Entschuldigt meine blöde Formulierung, ich versuche mal, das richtig zu stellen.
Selbstverständlich habe ich absolut nichts gegen ein Medizinstudium, ich stand mehrmals kurz davor, selber eines zu beginnen und liebäugele ab und zu immer noch damit.
Ich weiß auch bestens, wie anstrengend und zeitaufwendig das ist, denn ich habe mehrere Verwandte bzw. gute Freunde, die Medizin studieren. Die verdienen meinen größten Respekt und arbeiten von früh bis spät.
Jeder kennt das ja beim Klavierspielen - je besser man wird, desto höher schielt man. Ein Anfänger denkt, er wäre glücklich, wenn er den a-moll-Walzer spielen kann, sobald er den kann, schielt er zum Fantasie-Impromptu, ist das auch geschafft, kommt die 1. Ballade, kann man die auch, will man die 24 Etüden und Klavierkonzerte spielen, und sollte man das auch mal geschafft haben, ist man auch längst noch nicht zu frieden, weil man von den Leistungen einer Argerich oder eines Sokolov noch so unglaublich weit entfernt ist, dass man sich immer noch fast wie ein Anfänger vorkommt.
Das bedeutet, dass man, sobald man ein Ziel erreicht hat, sofort wieder an einem neuen Anfang steht, der auf ein neues Ziel ausgerichtet ist.
Was dazu kommt, ist der Vergleich mit anderen, die grundsätzlich immer alle besser sind, schneller und effktiver Stücke einüben, souveräner spielen, mehr (oder überhaupt mal) Wettbewerbe gewinnen usw.
Das ist großer Psycho-Stress.
Das ist in vielen anderen anderen Studiengängen nicht ganz so stark ausgeprägt, wage ich zu behaupten, da viele Erstsemester die gleiche Grundlage haben (Abitur) und darauf ihre Spezialisierung aufbauen.
Im Musikstudium hat ein großer Teil der Arbeit bereits vorher stattgefunden, und da war oft keine Chancengleichheit gegeben. Bzw. wir haben einen hohen Anteil an Asiaten, die schon bei sich ein Studium abgelegt haben.
Selbstverständlich hat man in allen Studiengängen einen hohen Lernaufwand, ich will da wirklich nichts niederreden.
Das ist sogar recht angenehm im Klavierstudium: Man kommt nach Hause und muss meistens nichts mehr tun, weil die Anzahl an Hausarbeiten usw. vergleichsweise sicher geringer ist.
Dieses "nie fertig sein" hat also auch viel mit der großen Konkurrenzsituation zu tun, der man im Vergleich mit den anderen Klavierstudenten und Pianisten ausgesetzt ist. Man bekommt also viel Druck von allen Seiten, und den größten von sich selbst. Und hat dabei immer im Hinterkopf - wenn du nicht zu den besten gehörst, bekommst du keine gute Arbeit.
Wenn man dem irgendwie gerecht werden will, hat man wirklich fast unendlich viel zu tun - neben den Pflichtfächern kann man noch Tonsatz und Gehörbildung üben, außerdem Blattspiel, sich in der Kenntnis der Klavierliteratur weiterbilden, viele, viele Konzerte besuchen, Prüfungen anhören, sich mit anderen Studenten austauschen, Literatur zum Thema lesen, Kammermusik machen, Sport machen. Und natürlich ganz viel üben, und wenn man 6 Stunden geübt hat, ist man immer noch nicht zufrieden, weil man nicht effektiv genug geübt hat...
Man muss sich selbst Grenzen setzen, sonst kann man das kaum aushalten.