Ich sehe das sehr locker - so viele Familien, so unterschiedlich kann alles sein. Viele, auch schon 6jährige Kinder wollen nicht, dass ihre Eltern dabei sind. Sie signalisieren sehr schnell, wenn die Anwesenheit der Eltern für sie unangenehm ist. Manche Kinder möchten es gern, zumindest am Anfang. Eltern haben auch unterschiedliche Wünsche. Für den Lehrer ist wichtig, dass eine evtl. Anwesenheit der Eltern den Unterricht nicht negativ beeinflusst. Dies kann sein, wenn
- das Kind sich unwohl fühlt, weil nun gleich mehrere Erziehungspersonen gleichzeitig im Raum sind und nicht nur einer (Gefühl, in die Zange genommen zu werden)
- es nicht weiß, wer nun das Sagen hat und mit wem der Unterricht stattfindet (mit dem Lehrer natürlich) , Folge: Ablenkung, Unkonzentriertheit, Unklarheit ...
- die Eltern ihre erzieherische Funktion weiter ausüben und sich in den Unterricht einmischen, so dass der Lehrer in seinem Dialog mit dem Schüler gestört wird
- die Eltern während des Unterrichts nichts sagen, aber nach dem Unterricht auf das Kind Druck ausüben und es kritisieren/loben......
All das lässt sich am besten über Gespräche regeln. Die Gründe für Entscheidungen des Lehrers - nur er hat die Kompetenz, solche Entscheidungen zu treffen -, lassen sich für Eltern und Kinder nachvollziehbar und verständlich darlegen.
Wenn es gelingt, kann die Anwesenheit der Eltern auch ein Vorteil sein. Im Geigenunterricht von kleinen Kindern ist die Anwesenheit der Eltern Pflicht, damit sie mit den Kindern zu Hause üben können. Ich hatte schon Eltern (sehr selten), die lange im Unterricht dabei gesessen und überhaupt nicht gestört haben. Ich hatte auch Eltern, bei denen schon eine Stunde Anwesenheit in einem Tränenausbruch ihres Sohnes endete und denen damit sehr klar wurde, dass diese Konstellation ungünstig ist.
Eltern sind oft unsicher, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie ein paar Stunden im Unterricht dabei sind (müssen sie dafür sorgen, dass das Kind sich benimmt, dass es konzentriert ist oder übernimmt der Lehrer die Verantwortung? .....) und da hilft es, wenn man ihnen als Lehrer sagt, dass sie sich vollkommen zurückhalten und entspannen können und ausschließlich Zuhörer sind. Man kann ihnen sagen, wie sie ihr Kind zu Hause unterstützen können - bisher waren alle Eltern froh über solche Tipps und Hilfen.
Mit Recht und Gesetz wird man kein Verständnis erzeugen. Da allen Beteiligten ein gelungener Klavierunterricht am Herzen liegt, sollte das auch nicht notwendig sein.
Es gibt natürlich auch den Fall, dass der Klavierunterricht sich in einer Krise befindet und Eltern mal zuhören möchten, wie der Unterricht abläuft. Ich wäre dann immer bereit, solchen Wünschen zu entsprechen. Ich bin ohnehin für einen offenen Unterricht, in dem auch andere Schüler und Fachkollegen zuhören können, wenn der Schüler zustimmt. Davon würden aus meiner Sicht alle profitieren.
Liebe Grüße
chiarina