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Hier insofern auch, als inzwischen sämtliche der von mir geleiteten Vereine mit den Proben wieder begonnen haben - ohne Abstände, da sich alle beteiligten Personen dem faktischen Impfzwang gebeugt haben und die Wartezeit nach der zweiten Impfung abgelaufen ist. Praktisch alle Mitglieder sind an Bord geblieben, teilweise gelang es sogar, Neumitglieder trotz der Corona-Einschränkungen zu gewinnen. Damit wäre die erste Hürde überwunden: der Zusammenhalt innerhalb der Vereine ist geblieben und die Gesangsqualität hat kaum gelitten, was nicht nur mich einigermaßen überrascht hat. Der nächste Schritt sind Erfolge bei Auftritten und öffentlichen Veranstaltungen, von denen die ersten bereits mutig terminiert werden konnten. Kommen die erwarteten Besucher wieder zurück in die Veranstaltungsstätten oder hat man sich darauf eingerichtet, dass man auf Livemusik getrost verzichten kann, da man viele Monate lang mit Musikkonserven recht komfortabel durchs Leben kam? Auch scheint man auf Veranstalterseite vielerorts das Monatsende abwarten zu wollen, wenn nach den Wahlen die Politik die Katze aus dem Sack lässt...! Die mögliche Bekanntgabe eines offiziellen Impfzwangs kann man in der Chorszene zunächst gelassen erwarten, da schon jetzt ungeimpfte Chorleiter faktisch einem Berufsverbot unterliegen: die inzwischen geforderten PCR-Tests würden den größten Teil der Probenhonorare auffressen - nur wenige wirtschaftlich unabhängige Kolleg(inn)en könnten ihre Prinzipien verteidigen, indem sie entweder ihre Engagements verlieren oder für das Weiterarbeiten zunächst teuer bezahlen, bis sie nach Aufgabe der 3G-Regelung die Proberäume oder Veranstaltungsstätten gar nicht mehr betreten dürfen.Hier gab es erfreuliche Nachrichten: Wenn 2G erfüllt ist, kann auf Abstände während der Chorproben verzichtet werden.
Eine hundertprozentige Impfquote gibt es trotz allem auch unter Berufsmusikern nicht. Allerdings sind Impfgegner etwa unter Orchestermusikern, Opern(chor)sängern und Lehrkräften an (Hoch)schulen nach meinen Beobachtungen entweder mit gut verdienenden Partnern ausgestattet, stammen aus betuchten Verhältnissen und/oder haben fast das Renteneintrittsalter erreicht, so dass ein Jobverlust keine existenzielle Bedrohung mehr darstellt. Notfalls geht man da offensichtlich vorzeitig mit kleineren Abzügen in den Ruhestand oder lässt sich immer wieder krankschreiben. Ein Mitglied eines Opernchors in meinem Bekanntenkreis hat sich eine milde verlaufene Infektion mit dem COVID-19-Virus zugezogen und kommt mit dem Genesenenstatus in den nächsten Monaten über die Runden - vielleicht in der Hoffnung, den Zeitraum bis zur Aufhebung der Corona-Einschränkungen gewissermaßen "auszusitzen". Sollte eine solche allerdings in 2022 und darüber hinausgehend nicht erfolgen, dürfte sich ähnlich wie vor 1989 in der DDR eine Art Parallelgesellschaft entwickeln mit einem Insider-Netzwerk "alternativer" Produzenten und Dienstleistern, bei denen sich auch ungeimpfte Personen versorgen können. Man darf gespannt sein, was wird.
LG von Rheinkultur