Auf jeden Fall denke ich mal wieder darüber nach, wie man eigentlich richtig übt und ich weiß es immer noch nicht.
Lieber marcus,
man kann nicht sagen, wie "man" richtig übt, denn Üben ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Es gibt bestimmte Herangehensweisen, die günstig und welche, die ungünstig sind, aber das Üben richtet sich nach dem, was man kann und noch nicht kann, also nach den individuellen Stärken und Schwächen, dann nach dem, was man üben will, also nach den Zielen, die man sich setzt und natürlich nach dem Stück mit seinen musikalischen und technischen Besonderheiten.
Aus meiner Sicht erreicht man das letztlich anvisierte Tempo, indem man in vielen verschiedenen Tempi übt. Das flexible Üben, was ich weiter oben schon einmal erwähnt habe, befähigt dazu. Wenn du Schwierigkeiten mit der von dir hier verlinkten Stelle hast, könntest du z.B. rechts einzeln ziemlich bald im Tempo spielen, was auch wichtig ist, damit die Bewegungen, die dafür erforderlich sind, stimmen (Ellipsen ....,
Bewegungen im langsamem Tempo stimmen nicht immer mit denen im schnellen Tempo überein, wobei erfahrene Spieler sofort erkennen, welche Bewegungen für das schnelle Tempo erforderlich sind und diese dann auf das langsamere Spiel übertragen). Auch links kannst du einzeln versuchen, schnell ins Zieltempo zu kommen, die Voraussetzungen dazu sind aber wie immer Gelöstheit und differenzierte klangliche Umsetzung. Immer erst dann einen Schritt weiter, wenn man den davor beherrscht.
Dann kann man z.B. je nach den Erfordernissen auch nur die rechte Hand mit den Oktaven links spielen (also ohne Cis). Das hat auch den Vorteil, dass die Linie der Oktaven, die auch durch Akzente hervorgehoben ist, deutlich wird. Auch das wird vermutlich schon bald in mittlerem Tempo klappen. Und dann den gesamten Notentext zunächst in Zeitlupe, wobei da auch die Zusammenklänge (Dissonanzen, Konsonanzen, Intervalle ......) gehört werden sollten (vertikales Hören).
Diese Vorgehensweise hat aus meiner Sicht den Vorteil, dass sich die Perspektiven in unterschiedlichem Tempo gegenseitig ergänzen und befruchten. Gleichzeitig verhindern sie solche Fehler wie dir hier geschehen. Und es macht Spaß und ist abwechslungsreich. Ein klanglich differenziertes Spiel ist das Ergebnis.
Es ist selbstverständlich aber nur eine Herangehensweise unter vielen. Üben ist etwas Wunderbares - es gibt viel zu entdecken!
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Ein Beispiel für eine weitere Herangehensweise ist, sollte einem die klangliche Realisierung der linken Hand im Notenbeispiel Probleme bereiten, die Oktaven mit rechts und das Cis mit links zu spielen, also die linke Hand entsprechend der musikalischen Struktur auf zwei Hände zu verteilen. Denn die Linien und Strukturen eines Stücks entsprechen oft nicht dem, was man manuell machen muss. Hier muss man hin und her wechseln mit der linken Hand, was bei schlechtem Spiel auch in einer Art "Zickzackkurs" klingt. Tatsächlich sind es aber zwei Stimmen/Linien mit unterschiedlicher Dynamik. Das kann man bei Problemen erst einmal mit zwei Händen üben, um sich ganz auf die Klangvorstellung konzentrieren zu können und den manuellen Aspekt wegzulassen. Dann weiß man genau, wie es klingen soll und es ist anschließend viel leichter, diese Klangvorstellung mit einer Hand zu realisieren. Man muss wissen und innerlich hören (Klangvorstellung), wie etwas klingen soll und was musikalisch passiert. Dann kann man es oft auch umsetzen. Ausnahme sind, wie Rolf schon anmerkte, Stücke und Passagen, die an die Grenze des eigenen technischen Könnens stoßen. Aber auch da ist eine gute Klangvorstellung eine Voraussetzung zur Bewältigung.