Die Anführungszeichen.
Bitte komplett zitieren.
Fairphone, Shiftphone usw. unterliegen letztendlich den gleichen Marktbedingungen wie andere Hersteller und die Produktionskette ist viel zu komplex, als dass man sie transparent oder gar fair gestalten könnte*. Auch softwareseitig bauen die Dinger auf einem Ökosystem auf, das alles andere als nachhaltig ist. Beide Hersteller rühmen sich damit, Pfand für gebrauchte Smartphone abzugeben und die alten Dinger zu recyclen. Das ist das Gegenteil von nachhaltig sondern ein Lockmittel für die Vermarktung neuer Geräte. Nachhaltig wäre, die Menschen davon zu überzeugen, die alten Dinger so lange zu benutzen bis sie nicht mehr benutzbar sind (also nur für sehr alte Geräte Pfand ausgeben).
Shiftphone ist, obwohl "noch fairer als Fairphone" deswegen auch wieder davon abgerückt, seine Geräte als fair zu positionieren.
Aus Kundensicht ist es am nachhaltigsten, sich überhaupt kein Neugerät zuzulegen. Niemals. Der Bedarf ist längst gedeckt, wenn man alle funktionierenden Smartphones zusammenzählt.
*) nicht falsch verstehen: Die Idee ist gut aber nur umsetzbar, wenn alle Beteiligten der Produktionskette, andere Hersteller, Entwickler, Vermarkter von Hard- und Software... mitmachen. Und davon ist man noch sehr weit entfernt. Der Kunde selbst hat mit dem Kauf kaum Einfluss darauf. Mit "weniger kaufen" wäre der Einfluss viel größer (ist ähnlich wie beim Fleischkonsum). Ein neues Fairphone zu kaufen ist in etwa so wie ein Salat zum Steak für das gute Gewissen zu bestellen.
Das unvollständig Zitat war keine Absicht, sorry. Aber ich sehe auch keinen Unterschied zwischen der Aussage ohne den Zusatz und der Aussage mit „in der Praxis“, weil ein Smartphone ohne Praxis, also ohne Kaufentscheidungen, Nutzbarkeit und Nutzung durch Kunden nicht denkbar ist (es seie denn, ein Smartphone bleibt unverkäuflich) und Nachhaltigkeit ohne Auswirkungen beim Kunden, die etwa in Reparaturfähigkeit und Länge des Supports bestehen, nicht
beurteilt werden kann.
Die Aussage, am besten für Nachhaltigkeit sei kein oder ein gebrauchtes zu kaufen, ist richtig, aber ungeeignet, etwas über die Nachhaltigkeit verschiedener Hersteller zu sagen, denn nicht oder gebraucht zu kaufen, sind Entscheidungen, die am Ende allein beim Kunden liegen. Dieser hat am Ende natürlich auch Verantwortung, wie bei anderen Entscheidungen auch (Zug/Inlandsflug, BioHähnchen/Billighähnchen, etc.).
Der Markt ist zwar gedeckt, aber mit Ende des Supports ist die Nutzbarkeit eines Smartphones (leider oft viel zu früh) zu Ende und es „müssen“ deshalb irgendwann neue produziert werden, womit wir beim Hersteller sind.
Ein Hersteller ist u. a. dann fair und nachhaltig, wenn er transparent ist, langlebige (sowohl Hardware als auch Support) und leicht reparierbare Produkte unter fairen Bedingungen für Arbeitnehmer und Umwelt (recyclebar, Einsatz recycelter Materialien) herstellt. Kein Hersteller ist 100% fair, aber es gibt bessere und schlechtere. Welche Hersteller fairer sind da kann man sich informieren, z. B., wenn auch nicht mehr ganz neu:
https://www.heise.de/select/ct/2017/23/1510344791525740
Und an dieser Stelle kommt der Kunde wieder ins Spiel. Er handelt natürlich nachhaltig, wenn er ein Produkt bis zum Ende der Nutzbarkeit in Gebrauch lässt, bei Bedarf repariert und nicht ungenutzt in der Schublade versenkt.
Weiter macht er aber auf Hersteller Druck zur Nachhaltigkeit, wenn er Hersteller wählt, die bei Nachhaltigkeit oben stehen. Das gilt sowohl für neue als auch gebrauchte Geräte! Mit Geiz ist geil ist Nachhaltigkeit natürlich nicht vereinbar, denn die kostet den Hersteller auch Geld.
Die Prämie für alte Smartphones von Fairphone hat zwei Seiten. Du hast Recht, dass es negativ ist, dadurch evtl. zum Neukauf verleitet zu werden. Andererseits werden in Schubladen gehortete, nicht genutzte Geräte mit wertvollen Rohstoffen so dem Recycling zugeführt und ein aktuell recht faires neues Smartphone wird so etwas erschwinglicher und kunkurrenzfähiger gegenüber weniger fairen Alternativen, falls jemand aus welchen Gründen auch immer ein neues Gerät gegenüber einem gebrauchten vorzieht.
Oder anders ausgedrückt: wenn jemand sowieso ein neues kaufen will, ist es mir lieber, er kauft ein faireres Phone als ein unfaireres, womit wir bei der Ausgangsfrage wären, ob meine These stimmt, dass das „Fair“phone 3 (so hätte ich die Schreibweise direkt verstanden, weil man bei Schreibweisen auch ohne Ironie oft Gänsefüßchen benutzt) fairer ist als andere.