Was ist ein Blues?
Leute, ich fände es schöner, wenn jetzt nun nicht mehr ständig nachgekartet würde - gebetsmühlenartig derselbe Unmut über diese oder jene Formulierung vom Fadenbeginn.
Sondern wenn man sich eher um den Blues selber und Einspielungen bemühen würde.
Bei der Einspielung von pppetc gebe ich zwar Hasenbein insofern recht, als dort nicht der zum Fußstampfen animierende Groove auftaucht. Aber, im Gegensatz zu Hasenbein, vermisse ich das da auch nicht, sondern ich finde die Einspielung sehr gefühlvoll und sehr bluesig, auch ohne hammerharten Groove, wunderbar gespielt. Und auch die Einspielung von Basti gefällt mir richtig gut.
Der "Play Along" Track von Fred ist sicherlich gut gemeint. Aber unwillkürlich drängt sich mir der Vergleich zum Fahradfahren Lernen mit Stützrädern auf. Man meint es gut, wenn man Kindern Stützrädern an die Fahrräder schraubt; jedoch alle Erfahrungen zeigen, dass man schneller Fahradfahren lernt, wenn man gleich ohne Stützräder fährt. Und genauso kommt es mir beim Blues vor: Keb Mo hat mal in einem Interview gesagt, als erstes sollte man beim "Standardblues" (so will ich mal den 12-bar Deltablues mit Standardschema nennen) den Groove und Basspart, also beim Klavier, den Part der linken Hand, verinnerlichen. Und erst dann lernen, Licks dazu zu spielen. Also nicht zuerst den Rhythmuspart als "Play Along" sich herzuholen und dazu zu improvisieren, sondern anders herum: erstmal grooven, dann dazu improvisieren. Aber - vielleicht und wahrscheinlich führen viele Wege nach Rom, pardon, ins Mississippi-Delta.
Was ich mich immer wieder frage, was denn die Essenz von Blues ausmacht, die in allen Bluessongs, so drastisch unterschiedlich sie sein mögen, vorkommt. Ich glaube nicht, dass es ein bestimmtest Schema ist - dafür gibt es zu viele, und es gibt schemenlose Bluessongs. Ich glaube eigentlich auch nicht, dass ein bestimmter hammerharter Groove nötig ist. Dazu gibt es bluesige Musik, die auch ohne dessen auskommt - siehe Einspielung von pppetc. Meiner Meinung nach ist es insbesondere die pentatonische Skala, die doch wohl in allen Bluessongs vorkommt - dieses "Herumdrücken" um große und kleine Terz, dieses Schwanken zwischen Dur und Moll, was dieses typisch melancholische Bluesfeeling ausmacht. Allerdings, rein die pentatoniche Skala ist es auch nicht, sonst wäre die schwarze-Tasten-Etüde von Chopin ein Blues. Die hat aber überhaupt nix bluesiges an sich, finde ich (schon eher die Schmetterlingsetüde, die für mich ein Vorläufer eines Ragtimes darstellt, und Ragtime und Blues liegen auch dicht beieinander).
Mich würden andere Meinungen sehr interessieren, woran man festmachen kann, dass etwas bluesig ist oder nicht.