C(h)orona - Chorsingen in Zeiten von Covid19

Es geht vermutlich um die Bachstadt Mühlhausen?
Der Kandidat erhält 100 Punkte!:super:

Die Solistennamen aus dem Umfeld der Gebrüder Mauersberger gehörten zur ostdeutschen Elite der späten 1960er. Nun müsste man aber fragen: wie ist die kirchenmusikalische Situation nun am Ort ein gutes halbes Jahrhundert später?
Das Gesamtprogramm in Mühlhausen ist heute sowohl vom Programm her als auch von der Provenienz und Qualität der Künstler unglaublich vielfältig. Vor 50 Jahren war nicht im Traum an eine solche Vielfalt zu denken. Der vormalige Organist übt auch über 300 Jahre nach seinem Abschied aus der Stadt noch eine gewisse Anziehungskraft auf andere Ensembles, Organisten und Instrumentalisten aus:;-)
http://www.bach-muehlhausen.de/index.php?id=48
http://www.bach-muehlhausen.de/index.php?id=49
Der einheimische Chor steuert wohl immerhin noch jährlich ein "mittleres" Oratorium, einen Bach-Kantaten-Gottesdienst und 2 a-cappella-Konzerte bei. Missa solemnis oder h-Moll-Messe werden aber sicher unwiederbringlich ihren Platz im Archiv des Chores behalten.:cry:

PS: Ich vermute, daß das Loh-Orchester Sondershausen zu DDR-Zeiten für unsere Konzerte nicht extra bezahlt werden musste. Die ja durchaus namhaften Solisten reisten gemeinsam in einem PKW an und erhielten sehr bescheidene Gagen.
 
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Von den ursprünglich mal formulierten drei bis fünf Metern Abstand scheint man momentan wegzukommen, siehe https://www.sueddeutsche.de/kultur/chor-coronavirus-singen-1.4906317

Dennoch grübele ich darüber, wie Chorproben in Zeiten verschärfter Hygieneauflagen überhaupt wieder aufgenommen werden können, gerade im Laienbereich. Wir hätten bspw. gar nicht die räumlichen Voraussetzungen, um alle ca. 80 Mitglieder mit 2m Abstand platzieren zu können. Besetzung reduzieren ist im Amateurbereich in no-go.

Im Freien proben dürfte im Sommer Ärger mit der Nachbarschaft geben, in der kälteren Jahreszeit sind Temperaturen und Lichtverhältnisse suboptimal
Wir hätten ggfs. noch einen Kirchenraum, auf den wir ausweichen könnten, unter der Woche allerdings aus Kostengründen unbeheizt. *brrr*

Proben in halber Besetzung? Ggfs. mit Liveübertragung an die zu Hause sitzende Gruppe? Bedeutet für diejenigen ohne passende Ausstattung allerdings nur noch halb so viel Probenzeit. Und wie teilt man die Gruppen sinnvoll ein? In bestimmten Stimmgruppen wären die Sänger jede Woche in Präsenz dran, in anderen nur seltener... Oder dürften die ohne PC und Internet häufiger kommen, oder diejenigen, die es nötiger haben, oder...
 
Wir haben heute die offizielle Bestätigung von unserem Gesundheitsamt bekommen, dass wir im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygieneregeln (z.B. beim Toilettengang) mit unserem Chor proben dürfen. Wenn das Wetter mitspielt geht es nächste Woche los. Erst einmal wird dafür der Garten einer Chorschwester herhalten müssen. Bei unserer Kurklinik gibt es eine überdachte Außenbühne, wir versuchen gerade, diese für spätere Proben nutzen zu dürfen. Derzeit gilt in der Klinik aber noch Besuchsverbot und solange ist diese Bühne leider auch noch tabu. Sie wäre für unseren kleinen Chor ideal, groß genug und vor allem deutlich bessere Akkustik.
 
Unser Gesangverein hat mitgeteilt, dass aufgrund der teilweise noch widersprüchlichen Studienergebnisse die Chorproben auch weiterhin nicht stattfinden werden und dass wir Geduld haben sollen.
 
Wir haben heute die offizielle Bestätigung von unserem Gesundheitsamt bekommen, dass wir im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygieneregeln (z.B. beim Toilettengang) mit unserem Chor proben dürfen. Wenn das Wetter mitspielt geht es nächste Woche los.
Vorgestern habe ich mit einem meiner Männerchöre eine solche Probe im Privatgarten des zweiten Vorsitzenden geleitet. Der zweite (im Durchschnitt deutlich ältere und kleinere) Chor, mit dem wir als Chorgemeinschaft zusammensingen, hat sich komplett ausgeklinkt und auch vom eigenen Verein erschien nur die Hälfte der Mitglieder. Tatsächliche oder vorgeschobene Begründung meist "panische Corona-Angst" - der Geschäftsführer des anderen Vereins soll nun seit fast drei Monaten die Schwelle seines Hauses nicht mehr überschritten haben, für Besorgungen, Gartenarbeit und dergleichen sorgen Angehörige oder Bekannte - nicht einmal seinen eigenen Garten wagen er und seine Frau mehr zu betreten. Selbst der Klarstellung, wir hätten in Deutschland keinen Atomkrieg und keine SA-Aufmärsche auf den Straßen, scheinen die beiden keinen Glauben zu schenken.

Die Bedingungen, unter freiem Himmel und mit Abstand mehrstimmig zu singen, sind zwar alles andere als gut. Gerade sonst oft gesungene Literatur gelingt eher schlechter, da der Chor entgegen dem allgemeinen Trend in den letzten Jahren viele Neuzugänge hat, diese aber in ihrer Stimme teilweise noch nicht sicher verwurzelt sind und sich gegenseitig nicht hören. Am besten funktionieren Neueinstudierungen, weil dann zunächst primär die Einzelstimmen gesungen werden und dann vorsichtig miteinander kombiniert werden. Insofern ist die erste Probe so weit gut gelungen, dass wir uns schon auf die nächsten drei Gärten einigen konnten, in denen wir nun wöchentlich singen und Chorgemeinschaft pflegen können. Fazit: mit der nötigen Initiative und Zuversicht sollten die meisten Chöre die Krise wohl überstehen können - übrigens eine sehr gute Gelegenheit, neuere und aktuellere Literatur einzubringen (in den letzten Wochen hatte ich einiges arrangiert, was sich jetzt als Glücksfall erweist).

LG von Rheinkultur
 
Wir hätten bspw. gar nicht die räumlichen Voraussetzungen, um alle ca. 80 Mitglieder mit 2m Abstand platzieren zu können. Besetzung reduzieren ist im Amateurbereich in no-go.
Mit einer solchen Mitgliederstärke hätte ein geschlossener Raum nur dann die notwendige Fläche zu bieten, wenn es sich um eine Sporthalle, einen großen leergeräumten Lagerraum einer Firma oder um eine große leere Scheune auf dem Gelände eines Bauernhofes handelt. Dass ein solcher Raum von privat zur kurzfristigen Nutzung zur Verfügung steht, ist eher wenig wahrscheinlich - auch akustisch sind die Bedingungen meist unbefriedigend. Besetzung reduzieren erzeugt oft böses Blut und ein schlechtes Klima im Verein: wer sich abgeschoben und nicht berücksichtigt fühlt, wird oftmals zeitnah dem Verein den Rücken kehren.

Im Freien proben dürfte im Sommer Ärger mit der Nachbarschaft geben, in der kälteren Jahreszeit sind Temperaturen und Lichtverhältnisse suboptimal
Unverstärkte Singstimmen erzeugen deutlich weniger Schalldruck als viele Musikkonserven, die so bei privaten Grillpartys zum Einsatz gelangen. Bei größeren Gartengrundstücken sollte das meist keine Probleme geben. Zur Zeit ist die Witterung vielerorts konstant frühsommerlich und die Tage sind wieder lang - ideal, um miteinander draußen zu singen, auch wenn die akustischen Verhältnisse nicht gut sind. Bis zur "kälteren" Jahreszeit dauert es wieder ein paar Monate, da können etliche Proben und gemeinsame Treffen stattfinden. Auch wenn weniger gesungen wird als sonst, alles ist besser als einfach nur die Vereinspforten dicht zu machen und darauf zu hoffen, dass Monate später dann alle auf Kommando wieder aus ihren Löchern gekrochen kommen. Oder der Dirigent stellt einfach nur kurz vor, was er mit der Truppe demnächst einüben möchte - vor allem, wenn er selbst geschrieben und arrangiert hat. Das ist sicherlich einer der Gründe, weshalb meine Vereine die weitere Bezahlung ihres Dirigenten überhaupt nie in Frage gestellt haben: der ist weiterhin aktiv und macht glaubhaft, dass seine Chöre möglicherweise sogar gestärkt aus der Krise herausgehen können und 2021/22 mit noch frischerem und modernerem Repertoire an die Öffentlichkeit kommen. Auch konnten vorgestern bei der ersten Chorprobe Vorsitzender und andere Mitglieder berichten, dass sie gerade wieder 2-3 potenzielle Neumitglieder in den nächsten Wochen zu den Proben mitbringen wollten, was angesichts der verbesserten Mitgliederstruktur der vergangenen Jahre durchaus glaubhaft klingt.

LG von Rheinkultur
 
Bei den Freiluftproben bin ich vom hiesigen städtischen Umfeld ausgegangen. Gründstücke mit großem Garten hat hier quasi niemand. Proben bei geöffneten Fenstern führt umgehend zu Beschwerden aus der Nachbarschaft.

In den Kirchenraum, den wir nutzen können, passen unter Berücksichtigung der Abstandsvorgaben 65 Personen. Wenn immer ein paar fehlen, könnte das reichen. Unter diesen Voraussetzungen wird eine Probe für sehr viele Durchschnittssänger allerdings zur Herausforderung werden. Wir machen immer wieder auch Sachen mit gemischter Aufstellung und da fühlen sich manche gar nicht wohl, die dürfen dann in kleinen Grüppchen beieinander stehen. In besagter Kirche hört man allerdings bei 2m Abstand von seinem unmittelbaren Nachbarn nix mehr.
 
In besagter Kirche hört man allerdings bei 2m Abstand von seinem unmittelbaren Nachbarn nix mehr.
Für Neueinstudierung von Sätzen in leichterem oder mittlerem Schwierigkeitsgrad gar nicht so schlecht, schließlich müssen schwerpunktmäßig zunächst die Einzelstimmen einstudiert werden. Ein weiterer Aspekt: die Chordisziplin und die Konzentration der Chorsänger sind stark verbessert, da aufgrund der großen Abstände die leidigen Privatgespräche in den gerade pausierenden Stimmgruppen nicht mehr möglich sind. Aus meiner Probe am Mittwoch habe ich gelernt: auch bekannte Chorsätze (zumindest die Mittelstimmen) am besten nochmals stimmenweise durchgehen, bevor man das Satzgefüge wieder zusammensetzt. Eine gewöhnungsbedürftige Form des Musizierens, aber auch mit einigen Vorteilen.

LG von Rheinkultur
 

In Rheinland-Pfalz dürfen Laienchöre ab nächster Woche wieder proben, die Hygienauflagen haben es aber in sich.

https://corona.rlp.de/fileadmin/rlp...fungsverordnung/Hygienekonzept_Chorproben.pdf

Nach meiner Interpetation geht man davon aus, dass aufgrund der Abstandsvorgaben nur reduzierte Besetzungen möglich sind. Jede Teilgruppe darf dann max. 30min proben (dumm, wenn man dafür eine Stunde Anfahrt hat). Nach 30min muss der Raum für 15min gelüftet werden. Das heißt im Winter auf jeden Fall warm anziehen.

Ich könnte mir ein Mischkonzept vorstellen. Töne werden in virtuellen Stimmproben gelernt, zusammengesetzt wird dann in den Präsenzproben. Damit der Gesamtklang stimmt müssten (dürfen?) allerdings wohl die Sänger aus den Mangelregistern häufiger kommen bis alle aus den Massenregistern einmal durch sind.

Alternativen zu virtuellen Proben wären sicher auch machbar, benötigen aber deutlich mehr Ressourcen (Pobenleitung, Räume, ...)

Bei drei Metern Abstand zum Nachbarn ist außerdem eine ganz neue Stimmsouveriänität gefragt. Das wird viele Laiensänger sehr fordern, andererseits eröffnet es die Chance für eine neue Hör- und Zusammensing-Kultur.
 
Ihr habt es gut, ich vermisse so das Singen :-(
 
Bei drei Metern Abstand zum Nachbarn ist außerdem eine ganz neue Stimmsouveränität gefragt. Das wird viele Laiensänger sehr fordern, andererseits eröffnet es die Chance für eine neue Hör- und Zusammensing-Kultur.
In typischen Laienchören und Gesangvereinen ist nur eine Minderheit der Mitglieder überhaupt in der Lage, so stimmsicher zu agieren. Bei NRW-Opernchören ist nun folgendes Prozedere angesagt: Der Probensaal darf von maximal sechs Mitgliedern gleichzeitig genutzt werden für eine dreißigminütige Arbeitsphase. Anschließend verlassen die Akteure den Raum, der dann gründlich zu lüften ist, bis die nächste Formation gleicher Größe dreißig Minuten lang proben darf. Berufssänger mit abgeschlossenem Hochschulstudium und mehr oder weniger viel Berufserfahrung können so arbeiten, ein Laiensänger ohne Notenkenntnisse, Stimmsicherheit und erfahrene Mitsänger der gleichen Stimmlage in Hörweite ist meist unter solchen Bedingungen hoffnungslos verloren.

LG von Rheinkultur
 
Ich erinnere mich noch lebhaft und gerne an eine Choraufstellung in einer nicht großen Kirche, bei der wir uns rund um die Gemeinde an die Außenwand stellen mussten, aber so verteilt, dass nach Möglichkeit nur einer von jeder Stimme sich mit drei anderen gesanglich organisieren sollte; alle zusammen natürlich auch. Hat Spaß gemacht und sehr gut geklungen, aber selbst so würden die Hygienevorschriften heute nicht erfüllt, denn dann käme die Gemeinde in den zweifelhaften Genuss verwirbelter Aerosole.:020: :030:
 
Ba-Wü erlaubt seit 1.7. Proben für Laienensembles mit bis zu 20 Teilnehmern - heute abend darf ich mich auf so ein Event freuen, es wird allerdings eine reine Stimmprobe sein. Kleiner Auszug aus dem Auflagenkatalog? Bitteschön.

- max. 45min Dauer, dokumentiere Ankunfts- und Verlassenszeit des Raumes, anschließend 30min Lüftungspause bis die nächste Gruppe in den Raum kann
- Abstand zum Nachbarn 2m, nach vorne 5m
- vorab festgelegte und dokumentierte Sitzordnung
- Mund-Nasebedeckung bis zum Platz
- Fenster müssen permanent geöffnet sein
- Stühletragen nur von einem kleinen, vorab festgelegten und dokumentierten Personenkreis
- schriftliche Teilnahmeerklärung muss vorgehalten werden

Ich bin gespannt!
 

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