Man kann Hintergrundmusik ja auch gut und kompetent spielen,
natürlich mit der der Hintergrundmusik inhärenten Vereinfachung
und emotionalen Verflachung.
[...]
Denn es muß erst das wirkliche Wissen und Können in den Stilen vorhanden sein,
aus denen sich die Barmusik speist, bevor man dann kompetent die nötige Vereinfachung
und Verflachung vornehmen kann.
Dann halte Dir Deine Formulierung vor Augen, um zu erkennen, was Du sagst.
Die Gleichsetzung
Vereinfachung = Verflachung ist nicht hinnehmbar.
Ich hätte mir im Leben nicht träumen lassen, daß ich einmal in die Verlegenheit komme,
ein mir ganz und gar fremdes Genre wie die Barmusik zu verteidigen.
Aber eine solche aus Dünkel heraus geäußerte Falschaussage bedarf der Korrektur.
Für die grundlegende Erkenntnis nochmal das Fisherman-Zitat:
Gehe ich zu einem Konzert/Session, dann will ich elektrisiert werden,
will möglichst Perfektion in allen Bereiche - in der Bar hingegen will ich
nicht swingen und nicht grooven, da will ich ausspannen - somit reden wir
von zwei GANZ VERSCHIEDENEN Versionen von Take Five.
ergänzt um ein Eigenzitat:
Barmusik ist Gebrauchsmusik - was nicht abwertend gemeint ist...
Diskretion ist gewissermaßen ihr größter Vorzug, sie soll weder stören noch fehlen.
Der Kunstcharakter tritt bei ihr in den Hintergrund, was nicht heißt,
daß Barpianisten nicht auch auf die Beherrschung ihres Metiers stolz sein dürften.
Barpianistik ist nichts für Rampensäue, die vor zahlendem Publikum ihren künstlerisch
verbrämten Exhibitionismus ausleben wollen. Ein Barpianist übt sich in Selbstzurücknahme.
Und ihrem Gebrauchscharakter zuliebe übt sich auch die Musik in Zurückhaltung.
Das ist der für mich in diesem Zusammenhang interessanteste Aspekt.
Harmonische oder rhythmische Extravaganzen werden abgemildert -
was aber nicht heißt, daß sie getilgt würden und es keinerlei Kontraste mehr gäbe.
Wer so denkt, hat vom Grundprinzip der Reduktion nichts begriffen.
Eine maßstabgetreue Verkleinerung verflacht nichts; die Relationen bleiben erhalten.
Und die Kunst in der Reduktion der Mittel besteht darin, das Ausgesparte
im Vorhandenen spürbar bleiben zu lassen, das Große im Kleinen zu verstecken.
Gruß, Gomez
.