spielen kann, kann, und so weiter, und so fort. Für mich als KL sind 2 Gruppen von Schülern die Anspruchsvollsten: a) die Anfänger; b) die weit Fortgeschrittenen. Das sollte zu denken geben, wenn man als Laie selbst Anfangsunterricht erteilen möchte. Das kann gut gehen. Das kann aber auch mächtig schief laufen: wie gesagt...;-)
 
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Ich werde mich hüten meinen Filius selbst zu unterrichten....es ist mir lieber er haßt einen fremden Klavierlehrer :rauchen:
Diese Aussage enthüllt die Problematik eines solchen "Unterrichtsverhältnisses" - nämlich die Schwierigkeit, zwischen der menschlich-persönlichen und der rein (musik-)fachlichen Ebene unterscheiden zu können. Diese Abgrenzung ist nicht gänzlich unmöglich, aber sie ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit, obwohl es für beide Konstellationen gelungene Beispiele gibt. Nach dem persönlichen Kennenlernen namhafter Konzertsolisten und Hochschullehrer, die bewusst nicht ihre eigenen Kinder unterrichtet, sondern diese Aufgabe an gute Fachkollegen abdelegiert haben, kann man in den meisten Fällen zum Loslassen und Delegieren mit gutem Gewissen raten - und vor allem dazu, sich so selten wie möglich in den extern erfolgenden Ausbildungsvorgang einzuklinken und aufzuzeigen, was der Kollege alles falsch macht. Da ist ein Unterrichtsverhältnis noch mehr Vertrauenssache als sonst, wenn die erziehungsberechtigten Personen selbst nicht musizieren.

LG von Rheinkultur
 
@Rheinkultur
Außerdem finde ich (subektive Meinung) es wichtig, dass das Kind bei solchen Dingen wie Musik-/Sportunterricht aus dem Dunstkreis der Eltern kommt. Die Konstellation "Elternteil unterrichtet Kind" birgt doch so manches Konfliktpotential. Spätestens wenn das Kind anfängt, sich abzunabeln bzw. die Eltern von ihrem Thron zu stoßen, wirkt sich das auf die Unterrichtssituation aus, bin ich mir sicher.

Mein Vater wollte mir Tennis spielen beibringen, ich hatte überhaupt keine Lust, und oft den Ball über die Begrenzung in die Brennesseln geschlagen - natürlich nur zufällig. Bis er das durchschaute, ist er immer wieder in die Brennesseln, und hat den Ball rausgefischt.
(Und sich insgeheim sicher furchtbar über meine Blödheit aufgeregt)
:-D
 
Wenn ich ein weltberühmter Pianist wäre, würde ich wahrscheinlich auch mein Kind lieber selbst unterrichten,

Gerade diese werden es vernünftigerweise hoffentlich nicht tun. Das Kind würde mit Anforderungen konfrontiert, welche es als Anfänger einfach nicht zu leisten vermag. Ich weiß noch wie der KL von meinem Filius mich angeschaut hat als ich zu ihm sagte: "kannst ja erst mal was einfaches mit ihm machen, so Balade pour Adeline, Imperialmarsch und so´n Schmarrn..."
Jetzt stell Dir mal n Profi vor: "beginnen wir mal mit was einfachen, Czerny und Chopin Etueden ":dizzy:

LG
Henry
 
Wenn ich ein weltberühmter Pianist wäre, würde ich wahrscheinlich auch mein Kind lieber selbst unterrichten, als sie zu Tante Grete in den Klavier-Kuschelkurs zu schicken.
Das kenne ich von denjenigen Kollegen anders, bei denen die eigenen Kinder ebenfalls die Pianistenlaufbahn eingeschlagen haben: Tante Gretes Klavier-Kuschelkurs bleibt als definitiv ungeeignet außen vor, weil sich diese Tastenprofis sehr gut im Musikbetrieb auskennen und im Regelfall Kontakt zu ebenfalls hochqualifizierten Berufskollegen haben. Diese haben dann die Aufgabe, den begabten Nachwuchs auf erwartet hohem fachlichen Niveau auszubilden. Dabei gilt es, eine Gratwanderung zu meistern: Einerseits wird man die vom Kollegen erbrachte Ausbildungstätigkeit präzise beobachten, andererseits ihm aber auch nicht dauernd in seine Arbeit "reinreden". Ansonsten käme beim Kind die Botschaft an, außer den eigenen Eltern hätte in fachlicher Hinsicht kein anderer Mensch auf der Welt den Durchblick - was gerade dann fatal wird, wenn die Persönlichkeitsbildung des Kindes irgendwann aus dem elterlichen Schatten herauswachsen soll. Das Kind wird sich des öfteren der Unterstellung ausgesetzt sehen, nur aufgrund der elterlichen Vorreiterrolle künstlerisch erfolgreich sein zu können - bereits dieses Hindernis ist schon schwer genug zu überwinden. Da hat so manche konfliktbeladene Konstellation den betroffenen Personen das Genick gebrochen - für seine Herkunft kann man nun mal nichts.

LG von Rheinkultur
 
eine gute Frage! Vermutlich kann man es nur ausprobieren, wobei man nicht vergessen sollte, dass der sog. Anfängerunterricht besonders wichtig ist. Entsprechend hoch qualifziert sollte der unterrichtende Elternteil sein. Viel hängt sicher auch von Charakter des Kindes ab. Wir hatten in den ersten Wochen (im Alter von gerade 6 Jahren) zunächst ernsthafte Auseinandersetzungen, da Eltern offenkundig nicht immer die nötige Autorität haben. Nach mehreren Wochen stellte unsere Tochter fest "aha, was Mama sagt, das hilft". Sie registriert ihre eigenen Lernfortschritte und akzeptiert seither häuslichen Unterricht problemlos.


Wir haben für unsere 7jährige Tochter - was immer so geplant war - trotzdem einen externen Klavierlehrer. Parallel erhält sie " Hilfe" beim Üben zu Hause, was im Grunde weiterer Unterricht ist. Der externe Lehrer bestimmt das Repertoire und ist auch für unliebsame Tonleitern etc. zuständig, die sonst nicht ausreichend geübt werden würden. Im Gegenzug kann er sich über regelmäßige Unterstützung des Lernprozesses und gute Fortschritte freuen, die auch dem besonderen Augenmerk zuhause hinsichtlich einer effektiven pianistischen Technik und musikalischen Ausdrucks geschuldet sind.

großer Vorteil des selbst unterrichtens ist, dass man jeden Lernansatz des Kindes mitbekommt und darauf sofort eingehen kann wie auch auf etwaige Fehlentwicklungen. ein externer Lehrer ist zwangsläufig weiter weg vom Lerngeschehen. Gerade im Anfängerunterricht macht sich das dicht-dran-sein positiv bemerkbar. bei fortgeschrittenen Schülern sind die Weichen ohnehin schon gestellt und dieser Aspekt tritt in den Hintergrund.

Klavierspiel ist zudem ein sehr körperbezogener Prozess. Als Elternteil ist man jenseits der Pubertät uneingeschränkt in der Lage, das eigene Kind körperlich zu berühren ohne dabei im Spiel zu stören. Auch lockernde und wach machende Späße wie z. B. 1x durchkitzeln u. ä. wird sich ein externer Lehrer kaum erlauben können.

Einige berühmte Pianisten sind zuhause unterrichtet worden, wie viele nicht berühmt gewordene Pianisten am Leistungsdrill und Erwartungsdruck der Eltern gescheitert sind, ist eine andere Frage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn dieser Thread schon sehr alt ist, noch eine Ergänzung von meiner Seite: Mein Sohn hat sich mit 5 Jahren den Band 1 der Klavierschule von seiner Schwester geschnappt und eigenhändig beschlossen, Klavier zu lernen. So wurde ich zwangsläufig kurzer Hand zum Klavierlehrer meines Sohnes, und wir haben im ersten halben Jahr zusammen den Band 1 der Tastenzauberei durchgearbeitet. Es hat gut geklappt, und er hat sehr viel dabei gelernt.

Als er nach einem halben Jahr dann in die Musikschule kam, war die Lehrerin zwar beeindruckt, was er schon alles kann, aber hat auch ein paar Defizite festgestellt, die ich ihm nicht beibringen konnte. Zum Beispiel habe ich zu wenig auf runde Finger geachtet oder auf eine ordentliche Körperhaltung.

Heute machen wir es so, dass die wöchentliche Klavierstunde quasi das Rahmenprogramm bildet, ich aber während der Woche beim Üben dabei bin. Das ist insofern sehr effektiv, als dass sich die eigentliche Lehrerin nicht mit falsch eingeübten Noten oder Notenwerten rumschlagen muss sondern wirklich sich auf die Technik oder die exakte Fingerhaltung konzentrieren kann.
 

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