Cembalo, historische Stimmungen, digital ?

Orchid

Orchid

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Ich mag ja mein altes akustisches Klavier zwar gerne, aber ich liebäugle doch ab und zu mit einem Upgrade oder einer Ergänzung. Ich weiß nur noch nicht so genau, wo die Reise längerfristig hingehen soll. Ein (bescheidener) Flügel wäre ein Traum, aber dazu muss ich warten, bis die Kinder aus dem Haus sind und ein Zimmer frei wird, in der Hoffnung, dass so ein Ding unsere Treppe überhaupt passieren kann. Bis dahin vergehen noch etliche Jahre, die ich allerdings schon mal zum Sparen nutzen könnte. Aber im Grunde wäre das bei mir eh sowas wie "Perlen vor die Säue...Ihr wisst schon).

Alternative bis dahin wäre als Ergänzung zum Akustischen etwas Digitales.

Ich fände ja ein Cembalo irgendwie toll, wegen der Stimmproblematik am liebsten digital. Und ich würde eventuell gerne mal mit historischen Stimmungen experimentieren (hatte bisher keinerlei Berührung damit).
Danach würde sich zwar das Roland Digital-Cembalo C-30 anbieten, aber das ist mir allein für diese meine Flausen zu teuer, und mir gefällt die Optik so gar nicht.

Ich habe im Forum leider noch nichts zu dem Thema gefunden, bzw. was ich fand, war schon uralt.

Kennt Ihr vielleicht etwas Digitales, was einigermaßen akzeptable Cembaloklänge aufbieten kann und vielleicht sogar historische Stimmungen (also eben nicht temperiert)? Vielleicht noch ein schöner Klaviersound, damit auch meine Kids oder ich während des Fernsehfußballspiels damit etwas anfangen können, mehr brauche ich nicht.

Etwas sparen müsste ich vorher ohnehin, daher läge die Preisspanne vielleicht bei maximal 2.000 bis 3.000 €. Gerne weniger.

Aber falls es so etwas nicht geben sollte, dann würde ich meine Ansprüche an Ästhetik und langfristig auch an den Preis vielleicht noch überdenken. Falls also jemand Erfahrungen mit dem Roland C 30 hat?

Ach übrigens, ich weiß es ja: Der Gang zum örtlichen Musikalienfachgeschäft ist durch nichts zu ersetzen. Mache ich noch.

Falls jemandem etwas einfällt, vielen Dank. Und liebe Grüße.
 
Spectrasonics Keyscape kommt mit diversen Stimmungen einher. Ist ein Software-Instrument.
 
Ist schon mal ein guter Hinweis. Da gibt es im Netz ja ausführliche Vorstellungen zu, die sehe ich mir mal an. Nur bin ich eher so gar kein Computer-Spezialist. Daher gestatte die vermutlich dumme Frage: Kann ich die Software auf jedes Digitalpiano d'raufladen oder spiele ich dann mit/auf dem dem Computer Klavier? Das würde ich nicht wollen.

frag mal @altermann
Er hat, so wie er vor einiger Zeit schrub, ein Spinett übrig.
Ich glaube, das habe ich seinerzeit auch mit Interesse gelesen. Aber EIN Klavier für den Klavierstimmer genügt mir. Da muss mir nicht noch ein Exot zum Stimmen oder Warten ins Haus. Zumal die guten Stücke wohl häufiger zu stimmen sind. Und ich selbst hätte zwar durchaus Interesse, aber kaum die Zeit, mich selbst in die Materie der Wartung etc. einzuarbeiten.
 
@Orchid,
es gibt wunderbare Sample-Libraries (realsamples.de z.B., das sind schlicht die besten) und auch Pianoteq hat schöne Cembali drin. Letztere sind auch in verschiedenen historischen Stimmungen drin. Das Problem ist nur die Tastatur. Und genau in diesem Punkt macht das teure Roland C-30 durchaus einen tieferen Sinn. Es enthält nämlich die wohl weltweit einzige Tastatur, die ganz speziell auf digitales Cembal ausgelegt ist. Es ist erstens eine F-Klaviatur und ist zweitens auf das typische Cembalo-Anschlagsgefühl hin entwickelt worden. Für mich ist der Preis leider auch jenseits von gut und böse, weshalb ich beschlossen habe, mir diese Tastatur quasi als Ersatzteil schicken zu lassen, kostet 900 Euro. Dazu wird noch etwas Löterei nötig sein, aber das wird sich in Grenzen halten.
 
Aber EIN Klavier für den Klavierstimmer genügt mir. Da muss mir nicht noch ein Exot zum Stimmen oder Warten ins Haus. Zumal die guten Stücke wohl häufiger zu stimmen sind.

Ein Cembalo ist wesentlich einfacher zu stimmen als ein Klavier. Erstmal sind es weniger Saiten, dann sind es auch nicht mehrere Chore pro Ton, es sei denn, man hat mehrere Register. Ferner ist auch die Zugkraft nicht so hoch, wodurch der eigentliche Stimmvorgang weniger Kraft kostet und filigran im Vergleich zum Klavier abläuft. Nicht zu vergessen noch ein sehr wichtiger Aspekt: das Cembalo hat eine sehr viel geringere Inharmonizität als ein Klavier, wodurch sich das ganze Thema der Streckung von Oktaven sehr vereinfacht. Man kann das Cembalo nach etwas Übung in 20 bis 30 Minuten durchstimmen und die meisten Cembalisten können ihr Instrument zumindest halbwegs selbst stimmen, auch wenn sie diese Tätigkeit vor Konzerten gern Stimmern überlassen.
 
Ach naja, es gibt natürlich Stimmgeräte weche historische Stimmungen drinnen haben. Sinnvoll hierbei ist nur die entsprechende Temperatur, den Rest sollte man wirklich nach Gehör weiterstimmen.

LG
Henry
 
Ich mag ja mein altes akustisches Klavier zwar gerne, aber ich liebäugle doch ab und zu mit einem Upgrade oder einer Ergänzung. Ich weiß nur noch nicht so genau, wo die Reise längerfristig hingehen soll.

Kauf dir ein Toy-Piano. Das muss man nicht stimmen. :super:

Alternativ könntest du über ein (einchöriges) Clavichord nachdenken. Das ist noch einfacher zu stimmen als ein Cembalo (mit einem guten elektronischen Stimmgerät gelingt das fast auf Anhieb), braucht weniger Platz und es ist so leise, dass man darauf problemlos nachts spielen kann. Die klanglichen Möglichkeiten sind trotzdem toll! Vernünftige gebrauchte Instrumente bekommt man für weniger als 2.000 Euro.
 
Kann ich die Software auf jedes Digitalpiano d'raufladen oder spiele ich dann mit/auf dem dem Computer Klavier? Das würde ich nicht wollen.
Du installierst die Software in deinem Computer und spielst dann den über ein angeschlossenes Midi- oder USB-Keyboard. Ich nutze dazu das Yamaha NP-V60 piaggero, das mir wegen seiner minimal kleinere Tastatur und ungewichteten Tasten eh entgegen kommt. Aber wenn Du nicht über den Computer spielen willst, hat sich das eh erledigt.
 
Vielen Dank Euch für die Vorschläge.
Kauf dir ein Toy-Piano. Das muss man nicht stimmen. :super:
:lol:!!
Wenn ich es so recht bedenke: Vielleicht tut 's ja auch einfach eine eingelegte CD mit Cembaloaufnahmen ;-)!

Aber mal im Ernst: Ein weiteres echtes akustisches Instrument möchte ich derzeit nicht so gerne. Es soll ja auch nur eine Ergänzung zu meinem akustischen Klavier sein.

Und je mehr ich mich mit dem Roland C-30 beschäftige, desto mehr reizt es mich. Soo unansehnlich ist es doch auch wieder nicht, gell? Und die Aufnahmen im Netz gefallen mir gut. Verglichen mit den Cembaloklängen z.B. mancher Stagepianos von Kawai aus dem Netz...Vermutlich finde ich zwar keinen Fachhändler hier, wo man das mal probespielen könnte. Aber falls doch, dann werde ich über meinen Eindruck berichten.
Ich werde die Idee noch etwas reifen lassen, vielleicht dann den Familienrat bearbeiten und anfangen darauf zu sparen...Bis dann tatsächlich etwas angeschafft wird, wird aber wohl noch etwas Zeit ins Land gehen.

Falls aber doch jemand ein in Frage kommendes Digitales kennt, bin ich über jeden Vorschlag dankbar.
Liebe Grüße.
 

Ich werde die Idee noch etwas reifen lassen, vielleicht dann den Familienrat bearbeiten und anfangen darauf zu sparen.

Ich würde kein Geld für so ein Spielzeug ausgeben. Das C30 wird in "meiner" Opernschule für Continuo genutzt (in Proben, Gott sei Dank nicht in Aufführungen), und niemand spielt gerne darauf. Es klingt möglicherweise über Kopfhörer ganz ordentlich, in "echt" hat es mit einem Cembalo leider nur wenig zu tun - der Klang eines 2m langen Cembalo-Resonanzbodens ist dann doch etwas völlig anderes.

Die Klaviatur ist auch ein ärgerlicher Kompromiss - man kann auf dem Ding ja nicht nur Cembalo, sondern auch Orgel, Fortepiano (klingt hier wie ein kleines Tafelklavier) und Celesta spielen. Die Spielart dieser Instrumente ist in der Realität allerdings grundverschieden, auch die Mensuren unterscheiden sich im Original deutlich (eine Celesta hat beispielsweise dieselbe Mensur wie ein modernes Klavier).

Das Ding ist meiner Meinung nach nur ein billiger Ersatz für Gelegenheiten, in denen echte Instrumente - aus welchen Gründen auch immer (Outdoor, Platz, Budget) - nicht in Frage kommen. Als Hausinstrument wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine kurze Zeit lang interessant sein und dann in einer Ecke verstauben. Überleg' dir das lieber nochmal mit dem Clavichord!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ah, danke @mick . Schön, dass Du mir aus eigener Erfahrung darüber berichten kannst. Irgendwo las ich auch von jemandem, der meinte, das C -30 wirke billig (naja, soo billig ist es dafür eigentlich gar nicht).

Zumindest könnte ich so ein Clavichord wohl platzmäßig einigermaßen unterbringen.
Die klanglichen Möglichkeiten sind trotzdem toll!
Das war wirklich ernst gemeint, ja?

Ein Clavichord scheint allerdings ziemlich exotisch zu sein, ich habe Zweifel, ob ich bei hiesigen Musikalienfachgeschäften so etwas finden könnte. Wo man dafür wohl einen Gebraucht-Markt findet? Internetmarkthandel à la "Eb*y" finde ich zweifelhaft. Zettel in der Musikhochschule wäre mir zu verbindlich, ich möchte mir so eines ja erst einmal unverbindlich anschauen.
Daher werde ich mich zunächst überhaupt erst einmal über solch ein Instrument informieren, das hatte ich bisher wirklich noch gar nicht in Betracht gezogen...
Danke für die Idee.
 
Ja! Das Clavichord ist ein Instrument, auf dem man den Ton auch nach dem Anschlag noch (in Grenzen) beeinflussen kann. Damit zu experimentieren, macht sehr viel Spaß.

Ein Clavichord scheint allerdings ziemlich exotisch zu sein, ich habe Zweifel, ob ich bei hiesigen Musikalienfachgeschäften so etwas finden könnte. Wo man dafür wohl einen Gebraucht-Markt findet?
Im "normalen" Musikfachhandel findet man sowas nicht. Selbst brauchbare Cembali nicht. Solche Instrumente werden üblicherweise von Instrumentenbauern nach Auftrag gebaut - ich würde mich mal an einen Cembalobauer wenden und dort fragen. Manchmal haben die gebrauchte Instrumente, aber wichtiger ist, dass die in aller Regel die Alte-Musik-Szene sehr gut kennen und wissen, wo man so etwas bekommt. Und im Falle eines Privatkaufs können die auch gleich das Instrument begutachten, bevor man vielleicht einen Fehler macht.
 
Kennt Ihr vielleicht etwas Digitales, was einigermaßen akzeptable Cembaloklänge aufbieten kann und vielleicht sogar historische Stimmungen
Mein Yamaha P-90 konnte das. Gebraucht um 400-500 €. Der Cembaloklang ist richtig gut und es gibt unterschiedliche alte Stimmungen, wie z.B. Kirnberger. Außerdem kann man jede Taste einzeln stimmen. Leider selten zu bekommen.
 
Bei Ebay Kleinanzeigen stehen immer genug Cembali drin.
 
Überleg' dir das lieber nochmal mit dem Clavichord!

Ich habe ein Clavichord, das ich bei einem Baukurs selber gebaut habe.
Ein tolles Instrument, insbesondere Bach macht mir eine Riesenfreude darauf.
Das Stimmen ist nach ein bisschen Üben gar kein Problem und in 15 min erledigt. Mein Gehör hat sich durch das Stimmen verbessert.
Beim Spielen hat man das Gefühl, dass die Fingerspitze die Saite quasi direkt berührt. Durch diesen direkten Kontakt hat sich meine Sensibilität des Anschlages auch für das Klavier, das leider eine wesentlich entkoppeltere Tonerzeugung hat, ebenso verbessert.
Es ist kein Wunder, dass diese Instrumente derzeit ein wenig wiederentdeckt werden und teilw. auf Musikunis als Lehrinstrument wieder zum Einsatz kommen. So wie sie auch schon Bach bereits eingesetzt hat.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe ein Clavichord, das ich bei einem Baukurs selber gebaut habe.
So etwas habe ich auch schon gesehen. Würdest Du sagen, das das auch ein Laie zusammengebaut bekommt? Ich habe zwar keine zwei linken Hände (Autoreifen wechseln, Schränke aufbauen, Lampen aufhängen, Badezimmerarmaturen oder Rolladengurte auswechseln bekomme alles gerade noch selbst hin), aber ich würde mir nicht zutrauen, Möbel selbst zu zimmern oder irgendwas an einer Mechanik zu machen.

Ist das also sehr kompliziert, oder sind da alle Teile vorgefertigt und nach Plan zusammenzusetzen?
 

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